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Kapitel 7

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Lee war für das Gefecht an der Abwurfzone zu spät dran, deswegen musste er über den Vorfall informiert werden, während er schnell auf das Tactical Operations Center zulief. Immer noch war in der Nähe Gewehrfeuer zu hören, und er bemerkte, dass sich um ihn herum alle Soldaten auf die Bedrohung konzentrierten. Der Command Sergeant Major hatte bereits ein Spezialkommando losgeschickt, das sich um den Fall kümmern sollte. Tatsächlich gab es für Lee kaum mehr zu tun, als auf die abschließenden Berichte zu warten.

Das Tactical Operations Center war im Wesentlichen ein mobiler Kommandotrailer, den man auf ein sogenanntes Light Medium Tactical Vehicle montiert hatte – ein Fahrzeug, das umgangssprachlich als Truck bezeichnet wurde. Mit seinen Zusatzmodulen, die innerhalb einer Stunde auf- und wieder abgebaut wurden, konnte das mobile TOC schneller in Einsatz gebracht werden als das traditionelle Vielzweckzelt und es bot besseren ballistischen Schutz für die Einsatzkräfte im Inneren. Normalerweise befanden sich nur drei Stabsmitglieder an Bord, neben ihm noch der Sarmajor und Walker.

Heute entdeckte er allerdings weitere Leute, die um das Fahrzeug herumstanden, inklusive eines großen Mannes in Zivilkleidung, der sich Lee erwartungsvoll zuwandte, als dieser auf sie zueilte.

»Colonel Lee?«, fragte der Mann.

Lee ignorierte ihn und wandte sich an Walker. »Wie lautet der Lagebericht?«

»Ein Gefecht an der Abwurfzone«, antwortete Walker. »Überraschungsangriff. Die Soldaten haben die Lage unter Kontrolle und Turner sorgt dafür, dass alles sicher ist.«

»Wie kommt es, dass es die Klowns schaffen, einen Angriff innerhalb unserer Sicherheitszone zu starten?«, fragte Lee. Er deutete zu dem Bereich hinüber, auf dem der größte Teil des Bataillons campierte. »Hier ist doch alles in Ordnung. Wie konnte der Feind hinter unsere Linien vordringen?«

»Es war ein Überraschungsangriff«, fing Walker wieder wenig überzeugend an.

»Colonel Lee? Das liegt daran, dass Ihre Truppen ausbluten«, warf der große Mann ein, der Zivilkleidung trug.

Lee wandte sich, verärgert durch die Unterbrechung, direkt an den Mann. »Sir, ich bitte Sie, für einen Moment ruhig zu sein.«

»Du wirst noch in Stille ertrinken, Sohn. Es wird Zeit, sich die Musik anzuhören.« Der Mann wandte sich an Walker. »Major, wollen Sie nicht hier und jetzt Ihre Sünden beichten?«

»Sünden?« Lee blickte zu Walker hinüber. »Walker, worum geht es?«

Walker seufzte und zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus seiner Tasche. »Das hier hat mir Command Sergeant Major Turner gegeben, kurz bevor der Kampf losging.« Er reichte den Zettel an Lee weiter, der ihn sofort auseinanderfaltete. Es war eine Namensliste, die in gut lesbaren Großbuchstaben mit der Hand geschrieben war. Lee erkannte einige der Namen darauf. Hinter jedem Namen stand ein spezifisches Erkennungsmerkmal: AWOL. Abwesend ohne offizielle Erlaubnis.

»Was zur Hölle ist das?«, fragte er und starrte dabei wieder Walker an.

»Ihre Leute desertieren, Colonel«, sagte der große Mann. »Ihre Kampfkraft verringert sich jeden Tag, und das geht schon seit Tagen so, wenn nicht sogar seit Wochen.«

Lee konnte seine Frustration nicht länger im Zaum halten. »Und wer zur Hölle sind Sie?«

»Colonel, das ist Colonel Kief Tackaberry, ehemals bei der Seventh Light Infantry«, antwortete Walker. »Colonel im Ruhestand, möchte ich hinzufügen.«

»Seventh Light?« Die Division war bereits außer Dienst gestellt worden, lange bevor Lee der Army beigetreten war. »Okay, gut, freut mich, Sie zu treffen, Sir …«

»Und ob Sie das freuen sollte«, erwiderte Tackaberry. »Lee, Sie befinden sich hier in einer wirklich beschissenen Lage.«

Lee blickte von dem pensionierten Offizier wieder auf Walker. »Hören Sie, wir haben es immer noch mit einem Feindkontakt zu tun. Gibt es also irgendeinen Grund dafür, dass Colonel Tackaberry hier herumsteht und nach meinen Eiern schnappt, Major?«

»Ihre Leute desertieren«, wiederholte Tackaberry, wobei er betont langsam sprach, als wäre Lee ein Idiot. »Sie können die Sicherheit nicht mehr mit Ihren regulären Truppen aufrechterhalten. Sie müssen aufstocken, und je länger Sie hierbleiben, desto mehr werden Sie zu einem einladenden Ziel.«

Lee grunzte. »Nun, tatsächlich haben wir einen Marschbefehl erhalten. Also, danke, aber wir ziehen hier ab.«

Walker hob die Augenbrauen. »Wir haben Befehle, Sir?«

Lee nickte. »Direkt vom CJCS. Sobald wir alles unter Kontrolle haben und die Versorgungsgüter, die uns geschickt wurden, verladen sind, müssen wir auf die Straße.« Lee wandte sich an Tackaberry. »Colonel, Sie und der Rest der Leute, die nicht zu den Kampftruppen gehören, werden hierbleiben. Wenn wir abmarschiert sind, schließen Sie die verdammte Tresortür und öffnen sie auch nicht für irgendetwas oder irgendjemanden wieder.«

»Ich komme mit Ihnen, Colonel«, sagte Tackaberry. »Sie brauchen mehr Männer.«

Lee schnaubte und schüttelte den Kopf. »Sir, ich habe keinen Zweifel daran, dass Sie ein guter Soldat und ein fantastischer Anführer waren, aber wir haben keine Zeit, neue Gesichter in unsere vakanten Truppenplätze zu integrieren. Wir müssen uns in Bewegung setzen, und zwar sehr schnell.«

»Ich habe siebenundzwanzig Soldaten, die alle ihre volle Dienstzeit absolviert haben«, fuhr Tackaberry fort, als hätte Lee nichts gesagt. »Wir sind in Philly zusammengekommen, und alle stehen unter meinem Kommando. Alle sind gestandene Soldaten, alle sind kampferprobt, und alle sind entschlossen, diese Nation von den Crazies zurückzuerobern. Wir kennen die Herausforderung, dass, wenn wir mit dieser Mission nicht erfolgreich sein sollten, alle, die uns wichtig sind, sterben werden.« Er deutete auf Lee, bevor dieser ihn unterbrechen konnte. »Das 55ste wird verheizt, Colonel. Ich verstehe, dass Sie diesen Rang übernommen haben, und gehe davon aus, dass er Ihnen inzwischen offiziell verliehen wurde – Glückwunsch, denn Beförderungen sollten nach Verdienst erfolgen und nicht durch ein Komitee. Ich bin froh, dass Sie das erledigt haben. Aber die Wahrheit ist, dass Sie nicht über die umfassenden Erfahrungen verfügen, die man benötigt, um ein Bataillon zu führen. Ich biete Ihnen mich und die Kämpfer unter meinem Kommando an, und wir werden Ihnen helfen, die Überreste Ihrer Einheit sicher und kampffähig zu halten.«

»Wir können Sie nicht in unsere Truppe aufnehmen, Colonel. Wir können es einfach nicht.«

Tackaberry legte seinen Kopf schräg. »Junge, das ist völliger Bockmist, und das wissen Sie auch. Sie können alles tun, was Sie wollen, und es ist taktisch sinnvoll, Personal aufzustocken, wann immer es möglich ist. Dort unten hat das 3rd Infantry Regiment die Dinge im Griff, und mit den paramilitärischen Kämpfern, die hierbleiben, wird es in der Lage sein, diese Einrichtung so lange zu sichern, wie die Vorräte reichen. Unsere Dienste werden hier nicht gebraucht. Für Sie sind wir vielleicht nur ein Haufen alter Männer, aber wir können immer noch alles, was wir gekonnt haben, als wir jünger waren. Doch für uns alle ist die Straße im Rückspiegel viel länger als jene, die wir durch die Windschutzscheibe sehen. Wir können noch einen Beitrag leisten, aber wenn Sie uns auf Eis legen, dann auf eigenes Risiko, denn wir nähern uns unserem Verfallsdatum.«

»Wir brauchen tatsächlich mehr Schützen, Sir«, warf Walker ein. »Wir sind noch ziemlich weit von Florida entfernt.«

»Florida?« Tackaberry schüttelte den Kopf. »Noch besser. Wir können uns bis dahin durchkämpfen und uns dann zur Ruhe setzen. Und alle Beteiligten gewinnen, Lee.«

Lee seufzte, von allem frustriert, was gerade passierte. Die Desertionen, der Angriff aus dem Hinterhalt, die Tatsache, dass ihm ein alter Stabsoffizier mit zu hohem Rang und zu vielen Dienstjahren auf dem Buckel plötzlich einen Trupp Senioren unterschieben will. Und noch mehr frustrierte ihn, dass er diesen Vorschlag nicht ablehnen kann, nicht, wenn die Liste, die er weiterhin in der Hand hielt, korrekt war.

»Colonel, ich muss das mit meinem Stab besprechen. Mit Major Walker, sowie Sergeant Major Turner und Captain Beach, der mein neuer Battle Captain ist. Wenn sie dem nicht zustimmen – besonders Turner nicht – dann muss ich Sie respektvoll bitten, hier in High Point zu bleiben und das 3rd bei allen lebenserhaltenden Operationen zu unterstützen, bei denen sie Hilfe benötigen.«

»Und wenn wir uns Ihnen bei dem Marsch anschließen?«, fragte Tackaberry.

Lee überlegte einen Moment und zuckte dann mit den Schultern. »Das besprechen wir später.«

»Ich werde Ihnen keinen Ärger machen, Lee«, sagte Tackaberry. »Falls Sie deswegen Bedenken haben … ich will kein Bataillon leiten, das jetzt im Grunde zwei Kompanien stark ist. Das ist es nicht, weswegen ich hier bin. Lassen Sie mich das klarstellen.«

»Verstanden. Und ich weiß das zu schätzen, Sir.«

»Wann kann ich mit Ihrer Entscheidung rechnen? Meine Jungs können in fünfzehn Minuten einsatzbereit sein. Der Tag ist schon ein paar Stunden alt, ich bin mir sicher, wir haben inzwischen alle unser Geritol, die CSE-Hemmer und die Multivitamine eingenommen«, fügte der große Colonel mit einem Lächeln hinzu.

»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Sir. Trommeln Sie Ihr Team zusammen und treffen Sie mich hier in einer Stunde wieder. Bis dahin sollte ich wissen, wie die Dinge laufen werden«, antwortete Lee. »Major Walker und ich haben noch ein paar Dinge zu besprechen, also wenn Sie uns jetzt entschuldigen …«

Tackaberry nickte. »Sicher, Colonel. Wir sprechen uns in einer Stunde.« Mit diesen Worten ging der pensionierte Colonel davon. Ein einzelner Gewehrschuss ertönte in der Nähe. Lee wandte sich grübelnd in die Richtung um.

»Sir, wenn wir eine Mission haben, sollten wir besser sofort mit der Planung beginnen«, sagte Walker. »Turner ist vor Ort, er hat die Situation unter Kontrolle.«

»Wie lange verlieren wir schon Soldaten durch Fahnenflucht, Walker?«, fragte Lee. Er starrte immer noch in die baumgesäumte Ferne, in Richtung der festgelegten Abwurfzone. Schwarzer Rauch stieg in die Luft, und zwar so viel, dass ihm klar wurde, dass das Bataillon gerade ein weiteres Fahrzeug verloren hatte.

»Seit Philadelphia, Sir«, antwortete Walker.

»Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«

»Wir mussten uns um andere Dinge Sorgen machen, Colonel. Zum Beispiel, am Leben zu bleiben. Dinge, wie aus Philly herauszukommen, einen Konvoi von Zivilisten zu beschützen, High Point zu befreien.«

»Sie sind nicht davon ausgegangen, dass ich das wissen sollte?« Lee wandte sich wieder zu Walker um und starrte ihn direkt an.

Walker seinerseits zuckte nicht zurück. »Ist das tatsächlich eine Überraschung für Sie?«, fragte er. Bevor Lee antworten konnte, sprach er weiter: »Sie mussten sich auf die Mission konzentrieren, die darin besteht, das Bataillon nach Florida zu bringen. Es wäre nur eine Ablenkung gewesen, Ihnen diese Personalprobleme mitzuteilen. Außerdem … welche Anreize, bei der Einheit zu bleiben, können wir einem Soldaten anbieten, wenn die Menschen, um die er sich sorgt, anderswo möglicherweise angegriffen werden?«

»Abgesehen von der Tatsache, dass wir in Florida mehr Möglichkeiten haben werden, ihnen zu helfen? Sonst natürlich keine«, sagte Lee. »Walker, wir führen diese Art von Diskussion ständig. Halten Sie nicht noch einmal Dinge zurück, vor allem nicht solche wie diese, die meine Führungsfähigkeit direkt beeinflussen. Denn dann werde ich Ihren Kopf auf einen Stock spießen. Glauben Sie bloß nicht, dass ich das nicht tun werde. Dessen sollten Sie sich sehr bewusst sein. Verstanden?«

Walker nickte langsam. »Verstanden, Colonel. Verstanden.«

Lee deutete mit dem Kinn in Richtung TOC. »Lassen Sie uns jetzt reingehen, unsere Updates holen und dann mit der Planung des Abmarsches beginnen.«

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