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Warmes Auto, neue Nachbarn

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»Na, Ben, worauf freust du dich zu Hause am meisten?«

Papa trommelt auf dem Lenkrad herum, als er das fragt. Vor allem er scheint sich auf zu Hause zu freuen. Ben hätte lieber noch länger Sommerferien gehabt. Im Wasser waren es dreiundzwanzig Grad. Er kann jetzt eine Rolle vorwärts unter Wasser, aber nicht rückwärts, dann kriegt er Wasser in die Nase. Seine Haare sind noch immer nass vom letzten Bad. Während Papa und Mama das Gepäck ins Auto luden, sind er und Klaus zum Meer runtergerannt, um ein letztes Mal ins Wasser zu springen. Klaus traut sich nicht, den Kopf unter Wasser zu nehmen.

»Ich weiß nicht«, sagt Ben.

»Red keinen Unsinn. Es muss doch jede Menge geben, worauf du dich freuen kannst. Du warst doch jetzt seit sieben Wochen nicht mehr zu Hause. Freust du dich denn nicht auf deine Freunde?«

Mama hat den Kopf zwischen die Beine gesteckt und sucht im Korb herum. Jetzt richtet sie sich wieder auf und gibt Klaus und Ben je einen Apfel.

»Ich finde es auch schade, dass der Sommer vorbei ist, aber es stimmt doch, was Papa gesagt hat, es ist schön, nach Hause zu kommen. Dann siehst du deine Freunde wieder und kannst das Fahrrad aus dem Keller holen und Fußball spielen und in der dritten Klasse passieren sicher lauter spannende Dinge. Kommt ihr jetzt nicht auf einen neuen Schulhof?«

»Nein, das ist erst nächstes Jahr.«

Mama hat schon Recht, manches ist richtig gut, und ihm graut ja auch nicht vor zu Hause, aber einen Grund zur Freude sieht er auch nicht gerade. Es ist eben alles so wie immer. Es passiert nichts Neues. Außerdem findet es Ben ungerecht, dass sie schon drei Tage vor Ende der Ferien nach Hause fahren, bloß weil Mama waschen will.

Ben wird ganz kribbelig, als sie am Feld entlang den Hang hochfahren und dann in den Tollef-Grav-Weg abbiegen. Hier ist er zu Hause. Ben betrachtet im Vorbeifahren die Winkelhäuser, die dreistöckigen Reihenhäuser und die Einfamilienhäuser. Er weiß bei jedem Haus, wer dort wohnt. Bei fast jedem. Und die Häuser scheinen jetzt alle aus dem Schlaf zu erwachen. Die Leute haben die Fenster aufgerissen und Bettdecken zum Lüften herausgehängt, einige sind mit Rasenmähern auf ihren kleinen Rasenflächen unterwegs, während hinten bei der Wendestelle ein paar Jungs stehen und quatschen. Victor, Stoffer und Ivar. Vor denen sollte man sich in Acht nehmen. Sie gehen in die Sechste. Oder in die Siebte. Alle sind ja jetzt eine Klasse höher. Papa fährt an dem Schild vorbei, auf dem steht, dass Autos und Motorräder hier nicht fahren dürfen. Das macht er nur vor und nach den Sommerferien, weil sie dann so viel Gepäck haben.

»Neben uns scheint jemand eingezogen zu sein«, sagt Papa und zieht an der Bremse, dass es im ganzen Auto nur so quietscht. »Vielleicht haben die Kinder in eurem Alter, mit denen ihr euch anfreunden könnt.«

Papa springt aus dem Wagen und reckt sich. Die Tür auf Klaus’ Seite hat eine Kindersicherung, deshalb versucht er, über Ben hinwegzuklettern, aber der braucht nur den Arm auszustrecken, um ihm den Weg zu versperren. Klaus muss warten, bis Papa die Tür von außen öffnet. Ben mustert die Fenster vom Reihenhaus nebenan. Das in der Küche ist offen. Also ist jemand da. Früher hat dort eine dänische Familie gewohnt. Mit zwei Töchtern, die viel älter waren als er, und die ab und zu zum Babysitten zu Klaus und Ben kamen. Und dann durften die Jungs fast alles machen, was sie wollten, aber besonders lustig war es trotzdem nicht, weil Ben und Klaus nicht verstehen konnten, was die Mädchen sagten.

»Ach, seht euch nur die vielen Rosen an!«, ruft Mama. Sie kniet im Beet vor den Küchenfenstern und macht sich an der kleinen Reihe von Blumen zu schaffen. Wenn sie ein Eckhaus bekommen hätten, dann hätten sie jetzt einen Garten, in dem sie spielen könnten. Die beiden Häuser in der Mitte haben nur eine briefmarkengroße Rasenfläche. Papa hat den kleinsten Rasenmäher der Welt gekauft. Er könnte sich genauso gut hinknien und den Rasen mit einer Schere schneiden.

Der Asphalt ist warm. Es riecht nach Sommer. Die Shorts kleben Ben am Hintern. Er schaut noch immer zur Nachbartür hinüber, er möchte so gern wissen, wer dort wohnt. Klaus darf in der Zwischenzeit die Haustür aufschließen. Als ihm dabei die Schlüssel in den Fußabtreter in der Treppe fallen, ist Papa sichtlich sauer.

»Ben, hilf Klaus, ein Stöckchen oder irgendwas zu suchen, womit wir die Schlüssel rausfischen können.«

Ben will sich gerade umdrehen, als bei den Nachbarn die Tür geöffnet wird. Ein Typ mit abgenutzten Turnschuhen in Tarnfarben, einer Hose mit einer Kette, einem T-Shirt mit einem roten Stern über der ganzen Brust und Haaren bis auf die Schultern kommt heraus. Er sieht aus wie ein Rockstar. Jetzt bleibt er stehen und mustert das Auto mit dem vielen Gepäck, das genau vor seinem Gartenweg hält. Dann spuckt er zwei Meter nach links, mit einer kleinen Kopfdrehung. Nickt Ben ganz kurz zu. Sagt nichts, sondern setzt sich auf die Treppe und legt die Unterarme auf die Knie, so dass seine Hände in der Luft baumeln.

»Ben! Kannst du mir nicht helfen! Wir müssen die Schlüssel hochholen, sonst können wir die Tür nicht aufschließen!«

Papa kann den Nachbarjungen nicht sehen, denn zwischen den Treppen gibt es eine Trennwand. Die zwei sind nur einen Meter voneinander entfernt, aber nur Ben kann beide sehen. Er steht drei Meter vor ihnen und lässt seinen Blick von einem zum anderen wandern. Versucht, seinem Vater ein Zeichen zu geben, dass ganz in seiner Nähe ein Typ sitzt. Jetzt steht der Junge auf und kommt auf Ben zu. Der weicht zum Auto zurück und verbrennt sich an dem glühend heißen Lack. Macht einen Sprung nach vorn und steht plötzlich genau vor dem Typen. Steht da und starrt den Stern auf der Brust des anderen an, während er verzweifelt versucht, nicht zu weinen. Die Rückseite seiner Arme und Beine brennt und tut weh.

Hier wohnt Ben und da Marie

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