Читать книгу Das letzte Kind trägt Fell - Sylvia Brécko - Страница 9
Lola (fr) isst
Оглавление„Der Alltag mit Hund besteht zu 99 Prozent darin, sich gegenseitig hinterherzulaufen und zu fragen, was der andere da wohl gerade so frisst.“
Diesen Spruch habe ich irgendwo mal gelesen und finde, da ist sehr viel Wahres dran. Lola und ich haben uns tatsächlich ständig im Blick, wenn es irgendwie nach Nahrungsaufnahme aussieht.
Abgesehen davon, dass sie zuweilen die Scheiße von anderen Tieren frisst, ISST Lola eigentlich eher – irgendwie kultiviert.
Sie leckt sogar ihren Napf total blank!
Seitdem lecke ich meinen Teller auch blank.
An Lolas Essgeschwindigkeit müssen wir allerdings noch arbeiten. Sie vergisst nämlich manchmal zu kauen. Dabei haben Hunde zehn Zähne mehr als wir Menschen, die müssen doch in Aktion gehalten werden!
Damit sie also langsamer isst, habe ich ihr von meiner letzten Australientour eine sogenannte „slow feed dog bowl“ 5 mitgebracht: Einen Silikon-Napf mit kreisförmigen Rillen, in die man das Trockenfutter steckt. Das ist quasi wie Sushi mit Stäbchen, man wird zum langsamen Essen verdonnert.
Und was macht Lola? Schmeißt das Teil um und putzt alles vom Boden auf.
Da soll nochmal einer sagen, der Hund sei nicht klug!
Hunde sind einfach die cleveren unter den ehemaligen Wölfen. Nämlich die, die sich dachten: „Ich pass mich einfach dem Menschen an und lass mich bedienen, das ist bequemer, als mir das Futter selbst besorgen zu müssen!“
Und so haben wir jetzt den Sofawolf im Wohnzimmer sitzen.
Der sich bekochen lässt!
Ja, Lola bekommt ihr Essen frisch zubereitet. Gestern stand zum Beispiel „Filet Mignon an Mangold“ auf dem Menüplan.
Ne, war nur Spaß.
Aber Lola bekommt wirklich teilweise gekocht, zwischendurch allerdings auch Trockenfutter.
Premium natürlich.
Komisch, für MICH gehe ich auch schon mal zum Discounter einkaufen. Lolas Futter würde ich da niemals kaufen!
Irgendwas läuft hier falsch … verwöhne ich meinen Hund zu sehr?
Ich kann ihm einfach nichts abschlagen.
Auch am Tisch …
Mal ehrlich, lasst Ihr da auch schon mal von Eurer Beute ab?
Oh, dieser Blick, der Bände spricht …
„Ich weiß, dass ich nicht betteln darf, aber ist DAS schon Betteln? Ich guck Dich doch nur an. Weil ich schon wieder soooo ein großes Loch im Bauch habe. Und weil ich Dich so lieb hab! Siehst Du das denn nicht? Guck mich doch mal an! Schau mir in die Augen!“
Boah Leute, manchmal denk' ich, da sitzt kein Hund vor mir, sondern Kaa, die Schlange aus dem Dschungelbuch!
Jedenfalls liebt Lola ihren Fressnapf, den Wassernapf weniger … Trinken gehört wirklich nicht zu ihren Kernkompetenzen. Da musste ich mir richtig was einfallen lassen: Ich habe ein kleines Porzellanschälchen, das ich mit Leitungswasser befülle und ihr dann mit den Worten: „Evian für Luxushunde“ offeriere, begleitet von Küssen aufs Haupt, während sie trinkt … Das erscheint ihr offenbar eine standesgemäße Art diese neutral schmeckende Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
JA, GEHT'S NOCH???
Habt Ihr Euch auch schon mal gefragt, wie Hunde – also alle außer Lola – das überhaupt schaffen, ihre Näpfe so schnell leer zu trinken?
Ich habe es nachgelesen: Das Trinken bei Hunden ist ein physikalisches Phänomen, sozusagen höhere Physik. Das Zauberwort lautet Hydrodynamik: Zwischen Napf und Zunge entsteht eine Wassersäule, die der Hund aufschnappt.
Natürlich wollte ich wissen, ob ich das auch kann. Die Folge: Wir mussten eine Trocknungsfirma beauftragen, weil das ganze Haus unter Wasser stand.
Und dann wären da noch die Leckerlis! Ich hab immer welche in meinen Mantel-, Jacken- und/oder Hosentaschen. Die landen auch öfters mal in der Waschmaschine. Und dann kommt dieser Moment, in dem Du in die Tasche Deiner frisch gewaschenen Jeans fassen willst – und nicht reinkommst. Das Futter ist nämlich inzwischen wieder hart geworden. Der Vorteil: Die Hosentaschen können von nun an nicht mehr ausbeulen.
Generell bin ich allerdings recht sparsam mit Leckerlis. Weil ich einfach nicht von meinem Hund zum „Futterautomaten“ degradiert werden möchte.
Übrigens: Habt Ihr schon mal auf einer vollbesetzten Hundewiese „Leckerchen!“ gerufen?
Leute, ich sag Euch: Da habt Ihr sofort ganz viele neue Freunde! Allerdings nur Hunde.
Auf einer Hundewiese „Leckerchen“ zu rufen ist, als würde einer im Fußballstadion durchs Megafon schmettern: „Ich geb in der Pause `ne Runde!“
Wobei das in Corona-Zeiten wohl nicht sonderlich teuer würde …
5 … hierzulande auch schnöde „Anti-Schling-Napf“ genannt …