Читать книгу Hier wohnt Ben und da Marie - Sverre Henmo - Страница 7

Das Tier haucht Ben in den Nacken

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Der Hund ist fast so groß wie das Mädchen. Jedenfalls wirkt er so, als er sich da im Gras herumwälzt. Sein Speichel läuft über den ganzen Ball. Es sieht aus, als wollte er den Ball verschlucken. Das Mädchen steht ganz ruhig daneben. Sie hat zwei lange blonde Zöpfe, die ihr über die Schultern fallen. Auf der Nase hat sie Sommersprossen. Eine Kette aus kleinen weißen Muscheln hängt um ihren Hals. Sie hat ein weißes Trägerhemd an, Shorts mit Taschen auf den Oberschenkeln und rote Turnschuhe. Auf dem einen Knie ist eine Schramme zu sehen. Ben hofft, dass sie die Leine gut im Griff hat. Ihr Arm ist schrecklich dünn, dafür, dass sie so ein großes Tier festhalten soll.

»Her mit dem Ball«, sagt er, als sie nicht reagiert.

Sie sieht ihn an, als ob sie noch nie einen Menschen gesehen hätte. Dann bückt sie sich. Achtet nicht auf die riesigen Zähne, die einen Millimeter von ihrer Hand entfernt sind. Nimmt den Ball. Muss reißen und zerren, um ihn loszumachen.

»Loslassen, Baldur! Loslassen, hab ich gesagt!«

Ihre Stimme klingt heiser. Als sie »Baldur« sagt, ist Ben klar, dass sie die Neue von nebenan ist. Er weiß nicht so recht, was er davon halten soll, abgesehen davon, dass es ihm nicht passt, dass sie einen Hund hat. Vielleicht hasst er sie deshalb ein bisschen. Als sie ihm endlich den Ball gibt, ist der klebrig vor Speichel und Schleim. Und das Leder zeigt deutliche Spuren von Hundezähnen. Dazu sagt er nichts.

»Jetzt mach schon, Ben«, ruft Klaus hinter ihm. »Los!« Er kommt sich immer ganz toll vor, wenn er mitspielen darf. Höchste Zeit, dass die anderen nach Hause kommen, dann können sie zum Bolzplatz gehen. Dann ist Ben nicht mehr auf Klaus angewiesen.

Der Hund ist aufgestanden und versucht, den Ball wieder an sich zu reißen, aber das Mädchen hält ihn an der Leine fest und sagt, dass er sich beruhigen soll. Es klingt nicht ganz überzeugend. Ben hat gehört, dass Hunde riechen können, ob jemand Angst vor ihnen hat. Durch Angstschweiß, der aus den Knien kommt. Er versucht, seine Beine ganz ruhig zu halten. Weicht langsam zurück. Wenn dieses riesige Viech neben ihnen wohnen soll, wird er das Haus nie mehr verlassen. Aber das kann doch nicht wahr sein. Und was hat sie ihm da für einen blöden Namen verpasst? Baldur? Als sie in der Schule die altnordischen Götter durchgenommen haben, hat die Lehrerin erzählt, dass Baldur der schönste unter allen Asen war. Aber dieser Köter ist alles andere als schön.

Sein Gebell lässt Ben zusammenfahren.

»Der ist nicht gefährlich. Der will nur spielen!«, sagt das Mädchen.

Ben merkt, wie seine Knie zittern. Und was, wenn der Hund nur brutale Spiele kennt? Wenn es für ihn ein Spiel ist, seine Zähne tief in Jungenschenkel zu schlagen?

Baldur steht auf den Hinterbeinen und reißt an der Leine, während er knurrt wie ein Motorrad.

»Spielen wir jetzt oder nicht?«, fragt Klaus hinter Ben. Er kapiert überhaupt nichts. Das Mädchen hält die Leine mit beiden Händen fest. Ihre Hacken scheinen sich dabei in den Boden zu bohren. An ihren Oberarmen spannen sich die Muskeln wie dicke Drähte.

Ben dreht sich langsam um. Spürt, wie das Tier ihm in den Nacken haucht. Er weiß, dass das Mädchen ihn ansieht, konzentriert sich darauf, den Ball richtig zu treffen, als er ihn jetzt Klaus zuspielt. Aber trotzdem knickt er im Bein ein und der Ball geht daneben. Hinter sich hört er den Köter. Ben wüsste gern, wie das Mädchen heißt.

Er schaut hinter ihr her, als sie an ihm vorbei und dann über den Weg davongeht. Fast hätte er einen weiteren Schuss verhauen. Klaus lacht ihn aus. Höchste Zeit, dass der Sommer aufhört und die anderen nach Hause kommen.

Hier wohnt Ben und da Marie

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