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FOCUSING10 Fallbeispiel

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Frank ist ein Mann Ende vierzig, Ehemann und Vater von vier Kindern. Er arbeitet als Krankenpfleger im Krankenhaus – oft in der Notaufnahme. Er kommt zu mir, weil er in den letzten Monaten Potenzstörungen bekommen hat. Im Laufe der Evaluation erfahre ich von ihm, dass er im gleichen Zeitraum verstärkt unter Migräneanfällen litt. Diese Information macht mich stutzig. Insgesamt wirkt Frank sehr angespannt. Ich empfehle die folgende Übung, die wir erstmalig gemeinsam in der Praxis unter meiner Anleitung durchführen. Mit Interesse beobachte ich, was Frank durch sie über sich in Erfahrung bringt. Sowohl die Potenzstörungen als auch die Migräneanfälle scheinen mit dem extrem starken Druck zusammenzuhängen, dem Frank bei der Arbeit ausgesetzt ist. Schon seit einiger Zeit spürt er das Bedürfnis, nicht mehr im Krankenhaus zu arbeiten. Diesen Gedanken verdrängt er aber immer wieder, weil er sich zurzeit aus finanziellen Verpflichtungen außerstande sieht, etwas an seiner beruflichen Situation zu ändern. Die Übung, die er dann auch zu Hause praktiziert, hilft ihm, seinem Körper mehr Gehör zu schenken und dadurch mehr zur Ruhe zu kommen. Sie verschafft ihm kleine Entspannungsmomente, die sich positiv auf seine Potenzstörungen auswirken.

Das Focusing ist eine besondere Form der Selbstwahrnehmung, die auch auf Achtsamkeit basiert. Dabei geht es hauptsächlich darum, den eigenen Körper und seine Befindlichkeit differenzierter kennenzulernen, um besser herausfinden zu können, was ihm gut tut und was er braucht. Diese Übung steht nicht unmittelbar mit unserem sexuellen Erleben in Verbindung. Doch oft können andere Bereiche unseres Lebens so belastend sein, dass sie unsere Lustbereitschaft einschränken, ohne dass wir es wahrnehmen.

Der Anfang der Übung gleicht der Grundform der Achtsamkeitsmeditation, die ich oben beschrieben habe. Sobald Sie die Aufmerksamkeit auf Ihren Körper gerichtet und sich bewusst gemacht haben, wie sich die verschiedenen Regionen Ihres Körpers anfühlen, bleiben Sie bei einem Körperbereich Ihrer Wahl. Stellen Sie sich dabei vor, Sie würden einen alten Freund nach langer Zeit wieder treffen. Und genauso, wie Sie es wahrscheinlich bei einem guten Freund tun würden, fragen Sie jetzt Ihren Körper, wie es ihm geht. Hören Sie aufmerksam zu, was er Ihnen zu erzählen hat!

Welche körperlichen Empfindungen sind in diesem Bereich? (Nehmen Sie hier physische Eigenschaften wahr und beschreiben sie diese, z. B. eng, weit, breit, dunkel, hell, warm, kalt etc.)

Atmen Sie weiter zu dieser Stelle hin und beobachten Sie, ob und wenn ja, inwiefern sich die Empfindungen verändern.

Fragen Sie nun, ob die Empfindung auch eine Gefühlsqualität besitzt (z. B. eine wütende Enge, eine ängstliche, dunkle Weite, einen hellen, leeren, einsamen Raum etc.). Wie verändert sich das Gefühl, wenn Sie sich die Zeit nehmen, es zu fühlen?

Fragen Sie dann, was Ihr Körperbereich bräuchte, um sich anders (besser) zu fühlen: Was hätte Ihr Körper gerne von Ihnen oder von der „Welt“? Horchen Sie weiter auf Ihren Körper und seine Botschaften. Schenken Sie ihm noch einige Momente ungeteilte Aufmerksamkeit.

Verabschieden Sie sich dann und versprechen Sie, noch mal vorbeizuschauen oder vielleicht das zu tun, was sich Ihr Körper von Ihnen gewünscht hat.

Sie können Focusing auch direkt für Ihr sexuelles Anliegen anwenden. In diesem Fall verfahren Sie so, wie eben beschrieben, nur dass Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Geschlecht lenken und es sprechen lassen. Beachten Sie dabei die Gefühle, Gedanken und Erinnerungen, die Ihnen in den Sinn kommen. Gehen Sie mit Ihren Fragen so weit, wie es Ihnen stimmig und richtig erscheint. Beenden Sie den Kontakt auch hier wie oben beschrieben.

Sex & Achtsamkeit

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