Читать книгу Das letzte Kind trägt Fell - Sylvia Brécko - Страница 8

Оглавление

Zwei Jahre zuvor …

„Ist Ihr Hund klug?“

Die Frage stellt mir das Frauchen eines gescheckten Cocker Spaniels mitten auf der Hundewiese.

Einen Moment lang bin ich versucht, mit einem Gag zu antworten: „Na klar! Der ist hochbegabt, hat 'nen Doktortitel und liest morgens die Zeitung!“ Aber die Gefahr ist einfach zu groß, dass die Dame kontert: „Ich weiß, hat mir meiner erzählt!“

Ich lasse mir also mit meiner Antwort Zeit und blicke liebevoll auf Lola. Sie untersucht gerade, was die Häschen hier für Riesenlöcher hinterlassen haben.

Besonnen und, wie ich finde, voller Bescheidenheit antworte ich schließlich: „Ja, ich denke schon. Nur im Straßenverkehr ist sie meist nicht die hellste Kerze auf der Torte.“

ABER WIE AUCH? Ist dem Verkehrsministerium denn nicht bekannt, dass Hunde die Farben rot und grün nur als gräulich erkennen? Wie sollen sie da bitteschön die Ampeln lesen?!

Oder Rot-Grün wählen?!

Im Ernst: Wenn ich mit Lola Straßen überquere, bin ich immer wieder aufs Neue verzweifelt. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass dieses sonst so clevere Wesen die Gefahr eines herannahenden oder vorbeifahrenden Autos nicht erkennt! Okay, sie ist erst 15 Monate alt, vielleicht geht da ja noch was …

Die Frage, ob und, wenn ja, wie klug Hunde sind, beschäftigt die Wissenschaft schon eine ganze Weile: Man fand zum Beispiel heraus, dass Hunde bis zu 250 Wörter verstehen und deuten können. Rechnen können sie auch, zumindest bis drei. Ob das der Grund ist, warum Lola, sobald die dritte Pfote nach dem Spaziergang sauber gewischt ist, bereits ins Haus durchstartet?

Hunde sollen in etwa so schlau sein wie ein zweieinhalbjähriges Kind … Jetzt frag ich Euch: Kennt Ihr ein zweieinhalbjähriges Kind, das ein Haus bewacht? Oder Geldscheine erschnüffelt, Brände ermittelt und Krebs entdeckt? Oder gar Römergräber findet? 2 Neuerdings gibt es sogar Hunde, die als „Corona-Detektive“ 3 arbeiten!

Wer legt eigentlich fest, ob ein Wesen intelligent ist? Genau, wir Menschen maßen uns das an. Da werden IQ- und andere Tests gemacht, um Intelligenz zu messen. Ganz schön vermessen …

Allein, was Hunde durch ihr Schnüffeln für Erkenntnisse gewinnen können. Was sie mit Hilfe ihrer ausgezeichneten Nasen sehen, finden und verstehen. Ob sich wohl Hunde untereinander auch darüber auslassen, was der Mensch so alles nicht checkt, einfach, weil er es nicht riecht?

Ob Hunde ihren Artgenossen Chaser aus South Carolina auch zum „schlauesten Hund der Welt“ gekürt hätten? Wohl eher nicht. Für uns Menschen jedenfalls war die Border Collie Hündin – yeah, immerhin ein Weibchen! – die Klügste.

Denn Chaser war in der Lage, Sätze mit präpositionalem Objekt, Verb und direktem Objekt zu verstehen – also mehr als zwei Drittel der Jugendlichen heutzutage. Die sprechen nicht selten eine ganz andere Sprache: „Wallah, Brudi, was geht? Deine Chaya is voll lit! Braah!“ 4

Ich meine: Sätze mit präpositionalem Objekt, Verb und direktem Objekt versteht Lola auch. Sowas wie „Lass die Nase vom Tisch.“ Sie befolgt sie nur meist nicht …


Chaser jedenfalls wurde von ihrem Herrchen, Professor Pilley, drei Jahre lang vier bis fünf Stunden täglich trainiert und konnte hinterher sage und schreibe 1022 verschiedene Begriffe unterscheiden!

Das Trainingsprinzip war einfach: Pilley zeigte Chaser ein Objekt, sagte den Namen des Objekts bis zu vierzig Mal, versteckte es dann und der Hund musste es finden. Zur Belohnung gab es Leckerchen.

Vierzig Mal! Das ist doch kein Lernen, das ist Gehirnwäsche!

So was macht man doch nicht mit einem Hund!

Aber bevor ich mich hier zu weit aus dem Fenster lehne – weiß jemand eventuell, wie oft Lehrer ihren Stoff wiederholen, bevor ein Schüler ihn versteht?

2 … wie Archäo-Dog Flintstone aus Oberbayern.

3 Hunde, die die Covid 19-Erkrankung erschnüffeln. Finnland ist Vorreiter im Einsatz dieser Hunde.

4 … was übersetzt so viel heißt wie: „Ey Alder, was geht? Ey, voll geile Bitch, Deine Alde! Ey Respekt, Alder!“

Das letzte Kind trägt Fell

Подняться наверх