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Was qualifiziert mich eigentlich?

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Früher habe ich immer gedacht, dass die Reaktion auf mein Versagen darin bestehen müsse, es zu beheben. Ich war der Meinung, dass der Umgang mit meinen Schwächen zum Ziel haben müsste, sie durch Stärken zu ersetzen. Ich glaubte, das Geheimnis des Erfolges bestehe darin, möglichst perfekt, fehlerlos und so übermenschlich wie möglich zu wirken, und ich kam zu dem Schluss, dass es mein Charakter und meine Kompetenz sind, die mich qualifizieren oder eben disqualifizieren.

Doch der Maßstab, nach dem Gott uns beurteilt, ist ein ganz anderer als unser eigener. Das gilt auch für seinen Umgang mit unseren Schwächen. Wir müssen deshalb andere Kriterien finden, statt unsere Schwächen hervorzuheben und uns geradezu zwanghaft mit unseren Mängeln zu beschäftigen, sodass sie uns immer monströser vorkommen.

In den folgenden Kapiteln werden wir uns mit der Frage beschäftigen, was es bedeutet, nach Gottes Maßstab qualifiziert zu sein, und ich glaube, dass es die Art, wie wir uns selbst und andere sehen, auf den Kopf stellen wird. Bei mir war es jedenfalls so.

Wenn Ihnen klar wird, wie Gott Sie sieht, werden Sie zu der Freiheit und dem Selbstvertrauen gelangen, das er sich für Ihr Leben wünscht.

Und – nebenbei bemerkt – werden Sie beides niemals durch menschliche Fähigkeiten erreichen. Das ist eine Sackgasse. Sie können niemals so perfekt oder fehlerfrei sein, dass Sie allein auf dieser Basis Frieden mit sich haben können.

Frieden und Selbstvertrauen entstehen nur durch eines: durch Annahme.

In einer Kultur, die völlig fixiert ist auf Selbsthilfe und Selbstoptimierung, mag Ihnen dieser Gedanke vielleicht spontan widerstreben, aber es stimmt trotzdem.

Als Erstes geht es dabei um Gottes bedingungslose Annahme Ihrer Person. Gott kennt Ihre wahre Identität, und er liebt Sie genau so, wie Sie sind.

Als Zweites geht es aber auch um Ihre Selbstannahme, einschließlich Ihrer Schwächen. Das bedeutet zum einen, sich auch den Aspekten der eigenen Persönlichkeit zu stellen, die man vielleicht lieber einfach übergehen würde, und zum anderen bedeutet es, genau zu wissen, wer man in und durch Jesus ist (und wer nicht).

Und drittens geht es dabei darum, den Prozess zu akzeptieren, in dem Gott uns verändert. Gottes Wirken in unserem Leben hat nicht zum Ziel, unser wahres Selbst zu unterdrücken oder gar auszulöschen, sondern es soll die beste Version unser selbst zum Vorschein bringen.

Diese drei Begriffe – Identität, Schwäche und Veränderung – werden im Laufe des Buches immer wieder vorkommen, weil sie unmittelbar damit zu tun haben, fähig und qualifiziert zu sein.

Die drei haben eine Art zyklische Beziehung zueinander, die so funktioniert: Ich kenne mein „wahres Ich“ – meine Identität – nur zu gut. Ich weiß, dass ich viele Schwächen habe, was bei mir das Gefühl hervorruft, nicht qualifiziert zu sein. Ich versuche also, mich zu ändern und meine Schwächen zu beheben, aber schon bald macht sich die Realität bemerkbar. Ich merke, dass ich mich nicht selbst in Ordnung bringen kann, mit der Folge, dass meine Identität noch mehr leidet und ich mich noch weniger qualifiziert bzw. noch unfähiger fühle. Solange ich auf meine mangelnde Qualifikation nur mit noch mehr Anstrengung reagiere, sitze ich in einem Teufelskreis fest.

Macht bei Ihnen Ihr Versagen manchmal einen dermaßen heftigen Lärm, dass Sie Ihre Möglichkeiten und Chancen gar nicht mehr wahrnehmen? Sabotieren Ihre Selbstzweifel manchmal einen möglichen Erfolg schon, bevor Sie überhaupt zur Tür hinaus sind?

Die Kluft zwischen dem Menschen, der wir sind, und der Aufgabe, die wir gern bewältigen möchten, kann sich unendlich groß anfühlen, und am Ende stellt sich die Frage: Bin ich dafür eigentlich qualifiziert?

Um es gleich vorwegzunehmen – die Frage an sich ist nicht das Problem. Natürlich sollten Sie sich die Frage stellen, ob Sie für eine Aufgabe qualifiziert sind. Besonders dann, wenn Sie ein Flugzeug lenken oder Menschen am offenen Herzen operieren. In dem Fall überprüfen Sie bitte auf jeden Fall ganz genau Ihre Ausbildung, Ihr Wissen und Ihre Erfahrung. Man wird es Ihnen danken. Und es gibt ganz sicher auch ethische und moralische Standards, die nicht nur im geistlichen Dienst, sondern auf allen Gebieten gelten und aufrechterhalten werden sollten.

Wenn es aber um eher subjektive Fragen geht, dann vergessen Sie nicht, dass Ihre eigene Einschätzung nicht unfehlbar ist.

Und vielleicht – nur vielleicht – überschätzen Sie ja auch Ihre Unzulänglichkeiten und unterschätzen Ihre Gaben. Vielleicht ist ja die Tatsache, dass Sie die Erwartungen anderer oder ihre eigenen nicht erfüllen, gar kein K.o.-Kriterium. Vielleicht möchte Gott ja gerade etwas tun, das außerhalb Ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten liegt, und lässt sich durch Ihre Grenzen und Ihr Versagen viel weniger einschüchtern als Sie selbst.

Je mehr ich mich damit beschäftige, was die Bibel zu diesem Thema sagt, desto überzeugter bin ich, dass wir ein umfassenderes Verständnis von uns selbst und von Gott brauchen und dass wir unserer eigenen Meinung über unsere Schwächen und Probleme nicht zu viel Gewicht beimessen sollen.

Das Gefühl, nicht qualifiziert zu sein, führt nämlich oft zu einem sonderbaren Verhalten. Wir tun so, als bekämen wir alles bestens geregelt, obwohl gerade alles zusammenbricht. Oder wir glauben, dass alles zusammenbricht, obwohl gerade alles wieder zurechtkommt. Ständig vergleichen wir, und wir manipulieren und intrigieren, weil wir glauben, dass Tricksen die einzige Möglichkeit ist, das zu bekommen, was wir haben wollen.

Unsicherheit, Vergleichen, Manipulieren, Vortäuschen – das alles sind Folgen eines falschen Verständnisses davon, was es bedeutet, von Gott bejaht und qualifiziert zu sein.

Doch Gottes Lösung für unsere Defizite besteht gar nicht unbedingt darin, sie zu beheben. Wie wir auf den folgenden Seiten sehen werden, hat er eine viel bessere Idee.

Unbrauchbar?

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