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Kapitel 3

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Das Bataillon blutete aus.

Command Sergeant Major Doug Turner richtete sich auf und sah seine höherrangigen Unteroffiziere über die verbeulte Motorhaube seines Humvee hinweg an. Die Morgendämmerung war noch nicht ganz angebrochen, sodass die Männer eher wie Trugbilder als wie Soldaten wirkten, ihre Mienen waren trotz des sich im Osten langsam aufhellenden Himmels nicht zu deuten. Er hätte seine Rotlicht-Taschenlampe auf sie richten können, aber das war unnötig. Turner wusste, was er sehen würde. Bei vier Männern mit zusammengenommen über hundert Jahren militärischer Erfahrung würde sie ihm nicht mehr als einen Haufen knallharter Arschlöcher zeigen.

»Bist du dir da sicher?«, fragte er. »Weide? Bist du wirklich sicher?«

»Sie werden nicht nur vermisst, Doug. Das haben uns die Kommandeure ihrer Einheiten bestätigt und trotzdem haben wir auch noch selbst nachgesehen. Sie sind abgehauen.«

Turner sah den Mann an, der neben Weide Zhu stand. »Boats?«

First Sergeant Boats zuckte leicht mit den Achseln, die Bewegung war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Er hielt seine zuverlässige Remington 870 Schrotflinte in beiden Händen. »Was soll ich sagen? Der Scheiß ist wirklich wahr.«

»Es passiert schon eine ganze Weile«, sagte Master Sergeant Riggs. »Zunächst waren es immer nur einer oder zwei, und wir konnten nicht sicher sein, ob sie nicht während der ganzen Feindkontakte im Kampf getötet worden waren. Doch jetzt? Wir sind uns inzwischen ziemlich sicher.«

»Nachdem jeder herausgefunden hat, dass die Präsidentin ein Klown ist, fangen immer mehr Soldaten an, sich aus dem Staub zu machen«, ergänzte Sergeant First Class McAllister. »Um die Wahrheit zu sagen, ich würde vermutlich dasselbe tun, wenn meine Familie nicht hier wäre. Zu wissen, dass sich die oberste Führung des Landes mit diesen Monstern einlässt, reicht aus, um mich dazu zu bringen, euch allen sagen zu wollen: Fickt euch!«

Turner richtete seine Taschenlampe wieder auf die handschriftliche Liste, die ihm die Soldaten erst vor wenigen Minuten übergeben hatten. Er betrachtete die Namen, die alle in Boats’ makelloser Blockschrift notiert worden waren. Und am Ende war die Auflistung zusammengerechnet worden.

»Ihr wollt mir also erzählen, dass innerhalb von vier oder fünf Tagen über sechzig Soldaten vom Bataillon desertiert sind und ihre ganze Ausrüstung mitgenommen haben.« Das war keine Frage. Turner hatte bereits selbst gespürt, wie die Stärke des Bataillons versickerte, eine Art seltsame Vorahnung, die er in seinen Knochen spürte. Dass seine Bully-Boys ihm die Beweise für diesen Auflösungsprozess gebracht hatten, hätte ihn nicht überraschen sollen, aber für Turner fühlte es sich trotzdem so an, als wäre er direkt in den Bauch geschlagen worden. Soldaten beim Heer waren auch nur Menschen, und Menschen wurden unter ständigem Stress müde und erschöpft. Doch Lightfighter spielten in einer ganz anderen Liga. Sie sollten in der Lage sein, das alles abzuschütteln. Sicher, auch sie hatten genörgelt, aber alle Soldaten meckerten herum, das war eine Grundvoraussetzung. Doch reichte das wirklich aus, um zu desertieren?

»Ja, aber erst, nachdem sie sich mit zusätzlicher Munition und weiteren Vorräten versorgt hatten«, sagte Riggs. »Allerdings haben sie sich nicht mit irgendwelchen Fahrzeugen aufgehalten. Da draußen gibt es viele zivile Transportmittel, die höherwertiger sind.«

»Keine Sorge, Doug«, sagte Boats. »Sie sammeln sich wahrscheinlich gerade beim nächstgelegenen Cadillac-Händler und reißen sich alle Escalades unter den Nagel, die sie in die Finger bekommen können, um damit ihre Stripper-Freundinnen aufzugabeln. Sie sollten also leicht aufzuspüren sein.«

Weide regte sich. Als er sprach, hatte seine Stimme keinen scherzhaften Unterton. Er klang absolut geschäftsmäßig. »Nun, okay. So sieht es aus, Sarmajor. Je länger wir hierbleiben, desto mehr werden wir ausbluten. Wenn wir ausrücken, werden die Jungs und Mädchen weniger Lust aufs Desertieren bekommen. Sie werden viel zu beschäftigt sein, um darüber nachzudenken. Im Moment haben wir dieses Gebiet unter Kontrolle, und die Klowns können sich nicht mit uns anlegen. Aber hier es ist einfacher für Soldaten, über den Zaun zu verschwinden. Auf der Straße ist das etwas ganz anderes.«

»Aber wir haben etwa sechzig Gewehre weniger als noch am Montag. Für mich sieht das auf dem Papier überhaupt nicht positiv aus«, sagte Riggs. »Scheiße, vielleicht sollte ich ja auch desertieren.«

»Würdest du das machen? Bitte?«, antwortete Boats.

»Leck mich, Boats. Du warst doch bei der Küstenwache, da kannst du das, und ich bin mir sicher, du bist darin fantastisch.«

»Was glaubst du, wie ich zum reichsten Mann des ganzen Regiments geworden bin, Schnuckelchen?«

»Du hast diese Zahlen von den jeweiligen Kommandeuren der Einheiten bekommen?«, fragte Turner und sah Weide an. Der Verlust von etwa sechzig Gewehren in einer knappen Woche war ein ernstes Problem. Die wiederholten Angriffe der Crazies, die das Bataillon auf dem Weg von seiner ursprünglichen Militärbasis in Boston nach Süden hatte abwehren müssen, hatte die Einheit bereits erheblich geschwächt.

»Ja. Und wenn nicht von ihnen, dann von den höherrangigen Unteroffizieren.« Weide machte eine kurze Pause. »Einige der Jungs sagten, sie hätten es dem Hauptquartier gemeldet.«

»Tatsächlich? An wen denn?«

»Dem XO.« Die Art und Weise, wie er den Dienstgrad betonte, zeigte Turner, dass Weide nicht viel von Major Walker hielt, dem Executive Officer des Bataillons. Turner selbst teilte diese Meinung nicht unbedingt, da er mit Walker, seit dessen Ankunft im Bataillon, mehr oder weniger die ganze Zeit über zusammengearbeitet hatte, aber das war im Moment nicht wichtig. Wirklich wichtig war hingegen, ob Walker den Colonel nicht über die Situation ihrer militärischen Stärke informiert hatte.

»Ich werde es Lee melden«, sagte Turner, faltete die Liste zusammen und steckte sie in eine seiner Taschen.

»Ja, das sollte jemand machen«, bestätigte Boats, »weil es so aussieht, als ob Major Buddy Fucker es nicht getan hat.«

»Ich hab’s verstanden, Boats. Ich kümmere mich darum. Danke, dass ihr die Lauferei erledigt habt, Leute. Jetzt macht euch wieder an eure Aufgaben … wir müssen uns um etwas kümmern, was immer noch für ein leichtes Infanterie-Bataillon gehalten wird.«

Die Männer nickten und verschwanden in der Dunkelheit. Turner blieb allein bei seinem Humvee stehen und überlegte, was zum Teufel gerade passierte. Gleichzeitig fragte er sich, ob Florida wirklich ein realistisches Ziel war, oder nur ein Traum, der es nicht wert war, geträumt zu werden.

FEUERPROBE (Retreat 5)

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