Читать книгу Der Schmied der Franken. Ulfberhts Reise - Sven R. Kantelhardt - Страница 28
Hludahilt, Lauresham, Ostermonat 795
ОглавлениеZu ihrem eigenen Erstaunen gefiel Hludahilt die Arbeit im Kloster viel besser als jene auf dem väterlichen Hof, auch wenn Haltrud enttäuscht gewesen wäre. Männer sahen sie nur aus der Ferne. Sie war unter der Aufsicht der gestrengen Gertrud gemeinsam mit mehreren anderen Mädchen aus vornehmen Familien für die Bewirtung hoher Gäste zuständig. Eines der Mädchen, Ludasind, war sogar eine entfernte Verwandte der Königin Falstrada! Und so hörte Hludahilt auch von dem vorzeitigen Tod der Königin in Franconofurt und dem Begräbnis in einer neu geweihten Kirche in Moguntia. »So sehr soll König Karl sie geliebt haben, dass er sich schwor, Franconofurt nie mehr zu betreten«, erzählte Ludasind den ergriffen lauschenden Mädchen. So eine Liebe! Das hatte Hludahilt auf ihrem Vaterhof nie erlebt, und es kam ihr zuerst ganz unsinnig vor. Doch der Tod der Königin, immerhin der ersten geborenen Fränkin an Karls Seite, war nicht die einzige schlechte Nachricht, die sie erreichte.
»Hludahilt, komm einen Augenblick zu mir«, rief Gertrud sie eines Morgens. Hludahilt blickte erschrocken von ihrer Handarbeit auf. Es gab selten einen erfreulichen Grund, von der gestrengen Aufseherin gerufen zu werden. Aber sie konnte sich auch keiner Verfehlungen entsinnen. »Komm mit, hier ist jemand, der dich sprechen will«, beschied die resolute Fränkin, statt Hludahilt auszuschimpfen. Vor dem Gebäude wartete eine Gestalt im dunklen Mantel. Doch als Hludahilt auf den Hof trat, drehte sich der Fremde um und schlug die Kapuze zurück.
»Edolf!«, rief Hludahilt überrascht.
»Meine geliebte Schwester«, antwortete der unerwartete Besucher spöttisch.
»Edolf! Was bedeutet dein Auftauchen hier?« Sie schluckte. Eigentlich hatte sie geglaubt, der väterliche Hof sei ihr egal, aber nun griff eine kalte Hand nach ihrem Herzen. War der Vater gestorben oder sonst ein Unglück geschehen?
»Was soll es schon bedeuten?«, fragte der Angesprochene leichthin. »Ich bin jetzt hier.«
»Das sehe ich, aber wozu?«, wollte Hludahilt wissen.
»Weil ich jetzt hier bin, verstanden?« Sie prallte förmlich körperlich zurück von der auffahrenden Antwort. Ihr Bruder atmete tief durch. »Ich werde das Schmiedehandwerk erlernen, deshalb.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Hludahilt die Tragweite des Gesagten erfasste. »Das heißt, Vater wird dir nichts vererben?«, fragte sie erschrocken und legte ihm die Hand leicht auf den Arm.
Er zog den Arm verärgert weg. »Unsinn. Das heißt, dass ich ein edles Handwerk erlernen will. Jung Siegfried hat das schließlich auch getan. Da ist gar nichts Unedles dabei!«
Sie biss sich auf die Lippe. So schlimm stand es also um ihren Vater, dass er nun auch seinen zweitgeborenen Sohn fortschicken musste. Das hieß leider auch, dass er niemals die Mittel für ihre Mitgift aufbringen könnte. Sie schluckte hart. Es ging weiter bergab mit ihnen. Wenn nur die anderen Mädchen nichts davon erfuhren! Sonst würden sie sie mit Sicherheit aus ihrer Gemeinschaft ausschließen! »Da hast du Recht«, lenkte sie ein. Gertrud stand schließlich immer noch dabei und spitzte die Ohren. »Ein Hofherr sollte so viel von Handwerk verstehen, sodass seine Knechte ihm nichts vormachen können«, behauptete sie kühl.
Edolf nickte dankbar. »Du hast es erfasst, Schwesterchen!«