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Betriebe (ab 0,5 ha) mit bestockter Rebfläche 2010 und 2016


Zum Vergleich: Weingüter, die an Discounter liefern, produzieren im Jahr mehr als 1,5 Millionen Flaschen. Das rechnete ich ihm vor und fragte, wie viele Mitarbeiter er habe, um neue Weine zu bestellen. Meinen Vorschlag, er könne doch erstmal auf Bioweine umstellen, nahm er nicht an, denn die lägen nicht so im Trend wie Naturwein.


Für gut wird demnach befunden, was sich viel und überall verkaufen lässt – diese Weine können nur ein bestimmtes Maß an Individualität haben, sie müssen allgemein kompatibel sein. Das nennt man Mainstream. Daher frage ich in meinen Weinproben nach Trinkgewohnheiten. Bei Weißwein werden Riesling und Grauburgunder genannt, dann lange nichts. Etwa 15 % der Teilnehmenden können noch drei, vier andere Sorten nennen. Dieser Teufelskreis aus Einkaufsgewohnheiten und entsprechenden Anforderungen des Handels hat eine arme Eintönigkeit in dieser so reichen Weinwelt geschaffen.

Selbst der Riesling und der Grauburgunder, die sich auch auf Gastronomiekarten finden, sollen stets wiedererkennbar schmecken. Da sich immer weniger Menschen geschmacklich beraten lassen, zu Fachhändler*innen oder in spezialisierte Restaurants mit geschultem Personal gehen, müssen Weinbeschreibungen eindeutig sein und lassen wenig Platz für Vielfalt.


Sich darüber zu wundern oder gar erbost darüber zu sein, ist mühsam. Jede*r Weinkund*in kann stattdessen als Teil dieser Kette auf sie einwirken. Das fängt damit an, das Getränk besser zu begreifen, Angaben auf Etiketten zu recherchieren und zu verstehen, sich als Kunde*in zu erkundigen. Das heißt auch infrage zu stellen, was für einen selbst ein guter Wein ist.

Bei Aldi findet man zum Beispiel diese Weinbeschreibung: »Die Qualitätsbezeichnung ›Classic‹ wird ausschließlich bei Weinen aus gebietstypischen, klassischen Rebsorten von gehobener Qualität verwendet. Dieser charaktervolle Riesling erfüllt in vollem Umfang diesen Qualitätsanspruch. Weinstil: Weißwein still, Trinktemperatur: 9–11 °C, Geschmack: halbtrocken, Anbaugebiet: Rheinhessen oder Pfalz, Herkunft: Deutschland, Rebsorte: Riesling. Der Wein passt gut zu folgenden Speisen: Fisch, Meeresfrüchte, Pasta, vegetarisch, 0,75-l-Flasche.« (Produktbeschreibung Riesling Classic Rheinhessen/Pfalz QbA 0,75l / aldi-sued.de)

Das Portal wein.de des Verlags der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) erklärt die Qualitätsbezeichnung »Classic« so:

Sie ist seit 2000 in Deutschland zulässig für Weine aus gebietstypischen, klassischen Rebsorten von gehobener Qualität. Pro Anbaugebiet sind zwischen einer und acht Rebsorten festgelegt. Mit Ausnahme des württembergischen Trollinger mit Lemberger dürfen die Weine nur aus einer dieser Rebsorten gekeltert werden.

Zudem sind sie Jahrgangsweine, was eine Auswahl nach individuellen Geschmacksvorlieben ermöglicht. Classic-Weine sind gehaltvolle, trockene Weine, deren Restzucker nicht über 15 Gramm pro Liter liegen darf und deren Alkoholgehalt ein Volumenprozent höher sein muss, als die entsprechende Qualitätsstufe im jeweiligen Anbaugebiet definiert. Der Winzer sucht das ideale Verhältnis von Säure zu Zucker. Der Begriff ›Classic‹ ist EU-weit geschützt, die Preise von Classic-Weinen liegen im mittleren Preissegment.« (Erlaubte Typen- und Qualitätsbezeichnungen beim Wein / wein.de)

Bezeichnungen wie »Classic« werden angeblich für die Verbraucher*innen gemacht, allerdings wissen die wenigsten davon. Zudem nützt es ihnen wenig, wenn im Ungenauen bleibt, was unter gehobener Qualität zu verstehen ist.

Während die Titel der Weine alle eine Definition haben, sucht man eine allgemein gültige für Qualität vergebens. Somit kann sich jedes Weingut in seinen Beschreibungen mit diesem Begriff schmücken, keiner fragt nach, was darunter wirklich zu verstehen ist.

KELTERUNG: Keltern = Pressen

BARRIQUE-FASS: ein rundes Holzfass mit einem Fassungsvermögen von 225 Litern. Bis 350 Liter darf man es in Deutschland »Barrique« nennen. Ob das Barrique neu oder schon oft mit Wein belegt war, macht dann den Unterschied im Geschmack aus. Holzfässer werden auch getoastet, also gebrannt, damit sie einen bestimmten Geschmack abgeben. Je kleiner das Fass, desto mehr Holzkontakt hat der Wein, desto mehr Einfluss hat es auf den Geschmack.

Die Namen für die Holzfässer sind immer Maßeinheiten. So haben wir in Deutschland zum Beispiel auch das Stück (1200 l) oder das Doppelstück (2400 l). Das Fuder fasst je nach Region 800 bis 1800 Liter Sie können rund oder oval sein.

Qualität sollte etwas mit dem Produkt an sich zu tun haben, daher folgt nun ein Blick in die Herstellung. In vielen Beschreibungen heißt es: »lag ein Jahr im alten Barrique-Fass« oder »ein Jahr auf der Hefe«, was aber noch nichts darüber aussagt, wie der Wein sonst hergestellt wurde.

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