Читать книгу Immer Ärger mit den Männern - Susan Andersen - Страница 8
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ОглавлениеJosie Lee überprüfte noch einmal ihren Lippenstift, hielt sich ihren kleinen Taschenspiegel in verschiedenen Winkeln vors Gesicht und bauschte ihre dunklen Locken mit den Händen auf. Als der Lift im zweiten Stock zum Stehen kam, klappte sie den Spiegel zu, warf ihn in ihre Tasche, strich sich kurz die Bluse glatt und atmete tief ein. Dies war ihr großer Augenblick.
Sie liebte Luke Gardner, solange sie denken konnte, doch sah er in ihr nie etwas anderes als die kleine Schwester seines Partners. Tja, das würde sich jetzt ändern. Solange Beau wegen seines Auftrags außer Haus wäre, würde sie ihre Chance nutzen und seinem Kumpel deutlich machen, dass sie kein kleines Kind mehr war.
Großer Gott, ich glaube, mir wird schlecht.
Nein. Sie würde es ganz sicher schaffen. Sie atmete so tief es ging durch ihre Nase ein, möglichst langsam wieder aus und wischte sich die feuchten Hände an ihrem kurzen Leinenröckchen ab. Jetzt oder nie, Mädel. Du schaffst es. Pack die Gelegenheit beim Schopf.
Sobald sie Luke erblickte, der den Telefonhörer am Ohr so weit über seinen Tisch gebeugt war, dass sich sein Hemd straff über seinen Schultern spannte, war ihre Aufregung verflogen. Immer noch war ihr siedend heiß und sie hatte den Eindruck, ein knallrotes Gesicht zu haben wie immer, wenn sie in seine Nähe kam, doch wie ein Eiswürfel auf einem Bürgersteig im Juli schmolz ihre Angst einfach dahin. Dies war der Mann, um dessen Gunst sie schon seit Jahren gebetet hatte, und zwar zum heiligen Franziskus in der festen Überzeugung, dass nur dieser Schutzpatron etwas von Warterei verstand. Sie hatte eine Todesangst gehabt, dass Luke eine andere fände, bevor sie endlich erwachsen wäre, doch das war, Gott sei Dank, bis heute nicht passiert – zumindest war ihm keine andere Frau begegnet, mit der er längerfristig ausgegangen war.
Tja, jetzt hatte sie’s geschafft, jetzt war sie erwachsen, und hatte lang genug geduldig abgewartet, dass er sie endlich wahrnahm. Wenn er sie auch heute nicht als Frau bemerkte, läge es nicht daran, dass es ihr an Mut gemangelt hatte, aktiv ihr Glück zu versuchen, dachte sie, holte ein letztes Mal tief Luft und marschierte fest entschlossen auf seinen Schreibtisch zu.
Nur, um sofort wieder stehen zu bleiben, als sie einen anderen Kollegen ihres Bruders traf.
Luke hielt mit einer Hand den Telefonhörer und suchte mit der anderen in dem Durcheinander auf der Schreibtischplatte herum. Wo zum Teufel steckte sein bescheuertes Notizbuch? Endlich fand er es an einer Stelle, von der er hätte schwören können, dass er sie schon x-mal abgetastet hatte, und blätterte es auf der Suche nach dem richtigen Eintrag mit dem Daumen durch. Dann las er dem Kollegen am anderen Leitungsende den relevanten Hinweis vor, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah direkt in Augenhöhe ... den wohl geformten Hintern einer Frau.
Wow. Sehr nett. Grinsend genoss er diesen hübschen Anblick. Die verschiedenen Arbeitsplätze lagen sehr dicht beieinander und die Frau hatte sich mit beiden Händen auf der Platte von McDoskeys Schreibtisch abgestützt. Während des Gesprächs mit ihm beugte sie sich weit genug nach vorn, dass der bereits kurze Saum von ihrem beigefarbenen Leinenrock tatsächlich noch ein Stückchen höher glitt. Dann nahm Luke aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und sah, dass sein Kollege Bettencourt seinen Stuhl etwas verrückte, damit auch er die Frau von seinem Platz aus besser sah. Grinsend blickten sie einander an, Luke atmete deutlich sichtbar aus und trommelte zum Zeichen der Bewunderung, die er empfand, mit einer Hand in Höhe seines Herzens auf seine breite Brust. Dann lenkte er seinen Blick zurück zu der ihm unbekannten Schönheit und ließ ihn dort verharren, während er weiter Antworten auf die ihm telefonisch durchgegebenen Fragen gab. Mann. Was für ein toller Hintern; vor allem aber faszinierten ihn die Beine, die als echte Weltklasse zu bezeichnen waren. Wer war dieses Prachtstück?
Es war, als hätte ihm jemand einen Baseballschläger in die Magengrube gerammt, als sie den Kopf drehte und er erkennen musste, dass das so genannte Prachtstück Josie Lee, Beaus kleine Schwester, war.
Himmel. Josie Lee war noch ein Kind. Tja, vielleicht kein Kind mehr, denn schließlich hatte sie vor kurzem ihren Abschluss in Tulane gemacht und war deshalb – ja, wie alt? – vielleicht zweiundzwanzig? Trotzdem. Beau hatte ihn am Vorabend extra gebeten, das Mädchen im Auge zu behalten, wenn er dienstlich außer Haus war. Luke war sich ziemlich sicher, dass die gründliche Begutachtung des Hinterns und der Beine seiner Schwester nicht das war, was sein Partner unter »im Auge behalten« verstand.
Der Detective am anderen Ende der Leitung stellte ihm eine Frage, und der Ungeduld in seiner Stimme war deutlich zu entnehmen, dass ihm ein Teil der Unterhaltung irgendwie entgangen war. »Was?«, fragte er denn auch blöde, schüttelte dann jedoch den ungewohnten Mangel an Professionalität entschieden ab. »Tut mir Leid, mir ist gerade etwas dazwischengekommen, was mich abgelenkt hat. Können Sie die Frage bitte wiederholen?«
Jetzt richtete Josie Lee sich wieder auf, sagte etwas zu McDoskey, was diesen zum Lachen brachte, machte auf dem Absatz kehrt und kam, während Luke sein Gespräch zum Abschluss brachte, lässig auf ihn zu.
»He, Luke«, grüßte sie mit warmer Stimme und sah ihn mit demselben unwiderstehlichen Grinsen wie ihr Bruder an. »Lange nicht mehr gesehen, was?«
Luke merkte, dass McDoskey ihr mit träumerischen Augen hinterhersah, was ihn aus irgendeinem Grund in Zorn versetzte. Deshalb antwortete er rüde: »Hallo, Kleines.« So nannte Beau sie auch manchmal, und Luke wusste genau, es machte sie verrückt.
Statt jedoch etwas Böses zu erwidern, setzte sie sich auf die Kante seines Schreibtischs, zog den Rock ein wenig in die Höhe, schlug die Beine übereinander und sah ihn lächelnd an.
Mühsam löste er den Blick von ihrem wohl geformten Oberschenkel und sah ihr ins Gesicht. »Uh, ist dies dein erster Arbeitstag oder kommst du nur vorbei, um den Vertrag zu unterzeichnen?«
»Ich habe heute Morgen angefangen, und weil ich gerade Mittagspause habe, dachte ich, ich komme rauf und sage Beau hallo.«
»Er ist heute nicht da.«
»Ja, das ist mir eingefallen, als ich mich mit McDoskey unterhalten habe.« Sie zuckte mit den Schultern, und als sie langsam ihren Fuß erst in die eine und dann in die andere Richtung drehte, blickte er auf ihre rot lackierten Zehennägel und den erstaunlich schlanken Knöchel, ehe ihre gut gelaunte Stimme seinen Blick erneut in Richtung ihrer Augen wandern ließ. »Ich glaube, dieser Job ist wirklich super, Luke. Wie sich herausgestellt hat, ist der Schwager der Schwägerin der besten Freundin von Camilla der Mann von meiner Chefin.« Sie bedachte ihn mit einem schiefen Lächeln. »Ist dies nicht einfach eine wunderbare Stadt?«
Luke spürte, dass auch er den Mund zu einem schiefen Lächeln verzog. Nichts liebten die Bewohner dieser Stadt so sehr wie Klatsch und Tratsch und die Tatsache, dass jeder jeden kannte. Wahrscheinlich war New Orleans die größte Stadt der Welt, in der es noch ein derart kleinstädtisches Miteinander gab.
»Tja, hör zu«, erklärte Josie Lee, glitt von seinem Schreibtisch, streckte eine Hand aus und strich mit einem Fingernagel über seinen Arm. »Ich bin sicher, dass du noch sehr viel zu tun hast, also will ich dich nicht länger stören. Ich wollte sowieso nur hallo sagen. Ich bin einfach so aufgeregt wegen des neuen Jobs und musste diese Freude mit irgendjemandem teilen. Ich bin wirklich froh, dass ich dich hier angetroffen habe.« Sie winkte ihm zum Abschied fröhlich zu. »Bis dann.«
Unfähig das Schwingen ihrer Hüften einfach zu ignorieren, als sie den Raum verließ, strich sich Luke geistesabwesend über die heiße Haut an seinem Unterarm und überlegte, was zum Teufel eben zwischen ihnen beiden vorgefallen war.
»Aber hallo, Beauregard Butler Dupree persönlich! Ich wollte es gar nicht glauben, als Tommy meinte, dass du auf der Suche nach mir bist. Wie komme ich zu dieser Ehre? Bist du vielleicht endlich schwach geworden und lädst mich zu einem tollen Abendessen ein?« Die spärlich bekleidete, üppige, blonde Bedienung, die urplötzlich aus der rauchigen Tiefe der Bar an ihrem Tisch erschienen war, blickte an ihm vorbei auf Juliet und meinte: »Huch, ich schätze nicht. Schließlich hättest du dann ganz bestimmt nicht deine Freundin mitgebracht.«
»Wen? Sie?« Gespielt ungläublig blickte Beau zwischen der Bedienung und Juliet hin und her. »Das ist nicht meine Freundin, Dora Schätzchen, das ist meine ...« Na was, du Held? Er konnte kaum behaupten, sie wäre seine Schwester, weil Dora als Freundin der älteren Schwester einer der Freundinnen von Anabel wüsste, dass das geschwindelt war. »... Cousine Juliet aus dem Norden. Sag hallo zu Dora Wexler, Cousine Juliet.«
»Hallo, Dora, freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
»Du weißt doch, dass meine ganze Liebe dir gilt«, versicherte Beau der Kellnerin. Tatsächlich war sie genau sein Typ, und er wusste wirklich nicht, weshalb er sie nicht schon längst einmal eingeladen hatte.
»Ja sicher, Süßer.« Dora strich mit einem blutroten, zweieinhalb Zentimeter langen Fingernagel über seine Wange und glitt mit ihrem vollen Busen über seinen Arm, als sie sich an ihm vorbei zu Juliet hinüberbeugte und erklärte: »Gerüchten zufolge hat Beau schon in der Schule als einziger Junge einen unglaublichen Bartwuchs gehabt, Juliet – haben Sie das gewusst?«
Beau spürte Juliets Blick wie eine Berührung auf seinem ständig dunklen Kiefer; dann jedoch sah sie an ihm vorbei auf Dora, die noch immer an seiner Seite klebte, und erklärte mit ihrer kultivierten Stimme: »Nein, das wusste ich noch nicht. Aber unsere Zweige der ... Familie ... standen einander auch nicht immer allzu nahe.«
Dora fand immer wieder neue Wege, sich verführerisch an ihn zu schmiegen, während sie die Unterhaltung mit der Frage weiterführte: »Dann ist dies also Ihr erster Besuch in Crescent City?«
»Ich war vorher schon mal hier, aber nur sehr kurz. Hier im French Quarter bin ich tatsächlich zum allerersten Mal.«
»Ohne Scheiß? Dabei ist dies die Gegend, in der am meisten los ist, Süße. Aber ich schätze, das finden Sie sehr schnell heraus. Tommy«, Dora nickte in Richtung des Barkeepers, der gemächlich das andere Ende des Tresens wischte, »hat mir erzählt, dass Sie noch einen Teil der Show mitbekommen haben. Hat sie Ihnen gefallen?«
»Sie war ... interessant.« Plötzlich verzog Juliet ihren Mund zu einem leisen Lächeln. »Ehrlich gesagt vollkommen anders als alles, was ich je zuvor gesehen habe. Am erstaunlichsten fand ich Boom Boom La Treque.«
»Wirklich dolle Titten, oder? Und besonders erstaunlich ist, dass sie ihr ganz allein gehören, wenn sie die letzten drei Monatsraten pünktlich zahlt.«
Beau rutschte ein wenig unruhig auf seinem Platz herum. Es war einfach zu heiß, um eine Frau an sich gepresst zu haben, und Doras Parfüm rief ein Gefühl des Schwindels in ihm wach. Warum zum Teufel war Juliet so freundlich? Er hatte angenommen, dass sie in dieser Umgebung angewidert ihre hübsche kleine Nase rümpfen würde oder zumindest etwas herablassend wäre, wenn sie mit Dora spräche – worauf er sich, da Dora ganz bestimmt nicht auf den Mund gefallen war, gemütlich hätte zurücklehnen und in aller Ruhe hätte mitverfolgen können, wie die Fetzen flogen. Verdammt. Das würde eindeutig nicht passieren. Also war es allerhöchste Zeit, dass er aufhörte herumzuspielen und sich daran erinnerte, weshalb er ursprünglich hierher gekommen war.
Er machte sich von Dora los. »Ich habe gehört, dass Clyde Lydet ein Stammkunde von euch ist. Ich muss mit ihm reden.«
Dora blickte ihn gespielt beleidigt an. “Ich dachte, du wärst meinetwegen hier.«
»Bin ich auch, Süße. Aber auch beruflich, und es wäre ganz einfach nicht richtig, meine Arbeit zu vernachlässigen, um meinem Vergnügen nachzugehen.«
Pünktlich zur nächsten Darbietung erklang wieder Musik und Dora musste ihre Stimme heben, damit er sie verstand. »Und weshalb hast du deine Cousine im Schlepptau, wenn du beruflich unterwegs bist?«
»Eine wirklich gute Frage«, stimmte Juliet der Bedienung unumwunden zu und sah Beau mit hochgezogenen Brauen an. »Warum schleppst du mich eigentlich mit?«
»Ach, Cousine Juliet, du bist wirklich ein kleiner Scherzbold.« Da eine Strähne ihrer Haare halb aus ihrem strengen, kleinen Knoten geglitten war, beugte er sich ein wenig vor, schob einen Finger in die goldfarbene Masse und bedachte seinen Schützling mit einem bösen Grinsen, als dieser, wie nicht anders erwartet, leicht zurückfuhr und sich dadurch die Strähne vollends aus dem Knoten löste. Zu seiner Überraschung schwoll der Haarstrang schnell zu einer dichten, weichen Locke an. »Du bist mir vielleicht eine. Wie kannst du nur so tun, als hättest du vergessen, wie versessen du darauf gewesen bist, mir bei meiner Arbeit zuzusehen.« Er schlang sich die Strähne mehrmals um den Finger und rieb geistesabwesend mit dem Daumen über das seidig weiche Haar, während er sich an Dora wandte und erklärte: »Sie macht mir wirklich Spaß. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass ich im Augenblick im Dienst bin, aber hat sie das interessiert? Nein, Ma’am, natürlich nicht. Sie hat mich geradezu auf Knien angebettelt, sie überallhin mitzunehmen, weil sie, wie sie sagte, bestimmt nie wieder die Gelegenheit bekäme, einem Profi bei der Arbeit zuzusehen.« Er zuckte bescheiden mit den Schultern. »Was blieb mir also für eine Wahl?«
»Ich glaube«, widersprach ihm Juliet kühl, »dass du es warst, der sich damit gebrüstet hat, was für ein toller Polizist er ist. Außerdem kann ich mich ganz bestimmt nicht daran erinnern, dich angefleht zu haben, dass du mich irgendwohin mitnimmst, Beauregard. Lass meine Haare los.«
Er wickelte die Strähne von seinem langen Finger, während Dora trocken kommentierte: »Ihr scheint euch nicht gerade zu lieben.« Was ein Gedanke war, der ihr ganz offenbar gefiel.
Beau blickte auf Juliets volle, ungeschminkte Lippen. Nun, die Situation verlangte geradezu, dass er Dora das Gegenteil bewies, und so beugte er sich noch dichter zu Juliet hinüber. »Oh, das würde ich nicht sagen«, murmelte er leise. »Das würde ich ganz bestimmt nicht sagen.« Natürlich ging es ihm ganz alleine darum, Juliet dazu zu bewegen, einen anderen Wachhund als ausgerechnet ihn zu verlangen.
»Ich schon.« Entschieden glitt Juliet von ihrem Hocker und baute sich, die gelöste Strähne über einem ihrer Augen, kerzengerade vor den beiden anderen auf. »Sie haben eine wirklich gute Menschenkenntnis, Dora. Und jetzt entschuldigt mich bitte einen Moment. Ich richte nur schnell meine Frisur.«
»Sie hasst es, zerzaust in der Gegend rumzulaufen«, murmelte Beau zufrieden; als Juliet jedoch am Ende des dämmrigen Korridors verschwand und er sich eingestehen musste, dass er ihr bewundernd hinterher gesehen hatte, verzog er das Gesicht und wandte sich mit möglichst geschäftsmäßiger Stimme wieder der guten Dora zu. »Hier ist meine Karte. Ich schreibe dir auch noch meine Handynummer und die Nummer von zu Hause auf. Ich möchte, dass du dich bei mir meldest, sobald sich Clyde Lydet blicken lässt. Es ist wirklich wichtig.«
Dann verzog er seinen Mund zu einem Grinsen. »Warum gibst du mir nicht auch deine Nummer, Süße, ich rufe dich an, sobald der Fall abgeschlossen ist, damit wir endlich einmal miteinander ausgehen.«
Er tauschte noch ein paar lässige, spielerische Sätze mit ihr aus und nahm die neueste Stripperin des Etablissements genau in Augenschein, bis er Juliet zurück in seine Richtung kommen sah und aufstand, um zu gehen.
Falls er eine gewisse Erleichterung empfand, weil die gelöste Strähne wieder sicher in dem straffen Knoten steckte, ging er dieser Empfindung ganz bestimmt nicht auf den Grund.
Cousine Juliet, sag hallo zu Dora. Cousine Juliet, sag hallo zu Charleen. Mit steinerner Miene saß Juliet in Beaus kostbarem GTO, der mit hohem Tempo die Straße hinunterschoss. Hi, Tammi Mae. Dies ist meine Cousine Julchen. Allmählich hatte sie von dem ätzenden Verhalten dieses kleinen Möchtegern-Jerry-Cotton die Nase gestrichen voll.
Anfangs war es ja durchaus noch amüsant gewesen, doch ihre Begeisterung war bereits nach kurzer Zeit verblasst. In der letzten Bar hatte es sogar einen Augenblick gegeben, in dem sie um ein Haar ihre Hand auf einen Körperteil geklatscht hätte, von dem eine Astor Lowell niemals auch nur spräche, um ihn dazu aufzufordern, leck mich hier, mein lieber Vetter Beau.
Doch selbstverständlich hatte sie es unterlassen.
Ihre Selbstbeherrschung hätte sie mit Stolz erfüllen sollen, denn schließlich hatte sie die Regeln ihres Standes sowie die Grundsätze, die ihre Großmutter ihr eingetrichtert hatte, ausnahmslos befolgt. Wie kam es also, dass sie eine solche Verbitterung empfand?
Als sie an einer roten Ampel stehen blieben, war das einzige Geräusch, das die Stille im Wagen seit Verlassen des French Quarter durchbrach, das dunkle Brummeln des Motors seines GTO. Beau sah sie von der Seite an. »He. Rosenknopse, du bist furchtbar still. Natürlich bist du auch sonst nicht unbedingt gesprächig, aber« – er bedachte sie mit einem gespielt besorgten Blick – »du wirkst obendrein noch ein wenig erhitzt.« Seine dichten, dunklen Wimpern flatterten ein wenig, als er seinen Blick in Richtung ihrer Schenkel wandern ließ, und Juliet wurde tatsächlich noch röter, als sie den feuchten Stoff von ihrem Kleid an ihren Beinen kleben sah. Dann sah er ihr wieder in die Augen und erklärte ihr mit einem leisen Lächeln: »Wir sind hier in Big Easy, Schätzchen – du solltest also besser lernen, alles etwas lockerer zu nehmen und deine Strumpfhose in der Kommodenschublade zu lassen.«
Der Mann war eine wirkliche Gefahr für die Gesundheit einer Frau. Sie hatte mitverfolgen müssen, wie er in jeder Bar geflirtet und so begeistert wie ein kleiner Junge Baseballbilder Telefonnummern gesammelt hatte. Er hatte sie behandelt, als wäre sie ein teurer, aber wenig intelligenter Schoßhund, und hatte versucht sie in Verlegenheit zu bringen, indem er tat, als würde er sie küssen. Ihr war heiß, sie war verschwitzt und sie fühlte sich manipuliert und regelrecht missbraucht.
Jetzt war es endgültig genug.
Ohne ihren Blick von seinen Augen abzuwenden, streifte sie sich die Sandalen von den Füßen, ertastete durch die Seide ihres Kleides das elastische Spitzenband am Ende ihres linken Strumpfs, hob ihr Bein ein wenig an und schob das Band so weit hinunter, dass es nicht mehr eng um ihren Schenkel lag. Dann griff sie unter ihren Rocksaum, schob ihn ein paar Millimeter in die Höhe, rollte das Nylon in Richtung ihrer Wade, streckte, als es seidig um ihren Knöchel fiel, die Zehen aus und zog den dünnen Strumpf vorsichtig über ihren Fuß.
Sie war der festen Überzeugung, dass ihr sexbesessener Wachhund von diesem kleinen Striptease zu Tode gelangweilt war, doch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie so etwas vor den Augen eines anderen getan, und ganz sicher nicht vor den Augen eines hormongesteuerten Machos, in einem Wagen mit offenen Fenstern, mitten in der Stadt. Trotzdem hatte sich ihr Unbehagen eindeutig gelohnt, denn er starrte entgeistert auf den zarten, blütenweißen Strumpf, den sie inzwischen in der Hand hielt, und fragte mit krächzender Stimme: »Himmel! Was zum Teufel soll das werden?«
»Ich befolge einfach einen guten Ratschlag.« Ermutigt wiederholte sie den Vorgang mit dem rechten Strumpf und erklärte ihm mit sanfter Stimme: »Es ist grün. Sie können fahren.«
Während die Fahrer hinter ihm schon ungeduldig hupten, legte er fluchend den ersten Gang ein und ließ, als er über die Kreuzung schoss, zwei deutliche Gummiflecken auf dem Asphalt zurück. Juliet legte ihre Strümpfe ordentlich zusammen und lehnte sich gelassen in ihrem Sitz zurück. Die kühle Luft, die ihre überhitzten Schenkel streifte, tat tatsächlich gut.
Doch sie hätte wissen müssen, dass ihre Zufriedenheit nicht lange währen würde ...
Denn wenige Minuten später bog Beau in die Einfahrt des Hotels, parkte den Wagen und kam um die Kühlerhaube des Fahrzeuges herum. In der Hoffnung, dass er sie anders als bisher nicht einfach grob von ihrem Sitz herunterzerren würde, reichte sie ihm höflich lächelnd eine Hand. »Tja, es war äußerst ... lehrreich«, murmelte sie, als er ihr tatsächlich etwas sanfter aus dem Wagen half. »Da es sich anscheinend nicht vermeiden lässt, sehen wir uns dann morgen wieder ...«
Da er sich nicht die Mühe machte, einen Schritt zurückzutreten, fand sie, als sie ausstieg, keinen Weg an ihm vorbei.
Sein Hemd klebte an seiner Brust, und er verströmte eine ungeahnte Hitze, als er seine Hände links und rechts von ihr auf das Dach des Wagens legte, sodass sie ihm nicht entkommen konnte. »Vergiss morgen, Zuckerbaby, der heutige Tag ist noch lange nicht vorbei. Ich habe noch fünf Stunden Dienst.«
»Wie bitte?«
»Ich bleibe dir noch fünf Stunden erhalten.«
»Aber das ist einfach lächerlich!«
»Genau das ist es. Du weißt das und ich weiß das. Aber du hast den stellvertretenden Revierleiter Pfeffer gehört: es ist mein Job, auf dich aufzupassen. Und ich bin stolz darauf, Befehle ordnungsgemäß auszuführen, die man mir im Rahmen meiner Tätigkeit als Polizist erteilt.« Er drehte seinen Kopf und schnupperte an ihrer Schläfe wie ein Bluthund, dem der Geruch von seinem Opfer in die Nase stieg. Dann neigte er den Kopf, hielt erst inne, als seine Nase fast an ihrem Hals lag, und sog ihren Geruch so tief wie möglich in sich ein. Juliets Herzschlag geriet vollkommen außer Kontrolle, und sie hielt völlig still. Schließlich aber hob er seinen Kopf ganz langsam wieder an und atmete leise zischend aus.
»So riecht also ein reiches Mädchen«, murmelte er und sah sie unter seinen dichten Wimpern hindurch an. »Nett.«
Dann trat er einen Schritt zurück und machte zum Zeichen, dass er ihr den Vortritt lassen wollte, eine ausholende Bewegung mit einer schlanken braunen Hand. »Wollen wir jetzt vielleicht reingehen?«
Juliet rang um Fassung, als sie vor ihm das Garden Crown betrat. Er war verrückt, er war einfach vollkommen verrückt. Etwas anderes konnte es nicht sein.