Читать книгу Der Schmied der Franken. Ulfberhts Reise - Sven R. Kantelhardt - Страница 30
Ulfberht, Lauresham, Weidemonat 794
ОглавлениеDie Arbeit war hart, aber Ulfberht war schwere Arbeit aus dem Odanswald gewöhnt. Noch mehr Zeit als mit Kohlesäcken und Eisenbarren verbrachte er am Blasebalg. Hier waren es nicht nur ein, sondern gleich zwei Schweinebälge, die er mit den flach darauf liegenden Unterarmen abwechselnd zusammenpresste. Vor den Funken wurden sie und der Lehrling, der sie bediente, durch eine dicke Lehmwand auf der Rückseite der Esse geschützt. Nur das dünne Anblasrohr aus Speckstein durchdrang diese Schutzwand und lenkte den Luftstrom direkt ins Feuer. Der Speckstein wurde gewählt, da bei hohen Temperaturen glasige Tropfen aus dem Lehm traten, die das Rohr sonst verlegen konnten.
Bald fiel Ulfberht auf, dass er am Blasebalg länger aushielt als die meisten anderen Jungen. Das kam ihm sehr gelegen, denn über die Schutzwand konnte er den Schmieden auf die Hände schauen. Daher übernahm er diese anstrengende Arbeit trotz der bulligen Hitze gern. Dies brachte ihm nicht nur den Respekt von seinesgleichen, sondern auch den der älteren Schmiedegesellen ein. Mit Ausnahme Edolfs natürlich. »Es ist eine Schande, dass sich einer wie du in der Schmiede herumtreiben darf«, hatte der ihn begrüßt, sobald er seinen ehemaligen Nachbarn erkannte. Da dieses Gefühl jedoch auf Gegenseitigkeit beruhte, kümmerte es Ulfberht nicht. Allein die ungewohnte Hitze machte ihm zu schaffen, doch die wurde durch die kräftige Kost mehr als wettgemacht.
Seine Schwester Berhta traf er von Zeit zu Zeit auf dem Hof, aber sie blieb ihm gegenüber merkwürdig reserviert. Und auch die Auskunft, die sie über ihre Mutter gab, stimmte Ulfberht nicht gerade fröhlich. »Du hast sie mit deiner Flucht tief gekränkt. Sie machte sich solche Vorwürfe, dabei warst du es doch, der die gute Arbeit bei Hruođolf aufgab. Wegen deines dicken Schädels. Wie konntest du nur Edolf angreifen?« Immerhin das glaubte sie ihm inzwischen. Doch mehr noch als diese Vorhaltungen störte ihn, wie freundlich sie sich seinem alten Widersacher gegenüber verhielt. Die Blicke, die sie ihm gelegentlich nachwarf, ließen Ulfberht das Blut in den Adern stocken.
»Du interessierst dich für ihn?«, stellte er sie eines Tages zur Rede, als der junge Edle über den Hof ging und er sah, wie der Blick seiner Schwester ihm folgte wie Eisen dem Magnetstein.
Sie errötete wieder. »Und wenn es so wäre?«, fragte sie trotzig.
»Er ist ein hochnäsiger Edler und wird dich nicht einmal mit dem Hintern anschauen. Außerdem ist sein Vater ein verdammter Halsabschneider, der unsere arme Mutter aussaugt! Und ein miserabler Schmied ist er auch noch«, fasste Ulfberht seine Einschätzung zusammen.
Doch das schien Berhta nicht zu überzeugen. Sie zog lediglich eine Schnute. »Pah, du bist ja nur neidisch. Und natürlich muss Hruođolf auf sein Eigentum achten. Sonst wäre sein Hof nie so stattlich geworden und er ein genauso armer Schlucker wie du!« Damit drehte sie sich um und ließ ihren Bruder stehen.