Читать книгу Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt - Страница 8

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II. Neue und Alte Bekanntschaften

Mündungsgebiet der Wirraha, April 441

Ceretic

„Sieht doch ganz einladend aus, das Sachsenland“, behauptete Tavish hoffnungsvoll.

Sie saßen etwa eine Meile vom Ufer entfernt auf dem Schlick. Das saftige Grün des Landes vor ihnen ließ an Britannien denken. Nur die geradezu ewige Weite des grauen Watts passte nicht ins gewohnte Bild. Die Curach war bei ablaufendem Wasser auf einer der zahlreichen Sandbänke im Mündungsgebiet eines großen Stromes aufgelaufen.

„Ja, das muss die Wirraha-Mündung sein“, bestätigte Ceretic.

„Merkwürdige Erhebung da drüben“, warf Malo ein und zeigte auf einen Hügel im sonst flachen Marschland. „Es steigt Rauch von dort auf. Ob in dem Hügel das verborgene Volk lebt?“

„Ich dachte, das gäbe es nur bei uns in Britannien?“, fragte Tavish erstaunt.

„Niemand lebt in dem Hügel. Auf dem Hügel leben Sachsen und den Hügel haben sie selbst gegraben, damit sie nicht ersaufen wenn das Wasser mal höher steigt als üblich“, korrigierte Ceretic schmunzelnd.

Ein Priester in Ruohim erklärte einmal, Gott strafe die Heiden mit hohen Fluten für ihre grausamen Raubzüge. Ceretic hatte sich schon als Kind darüber gewundert, dass sie sich trotz dieser deutlichen Warnung nicht von ihren heidnischen Wegen bekehrten, sondern lieber versuchten, Gottes Züchtigungen auf von Menschenhand errichteten Hügeln zu trotzen. Aber nun, wo er solch einen Hügel erstmals mit eigenen Augen sah, musste er über die schiere Größe des Erdwerkes staunen.

„Woher weißt du das eigentlich alles?“, unterbrach Malo seine Gedanken.

„Eine lange Geschichte“, antwortete Ceretic.

„Aber bis zur Flut haben wir doch noch jede Menge Zeit“, drängte nun auch Tavish.

„Also gut“, fügte sich Ceretic scheinbar widerstrebend, doch eigentlich redete er gern von sich. „Kennt ihr noch den alten Wulf?“, fragte er.

„Den alten Heiden?“, wollte Tavish wissen und bekreuzigte sich.

„Der Priester hat von ihm erzählt“, bestätigte auch Malo.

„Ja, ein Heide war er wohl, der gute Wulf“, gab Ceretic zu. „Aber er war auch ein Krieger Roms. Ein Sachse, der bei den Auxiliares gedient hat und nach seiner Dienstzeit und dem Abzug der Römer auf Ruohim blieb.“ Einen Augenblick schwieg Ceretic versonnen. Der einsame Veteran hatte ihn damals, als sein Vater auf der See geblieben war, unter seine Fittiche genommen. Aber das brauchten die beiden Jungspunde nicht zu wissen. „Jedenfalls hat er mich seine Muttersprache, das Sächsische, gelehrt“, erklärte er. „Und noch einiges mehr.“

Stunden später kehrte das Wasser zurück. Zuerst füllten sich die Priele und in den Senken begann der Schlick zu glänzen. Dann, in immer wiederkehrenden Wellen, überspülte das Meer den geriffelten Sand und hob schließlich die gestrandete Curach sanft vom Boden. Der Flutstrom trug sie rasch auf die mächtige Wurt zu.

„Seht nur, sie warten in Waffen!“, rief Tavish angstvoll.

Auch Ceretic hatte es gesehen. Inmitten der dunklen Menschenmenge am Strand blitzte es auf. Die tief stehende Abendsonne spiegelte sich in Helmen oder Speerspitzen.

„Natürlich tragen sie Waffen“, antwortete Ceretic harscher als er beabsichtigt hatte. Aber die Jungen sollten nichts von seinen eigenen Bedenken merken. „Was würdet ihr denn tun, wenn sich plötzlich ein fremdes Boot näherte?“ Sorgenvoll zupfte er an seinem Schnurrbart.

„Da sind auch Frauen und Kinder dabei!“, rief Malo plötzlich erleichtert.

Ceretic atmete auf. „Na, was habe ich euch gesagt?“, fragte er und versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen.

Bald waren sie auf Rufweite heran, doch die Sachsen blieben stumm. Ceretic setzte das Boot vor ihnen auf den Strand und sprang ins Wasser.

„Seid gegrüßt, edle Männer“, rief er laut und streckte die Arme mit den Handflächen nach oben aus, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war.

„Seid gegrüßt, Fremde“, antwortete ein leicht gebeugter, aber noch immer großer Mann mit grauem Haar. „Ich bin Wago, der Häuptling unseres Geschlechts“, fügte er hinzu und machte eine einladende Geste in Richtung der Höfe auf dem grünen Hügel hinter sich.

Tavish und Malo blickten Ceretic fragend an. Sie hatten nichts verstanden und auch Ceretic selbst war verwirrt. Wieso luden ihn diese fremden Piraten so freundlich ein, obwohl er doch noch gar kein Geschenk überreicht hatte?

„Mein Sohn Eppo wird sich um euer Boot kümmern. Folgt mir“, drängte der Alte, als er das Zögern der Britannier bemerkte.

Gehorsam setzte sich Ceretic in Bewegung. „Der Alte lädt uns in seine Halle ein. Wenn er Böses im Schilde führt, sind wir ihm ohnehin ausgeliefert, also folgen wir am besten seiner Einladung“, erklärte er seinen Begleitern.

Sie folgten dem grauhaarigen Sippenoberhaupt einen schmalen Pfad den Hügel hinauf. Von Nahem sah Ceretic, dass das, was er zuvor für Palisaden gehalten hatte, eigentlich Pfahlreihen waren, die mit Weide umflochten wurden und das Erdreich der Wurt gegen das Meer sicherten. Erst ganz oben wurden die Höfe von einer schwachen Palisade, eher einem hohen Zaun, umgeben. Ihr alter Führer durchquerte eine Pforte und ging zielstrebig an mehreren kleineren Katen vorüber zu einem lang gestreckten Gebäude im Zentrum der Siedlung. Ceretic und seine Gefährten folgten ihm gebückt unter einem niedrigen Türsturz hindurch in die große Halle. Es war warm und die Luft abgestanden. Der Qualm eines offenen Feuers brannte Ceretic in den Augen, bevor er sich unter dem Dach sammelte und schließlich durch ein Windauge am Giebel abzog.

„Willkommen in meiner Halle!“ Der Gruß des Alten lenkte Ceretic von der Betrachtung seiner Umgebung ab. Schon winkte der Häuptling eine junge Frau heran, die ihm ein riesiges Trinkhorn reichte. Er nahm einen tiefen Zug und gab das Horn an Ceretic weiter. Eine klebrige Masse schwappte auf Ceretics Finger und der süßliche Geruch von Met mischte sich mit dem üblen Atem des alten Mannes. Ceretic ließ sich nichts anmerken und tat wie ihm geheißen. Immer mehr Männer strömten in die Halle.

Ob sie uns betrunken machen wollen, um uns auszurauben?, ging es Ceretic durch den Kopf. Doch da nahm ihm Wago das Horn wieder ab.

„So“, begann er zufrieden, „nun verratet uns eure Namen und das Ziel eurer Reise!“ Zu Ceretics Beruhigung sah ihn der alte Wago gespannt, aber durchaus freundlich an.

„Hochkönig Vortigern von Britannien entsendet euch seinen Gruß. Ich bin Ceretic, sein Bote.“

Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihen der mittlerweile versammelten Sachsen.

„Die Tapferkeit der Sachsen hat sich bis nach Britannien herumgesprochen.“ Hier unterbrachen eine generelle Unruhe und gedämpftes Gelächter seinen Vortrag. Hochmütige Barbaren, dachte Ceretic, fuhr aber mit erhobener Stimme fort. „Zum Zeichen seiner Freundschaft sendet Vortigern euch dieses Silber!“ Dabei zog er mit einer stolzen Geste einen kleinen Lederbeutel aus dem Gürtel und ließ die Münzen effektvoll zu Boden fallen. Nun war es plötzlich so still, dass das helle Klirren des letzten Sesterz bis in den hintersten Winkel der Halle drang.

„Solche Gäste sind uns immer willkommen“, beeilte sich Wago zu erwidern. Diesmal antwortete rundherum aufgeregtes, aber durchaus anerkennendes Gemurmel.

Ceretic atmete auf. Das Eis war gebrochen, mit einer einzigen Handvoll Silber! Nun musste Ceretic in aller Ausführlichkeit von seinem Auftrag berichten. Wago ließ sich derweilen als Gastgeber nicht lumpen. Der Abend wurde zu einem Gelage. Während er hochkonzentriert versuchte, die Fragen seines Gastgebers zu beantworten, dröhnte die Halle vor Betriebsamkeit. Laute Rufe in der barbarischen Zunge und Lachen vermischten sich mit dem Duft von heißer Brühe und gesottenem Salzfleisch. Bald schon schwirrte Ceretic von all den neuen und fremden Eindrücken der Kopf. Zu seiner Erleichterung trat schließlich ein Mann vor, der die Aufmerksamkeit des alten Wago von ihm ablenkte.

„Scht, der Scop wird uns nun ein Lied singen“, zischte der Gastgeber.

Bei dem Scop genannten Mann schien es sich um jemanden zu handeln, der eine ähnlich geachtete Stellung wie ein britannischer Barde einnahm. Ceretic, der sich selbst ebenfalls für einen begabten Dichter und Sänger hielt und ein beachtliches Repertoire von Liedern kannte, kam diese Abwechslung umso mehr gelegen. Nie hatte ihm Wulf von den sächsischen Sängern berichtet. Der Mann begann sein Lied. Die alte schleppende Weise erzählte von einem gewissen Hengist und seinen Abenteuern bei den benachbarten Friesen. Ceretic mühte sich redlich seine Enttäuschung zu verbergen. Das sollte Gesang sein? Ihm kam es eher ermüdend vor. In Britannien würde es dieser Barde jedenfalls nicht weit bringen. Als der Beifall für den Scop abebbte – die Sachsen schienen mit der gebotenen Kost zufrieden – erhob sich Ceretic beschwingt. Er hatte bereits einige Hörner Met mit den neuen Verbündeten König Vortigerns geleert und befand sich gerade in der rechten Stimmung. Jetzt würde er den Barbaren einmal zeigen, wie man in Britannien sang!

Der Scop reichte ihm gespannt die Harfe. Ceretic strich über die Saiten. Ja, das könnte gehen. Die Kelten hatten einfach mehr Rhythmus im Blut als diese Barbaren. Er griff in die Saiten und begann das Lied zu singen, welches er in seinem Geiste über ihr gerade bestandenes Abenteuer im friesischen Wattenmeer gedichtet hatte. Die Melodie war ein altes britannisches Tanzlied mit einem Refrain, der immer auf „Fol-de-diddle-da und Folde-diddle-daira oh“ endete. Das würden sogar die sächsischen Barbaren verstehen. Malo und Tavish erkannten die Weise und klopften und pfiffen den Takt dazu.

Als er geendet hatte, herrschte einen Moment Schweigen. Ceretic schaute in ausdruckslose bärtige Gesichter. Kurz fragte er sich, ob die Barbaren ihm überhaupt zugehört hatten. Doch dann brach mit einem Male stürmischer Beifall aus. Na also, dachte Ceretic zufrieden und verbeugte sich tief vor seinen Zuhörern. Wenigstens erkannten die Barbaren ein gutes Lied, wenn sie es hörten.

„Worum ging es?“, wollte Wago schließlich wissen. Auch er hatte als Zeichen seiner Anerkennung sein Methorn begeistert auf die Tischplatte geschlagen und mit beiden Füßen gestampft, aber verstanden hatten die Sachsen sein britannisches Lied natürlich nicht.

„Auch wir haben gerade bei den Friesen ein Abenteuer erlebt“, begann Ceretic und erzählte in allen Einzelheiten, wie sie den drei – oder waren es sogar vier? – friesischen Langschiffen entkommen waren, die sie bei Nebel vor der Küste eingekreist hatten. Als er an die Stelle kam, an der sie den Friesen schließlich im Wattenmeer entkamen, hielt sich Wago den Bauch vor Lachen. Dann musste Ceretic das Lied noch einmal auf Britannisch vorsingen und die Sachsen grölten das „Fol-de-diddle-da und Fol-de-diddle-daira oh“ aus voller Kehle mit. Dazu klopfte, klatschte und stampfte die halbe Halle den Takt mit – die andere Hälfte klopfte, klatschte und stampfte ohne den Takt zu treffen, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.

Regulbium, Mai 441

Tallanus

Das denkwürdige Zusammentreffen von Vortigerns Rat lag nun bereits zwei Monate zurück. Nachdem Tallanus seinen Freund Ceretic bis Ruohim geleitet hatte, war er auf direktem Wege zu Bischof Albanus zurückgekehrt. Albanus bezeichnete ihn zwar als secretarius, aber in Wirklichkeit kam er sich eher wie ein Botenläufer oder sogar ein Leibeigener vor. Die vergangenen Wochen jedenfalls war er für seinen Herrn nicht weniger als drei Mal zwischen Cantiums Königsstadt Durovernum und Londinium hin und her gereist, während der Bischof niemals die Nähe des Hochkönigs und die Annehmlichkeiten des Hofes verließ. Wenn man ihm einmal selbst solch ein Amt wie das von Albanus anvertrauen würde, gäbe er sich sicherlich nicht solcher Bequemlichkeiten hin. Betroffen biss er sich auf die Unterlippe. Lag da nicht der wahre Grund für seine mangelnde Achtung vor Albanus?

„Quid autem vides festucam in oculo fratris tui et trabem in oculo tuo non vides?“, murmelte er.

„Was schimpfst du da?“, riss ihn eine junge Stimme aus seinen Gedanken. Tallanus fuhr herum und vor ihm stand Álainn, ein Bauernmädchen aus Regulbium. Nein, inzwischen eine junge Frau, korrigierte er sich, als sein Blick über ihre Gestalt schweifte. Er fühlte, wie ihm das Blut heiß ins Gesicht stieg, was keinerlei Sinn ergab, denn seine Freundschaft zu dem Mädchen war ebenso rein wie sein Gewissen. Zumindest in dieser Beziehung. Seine Versuchungen lagen andernorts. Eine junge Priesterweihe und vielleicht einmal der Hirtenstab eines Bischofs.

„Na, was ist?“, hakte Álainn nach und traf damit genau den wunden Punkt.

„Das war Latein und bedeutet: Was siehst du den Splitter im Auge deines Nächsten und den Balken in deinem eigenen Auge siehst du nicht?“, antwortete er, immer noch verstimmt über sich selbst.

„So, so“, lachte sie. „Du bist mal wieder streng mit dir? Spazierst du deshalb hier am Meer herum?“ Lächelnd trat sie zu ihm und hakte sich unter.

Tallanus errötete schon wieder. „Nicht doch, was sollen die Leute denken?“, fragte er.

„Was sollen sie schon denken?“, antwortete Álainn unbekümmert. „Du kennst mich doch schon von Kindesbeinen an. Also, was hast du dir vorzuwerfen?“

Tallanus seufzte resigniert. „Der Satz, den ich dir gerade übersetzt habe, steht im Evangelium des heiligen Matthäus“, erklärte er.

„Aha. Klingt auch sehr weise“, unterbrach sie.

„Mein alter Tutor Dagomar hat ihn mich gelehrt. Du weißt schon, der im wüsten Norden Londiniums in seiner Einsiedelei als Eremit lebt“, fuhr Tallanus ungeachtet der Unterbrechung fort.

„Der Mann, von dem du immer behauptest, er sei ein richtiger Heiliger?“, fragte Álainn neugierig.

„Ja, genau der. Jedenfalls bleibt an mir nicht viel Heiliges, wenn ich mich mit ihm vergleiche. Du weißt ja, wie oft ich über meinen Herrn, Bischof Albanus, klage. Aber gerade ist mir aufgegangen, dass ich ihm nur seinen Platz neide. Dagomar dagegen hat den Bischofsstab abgelehnt. Stell dir vor, Vortigern trug ihm das Amt schon vor Albanus an. Stattdessen unterrichtet er lieber junge Waisen und Männer aus ärmlichen Verhältnissen wie mich in seinem claustrum in Rhetorik und Grammatik und den Lehren unseres Heilands.“

„Und aus lauter Gram über deinen frevelhaften Ehrgeiz hast du dich nun in dein Heimatdorf Regulbium verkrochen und starrst den ganzen Tag auf den Horizont?“

„Nein, nein, das ist mir nur gerade durch den Sinn gegangen. Ich bin wieder in Albanus Auftrag hier.“

„Na, kein Wunder, dass du nicht gut auf den hohen Herren zu sprechen bist, wenn er dich ständig in ganz Britannien herum jagt. Was kann ein so hoher Herr wie dein Bischof denn von so einem gottvergessenen Nest wie Regulbium wollen?“

Kopfschüttelnd schaute sie zu den windgeschliffenen Ruinen des alten Römerforts hinüber. Tallanus folgte ihrem Blick, wandte sich dann aber wieder dem Meer zu. Niemals zuvor hatte er sich danach gesehnt, einen der gefürchteten sächsischen Steven aus dem Meer tauchen zu sehen. Doch nun wartete er im Auftrag des Bischofs genau darauf. Obwohl Vortigerns Plan ihm mehr als wagemutig erschien. Hieß es nicht zu recht: Lupus pilum mutat non mentem – Der Wolf ändert das Haar, nicht den Sinn? Er zog seinen Mantel enger um die Schultern, trotz anbrechenden Frühlings fröstelte ihn.

„Ich soll auf einen Freund warten, der hoffentlich bald heimkehrt“, antwortete er ausweichend. Auch wenn er Álainn von klein auf kannte, gab es keinen Grund, ihr seinen Auftrag zu verraten. „Albanus will sofort von seiner Ankunft unterrichtet werden. Eigentlich kommt mein Freund aus Ruohim dort drüben.“ Dabei deutete er über den schmalen Wantsum-Fluss, der Ruohim von Regulbium und dem Rest Cantiums schied. „Aber ich denke, ich bekomme auch hier mit, wenn er zurückkommt.“

„Und wer ist dieser Freund?“, bohrte sie nach.

„Er heißt Ceretic“, antwortete Tallanus. Damit verriet er wohl noch kein Geheimnis.

„Wer?“

„Ein Mann den ich vor … wie lang ist das her?“ Er legte kurz die Stirn in Falten. „Ja, ich glaube vor fünf Jahren habe ich ihn in Durovernum am Hof kennengelernt. Er ist Waise, wie ich, und außerdem kommt er ganz aus der Nähe, eben von Ruohim dort drüben. Das hat uns einander näher gebracht.“ Tallanus musste schmunzeln. „Das und noch eine kleine Begebenheit.“

„Was denn?“, wollte Álainn wissen.

„Ceretic, der sich einiges auf seine Dichtkunst einbildet, hatte ein paar ganz gute Spottverse gedichtet. Über seine catuvellaunischen Kameraden. Sie waren so gut, dass sich die Männer, die ihm, dem Emporkömmling aus der Provinz, ohnehin die gute Aufnahme am Hof neideten, zusammen rotteten, um ihm eine gehörige Abreibung zu verpassen.“

„Und was hast du gemacht?“

„Ich habe mich vor den Kerlen aufgebaut. Du musst wissen, dass es mindestens fünf waren, sehr groß und breit.“ Zur Verdeutlichung winkelte er die Oberarme seitlich ab und blies sich auf.

Álainn musste lachen. „Du hast dich mit einer ganzen Handvoll Krieger angelegt?“, fragte sie ungläubig.

„Ja, ich“, behauptete Tallanus eifrig, musste dann aber ebenfalls lachen. „Damals war ich noch Subdiakon und sehr stolz auf meine neue Stellung beim Bischof. Jedenfalls habe ich sie angebrüllt: ‚Ich komme auch aus diesem Winkel Cantiums und ich kann euch versichern, dass man dort des Herrn Gebote mit größerer Ernsthaftigkeit beachtet als hier!‘“

„Und?“, fragte Álainn gespannt. „Was haben sie mit dir gemacht?“

„‚Krieger des Hochkönigs sollten sich nicht wie Wirtshausschläger aufführen. Seid euch gewiss, dass Bischof Albanus davon erfahren wird‘, habe ich ihnen noch entgegengeschleudert. Und ob du es glaubst oder nicht, die Kerle haben den Schwanz eingekniffen und sind vor mir“, dabei reckte sich der kleine Mann zur vollen Größe auf, was Álainn wieder zum Lachen brachte, „jawohl, vor mir geflohen. Ceretic kam ungeschoren davon und seit damals sind wir Freunde“, schloss er seine Heldengeschichte.

Plötzlich erstarrten die eben noch lachenden Züge seiner hübschen Begleiterin. „Sieh nur dort!“, rief Álainn und zeigte hinter ihn. „Oh Gott, nein!“ Ihr zitternder Zeigefinger wies hinaus auf die See.

Beufleet, April 441

Ceretic

„Vor vielen Winternzog über salzige Hügel
Hnæf der Dänen König,hochherziger Krieger,
zu Finn, seinem Schwager,seiner Schwester Hildeburhs Mann.
Mit ihm zogen tapfre Recken,die Krieger aus Sachsen,
für rote Ringeund güldenes Kleinod.
Die tapfersten Krieger,sie kamen aus Sachsen.“

Hier unterbrach lautes Grölen der Anwesenden den Vortrag.

„Hengist, der Edle,Hadulohas streitbarer Held,
mit ihm fuhren die Männerhin zu Finns Burg.
Der Friesen König,der finstere Finn,
verriet Hnæf, seinen Schwager,und seiner Krieger Schar.
Im silbernen Mondlicht,nach Singen und Trunk,
gewappnet zur Gräueltat,Frieslands Getreue er rief.
Doch Hnæfs Mannenbemerkten den Anschlag.
Hengist der Heldhütete die Halle.
Sie hielten fünf Tagegegen Feinde den Ort.
Der grimme Torwächtererschlug jeden Gegner.
Als die Friesen sahenden bitteren Streiter
drangen sie in die Hallevon hinten durchs Dach.
Hnæf ward erschlagenund der Helden gar viele,
da ließ Finn ab vom Tötenund sprach freundlich mit Hengist.
Die Sachsen zu bleibenin seinem Saale er lud,
bis die Stürme sich legtenund die Schwalbe erschien.
Dann richteten die Sachsendie Steven zur Heimkehr.
Die Nacht vor der SeefahrtFinn zum Gelage sie bat
doch Hengist sann finsterüber die Schmach, die ihm Finn tat,
als er erschlug König Hnæf,des Hadulohers Herr.
Voll Rache im Herzenerhob sich der Krieger
und erschlug in der Halle,die Hnæfs Blut getrunken,
König Finn und seine Getreuenin unbändigem Grimm!“

Das Gedicht hatte ihn hergeführt. Der Gesang des Scop war zwar langsam und unbeholfen, aber die Worte hatten eine Saite in Ceretic zum Schwingen gebracht und ein Gedanke hatte sich in ihm festgesetzt: Dieser Hengist schien ihm der richtige Mann für König Vortigerns Plan. Ein Haudegen, der für eine Handvoll Silber bereit war, einem fremden König zu dienen.

So war es ihm zumindest damals vorgekommen. Missmutig stocherte er mit einem Stecken in der letzten Glut des Feuers, während über ihm ein unangenehm kalter Westwind einen Schauer gegen das Reeddach trieb. Wie sollte aus so einem schlechten Gedicht auch etwas Gutes werden? Drei Tage saß er nun in Beufleet, der Heimat dieses berühmten Hengist. Nach der Fürsprache des Jungen, der sie von Wagos Hof in Feddersen hierher geführt hatte, waren sie von Hengists jüngerem Bruder Horsa freundlich aufgenommen worden. Dessen Frau Erkenhilde kümmerte sich persönlich um das Wohlergehen der britannischen Gäste. Der Held selbst war allerdings nicht zu Hause. Dabei brannte Ceretic darauf zu erfahren, ob sich seine Hoffnungen erfüllten.

Ungeduldig schaute er sich um. Malo und Tavish waren nirgends zu sehen. Vermutlich halfen sie ihren sächsischen Gastgebern bei irgendwelchen landwirtschaftlichen Arbeiten. Immerhin lernten sie so etwas von der Sprache der Barbaren. Ceretic selbst verstand inzwischen fast jedes Wort. Einmal mehr erinnerte er sich voll Dankbarkeit an den väterlichen Freund Wulf, der ihn neben der sächsischen Sprache auch gelehrt hatte, sein Schwert wie ein römischer Legionär zu führen. Das machte es Ceretic einfach, nach Wulfs Tod Aufnahme in Vortigerns Diensten zu finden, denn der Hochkönig versuchte seine catuvellaunischen Krieger nach Art der römischen Legionen zu drillen.

„Herr Ceretic“, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. Es klang eher wie eine Feststellung denn wie eine Frage. Ceretic fuhr erstaunt herum. Was er sah, verschlug ihm die Sprache. Er starrte mit offenem Mund auf die Person, die ihn so unvermittelt angesprochen hatte. Es war eine Frau, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte.

„Ich hoffe, Ihr denkt nichts Schlechtes von mir, weil ich Euch einfach so anspreche?“, fragte sie schüchtern.

„Ganz und gar nicht. Ich habe nur keine … Ich weiß gerade gar nicht mehr, wo wir uns zuletzt, äh, begegnet sind“, stammelte er.

Die junge Frau lachte leise. Sie war schön, eine wahre Schönheit sogar. Hochgewachsen und schlank mit strahlend blauen Augen und goldenem Haar.

„Entschuldigt. Eigentlich kennt Ihr mich auch noch gar nicht. Ich bin Rowena, Hengists Tochter“, fuhr die Sächsin fort.

Irrte Ceretic oder flog eine zarte Röte über ihr Gesicht? Nein, er musste sich in der dunklen Halle geirrt haben.

„Wir haben uns in Feddersen getroffen, aber da wart Ihr viel zu beschäftigt, um mich zu bemerken. Ihr habt ein Lied aus Eurer Heimat vorgetragen – so eine klare Stimme wie Eure und solche Musik habe ich noch nie gehört. Auch etliche noble Männer, die etwas von diesen Dingen verstehen, bestätigten später öffentlich, sie hätten nie ein besseres Lied vernommen.“

Ceretic bemühte sich um eine passende Erwiderung, damit er nicht wie ein ungalanter Trottel dastand. „Verdammt“, murmelte er.

Das Mädchen schien nicht sicher, ob es ihn richtig verstanden hatte und hob erstaunt die Augenbrauen. Ceretic schluckte hart. Er hätte sich ohrfeigen können.

„Ich bin Euch schon begegnet und habe Euch nicht bemerkt?“, fragte er schließlich. „Wenn meine Aufgaben mich so in Beschlag nehmen, dass mir solche Anmut wie die Eure nicht auffällt, dann bin ich pflichtbewusster als ich mir je vorstellen konnte.“ Und definitiv pflichtbewusster als ich dachte, fügte er in Gedanken hinzu. Ziemlich plump, aber die junge Sächsin errötete schon wieder, demnach war sein Gestammel wohl doch nicht so übel gewesen.

Dann legte sie die Stirn in Falten und richtete sich kerzengerade auf. „Ihr seid ein Dichter, der sich auf Worte versteht“, bemerkte sie kühl, drehte sie sich um und stolzierte aus der Halle. Ceretic blickte ihr noch eine ganze Weile verwirrt hinterher.

Dithmarschen, Mai 441

Ordulf

„Kommst du mit? Wolderich hat einen Gast, der allen freien Sachsen etwas mitzuteilen hat. Heute Nachmittag wird er in Fahrstedt sprechen.“ Aufgeregt lief Ordulf über den Hof. Nach der schlimmen Flut vor einer Woche, bei der sie drei volle Tage vom Meer eingeschlossen auf ihrer Wurt hatten ausharren müssen, war er nun voller Tatendrang.

„Kümmere dich erst um die Schafe“, rief sein ältester Bruder, der wie sein Vater und Großvater Swæn hieß, missbilligend. „Oder hilf mir.“ Er mühte sich gerade mit einem großen Ast ab, den die Sturmflut auf ihrer Weide zurückgelassen hatte. Aus dem Treibholz sollte ein neuer Türpfosten entstehen. Aber Ordulf war schon fort, um nach Agill, seinem nächst älteren Bruder, zu suchen.

Am Nachmittag schlossen sich ihm dann aber doch beide Brüder an. Ordulf hatte seine besten Kleider angelegt und schritt eilig voraus. Es war kein weiter Weg und in der flachen Marsch konnten sie die hoch aufragende Wurt der Wolderichsmannen nicht verfehlen. Auf dem großen Hof angekommen, schaute Ordulf sich gespannt um. Zwischen dem Langhaus mit den Stallungen und den dicht gedrängten Katen der Knechte und entfernteren Verwandten Wolderichs, blieb ein runder Platz frei, der zum Zusammentreiben des Viehs oder für Versammlungen genutzt wurde. Darauf befand sich bereits eine ansehnliche Schar meist junger Männer.

„Seht nur“, raunte Ordulf seinen Brüdern zu. „Der dort drüben mit der Lederkappe kommt doch aus der Nordermarsch. Und sogar Leute von der Geest sind da!“

Swæn stieß ihn als Antwort nur stumm in die Seite und winkte mit dem Kopf noch weiter nach rechts hinüber. Ordulf blickte in die angedeutete Richtung und kniff die Augen zusammen, um schärfer zu sehen. Dann erkannte er ihn auch: Hoger, einer der Führer des Ebbingemannengeschlechts.

Unwillkürlich tastete Ordulf nach seinem Sax. Zwischen den Geschlechtern der Swænen und Ebbingemannen schwelte eine Blutfehde. Erst auf dem letzten Thing hatte Vater Swæn einen Ebbingemannen wegen Viehdiebstahls und dem Mord an einem seiner Kleinknechte angeklagt. Aus der Klage war nichts geworden, die Sippe der Ebbingemannen stellte mehr Eideshelfer als die Swænen und wurde zudem noch von den Rodbellingern unterstützt. Der alte Swæn hatte getobt und an eine Versöhnung war nicht zu denken.

Ordulf schaute mit zusammengekniffenen Augen zu Hoger hinüber, aber da trat der alte Wolderich in die Tür seines Hauses.

Das Gemurmel erstarb und alle Augen richteten sich gespannt auf den Greis. Er war immer noch eine imposante Erscheinung, doch der Mann, der ihm folgte, überragte ihn fast um Haupteslänge.

„Gut, dass die Dithmarscher aus dem ganzen Gau zusammen gekommen sind“, begann Wolderich. „Ich will euch jemanden vorstellen, von dem ihr sicher schon viel gehört habt. Das hier ist Hengist Witgissunu. Von seinen Abenteuern im Dienste des Dänenkönig Hnæf brauche ich nicht zu berichten. Aber ich lasse ihn für sich selbst reden, denn ich bin kein Mann großer Worte.“

Nach dieser für ihn ungewöhnlich langen Rede trat Wolderich einen Schritt zurück und ließ den angekündigten Recken in der Mitte des Kreises. Neugierig drängten sich die Männer heran.

Hengist prangte in voller Rüstung. Er trug einen Eisenhelm mit breitem Kamm und Nasenschutz. Stilisierte buschige Brauen aus vergoldeter Bronze beschatteten die zusätzlich durch Eisenringe geschützten Augen und verliehen dem Helden ein wildes und verwegenes Aussehen. Über einem schweren Lederwams und hochgeschnürten Bundschuhen trug er eine Brünne, die ebenfalls aus Eisenringen bestand. Da die meisten Sachsen ihre heimischen Händel mit dem Sax austrugen und nur im Krieg zu dem langen Schwert und runden Schilden griffen, beeindruckte diese komplette Rüstung Ordulf tief.

Unwillkürlich hielt er die Luft an. Das also war der berühmte See-Sachse, von dessen Abenteuern man sich im Winter am prasselnden Herdfeuer erzählte!

Hengists Blick glitt kalt und hart über die Versammlung hinweg. Dann rief er laut: „Ihr Männer von Dithmarschen, sächsische Stammesbrüder und Schwertgenossen! Ich habe euch etwas zu sagen. Von Abenteuern, roten Ringen und gutem britannischen Silber. Ihr alle könnt Heldentaten vollbringen, von denen man noch länger berichten wird, als von meiner Fahrt nach Finnsburg. Und reich beladen mit Schätzen sollt ihr heimkehren.“ Er blickte wieder mit seinen kalten Augen in die Runde. Dann, als die ersten Männer unruhig wurden, fuhr er fort: „Ja, es gibt güldene Kleinode zu gewinnen. Für jeden, der sein Schwert tapfer zu führen weiß, wird es wahrlich nicht schwer Reichtümer zu bergen. Genau wie ich mit Hnæf dem Dänen zog, so ruft nun ein anderer König unsere Dienste. Brave Kriegsmannen sucht er, denn in seinem eigenen Land findet er keine und die Feinde bedrängen ihn hart. Gutes Silber verspricht er denen, die ihm zu Hilfe eilen.“

Vereinzelte Rufe wie „Wenn der König richtige Männer sucht, dann soll er die Willichsmannen fragen!“, „Ich bin der Stärkste, nimm mich mit!“ oder „Halts Maul, du Angeber, lass ihn ausreden“ wurden laut. Hengist hielt noch ein paar Atemzüge inne und Ordulf fühlte ein Prickeln in seinem Nacken. Was der Haduloher da versprach, entsprach seinen innersten Wünschen. Vielleicht könnte er von dieser einen Fahrt genug Silber heimbringen um ein Mädchen zu heiraten! Er errötete bei dem Gedanken, aber zum Glück achtete niemand auf ihn.

„Wo finden wir diesen edlen König, der tapfere Recken sucht?“, rief ein Mann in der ersten Reihe. Ordulf glaubte, einen der Vogdemannen zu erkennen, der auch auf dem letzten Thing viele Worte gemacht hatte.

Hengist sah ihn fest an. „Wenn ihr tapfer und zu allem entschlossen seid, aber auch nur dann, kann ich euch zu ihm führen. Euch alle!“, rief er dann mit lauter Stimme und blickte wieder in die Runde. „Vortigern heißt der Mann. Er ist der Hochkönig Britanniens. Um dorthin zu gelangen, müssen wir uns einschiffen und über die Täler des Meeres ziehen. In Haduloha habe ich zwei feste Kiele liegen und ein weiteres Schiff wird aus Keydingen zu uns stoßen. Wir fahren einen Mond vor dem Sonnenwendfest. Wenn es in Dithmarschen tapfere Männer gibt, schließt euch mir und meinem Bruder Horsa an! Ich nehme Krieger auf, solange es noch Platz im Bauche meiner Schiffe gibt. Aber kommt nicht zu spät, denn auch die tapfersten unter den Hadulohern und Keydingern drängen darauf, nach Britannien zu ziehen.“

Nachdem Hengist seine Rede beendet hatte, zogen die Männer angeregt debattierend ab. Ordulf war wie benommen von den Möglichkeiten, die der Held gerade heraufbeschworen hatte. Da sein Vater kein eigenes Seeschiff besaß und es auf dem Hof immer genug zu tun gab, war er noch nie übers Meer gefahren, aber wie alle jungen Sachsen träumte er von solchen Abenteuern. Doch er hätte wohl besser nicht träumen sollen, denn plötzlich stolperte er und bekam noch einen Stoß in die Rippen, sodass er vornüber in den Dreck fiel.

„Seht nur, dort suhlt sich ein Swæn im Mist!“, hörte er eine höhnende Stimme. Er lag tatsächlich im Mist – mit der neuen Hose! Aus einem Loch am rechten Knie rann ein dünner Faden dunklen Blutes in den zerrissenen Stoff. Ordulf blickte auf. Hinter ihm standen zwei junge Männer, von denen ihn einer angerempelt, während der andere ihm ein Bein gestellt hatte. Wutentbrannt griff er eine Handvoll Mist und warf sie in Richtung seiner Gegner. Aber der junge Mann wich dem Geschoß aus.

„Seht nur, das Swæn suhlt sich, dass der Dreck nur so spritzt!“, wiederholte er nun so laut, dass es alle hören konnten. Dabei betonte er Ordulfs Geschlechternamen so, dass er wie „Swien“ oder „Schwein“ klang. Ordulf wollte sich auf die Fremden stürzen, aber sein Bruder Swæn ahnte wohl, was sich da anbahnte und packte ihn an der Schulter. Unter dem harten Griff wurde Ordulfs Blick wieder klar. Hinter den beiden grinsenden Kerlen standen noch drei Männer. Hoger war unter ihnen und so fiel es Ordulf nicht schwer zu erraten, dass es sich bei allen Fünfen um Ebbingemannen handelte. Er zerrte mit neuer Wut am Griff seines Bruders, aber inzwischen war auch Agill heran und hielt seinen anderen Arm.

„Sie wollen doch nur, dass du auf Wolderichs Hof den Frieden brichst“, zischte ihm Swæn ins Ohr.

Nur widerwillig ließ sich Ordulf von seinen Brüdern wegziehen. Weit im Westen über der See rollte ferner Donner heran. Es würde bald ein Gewitter geben.

„Wenn wir im Trocknen unseren Hof erreichen wollen, sollten wir uns sputen“, bedeutete Agill. Ordulf schaute noch einmal finster zu den Ebbingemannen hinüber und ballte die Fäuste.

„Bei Thunær, der dort im Westen seinen Wagen über den Himmel rumpeln lässt, das werdet ihr büßen!“, schwor er. Mit dem Gedanken an zukünftige Rache wendete er sich abrupt ab und ließ sich von Agill und Swæn von der Wurt hinabführen.

Brand und Mord. Die Britannien-Saga

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