Читать книгу Schöne Mädchen fallen nicht vom Himmel - Susanne Fülscher - Страница 9
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ОглавлениеEs hatte mir noch nie großen Spaß gemacht, Zeugnisse zu kriegen, andererseits regte es mich auch selten auf. Es war eben, wie es war – warum sollte man sich gegen sein Schicksal auflehnen?
Mein Schicksal hieß gutes Mittelmaß. Zweier und Dreier, ab und zu mogelte sich auch eine Vier dazwischen.
Am Morgen beim Aufwachen dachte ich noch: Wenn du jetzt eine Liste der Dinge aufstellen solltest, die dir besonders wichtig sind, dann würde Robin an erster Stelle stehen, das Modeln an zweiter und ganz unter ferner liefen kämen die Zeugnisse. Merkwürdig, dass die paar Fotos im Studio so viel in mir ausgelöst hatten. Sie hatten mich eitel gemacht und ehrgeizig und vor allem heiß auf neue Fotos. Aber das Schlimmste an der ganzen Sache: Schon drei Tage waren vergangen und weder Frau Deny noch Peter hatten sich bei mir gemeldet. Ich überlegte, ob ich selbst anrufen sollte, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Schließlich wollte ich mich nicht lächerlich machen.
Also hieß es warten und hoffen, und manchmal gab es Momente, in denen ich mich vor den Sommerferien geradezu fürchtete. Bestimmt würden sie entsetzlich langweilig werden. Fast alle aus meiner Schule hatten grandiose Reisen vor sich, nur wir mussten wegen unseres Restaurants zu Hause bleiben. Anna und Robert hatten mir zwar vorgeschlagen, ich solle doch mit einer meiner Freundinnen verreisen, aber Katja und Elfi fuhren mit ihren Eltern, Annett machte einen Sprachkurs in England und Lena schloss sich ihrer großen Schwester an.
Und dann dachte ich immerzu an Robin. Auch er schien sich einfach in Luft aufgelöst zu haben. Weder hatte ich von ihm gehört noch war ich ihm zufällig über den Weg gelaufen.
Andererseits war ich auch selbst schuld. Schließlich hätte ich ins Schwimmbad gehen oder mir von Lena seine Telefonnummer geben lassen können, aber was tat ich stattdessen? Hoffte insgeheim, Robin würde etwas unternehmen. Lena bequatschen, ins Telefonbuch gucken … Im Nachhinein fand ich seine Liebeserklärungen gar nicht mehr so absurd, im Gegenteil, ich fühlte mich plötzlich geschmeichelt und hätte ruhig mehr davon bekommen können.
Aber nichts geschah, absolut gar nichts. War es also doch nur eine Masche von ihm gewesen? Irgendwie hatte ich das dumme Gefühl, wieder ganz schnell in der Monotonie des Alltags zu versinken, und alles, was sich so rosarot am Horizont abgezeichnet hatte, schien sich in Windeseile in Luft aufzulösen.
Der Unterricht war an diesem Tag die reinste Farce. In der Sportstunde machten wir bei glühender Hitze Ballspiele, danach hatten wir nicht mal Zeit zum Duschen, sondern mussten uns genau sieben Minuten später wieder auf dem Rasen einfinden, um dort in der prallen Sonne mit unserer Deutschlehrerin übers Berufsleben zu reden. Jeder Einzelne von uns wurde nach seinem Berufswunsch gefragt, die meisten nannten irgendwelche akademischen Berufe, nur wenige sagten so etwas wie Bankangestellter oder Exportkauffrau. Ich hütete mich etwas von meinen neuen Modelambitionen zu erzählen, meinte nur lapidar, ich würde entweder Sprachen oder Touristik studieren. Frau Mansfeld fand das hochinteressant und quetschte mich nach Dingen aus, von denen ich selbst nicht die geringste Ahnung hatte. Als ich kurz vorm Sonnenstich war, bekam ich endlich mein Zeugnis ausgehändigt. Sah doch ganz anständig aus; immerhin hatte mir die Mansfeld eine Zwei gegeben und in Mathe, wo ich eigentlich auf der Kippe stand, hatte sich Brauner auch für die bessere Note entschieden. Nach der dritten Stunde war Schluss – welch Gnade! Elfi, Annett, Lena und Katja wollten zur Feier des Tages noch ein Eis mit mir essen gehen, was ich ihnen nicht abschlagen mochte.
Schon seit Tagen versuchten sie Details über mein erstes Shooting aus mir rauszuquetschen, waren aber bisher immer nur auf Granit gestoßen. Auch jetzt ging es wieder los. Was für ein Gefühl das sei, vor der Kamera zu stehen, ob der Fotograf wirklich immer »Ja, Baby, gib’s mir!« sage und so weiter und so fort. Um endlich meine Ruhe zu haben, erzählte ich knapp, es sei alles nicht so toll, wie man es sich vorstelle, und die Fotos seien auch ziemlich schlecht geworden.
Damit gaben sie sich vorerst zufrieden. Doch dann sagte Lena wie aus heiterem Himmel: »Ich glaube, Robin leidet an gebrochenem Herzen.«
Es kam so überraschend, dass ich in Sekundenschnelle rot anlief. Ich wühlte in meiner Tasche nach imaginären Zigaretten und fragte: »Na und? Was hab ich damit zu tun?«
»Eine ganze Menge. Sieht so aus, als ob du auch in ihn verknallt bist.«
»Auf welche Schule geht er eigentlich?«, fragte Katja Lena.
»Auf gar keine.«
Jetzt wurde ich hellhörig.
»Er ist gerade das zweite Mal achtkantig geflogen.« Lena grinste.
Ich konnte nicht einordnen, ob sie schadenfroh war oder stolz, einen so liederlichen Cousin zu haben.
»Warum denn?«, fragte ich, da Lena keine Anstalten machte, weitere Erklärungen abzugeben.
»Nichts Genaues weiß man nicht.«
»Das glaube ich nicht!«
»Man munkelt so einiges. Mädchen geschwängert, Alkoholexzesse, keine Ahnung … Schätze, er hat einfach keinen Bock auf die Schule.«
Oje, das wurde ja immer besser. Erst diese schmalztriefenden Erklärungen, die er wahrscheinlich bei einer Seifenoper abgeguckt hatte, und jetzt das. Nicht dass ich gerade ein Fan von Schule war, aber Jungs, die sich aus Prinzip ständig quer stellten, fand ich einfach nur albern.
Lena war jetzt richtig in Fahrt. Während sie gierig ihren Schokobecher löffelte, erzählte sie, ihr Onkel bestehe darauf, dass Robin sich endlich eine Lehrstelle suche, aber auch da würde er sich verweigern.
»Tritt in den Arsch«, sagte ich und meinte das auch so.
Lena guckte überrascht, dann fing sie an zu lachen. »Typische Reaktion, wenn man verknallt ist.«
»Quatsch.« Ich nippte an meinem Eis, das sich schon verflüssigt hatte und überhaupt nicht mehr schmeckte. »Was gedenkt der Herr denn mit seinem Leben anzufangen?«
»Hat er dir nichts erzählt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Schauspieler … Wenn er nicht gerade rumhängt, lernt er Rollen und demnächst will er vorsprechen.«
»Großartig«, sagte ich matt. »Schauspieler wollen sie alle werden.«
»Model auch.« Lena konnte es einfach nicht lassen.
»Na, du musst es ja wissen!«
Dann sah ich aus dem Fenster und dachte mit Schrecken daran, dass diese Ferien vermutlich die langweiligsten meines Lebens werden würden.
* * *
Am Abend gingen Anna und Robert mit mir ins Kino. Das war ziemlich ungewöhnlich, weil sie normalerweise keinen Tag freimachten, aber heute überließen sie ihren Laden Antonio und den Aushilfen. Meine Eltern waren plötzlich der Ansicht, ich sei eine wahre Musterschülerin, und ich freute mich darüber, den Ferienbeginn außerhalb unserer vier Wände zu begehen.
Robert hatte sich ausnahmsweise in Schale geworfen. Er trug einen hellen Leinenanzug und auch Anna konnte sich in ihrem knielangen grünen Kleid sehen lassen. Ich hatte wirklich Glück mit den beiden. Während meine Freundinnen nicht die geringste Lust hatten, mit ihren Eltern in der Öffentlichkeit aufzutauchen, genoss ich es richtig, wenn sie sich extra Zeit für mich nahmen.
Heute war im Kino kaum etwas los. Ferienbeginn, schönes Wetter – aber auch das fand ich toll. Man konnte die Beine hochlegen und nach Herzenslust das Popcorn zwischen den Zähnen krachen lassen. Während Anna die Karten holte, schob Robert mich in Richtung Sitzecke und machte ein ernstes Gesicht.
»Es tut mir Leid … wegen neulich«, sagte er dann.
»Wieso neulich?« Ich wusste absolut nicht, was er meinte.
»Diese Fotos sind schon toll, es ist nur …« Er kratzte sich am Knie und sah mich hilfesuchend an. »Es klingt bestimmt blöd …«
»Nun sag schon.«
»… dass du jetzt erwachsen bist und so schön …«
»Ich bin nicht schön.«
»Bist du doch. Und … wahrscheinlich bin ich nur eifersüchtig auf die Leute von der Agentur und auf die Fotografen … Dass die dich alle so sehen können und ….« Er versuchte sich eine Haarsträhne hinters Ohr zu klemmen, die so kurz war, dass man sie nirgends hinklemmen konnte. »Ach, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.«
»Ich glaube, ich verstehe«, sagte ich und hatte einen kurzen Moment lang die Vision, wie es sein müsste, selbst ein Kind zu haben.
»Nimm’s nicht weiter ernst.« Robert lachte. »Ich werde alt und älter und wahrscheinlich immer verschrobener.«
»Quatsch!«
Dann kam Anna mit den Karten wedelnd anmarschiert und Robert verstummte.
Der Abend wurde alles in allem ziemlich nett. Der Film war gut (eine amerikanische Komödie), anschließend gingen wir ganz bürgerlich-deutsch essen, danach noch in eine Bar, wo Robert mir unbedingt einen Cocktail andrehen wollte, obwohl ich so gut wie nie Alkohol trank.
Gegen zwei waren wir schließlich zu Hause, hundemüde und glücklich, und als ich am nächsten Morgen um elf aufwachte, hatte sich mein Stimmungshoch noch nicht verflüchtigt. Ferien!
Selbst wenn es keinen Robin mehr gab, die Agentur mich hängen ließ und all meine Freundinnen auf und davon waren – immerhin musste ich nicht in die Schule. Ich duschte lange, ging dann mit tropfnassen Haaren zum Bäcker. Das gehörte in den Ferien einfach dazu: Milchkaffee kochen, Croissants mampfen und dabei wenigstens ein bisschen so tun, als ob man in Frankreich wäre.
Beim ersten Croissant rief Tante Bea an und verwickelte mich in ein endlos langes Gespräch über die durchschnittliche Haltbarkeit von Haushaltstüchern. Als ich endlich auflegen durfte, war mein Kaffee kalt und ich wütend. Ich brühte eine zweite Tasse auf und wollte gerade mein nächstes Croissant hineintauchen, da ging das Telefon erneut. Am liebsten wäre ich nicht rangegangen, aber erstens war der Anrufbeantworter nicht eingeschaltet und zweitens hätte es ja zum Beispiel Robin sein können.
Kurz entschlossen legte ich mein Croissant zurück auf den Teller und griff zum Hörer.
»Peter. Today Model Agency.«
Mein Herz hüpfte mit einem Satz in den Magen.
»Um es kurz zu machen«, sagte Peter, »die Fotos sind sehr schön geworden, aber um dich zu Castings und Go-Sees zu schicken, brauchen wir noch weitere Fotoreihen … Hast du heute Nachmittag Zeit?«
»Ja«, sagte ich und schon nannte er mir eine Adresse, Studio B in der Friedensallee, 15 Uhr, Gespräch beendet.
Etwas ratlos stand ich in der Küche und hatte auf einmal keinen großen Hunger mehr auf mein Croissant. Einerseits freute ich mich riesig, dass es weiterging, andererseits wurde ich misstrauisch. Wieso brauchten sie noch mehr Fotos, warum genügten nicht die Superfotos, die es schon von mir gab? Gerne hätte ich jemanden gefragt, ist das der übliche Weg, um Model zu werden, aber ich hatte ja nur Freundinnen, die entweder neidisch waren oder die Nase rümpften, weil sie große akademische Ambitionen hatten.
Ich rief Anna im Restaurant an. Vielleicht konnte wenigstens sie mir einen klugen Ratschlag geben.
»Wenn’s dir keinen Spaß macht oder zu anstrengend wird, kannst du die Sache jetzt noch abbiegen«, sagte sie. »Oder du betrachtest es als netten Ferienspaß.«
»Hmm«, machte ich und wusste schon, dass ich auf jeden Fall hingehen würde.
»Kriegst du Geld dafür?«
»Nein.«
»Umsonst würde ich das aber nicht machen.«
»Anna! Die Fotos kosten die Agentur ein halbes Vermögen.«
Ich sagte ihr nicht, dass man die Unkosten bei eventuellen Aufträgen später verrechnen würde.
»Vielleicht solltest du dich erkundigen, ob die Agentur auch wirklich seriös ist.«
»Wo denn zum Beispiel?«
Schweigen in der Leitung.
Wie schön, dass Anna manchmal so glänzende Ideen hatte, die leider zu nichts führten.
»Ich könnte da mal anrufen«, schlug Anna jetzt vor.
»Bloß nicht!«
Eine Pause entstand. Ich starrte auf meine Hände und hoffte, dass meine Mutter von dieser Schnapsidee wieder Abstand nehmen würde.
»Na gut«, kam es schließlich zögerlich durch die Leitung. »Aber lass dich auf nichts ein. Keine Nacktfotos oder so. Und unterschreibe nichts!«
»Ja, Anna!«
Erleichtert legte ich auf und bearbeitete noch schnell meine Fingernägel. Kurz und gerade gefeilt, durchsichtiger Lack – das hatte ich mir bei den Models in den Zeitschriften abgeguckt. Als ich fertig war, untersuchte ich mein Gesicht im Vergrößerungsspiegel. Zum Glück war kein Pickel im Anmarsch; so was konnte unter Umständen das ganze Foto verderben. Keine Schminke – das hatte Peter ebenfalls angeordnet. Wohl oder übel musste ich mich dran halten, auch wenn ich fand, dass ich ohne Wimperntusche wie ein Schluck Wasser aussah.
Den Rest des Vormittags verbrachte ich damit, aus gewissen hormonellen Übersprungshandlungen heraus im Telefonbuch herumzulesen. Dies war natürlich ein völlig sinnloses Unterfangen, da ich nicht mal Robins Nachnamen kannte. Und dann kam ich auf die absolut verrückte Idee, beim Schwimmbad vorbeizufahren, auch auf die Gefahr hin, dass ich später durchgeschwitzt und hochrot im Gesicht beim Shooting einlaufen würde. Aber wie sollte ich uns sonst eine Chance geben?
Ich warf Tampons, ein Deo, Traubenzucker und eine kleine Flasche Mineralwasser in meine Tasche, kämmte meine immer noch feuchten Haare durch und machte mich auf den Weg. Es war brütender geworden – die Sonne brannte vom Himmel und trocknete meine Haare in Sekundenschnelle. Damit ich gar nicht erst in Versuchung geriet, nervös zu werden, überlegte ich mir die ganze Zeit über, welches Eis ich mir gleich genehmigen würde. Eins in der Tüte oder lieber eins am Stiel, ich grübelte und grübelte, trotzdem bekam ich wieder meine Gummibeine – nichts zu machen.
Und dann sah ich ihn schon von weitem. Er stand zur Salzsäule erstarrt an der Balustrade vorm Kiosk, von wo aus man das ganze Schwimmbad überblicken kann, und guckte dem Treiben im Becken zu. Es dauerte keine fünf Sekunden, da schaute er plötzlich in meine Richtung. Als hätte er geahnt, dass ich im Anmarsch war.
»He!«, schrie er und winkte mit beiden Händen.
Während ich meine linke Hand tief in meine Shortstasche grub und bewusst langsam auf ihn zuschlenderte, fing er plötzlich an zu rennen und fiel mir um den Hals. Er roch nach Zitrone und Sonnencreme und ich musste mir große Mühe geben, nicht in Ohnmacht zu fallen.
»Schön, dass du gekommen bist!«, murmelte er an meinem Ohr.
»Ich muss gleich wieder weg.«
»Wohin?«, fragte Robin. »Kann ich mitkommen?«
»Das geht nicht.« Ich kramte mein Portemonnaie aus der Tasche. »Willst du auch ein Eis?«
»Gerne.«
Ich ging zum Kiosk – kurz mal Luft holen –, dann nahm ich zwei Nusseis in der Tüte.
»Ich möchte aber mitkommen«, jaulte Robin wie ein kleines Kind, als ich ihm sein Eis hinhielt.
»Ich muss zur Arbeit.«
»Du arbeitest in den Ferien?«
Ich nickte und fummelte ungeschickt am Eispapier herum.
»Was denn?«
Die Frage überrumpelte mich – was sollte ich nur sagen? Nachdem ich beim letzten Mal noch heftig abgestritten hatte etwas mit Modeln zu tun zu haben, wollte ich jetzt auf keinen Fall von meinem Fototermin erzählen.
»Ich mache Ablage in einem Büro«, sagte ich, weil es das Erstbeste war, was mir einfiel.
»Du Arme! Bei der Hitze!«
»Na ja …« Ich hob die Schultern und fühlte mich ziemlich mies.
»Dann kann ich dich doch begleiten!«
»Nein – es geht wirklich nicht.«
Eine Weile schleckten wir stumm unser Eis – was er jetzt wohl dachte? Immerhin hatte ich ihm die Abfuhr auf nicht besonders charmante Weise erteilt …
Robin wirkte nachdenklich, dann tippte er mir vorsichtig auf die Schulter.
»Wie wär’s, wenn wir uns in den nächsten Tagen mallänger sehen?«, fragte er und fing im selben Moment an zu grinsen. »Statt zwei Minuten fünf. Oder auch sechs.«
»Ja, in Ordnung.« Mein Herz hüpfte, gleichzeitig wusste ich, dass es jetzt an mir war, einen Vorschlag zu machen. »Du könntest mich besuchen …«
»Wann?«
»Morgen um drei?«
Robin grinste.
Wir tauschten Adressen und Telefonnummern aus, und als ich wenig später ging, streifte er nur ganz leicht meine Hand.
»Bis morgen!«
»Bis morgen.«
Ich eierte auf meinen dünnen Beinen davon und spürte, dass er mir nachsah.
Merkwürdigerweise war meine Aufregung vor der Fotosession plötzlich wie weggeblasen. Das heißt, sie hatte sich verlagert: Die Sache, um deretwillen mein Herz jetzt klopfte, hieß Robin.
Im Bus holte ich meinen Stadtplan raus. Ich versuchte mich auf das wirre Muster aus Straßen und Buslinien zu konzentrieren, was mir jedoch nur schwer gelang. Immer wieder schob sich Robins Bild dazwischen. Seine gräulich-braunen Augen unter den von der Sonne etwas ausgeblichenen Haaren, sein schöner Mund … Plötzlich fand ich, dass er toll aussah, einfach großartig, und dass er ein paar Zentimeter kleiner war als ich, störte mich nicht im Geringsten.
Gerade noch rechtzeitig trudelte ich im Studio ein. Diesmal waren nur Jo und eine Visagistin da, die sich als Ingrid vorstellte.
»Hi, Karen!« Jo schien ziemlich gute Laune zu haben.
»Hallo«, sagte ich.
Jo wühlte in seinen Fotokoffern herum. »Heute machen wir die Androgyne.«
»Die bitte was?«
»Peter meinte, du seist eher der jungenhafte Typ. Stylen wir dich heute mal als Kerl. Verzeihung, Kerline! Alles eine Frage der Inszenierung.«
Klasse, dachte ich nur. Gerade noch war ich so stolz gewesen, dass man aus mir ein einigermaßen weibliches Wesen gezaubert hatte, jetzt wollte man auch noch das betonen, was ich an mir am meisten hasste!
»Wir kriegen das schon hin«, meinte Jo lächelnd. »Peter ist von deinen Fotos übrigens ganz angetan.«
»Ach so«, sagte ich nur. Ich ließ mich auf den Stuhl vorm Schminkspiegel plumpsen und guckte zu, wie die Visagistin die Grundierung auftrug. Danach sah ich aus wie eine Leiche. »Den Armani-Anzug?«, rief sie Jo zu.
Jo schaute kurz rüber und nickte. »Ich glaub, der kommt am besten.«
»Schuhe?«
»Budapester.«
Ja, macht nur, dachte ich, und während Ingrid pinselte und pinselte, spielte ich x-mal die Szene von vorhin im Schwimmbad durch. Irgendwann legte die Visagistin die Puderquaste aus der Hand und sagte: »Fertig.«
Offen gestanden war ich enttäuscht. Wo war die Diva vom letzten Mal abgeblieben? Ich sah ziemlich blass und ziemlich herb aus, gegelte und straff zurückgebundene Haare, bräunlicher Lippenstift, eigentlich hatte ich sogar gewisse Ähnlichkeit mit mir selbst und das passte mir überhaupt nicht in den Kram. Als ich dann Minuten später in dem weiten Nadelstreifenanzug steckte, dachte ich, so gehst du tatsächlich als Junge durch.
Jo geriet hingegen völlig aus dem Häuschen. Er rief etwas von »neuem Typ« und konnte mich gar nicht schnell genug vor die Linse kriegen. Da stand ich nun – stocksteif und reichlich angesäuert –, aber Jo fand auch das genial.
»Ja! Super! Du machst das großartig! Klasse! Ja! Weiter so!«
Er knipste und knipste, wechselte einen Film nach dem anderen und ich spielte weiter Stock vor der Kamera.
Um sechs Uhr war ich endlich fertig. Fix und fertig. Die Hitze und die Scheinwerfer hatten mich ausgelaugt, dazu das ewige Ausprobieren neuer Einstellungen. Mein Rücken tat weh, meine Füße waren dick und geschwollen.
Ohne mich abzuschminken verließ ich das Studio. Auch wenn es unprofessionell wirkte – es war mir völlig egal. Den Abend verbrachte ich mit Pellkartoffeln und Quark vor dem Fernseher. Ich hatte zu gar nichts Lust, nicht mal von Robin wollte ich träumen. Als Anna und Robert gegen eins nach Hause kamen, machte ich mir nicht die Mühe aufzustehen, um ihnen alles zu erzählen.
Das tat ich erst am Morgen beim Frühstück. Das heißt, zunächst sagte ich keinen Ton, erst als sie nachfragten, rückte ich mit der Sprache raus, berichtete kurz und knapp vom Ablauf des Shootings.
»Ist vielleicht doch nicht mein Ding«, murmelte ich schließlich und verschwieg den wahren Grund.
»Niemand auf der Welt zwingt dich!« Anna packte eine Espressomaschine aus, die sie aus Italien hatte kommen lassen. »Es gibt tausend schöne Berufe auf dieser Welt.«
»Ja«, grummelte ich, und als das Telefon klingelte, blieb ich einfach sitzen – in den Ferien rief mich kein Mensch vor zehn Uhr an.
Robert ging ran und hielt mir Sekunden später den Hörer hin.
»Die Agentur.«
»Hallo?«
»Karen, kannst du heute um halb drei vorbeischauen?« Es war Peter. Ich hasste es, wenn sich Leute am Telefon nicht mit ihrem Namen meldeten.
»Ja, das heißt eigentlich nein …«, stotterte ich.
Ohne auf das zu hören, was ich gesagt hatte, plapperte Peter einfach weiter. Es gäbe eine Besprechung mit der Agenturchefin, vielleicht würde noch ein anderer Fotograf ein Shooting mit mir machen.
Peng – aufgelegt.
»Was wollte der denn?« Robert sah mich neugierig an und auch Anna hörte auf sich mit der Espressomaschine zu beschäftigen.
»Ach, die nerven! Bestimmen einfach über meinen Tag! Nachher muss ich schon wieder hin, dabei hatte ich was anderes vor …«
Ich biss mir auf die Lippe; eigentlich wollte ich meinen Eltern noch nichts von Robin sagen.
»Die scheinen ja einen Narren an dir gefressen zu haben.« Robert klang stolz. Merkwürdig, sein plötzlicher Sinneswandel.
»Wahrscheinlich ist das nur normal«, sagte ich gelassen. »Lieber erst mal auf dem Teppich bleiben.«
Ich war froh, als wir endlich mit dem Frühstück fertig waren und Anna und Robert das Haus verließen.
Robin anrufen. Ihm absagen. Ich wollte ihm nicht absagen! Ich überlegte hin und her, vielleicht sollte ich ihm vorschlagen ihn später zu treffen, aber konnte ich mit Gewissheit sagen, wann später war? Zu ärgerlich! Erst war das Leben monatelang wie eingeschlafene Füße und plötzlich überschlugen sich die Ereignisse.
Als ich schließlich Robins Nummer wählte, war mir übel. Eine ältere Frauenstimme meldete sich, vielleicht seine Oma.
»Karen Coroll. Ich hätte gerne Robin …«
Die Frau ließ mich gar nicht weiterreden, schon hörte ich sie brüllen: »RO-BIN!«
Ein Scheppern an meinem Ohr – wahrscheinlich hatte sie den Hörer hingeknallt –, danach geschah erst mal gar nichts. Warten. Es dauerte endlos lange Sekunden, bis sich ein verschlafener Robin meldete. Ich entschuldigte mich ihn geweckt zu haben und sagte kurz und knapp, dass ich unser Date verschieben müsse.
Robin klang enttäuscht.
»Ich meine … vielleicht sehen wir uns später«, schlug ich vor.
»Wann denn?«, kam es prompt.
»Ich weiß nicht genau … Es steht so viel Arbeit an. Ich könnte dich dann noch mal anrufen.«
»Wann ungefähr?«
»Hör mal, Robin, ich weiß es wirklich nicht. Wenn du dir lieber was anderes vornehmen möchtest …«
»Nein.«
Das klang so bestimmt, dass jeglicher Widerspruch zwecklos war. Außerdem freute ich mich, dass er offensichtlich nichts Besseres vorhatte als sich mit mir zu treffen.
Den Vormittag verbrachte ich mit Lebensmitteleinkäufen, wieder Haare waschen, Maniküre – schließlich konnte ich mir nicht mehr die geringste Nachlässigkeit erlauben.
Punkt halb drei klingelte ich bei der Agentur. Meine Haare hatte ich im Nacken zusammengebunden, zu einem kurzen Rock, den ich auf dem Dachboden in einem von Annas Kleidersäcken gefunden hatte, trug ich ein enges weißes T-Shirt. Mein Selbstbewusstsein war so nett und bescherte mir heute einen besonders guten Tag. Ich fühlte mich unschlagbar, geradezu hübsch!
Ein mir unbekannter Typ öffnete, düste jedoch sogleich wieder ab. Peter stand vor seinem Schreibtisch und redete mit einem Model. Das Mädchen war kleiner als ich, wohlproportioniert und hatte pechschwarze, dicke Haare – zum Neidischwerden. Sofort dachte ich, die wollen dich doch gar nicht, gegen so eine Schönheit bist du eine graue Maus, der zudem noch das Fell ausgeht.
»Hallo«, sagte ich schüchtern. Peter nickte mir nur kurz zu und bedeutete mir am großen Tisch in der Mitte des Raumes Platz zu nehmen.
Ich lud meine Tasche ab, setzte mich und schenkte mir einen Saft ein. Dann war warten angesagt. Ich hockte einfach da und beobachtete die Models, die ein und aus gingen, einmal huschte Frau Deny durch den Raum, aber alle taten, als wäre ich Luft. Warum war ich überhaupt gekommen? Warum hatte ich wegen so einer Farce mein Date mit Robin sausen lassen? Oder hatte man mich etwa vergessen?
Nach einer halben Stunde reichte es mir. Ich trank mein Glas aus und marschierte entschlossenen Schrittes auf Peter zu, der gerade eine Blondine am Wickel hatte.
»Geht gleich los«, sagte er, wobei er mich strafend ansah.
Ich dackelte wieder zurück zu meinem Platz, pulte an meinen frisch lackierten Nägeln herum und wartete nochmals eine geschlagene halbe Stunde. Schließlich bequemte sich Peter und forderte mich auf mitzukommen.
»Warten muss auch gelernt sein«, erklärte er, während wir einen endlosen Flur entlanggingen. »Das ist das A und O im Modelberuf.«
Wir betraten ein Büro, in dem eine elegante Frau um die fünfzig an einem schwarz lackierten Schreibtisch saß. Sie stellte sich mir als Frau Thielen vor. Ein paar Floskeln wurden ausgetauscht, dann lobte sie meine Fotos. Ich bedankte mich artig.
»Du willst also Model werden?«, fragte sie.
Ich nickte.
»Dein Traumberuf?«
Die Frage überrumpelte mich. Sollte ich ihr etwa sagen, dass ich die Sache erst nur als Ferienspaß betrachtet hatte, jetzt aber langsam Gefallen daran fand, weil es meiner Eitelkeit gut tat? Unmöglich. Also setzte ich mich gerade hin, sah der Frau fest in die Augen und behauptete, Model sei mein Berufswunsch, seit ich denken könne. Und um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen, schob ich noch gleich eine Begründung hinterher: Ich hätte schon immer Spaß daran gehabt, mich vor der Kamera zu bewegen, außerdem hielte ich mich für sehr fotogen.
Frau Thielen lächelte und bat mich einmal aufzustehen.
»Hättest du überhaupt Zeit?«, fragte sie, indem sie mich von oben bis unten taxierte.
»Ich gehe noch zur Schule«, sagte ich und hob unsicher die Schultern.
»Gute Noten?«
»Ganz okay.«
»Und fällt dir das Lernen leicht?«
Ich wurde rot und sagte, dass ich eigentlich so gut wie nie lernen würde.
Keine Reaktion. Sie sah sich noch einmal die Fotos durch, reichte mir dann eins von der letzten Session. Eine fremde Frau schaute mich cool an – zu cool.
»Gefällt es dir?«
Ich nickte.
»Und dieses?« Sie hielt mir eines meiner ersten Fotos hin. Mähne und Schmollmund.
»Noch besser.«
»Um offen zu sein …« – Frau Thielen sah mich ernst an – »wir halten dich für begabt – für sehr begabt sogar. Auf beiden Fotos hast du eine sehr schöne Ausstrahlung, allerdings glauben wir, dass wir bei dir das Knabenhafte betonen sollten.«
Das Knabenhafte? Ich schluckte.
»Deine langen Beine, die kleine Brust … Du hast etwas Freches im Blick … Wie Jean Seberg 1959.« Sie nahm sich eines der Hosenanzugfotos und betrachtete es von nahem. »Seit vielen Jahren beobachte ich die Modelszene im In- und Ausland und ich kann dir prophezeien, dass der androgyne Typ ganz stark im Kommen ist. Weibliche Glamourfrauen wird es immer geben …« Sie schaute mich wieder an. »Wir könnten es mit dir versuchen. Dich als ganz neuen Typ aufbauen. Allerdings müsstest du die Haare abschneiden.«
»Wie?«, fragte ich, als verstünde ich plötzlich kein Deutsch mehr.
»Mit den Zotteln wird das nichts«, mischte sich jetzt Peter ein und grinste schief.
Bevor ich etwas antworten konnte, fragte mich Frau Thielen, ob ich es mir überhaupt vorstellen könne, diesen Typ zu verkörpern.
»Ich weiß nicht«, antwortete ich leise. »Ich dachte immer, ich wäre eher …«
»Weiblich?«
Ich nickte.
»Das denken viele. Die meisten wollen lieber Vamp als Garçon sein, dabei übersehen sie, dass sie als herber Typ viel eher etwas Besonderes sind.« Sie lachte. »Habe ich dich jetzt völlig verschreckt?«
Ich schüttelte den Kopf, obwohl mir zum Weinen zumute war. Zotteln hatte ich also auf dem Kopf. Haare ab. Das ging ja gut los!
»Überleg es dir bis morgen oder übermorgen und ruf mich an. Wenn du einverstanden bist, schneiden wir dir die Haare, machen noch ein Shooting und dann schicken wir dich zu den ersten Go-Sees und Castings. Einverstanden?«
Ich nickte noch einmal, dann stand ich mit schwachen Beinen auf und schüttelte beiden die Hand.
Es war so schwül geworden, dass ich kaum Luft bekam, als ich durch die Straßen wanderte. Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben und machten den Eindruck, als wollten sie geradewegs auf mich runterplumpsen.
Ich hätte heulen mögen! Man hatte mir die größten Komplimente meines Lebens gemacht und trotzdem war ich so unglücklich, als hätte man mir mitgeteilt, ich sei hässlicher als eine Kröte und deshalb nicht mal als Model für ein Froschkönigfoto zu gebrauchen. Schon immer hatte ich die femininen Mädchen beneidet, ihre langen Haare und ihre Rundungen, jahrelang hatte ich darauf gehofft, dass sich auch bei mir was tun würde, aber mein Busen blieb flach, mein ganzer Körper eckig wie bei einem zwölfjährigen Jungen – nichts zu machen. Sollte ich das wirklich tun? Mich zu einem Wesen stylen lassen, das mehr Junge als Mädchen war – würde ich das ertragen können?
Zu Hause zog ich mich bis auf den Slip aus und stellte mich vor den Spiegel. Ohne Frage, ich war dünn, die Hüftknochen stachen heraus, aber trotzdem war ich eindeutig ein Mädchen. Klamotten an und Robin anrufen.
»Hallo, hier Karen.« Wahrscheinlich klang ich wie eine automatische Bandansage.
»Na endlich! Darf ich kommen?«
»Ja.«
»Soll ich was zu futtern mitbringen?«
»Ja.«
Robin klingelte eine knappe halbe Stunde später. Mit der linken Hand balancierte er ein Kuchenpaket. Gut so, dachte ich, ab sofort wirst du alles, was Kalorien hat, nur so in dich reinstopfen.
Ich zwang mich zu einem Lächeln. Tee oder Kaffee? – Robin wollte Kaffee.
»Schöne Wohnung«, sagte er, was vermutlich nur so dahingeplappert war. Unsere Wohnung sah nämlich durch und durch normal aus.
Stumm ging ich voraus in die Küche, warf die Kaffeemaschine an, holte Teller raus und bemühte mich meinen verstörten Gesichtsausdruck vor Robin zu verbergen.
»Wie war’s bei der Arbeit? Viel Stress? Warum machst du nicht mal ein paar Tage frei?« Robin bombardierte mich mit lauter Fragen und ich dachte nur, sei doch still, sonst zwingst du mich wieder zu lügen.
Später beim Kaffeetrinken wunderte sich Robin, dass ich ihm fast den ganzen Kuchen wegaß.
»Ich muss zunehmen. Der Arzt hat gesagt, ich bin zu dünn.«
»Du bist gerade richtig so, wie du bist«, sagte Robin lächelnd und lud für eine Sekunde seine Hand auf meinem Bauch ab.
»Findest du, dass ich wie ein Junge aussehe?«
Robin fing lauthals an zu lachen. »Hätte ich mich dann in dich verliebt?«
Verlegen guckte ich meine riesigen Füße an. Warum reichte es mir nicht, dass Robin mir solche Komplimente machte? Gerne hätte ich ihm die Modelgeschichte in allen Einzelheiten erzählt, zweimal war ich fast so weit, aber dann traute ich mich doch nicht. Wieso hast du das nicht früher gesagt, hätte er mit Sicherheit gefragt, vielleicht wäre er auch sauer, weil ich ihn die ganze Zeit über angeschwindelt hatte. Ich kann auch warten, redete ich mir dann ein, schließlich ist die ganze Sache noch gar nicht spruchreif.
Um von mir abzulenken, fragte ich ihn, ob es stimme, dass er Schauspieler werden wolle.
»Ja«, antwortete er fast grantig, »und frag mich jetzt bitte nicht, weshalb ich von der Schule geflogen bin.«
»Tu ich doch gar nicht!«
»Außerdem bin ich nur von einer Schule geflogen. Falls Lena was anderes behauptet hat.«
Ich sah ihn baff an, musste dann grinsen. Typisch Lena.
»Du machst es ja spannend. Scheint ja die Geschichte zu sein …«
»Stimmt.«
»Okay, dann erzähl mir von deiner Schauspielerei.«
»Ich würde gerne zum Theater – von mir aus auch Fernsehen. Oder Musical.«
»Kannst du tanzen?«
»So einigermaßen.« Robin sah mich verlegen an. »Ich nehme gerade Stunden. Jazz, Stepp und klassisch.«
»Und wer bezahlt das?«
»Ich jobbe als Fahrradkurier. Manchmal auch als Pizzabote.« Er senkte den Blick und sagte übergangslos: »Karen, ich bin in dich verliebt …«
»Ja?«, murmelte ich und biss schnell vom letzten Stück Kuchen ab. Ich kaute und kaute, aber die Teigmasse ließ sich nicht runterschlucken, sie verfünffachte sich in Sekundenschnelle in meinem Mund.
»Ich wollte nur wissen … ob du mich … ob du auch was für mich übrig hast …«
»Könnte man so sagen.« Jetzt klang meine Stimme nicht mehr so unsicher. Ich wechselte zu Robin aufs Bett und dann küssten wir uns ungefähr so lange, wie man normalerweise braucht, um ein vollständiges Menü in einem Nobelrestaurant einzunehmen.