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EINS Unqualifiziert

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„Was fällt Ihnen ein, wenn Sie den Namen Steven Furtick hören?“, fragte der Interviewer den bekannten Theologen.

Hey, die reden über mich!

Mit einem Satz war ich wieder in dem Raum, wo das Video lief, und freute mich insgeheim, im Mittelpunkt zu stehen. Ich hatte im Studium das Buch dieses Mannes über den geistlichen Dienst gelesen, und es schmeichelte mir, dass er meinen Namen kannte, obwohl wir uns noch nie persönlich begegnet waren.

Ich war auf dieses Interview genauso gestoßen, wie man auf die meisten YouTube-Videos stößt – indem ich mich im freien Fall in den Abgrund der „Empfehlungen“ gestürzt hatte, die am Bildschirmrand zu sehen sind. Nachdem ich das Video angeklickt hatte, war ich weggegangen, um mich für den Gottesdienst umzuziehen, und es war im Hintergrund weitergelaufen, ohne dass ich richtig zugehört hatte.

Bis ich wie aus dem Nichts das Allerschönste hörte: meinen eigenen Namen. Es ist ja immer toll, Anerkennung zu bekommen.

Außer wenn es gar nicht so ist.

„Was fällt Ihnen ein, wenn Sie den Namen Steven Furtick hören?“, fragte der Interviewer, woraufhin der Theologe den Kopf sinken ließ, um zu signalisieren, dass schon allein die Erwähnung meines Namens ermüdend war. Das brachte das Publikum zum Schmunzeln, und manche lachten sogar leise. Offenbar war allgemein bekannt, dass der Mann nicht gerade ein Fan von mir war.

Es folgte eine lange, gequälte Pause, eine entsprechende Grimasse, ein Blick, der durch Mark und Bein ging … und dann folgte die Urteilsverkündung:

„Unqualifiziert.“

Er brachte diese fünf Silben mit einem Abscheu hervor, der die Schwere und Endgültigkeit seines Urteils noch unterstrich. Nur der Hammerschlag nach der Urteilsverkündung fehlte.

Keine weiteren Ausführungen, keine genauere Begründung – mein ganzes Leben und meine Arbeit als Geistlicher in einem Wort zusammengefasst.

Nach dieser Antwort setzte der Moderator das Interview übergangslos fort.

Unqualifiziert.

Dieses Wort setzte alle Rädchen in meinem Kopf in Gang. Es fühlte sich seltsam an, weil ein Teil von mir sich verteidigen wollte (gegen YouTube?), während ein anderer Teil in Richtung meines Kritikers dachte: Du hast doch keine Ahnung, Junge.

Ja, ich habe zu kämpfen – mit meinem Jähzorn, mit meinem Fokus, mit meinen Motiven, mit meinen Essgewohnheiten, mit meinem Gebetsleben und mit meinem Geisteszustand – und diese Liste kratzt gerade mal an der Oberfläche.

Ich kenne meine eigenen Fehler und Schwächen besser als jeder andere. Ich brauche mir kein Online-Interview anzuhören, um mich unqualifiziert zu fühlen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem mich nicht das Gefühl packt, dass ich eigentlich kein Recht darauf habe, das zu tun, was ich tue, dass ich bis zum Hals in Schwierigkeiten stecke und dass ich all die Chancen und Segnungen, die mir zuteilwerden, gar nicht verdient habe.

Bin ich unqualifiziert?

Dieses Buch soll eine Antwort auf diese Frage sein. Ich schreibe es nicht als Reaktion auf dieses beliebige Interview auf YouTube, sondern ich stelle mir diese Frage selbst schon mein Leben lang, und vielleicht geht es Ihnen ja auch so.

Als ich mich auf den Weg begab, der zu diesem Buch führte, wollte ich endlich herausfinden, wie ich ganz tief in meinem Inneren selbst diese Frage beantworte. Ich wollte wissen, ob der besagte Theologe recht hatte. Ich wollte Klarheit darüber, ob diese leisen Zweifel, die immer wieder regelmäßig an mir nagen, innere Dämonen sind, die einfach ignoriert werden müssen, oder aber Warnsignale, die ich lieber beachten sollte. Ich wollte klären, ob ich meine Verantwortung mit Vertrauen in meine Berufung annehmen oder Panik bekommen und mich lieber verkriechen sollte, bevor ich alles in den Sand setze.

Sie haben sich wahrscheinlich auch schon das eine oder andere Mal unqualifiziert gefühlt. Vielleicht hatten Sie nicht das zweifelhafte Vergnügen, darüber via YouTube informiert zu werden, wussten aber auch so Bescheid.

Ich glaube, dass wir alle hin und wieder insgeheim mit Inkompetenzgefühlen zu kämpfen haben. Wir fragen uns, ob wir die Erwartungen erfüllen können, die an uns gestellt werden, und haben Angst, nicht zu genügen – was auch immer das für unsere konkrete Situation bedeuten mag.

Es kann ein Wesens- oder Charakterzug sein, irgendein Makel oder eine Schwäche, die Sie unbedingt verbergen möchten, wie beispielsweise ungezügelte Lust oder Jähzorn oder auch eine Sucht. Selbst wenn es etwas ist, das schon lange zurückliegt, leben Sie vielleicht ständig in geheimer Angst, dass es eines Tages mit Macht ans Licht kommen und alles zerstören könnte, was Sie sich aufgebaut haben.

Vielleicht hat es auch mit Ihrer unserer Rolle als Vater oder Mutter zu tun. Im Job haben Sie alles im Griff, nehmen es dort mit den Besten auf, aber privat sieht es ganz anders aus. Sie haben keine Ahnung, wie Sie mit Ihrem Teenager umgehen und ihn erziehen sollen und fühlen sich der Aufgabe absolut nicht gewachsen. Dabei ist Ihnen völlig klar, wie gefährlich dieser Zustand ist. Oder ganz tief in Ihrem Inneren wissen Sie, dass Sie in den geistlichen Dienst gehen sollen. Vielleicht gar nicht in den vollzeitlichen Dienst, aber auf jeden Fall in einen wichtigen geistlichen Dienst, sollen vielleicht ein Leiter/eine Leiterin, sein, jemand, der/die Entscheidungen trifft und Risiken eingeht. Doch Ihre Erfolgsbilanz ist bisher alles andere als beeindruckend, so dass Sie der Gedanke, sich da hinaus zu begeben, in panische Angst versetzt. Was, wenn Sie versagen? Und was ist, wenn durch Ihr Versagen andere mit in den Abgrund gerissen werden?

Viele Menschen kämpfen ihr Leben lang mit solchen inneren Zwiespälten. Ständig diskutieren und verhandeln sie mit den Stimmen in ihrem Kopf, die ihnen sagen, dass sie nicht genügen, dass sie absolut und gigantisch unqualifiziert sind.

In einem anderen meiner Bücher, Crash the Chatterbox (zu deutsch etwa: Zerschlag den negativen Gedankenkreis), geht es darum, wie wir eigene negative Gedanken sortieren. Im vorliegenden Buch soll es nun nicht darum gehen, einfach das zu ändern, was uns im Kopf herumschwirrt oder was wir sagen, sondern zu verstehen, wer wir zurzeit sind, damit wir werden können, wer wir sein sollten und wie wir gedacht sind. Es geht in dem Buch darum, die Vorurteile und Annahmen, die wir über uns selbst haben, schonungslos aufzudecken und zu überprüfen. Es geht darum zu erkennen, dass Gott die Quelle und der Ursprung unserer Zulänglichkeit ist.

Und ich habe in diesem Zusammenhang eine gute Nachricht für Sie. Wenn Sie sich einmal die großen Männer und Frauen der Bibel anschauen, dann finden Sie bei ihnen allen eine Gemeinsamkeit: Sie sind alle unqualifiziert. Gott hat nämlich die Angewohnheit, genau solche Leute auszusuchen, die leicht übersehen werden.

Unbrauchbar?

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