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Erzählperspektive

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Die Novelle setzt ein mit der Beschreibung der Stadt und dem Ende der Schule durch einen Erzähler, der nicht zur Figurenwelt gehört, Vorgänge, Situationen und Figuren von außen darstellt und Einblick in das Innere der Hauptfigur hat. Er entspricht dem auktorialen Erzähler:

»Die Wintersonne stand nur als armer Schein, milchig und matt hinter Wolkenschichten über der engen Stadt.« (S. 7)

Nach einem kurzen Dialog zwischen Tonio und seinem Freund Hans verschiebt sich der Blickpunkt zur Perspektive der Hauptfigur, erkennbar an der erlebten Rede im Imperfekt, der dritten Person Singular und dem Sprachstil der Figur:

»Tonio verstummte, und seine Augen trübten sich. Hatte Hans es vergessen, fiel es ihm erst jetzt wieder ein, daß sie heute Mittag ein wenig zusammen spazieren gehen wollten?« (S. 7)

Neben der erlebten Rede werden die Empfindungen, Gedanken, Beobachtungen und Erinnerungen des Helden durch den Erzähler wiedergegeben, erkennbar an den formelhaften Wendungen »dachte er« oder »fragte er« (S. 12, 26, 67). Oftmals gehen die Gedanken der Figur über in ein inneres Selbstgespräch, wie beispielsweise im 1. Kapitel, als Erwin Jimmerthal das Gespräch zwischen Hans und Tonio unterbricht:

»Tonio verstummte. Möchte ihn doch, dachte er, die Erde verschlingen, diesen Jimmerthal! Warum muß er kommen und uns stören! Wenn er nur nicht mit uns geht und den ganzen Weg von der Reitstunde spricht …« (S. 14)

Auf das Selbstgespräch folgt die Erläuterung des Erzählers über diesen Schulkameraden:

»Denn Erwin Jimmerthal hatte ebenfalls Reitstunde. Er war der Sohn des Bankdirektors und wohnte hier draußen vorm Tore.« (S. 14)

Häufig wird in die erlebte Rede oder das innere Selbstgespräch eine direkte Du-Anrede Tonios an Hans oder Inge eingeschoben. Sie bringt die intensiven Gefühle, die Tonio in einer bestimmten Situation bewegen, zum Ausdruck:

»Stets bist du auf eine wohlanständige und allgemein respektierte Weise beschäftigt. […] Aber darum sind deine Augen so klar. Zu sein wie du …« (S. 12)

Indem der Erzähler die Funktion der InnensichtFigurenperspektive einnimmt, werden die erzählte Welt und die Heldenfigur weitgehend aus der Innensicht der Hauptfigur aufgebaut. Der Leser wird so in das Innere der Figur hineingezogen und kann an deren Gefühlsleben teilhaben. Selbstgespräche geben Einblick, wie der Held emotional auf Situationen und andere Figuren reagiert und welch intensive Auseinandersetzung er mit anderen und mit sich selbst führt (S. 12, 25, 67).

Tonio Kröger von Thomas Mann: Reclam Lektüreschlüssel XL

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