Читать книгу Rituale für Hipster & Heilige und alles dazwischen - Steve Kennedy Henkel - Страница 6
ОглавлениеWieso dieses Buch?
Es heißt, noch keine gute Geschichte habe mit „Ein stilles Wasser, bitte!“ angefangen. So ist die erste Flasche Wein auch schon leer, als wir auf dem Sofa eines Freundes sitzen und er fragt: „Warum machst du daraus eigentlich kein Buch?“ Daraus, damit meint er diese Geschichte.
Und wie geht’s?
„Und, wie geht’s?“ – „Ach, ganz gut, gerade nur ein bisschen stressig. Nächste Woche wird es besser.“ Hände hoch, wer das schon mal gesagt hat. Ich definitiv. Und ich habe es nicht nur gesagt, sondern auch geglaubt. Irgendwann wird’s schon besser.
Das ging sehr lange gut, bis es nicht mehr gut ging. Bis an einem Montag gar nichts mehr ging, weder Wichtiges noch Unwichtiges, nicht mal Zähneputzen. Ich habe ein bisschen gebraucht, um meine Prioritäten – eigentlich auch mein Leben – wieder auf die Reihe zu bekommen. Und zwar genau in der Reihenfolge.
Es wird nicht besser
Das Problem ist, wir denken, diese Woche, in der es besser wird, kommt von selbst, wenn alles Wichtige erledigt ist. Die Wahrheit ist: Es wird immer etwas Wichtiges geben. Solange dir jede Mail, jede Whatsapp und jede nice Idee diktieren, wie du den Tag zu leben hast, wird sich nichts ändern. Was sich ändern muss, sind deine Prioritäten.
Prioritäten made by Jesus
Jesus wirkt nie gestresst, obwohl ständig jemand etwas Wichtiges von ihm will. Er lässt sich den Tag nicht vom Stress diktieren. Er nimmt regelmäßig Auszeiten für sich und mit Gott. Er geht auf Berge und in die Wüste – Hauptsache allein. Und er macht genau das Gegenteil. Feiert, isst und trinkt mit Freunden und interessanten Leuten. Er sucht sich bewusst Quality Time mit Gott und mit Menschen, die ihm guttun. Wenn unser Leben aus der Balance kommt, dann liegt es meistens daran, dass wir von beidem zu wenig haben.
Rituale – Prioritäten ein Zuhause geben
Das alles ist kein Geheimwissen, aber es ist schwierig umzusetzen. Was mir beim Prioritätensetzen geholfen hat, sind Rituale. Der Philosoph Byung-Chul Han sieht in Ritualen ein Zuhause. Er nennt sie „Techniken der Einhausung“. Es sind Gelegenheiten, durch die meine Prioritäten in den Alltag einziehen und dort wohnen können.
Leben zwischen Pause und Party
Mich jeden Morgen in heiliger Ruhe zu sammeln, bevor die Wichtigkeiten des Tages auf mich hereinbrechen, geschieht zum Beispiel in der Coffee and Kosmos-Liturgie. So bleibe ich vertikal verbunden. Die Feste des Kirchenjahrs sorgen dagegen für meine horizontale Quality Time mit Menschen, die mir guttun. Das kann ich zum Beispiel in der Gin-Tonic-Liturgie feiern. Die Stärke von Ritualen ist: Wenn sie mal in deinem Herz und Alltag wohnen, musst du nicht mehr drüber nachdenken, ob du diese Priorität setzt – du machst es einfach.
Wenn du willst, fängt diese Woche, in der es besser wird, jetzt an.