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Was das alles kostet!

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Wusstet Ihr, dass in Deutschland – nach Russland – europaweit die meisten Hunde leben? Über 10 Millionen! Tendenz steigend, nicht zuletzt bedingt durch den Corona-Hunde-Babyboom: 20 Prozent mehr Hunde als in den Nicht-Corona-Jahren haben wir Deutschen im Jahr 2020 angeschafft 7.

Da kann man nur hoffen, dass das Homeoffice auch in Zukunft ein Arbeitsmodell bleibt. Und dass, wenn aus Kurz- wieder Langarbeit wird, in Zukunft möglichst viele Chefs Bürohunde erlauben. Immerhin gibt es inzwischen Studien, die belegen, dass Hunde zum guten Klima im Office beitragen. Der ein oder andere Hundebesitzer wird sich dann einen Großteil der Futterkosten für seinen Hund sparen können. Denn für dessen tägliche Bürorunden haben die Kollegen sicherlich alle etwas Gutes in ihrer Schublade.

Zurzeit geben wir Deutschen für unsere Kaniden jährlich circa zwei Milliarden Euro aus – die Hälfte davon wahrscheinlich ICH.

Es gibt Menschen, die das verwundert.

Zum Beispiel den Anthropologen Ndonko aus Kamerun, der seit Jahren die Beziehung der Deutschen zu ihren Hunden beobachtet. Dazu gibt es eine schöne Dokumentation vom Norddeutschen Rundfunk und einen „Zeit“-Artikel mit dem Titel „Das wilde Germanistan“ 8. Ndonko stellt darin fest: Je kultivierter eine Gesellschaft ist, desto hundeverrückter ist sie.

Mmmh, da müssen die Amerikaner ja besonders kultiviert sein – denn dort leben die meisten Hunde weltweit. In San Francisco zum Beispiel gibt es in etwa genauso viele Hunde wie Kinder. Und im Weißen Haus hat der Präsident neben seiner First Lady auch (mindestens) einen First Dog sitzen. Okay, bis auf wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel in der Ära Trump. (Was will uns DAS über den Menschen Donald Trump sagen?!)

Die Amerikaner verwöhnen ihre Hunde unter anderem mit DOG TV, dem Fernsehsender für Hunde. Wenn Frauchen und Herrchen zur Arbeit gehen, wird die Glotze angeschaltet und der Liebling unterhalten, damit ihm ja nicht langweilig wird.

DOG TV gab es auch eine Weile bei uns in Deutschland, es wurde aber dann wieder eingestellt – war wohl für die Katz' …

Jedenfalls gab es da Sendungen wie „Spitz, pass auf!“, also quasi eine Gameshow. Auch eine Daily Soap war dabei: „Alles, was bellt“. Und ganz beliebt war die Sendung „Menschen suchen ein Zuhause – das Magazin für streunende Frauchen und Herrchen“. Ach ja, und zum Sendeschluss gab's als Endlosschleife „Die schönsten Laternenpfähle Deutschlands“.


Schluss mit lustig, zurück zu Anthropologe Ndonko: Der war sogar einmal zu Gast bei Sir Henry, dem Mops von Uschi Ackermann.

Besser bekannt als Frau Käfer.

Das Frauchen vom Herrn Käfer.

Der vom Käferzelt.

Oktooooooberfest!

Ah, jetzt, ja!

Wie zu lesen war, ließ Frau Käfer sich allein Sir Henrys medizinische Versorgung pro Monat 1000 Euro kosten.

Wow, musste der Hund gesund sein – wahrscheinlich Chefarztbehandlung durch Müller-Wohlfahrt oder so.

Sicherlich war Sir Henry auch der kulinarisch verwöhnteste Hund Deutschlands. Denn ohne eine standesgemäße Ernährung ging die Woche für ihn wahrscheinlich nie zu Ende: Auf seinem Speiseplan standen vermutlich Gerichte wie „Seezungen-Carpaccio“ und „Blattgold an Tafelspitz“.

Außerdem soll er Luxustreatments wie Massage, Aromatherapie, Pediküre und Fellpflege bekommen haben. Plus – für Mops ganz wichtig – Facelifting! Denn schließlich war Sir Henry in der bayerischen Hauptstadt „Promi des Jahres 2010“.

Das ist jetzt kein Witz!

Nu ja, in München haben sie offenbar nicht so viel Auswahl an Prominenten. Man sagt ja auch: „Dös is a Hund!“

Dafür musste Sir Henry allerdings auch im Dirndl aufs Oktoberfest. Ich meine, bei uns in Köln fällt das ja nicht auf, wenn Männer in Frauenkleidern unterwegs sind. Aber in München? Da werden Möpse im Dirndl schnell mal mit Carmen Geiß verwechselt. Oder mit Michaela Schäfer.

Jedenfalls hat Sir Henry nach seinem Oktoberfest-Debüt in einem Monat mehr Autogrammkarten-Wünsche bekommen als ich in meiner gesamten Zeit beim WDR!

Und damit nicht genug: Sir Henry hatte eine eigene Kolumne in der Münchner Abendzeitung, er hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Hier schreibt der Mops“. Und: Er hat ein Lied komponiert. Singen lassen hat er es einen Menschen und die beiden landeten damit den Wies'n-Hit 2011. Der Titel des Songs: „Scharfe Möpse“.

Da sieht man wieder mal: Der Hund ist des Menschen bester Freund, auch wenn es um Marketing geht!

Wie kam ich jetzt darauf? –

Ach ja: die Hundekosten.

Ja, für unsere Lieblinge ist uns nichts zu teuer: Wir schaffen Halsbänder mit Swarovski-Steinen an und Leinen in vier verschiedenen Längen, lassen eigens eine Schwimmweste für den SUP-Hunde-Paddler anpassen und ein Hundewägelchen fürs Mountainbike konstruieren.

Das ist keine Hundeliebe – das ist Affenliebe!

Und ICH mittendrin.

Denn auch ich suche monatelang nach der besten Huta 9, dem ausgeklügeltsten Agility-Training und der raffiniertesten Hüpfburg für die nächste Hundeparty!


7 laut Presseinformation des Verbandes für das deutsche Hundewesen (VDH)

8 In: Die Zeit 30.10.1999

9 = Hundetagesstätte

Das letzte Kind trägt Fell

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