Читать книгу Ich hab mit Ingwertee gegoogelt - Susanne M. Riedel - Страница 11

Fransen und Flausen

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»Well, he was Thailand based

She was an Airforce wife

He used to fly weekends

It was the easy life …«

1981. Meine Welt war so quadratisch wie die Cover der LPs, die ich im Laden gegenüber für lang gespartes Taschengeld erstand. Nach der Single von »Cambodia« kaufte ich die LP »Select«, auf deren Cover die sagenhaft schöne wilde Kim zu sehen war, fortan das Idol meiner frühen Jugend: Kim Wilde. So wollte ich aussehen, so cool, so schön, so zerzaust-feminin.

Es brauchte noch ein wenig Anlauf, um mich dann zusammen mit meinen Freundinnen Tessa und Kirsten auf den Weg zum Friseursalon zu begeben. Salon Vera am Hindenburgdamm, zwischen Butter Lindner und Kartoffel Krohn. Ich hätte nachdenklich werden sollen. Aber es war halt der einzige Friseur, den wir kannten, weil er auf unserm täglichen Weg zur Grundschule lag.

Wild entschlossen, die LP unter dem Arm, betrat ich den Laden und hielt einer mittelblonden, mittelalten und nunmehr mittelmäßig verwirrten Dame mit Schere und Kamm das Cover unter die Nase: »Das will ich. Können Sie das?«

Sie sagte nicht Ja, sie murmelte irgendwas, aber sie sagte auch nicht Nein. So setzte ich mich.

Ich mache es kurz: Sie machte es kurz.

Ich wollte Kim Wilde und ging als Lady Di nach Hause. Ab waren die langen Haare, mich zierte eine 1A-Seitenscheitel-Föhnfrisur.

Ich weiß nicht, was am schlimmsten war: die händeklatschende Begeisterung meiner Mutter über das blonde Prinzesschen, das da mit gesenktem Haupt im Treppenhaus erschien (ich weiß noch, dass sie kurz hinter mich schaute, vielleicht, ob Kirsten dabei war, vielleicht suchte sie aber auch die Schleppe) … oder der Satz meines Vaters: »Na, das ham se ja ganz ordentlich geschnitten, Mädchen!« … oder die tröstenden Worte meiner sehr mitleidig dreinblickenden Freundinnen, die vergeblich versuchten, mit Haargel etwas Unordnung auf meinem Kopf anzurichten.

Die Unordnung auf dem Kopf, das Stachelig-Fransige, es hätte so gut zu den Gedanken darunter gepasst. Diese blieben einstweilen unter einem akkurat geföhnten Pony verborgen.

Cat Stevens kommt mir in den Sinn: »First cut is the deepest.«

Vielleicht war der auch mal beim falschen Friseur.

Ich hab mit Ingwertee gegoogelt

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