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Wie dieses Buch aufgebaut ist – eine kurze Gebrauchsanweisung

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Ob es „nur“ darum geht, die körperliche Funktionalität zu verbessern, oder aber darum zu klären, was uns mental daran hindert, Sex genussvoller zu erleben; ob wir uns mit den Beziehungsmustern beschäftigen möchten, die vielleicht zwischen uns und einer erfüllteren Sexualität stehen, oder unser sexuelles Erleben als Weg zu einer spirituellen Erfahrung entdecken möchten – all diese unterschiedlichen Aspekte werden in diesem Buch berücksichtigt. Es werden Wege und Mittel aufgezeigt, wie wir ausgehend von dem, was wir bereits können, d.h. ausgehend von unseren Ressourcen, unsere Grenzen zu erweitern und unser Potenzial zu entfalten vermögen. In diesem Sinne werden in dem vorliegenden Buch auch die sogenannten „sexuellen Funktionsstörungen“ berücksichtigt. Sie werden hier weniger als Fehler oder Mangel, sondern vielmehr als Sprungbrett für die Entwicklung und Entfaltung der sexuellen Persönlichkeit betrachtet.

Dieses Buch besteht aus theoretischen Teilen, Beispielen aus der Praxis sowie praktischen Übungen2 und Fragen, die dazu anregen sollen, sich eigene Erfahrungen und Einstellungen bewusster zu machen und sie möglicherweise zu verändern. Die theoretischen Ausführungen befassen sich mit dem Thema Achtsamkeit sowie mit den Grundlagen der Sexologie, der Wissenschaft, die das sexuelle Verhalten des Menschen und die Funktionsweise dieses komplexen Phänomens „Sexualität“ erforscht. Zudem lehne ich mich an das Sexocorporel-Konzept3 an, eine innovative sexualtherapeutische Methode, die auf der Wahrnehmung des Körpers und der Interaktion zwischen Geist und Körper (Embodiment4) basiert. Eine kurze Zusammenfassung der Grundideen verdeutlicht, warum es so wichtig ist, den Körper über Achtsamkeit wahrzunehmen und ihn in die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität einzubeziehen.

Es folgen zwei Kapitel, die sich ausführlicher damit beschäftigen, wie und auf welche Art eine Beziehung unsere Sexualität bestimmt und in welcher Weise die persönliche Geschichte Einfluss auf die eigene Sexualität (und Beziehungsfähigkeit) haben kann.

Anschließend werden die am stärksten verbreiteten funktionellen Störungen der Lustfähigkeit anhand von Fallbeispielen beschrieben und kommentiert.

Zuletzt rundet eine kurze Einführung in die Grundgedanken des Tantra-Yogas das Buch ab. In diesem Kapitel skizziere ich einerseits die Geschichte des historischen Tantra, andererseits stelle ich eine modernere Vision vor und beschreibe meine persönliche Verbindung zu dieser fernöstlichen Tradition, die eher als Neo-Tantra bekannt ist. Damit möchte ich eine Brücke schlagen, die die unterschiedlichen Aspekte des komplexen Phänomens „Sexualität“ miteinander verbindet: die körperlichen, mentalen, emotionalen und spirituellen Elemente, die immer in der eigenen Geschichte und in Beziehung entstehen und verankert sind.

Nun lade ich Sie ein, dieses Buch nicht nur zu lesen, um sich auf der intellektuellen, „informativen“ Ebene mit dem Thema Sexualität zu beschäftigen. Nehmen Sie es vielmehr als Angebot wahr, um aus der Welt des „intellektuellen“ Verstehens in die Welt des Fühlens und Erlebens einzutauchen. Wenn Sie sich die Zeit nehmen und die Ruhe gönnen, die Fragen zur Selbstreflexion zu beantworten und die entsprechenden Übungen durchzuführen, werden Sie schnell spüren, was für Sie besonders hilfreich ist. Denn die direkte körperliche Erfahrung ermöglicht einen ganz anderen Zugang zu jenen inneren Ressourcen, die den Selbstheilungsprozess in uns zu aktivieren vermögen.

Auch werden Sie durch die Fragen und Übungen mehr über sich und möglicherweise auch über Ihren Partner erfahren. Es ist nämlich bemerkenswert, wie oft wir Dinge als absolute Wahrheiten auffassen und hinnehmen, gerade in Bezug auf unser Sexualleben. Aber gerade die Infragestellung von Glaubenssätzen, die unsere Sexualität betreffen, bildet eine weitere wesentliche Grundlage bei der Klärung vorhandener Probleme. Über Fragen zum sexuellen Erleben und vor allem durch direkte körperliche Erfahrung gelangen wir zur inneren Reflexion. Diese setzt einen tiefen Klärungsprozess in Gang, der eine kognitive Restrukturierung bewirkt. Auf dieser Grundlage lassen sich viele Fragen und Probleme in Bezug auf die Sexualität beantworten und lösen.

Bei alldem beachten Sie jedoch bitte Folgendes:

Unser sexuelles Erleben ist so vielfältig und individuell wie wir selbst, deshalb mag nicht jede Übung oder Frage zu Ihnen oder Ihrer momentanen Situation passen. Doch insgesamt sind sie eine gute und fundierte Möglichkeit, das eigene sexuelle Potenzial zu erforschen und zu bereichern. Und noch eine gute Nachricht: Keinesfalls werden Sie irgendwelche unerfreulichen Nebenwirkungen erleben!

Dennoch ersetzen dieses Buch und die darin enthaltenen Übungsanleitungen bei bestimmten Problemen nicht den Besuch einer sexualtherapeutischen Praxis. Wenn Ihre Fragen weiterhin unbeantwortet bleiben sollten, empfiehlt sich eine professionelle Beratung. Oft reicht ein individuelles, informatives Gespräch mit einem sensiblen und kompetenten Therapeuten, um Impulse und Anregungen für die Lösung des Problems zu bekommen. Warten Sie darum nicht zu lange damit, den Weg zu einer Sexualberatung zu gehen.

Zum Schluss noch ein Gedanke: Sollten Sie ein „Problem“ im sexuellen Bereich haben, bewerten Sie es anders! Wie Sie sehen werden, wurzelt es in unterschiedlichen Bereichen Ihres Wesens, nämlich einerseits in den körperlichen, mentalen und emotionalen Lernschritten, die Sie im Laufe Ihres Lebens in Bezug auf Ihre Sexualität vollzogen haben und die sich stark gegenseitig beeinflussen, und andererseits in den Beziehungskonstellationen, in denen Sie sich aktuell befinden und die sich unmittelbar auf Ihr derzeitiges Erleben auswirken. Ihre persönliche Geschichte spielt immer eine zentrale Rolle. Sie ist das Fundament, auf dem Sie ihre Erlebensund Verhaltensmuster errichtet haben. Wenn Sie Ihr „Problem“ nun weniger als „Störfaktor“, der oft mit Scham und Schuldgefühlen besetzt ist und „beseitigt“ werden muss, sondern eher als inneren Wegweiser ansehen, der Ihnen helfen möchte, Ihr tieferes Potenzial als ganzheitliches Wesen zu erschließen, können Sie es als eine Art „Trick der Natur“ erkennen, der Sie sowohl zu sich selbst führt als auch zur Überwindung der künstlichen Trennung zwischen unserer menschlichen Natur und dem universellen göttlichen Prinzip beitragen kann. Letztlich sind diese „Probleme“ keine Probleme, sondern vielmehr, wie auch David Schnarch schreibt5, die notwendigen Stolpersteine, die unsere Entwicklung und Selbstfindung im Sinne der Evolution anregen und fördern. In diesem Sinne richte ich meine Einladung an Sie, dieses Buch so zu lesen, als wollten Sie auf eine innere Entdeckungsreise gehen, die mit einem ungelösten Rätsel beginnt und die Sie am Ende zu sich selbst und zu Ihrer wahren inneren Stärke führen wird.

Sex & Achtsamkeit

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