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K A P I T E L 6

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In der Hölle


Der Teufel lachte sich ins Fäustchen und murmelte: »Die beiden sind erstmal beschäftigt. Die kleine Wölfin soll mir zeigen, wie groß ihre böse Ader wirklich ist. Dagegen war ihr Maulwurfspiel bei den Werwölfen der reinste Kindergarten.«

Er rieb sich die Hände bei dem Gedanken an seine genialen Pläne. Ach, es ist so schön herrlich, böse zu sein. Was entging den sittsamen Kreaturen doch für ein Spaß. Und einen Mordsspaß würde er sich mit dem nächsten Schachzug gönnen. Es ist fantastisch, die beiden Holzköpfe dabei zu beobachten, wie sie das Herz der kleinen, weißen Hexe knacken wollen. Diese Trottel!

»Ei der Daus.« Der Teufel klatschte vor Entzücken in die Hände. Er würde ein Rennen um die Hexe veranstalten. Böse gegen Böse, und beide Deppen ahnten es noch nicht, dass sie gegeneinander antraten. Auch wenn der Gefallene einen kleinen Vorsprung hatte, könnte ihn sein Gegner schnell einholen. Erst recht, weil er den Baron mit Nunzia ja erstmal auf eine falsche Fährte geschickt hatte.

»Ich bin doch einfach genial und der Beste!«

In freudiger Erwartung trat er vor den großen Spiegel, zupfte sein blutrotes Halstuch zurecht und rief sie: »Natalja, meine wunderschöne Medusa, hast du dich nun genug in deinem Blutrausch ausgetobt?«

Die Medusa war in der Tat zu Hause. Sie lag betrunken von dem Blut ihrer Opfer, die sie heute getötet hatte, auf ihrem riesigen Bett. Immer noch trug sie das köstliche Aroma ihrer zwei Opfer, auf der Zunge. Er hatte recht, es fühlte sich für sie wie ein Rausch an. Als er sie rief, riss sie die Augen auf, sah sich hektisch nach ihrem Spiegel um, der im Zimmer stand, und sprang von ihrem Bett.

»Wie lange bist du schon hier?«, fragte sie ihn mit zitternder Stimme.

Er antwortete ihr mit schallendem Gelächter, das ein Unwohlsein in ihr hervorrief.

»Meine Liebe, ich bin doch stets bei dir. Es scheint mir, deine Opfer waren stark alkoholisiert, sodass dir ein bisschen die Orientierung fehlt.«

Natalja spürte, wie sie errötete, und verfluchte sich für diese Schwäche. Ich bin kein Mensch! Warum passiert mir das?

»Warum ich dich sprechen wollte …«, ging der Herrscher der Hölle über ihre Verlegenheit hinweg.

Die Medusa strich ihr kurzes, enges Seidenkleidchen glatt und trat vor den Spiegel.

»… meine Liebe, dein Gesicht ist noch blutverschmiert.«

Die Gorgone wischte sich instinktiv über ihren Mund, wusste aber, dass sie das getrocknete Blut so nicht abbekommen würde.

»Ich will dich nicht weiter auf die Folter spannen. Ich bin hier, weil ich dir ein großes Freundschaftsgeschenk machen möchte«, säuselte der Prinz der Dunkelheit.

Seine Worte irritierten die Medusa, und ihre unzähligen Schlangen zeigten das, indem sie sich wild auf ihrem Kopf wanden.

»Oh, wie großzügig. Welches Geschenk denn?«, fragte sie mit Bedacht.

Der Teufel ergötzte sich an ihrem Anblick. In seinen Augen war sie wunderschön. Das lag auch daran, weil die Schlangen sie auf eine besondere Art und Weise miteinander verbanden. Ein rassiges Weib mit interessanten Fähigkeiten. Er antwortete ihr nicht mehr.

«Willst du mir nicht sagen, von welchem Geschenk du gesprochen hast?«, bohrte sie zuckersüß nach.

Er besann sich, löste sich von ihrem attraktiven Aussehen, und konzentrierte sich auf das Gespräch.

»Doch, natürlich. Ich will dir ein bisschen helfen, dich an den weißen Hexen zu rächen.«

Natalja stutzte. Sofort kehrte der Gedanke an Michael Graf und diese dämliche Freyja Rose zurück. Hass flammte wie ein Inferno in ihr hoch.

»Zuerst will ich den Werwolf«, rief sie fordernd.

Der Teufel war froh, ihr nicht gegenüberzustehen, denn er war sich sicher, dass ihr ungeschützter Blick doppelt gefährlich war. Aber auf der anderen Seite des Spiegels konnte ihm die Medusa nichts anhaben.

»Natti, ich weiß doch, wie gerne du dich an erster Stelle an dem Lykaner rächen möchtest. Aber ich muss dir, so leid es mir tut, die traurige Mitteilung machen, dass das bereits eine andere Exfreundin von ihm erledigt hat.«

Er hatte sie mit Absicht Natti genannt, so wie es Graf immer getan hatte. Er wollte ihren Hass ins Unermessliche schüren.

»Wer hat es gewagt?«, zischte die Medusa, die sich jetzt selbst wie eine Schlange anhörte. »Nur ich alleine darf ihn töten. Ich alleine!«

»Wie kann ich dich trösten, treue Freundin?«, säuselte er scheinheilig.

»Ich werde sie zerfleischen, die, die es wagt …«

»Natalja!«, donnerte seine Stimme ihr unerbittlich entgegen, sodass die Medusa erstarrt verstummte.

»Du kannst sie nicht mehr töten. Sie ist es bereits, aber vorher hat sie sich an Michael Graf gerächt.«

Die Worte trafen sie hart, und sie hatte das Gefühl, dass ihre Beine ihr nicht mehr gehorchen wollten. Natalja taumelte, ließ sich dann auf dem Boden nieder.

»Er ist wirklich tot?«, fragte sie fassungslos.

Sie hatte viele Männer sterben sehen. Kerle, mit denen sie wunderbare Stunden verbracht hatte. Und auch, wenn sie Michael Graf hasste, war sein Tod jetzt ein Schock für sie. Wenn, dann sollte sie es sein, die ihm ein qualvolles Ende bereitete. Nur sie!

»Also, ich habe keine Zeit, dass du eine weitere Trauerphase einlegst«, sagte der Teufel. Ungeduld lag in seiner ansonsten ruhigen Stimme.

Am liebsten hätte sie ihm gesagt, er solle sie in Ruhe lassen und sich zum Teufel scheren, aber das war so unpassend, als würde sie einen Angeklagten zum Richter machen.

Blödsinn! Sie sprach nicht mit irgendwem. Ich muss mich zusammenreißen.

»Du bietest mir an, mich bei meiner Rache an der weißen Schlampe zu unterstützen?« Fast hätte sie das Wort Hexe über die Lippen bekommen, aber Natalja war viel zu gekränkt.

Zweimal hatte Freyja Rose ihr ihren Michael weggenommen. Auch wenn der Knabe nicht mehr lebte, sollte sie für beide Male bitter büßen. Sie hatte ihr mit ihrer dummen, kranken Hand geholfen. Dann auch noch bei der Befreiung ihrer dämlichen Mutter im Zirkus Adiamo. Dabei hatte sie eines ihrer Lieblingsspielzeuge, Viktoria, einbüßen müssen. Alles nur, damit die blöde Kuh und ihre Mutter in die Vergangenheit zurückreisen konnten. Und was war dabei herumgekommen? Die beiden Hexen blieben in der neuen Zeit, und Michael und Freyja machten einen auf große Liebe.

»Dafür soll sie büßen. Ich bin dabei«, sagte sie aus ihren grimmigen Gedanken heraus.

»So kenne und liebe ich dich doch«, schmeichelte ihr der Höllenfürst.

»Ich möchte, dass du einen alten Bekannten befreist, der sich dann um das helle Röschen kümmern kann.«

In Natalja schlugen die Gedanken und Überlegungen regelrechte Kapriolen. Von wem spricht er? Was hat er für eine Teufelei vor?

Die Gilde der Rose

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