Читать книгу M.A.G.I.K. (1). Die Prinzessin ist los - tanja Voosen - Страница 11

Kapitel 7

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»Das nicht! Nein, das auch nicht! Murksiges Makra auch!«

Nele rollte sich auf den Rücken und rieb sich über die Augen.

Sonst hatte sie kein Problem damit, früh aufzustehen – sie war morgens eigentlich topfit, aber die Nacht auf der Luftmatratze war ungewohnt und unbequem gewesen.

»Was ist los?«, murmelte Nele verschlafen.

Die Antwort darauf erübrigte sich. Nach einmal Blinzeln traf Nele fast der Schlag. Romy hatte ihre Klamotten kreuz und quer im Zimmer verteilt und gerade riss sie einen roten Pullover von einem Bügel.

»Perlrubinrot ist so eine schöne Farbe! Wer entwirft denn so einen Kartoffelsack!«

Prompt flog der Pullover über Romys Schulter und segelte zu Boden.

Nele war mit einem Mal hellwach. »Perlenrotwasauchimmeregal! Das ist mein Pullover! Wie oft soll ich dir das noch sagen: Lass meine Sachen in Ruhe!«

Die Prinzessin beachtete Nele nicht. Sie hatte Neles altes Lieblingsshirt entdeckt und starrte es an, als wäre es absolut abscheulich. Es stammte aus der Sportkollektion von Neles Lieblingsfußballspielerin Diana Belladonna und Nele hatte ewig ihr Taschengeld dafür gespart. Inzwischen war es ausgeblichen, mit Loch am Kragen und der Druck war ziemlich abgeblättert. Nele liebte es aber noch immer.

»Das ist das lumpigste Shirt, was ich je gesehen habe!«, stieß Romy aus.

»Gib das sofort her!«, forderte Nele. Romy brachte sie echt auf die Palme! Anscheinend war die Prinzessin auf beiden Ohren taub, wenn’s um Neles Kram ging.

Romy hielt das Shirt weg von sich, als würde es unangenehm riechen. »Das ist eine Beleidigung für meine königlichen Augen!«

»Dann mach sie doch zu! Und deinen Mund gleich mit!«, schimpfte Nele.

Sie versuchte, Romy das Shirt wegzuschnappen, bekam aber nur einen Ärmel zu fassen. Romy ließ jedoch nicht locker. Nele kam sich fast wie beim Tauziehen vor.

»Soll ich mal deine Sachen so behandeln? Gib her!«, sagte Nele sauer.

»Ich tu dir einen Gefallen!«, erwiderte Romy. »Außerdem hab ich ja nichts dabei.«

»Dir gebe ich garantiert nichts mehr von mir. Lass los!«

»Als ob ich so was tragen würde! Das gehört in den Müll!«

Ratsch! Nele ließ vor Schreck das Shirt los und stolperte zurück. Romy hielt es noch fest und sah es mit großen Augen an. Aus dem Loch am Kragen war ein fetter Riss im Stoff geworden. Oh, nein! Ihr Lieblingsshirt war komplett hinüber!

Bei Nele knallte eine Sicherung durch. »Guck, was du angerichtet hast!«, ging sie Romy an. »Lernt man das als Prinzessin auch? Wie man die Lieblingssachen vom einfachen Volk kaputt macht? Weißt du, wie lang ich dafür gespart habe?«

Wütend machte sie einen Satz vor und versetzte Romy einen Stoß. Überrascht riss Romy den Mund auf, doch dann trat auch Wut in ihre Augen. Plötzlich sah Nele silberne Funken aufblitzen und im selben Moment fielen krachend ein paar ihrer Bücher aus dem Regal und das Autogramm von Diana Belladonna von der Wand – zum Glück direkt auf Neles Bett, sonst wäre der Rahmen zersprungen. Nele riss die Augen auf und glotzte Romy an.

War das etwa … war das etwa die Prinzessin gewesen? Aber wie?

Zum ersten Mal wirkte auch Romy völlig sprachlos. Wie nicht anders zu erwarten, wollte sie sich gleich aus dem Staub machen, stieß aber mit Neles Papa zusammen.

»Guten Morgen, ihr zwei. Habt ihr gut geschlafen?«

Nele bückte sich, um das Shirt aufzuheben, das Romy gerade fallen gelassen hatte. Ihrem Papa hörte sie kaum zu. Sie war viel zu traurig und wütend.

»Nele, ich habe gefragt, ob du frühstücken magst?«

Sie sah auf und konnte ihren Frust nicht zurückhalten. »Nee.«

»Ich brauche etwas zum Anziehen«, rief Romy dazwischen. »Etwas Schönes.«

»Ich erwarte ein Paket von M.A.G.I.K., aber das kommt sicherlich erst am Montag an«, sagte Neles Papa. Nachdenklich rieb er sich über die Bartstoppeln. »Du konntest ja nichts mitnehmen, das ist natürlich ein Problem. Vielleicht leiht Nele dir noch was?«

Nele lächelte finster. »Das ist aber schade, Romy mag meine Sachen nämlich nicht. Da haben wir uns gerade noch nett drüber unterhalten, nicht wahr?«

»Ach, wirklich?« Ihr Papa sah Romy an. »Für ein paar Tage geht es doch sicher? Du bist zwar etwas größer als Nele, aber beim Pyjama hat es ja auch gepasst.«

Romy lief puterrot an. »Ich … ich war wohl etwas … ähm …«

Die Prinzessin wirkte aufgelöst und fast schon etwas ängstlich, als ihr Blick zu dem kaputten Shirt in Neles Händen glitt. Hatte sie Angst, dass Nele sie verpetzte?

»Ich tausche meine Klamotten gerne gegen Antworten«, sagte Nele.

»Klamotten gegen Pfannkuchen und wir haben einen Deal«, sagte ihr Papa.

Wie ultrafies! Nele liebte Pfannkuchen fast so sehr wie Fußball.

»Pfannkuchen mit Schokostücken«, versuchte es ihr Papa.

»Na gut«, sagte Nele. »Ich finde was für Romy. Geh Frühstück machen.«

Ihr Papa salutierte. »Zu Befehl, Tochter.« Er verschwand.

Nele ging zum Kleiderschrank. »Dann schauen wir mal, was für furchtbare Lumpen du heute anziehen musst«, sagte sie grimmig und überlegte, was sie selbst seit Ewigkeiten nicht mehr getragen hatte.

Schließlich warf sie eine Jeans und einen Pullover mit bunten Punkten aufs Bett.

Romy war deutlich anzusehen, dass sie die Sachen genauso schrecklich fand wie das Fußballshirt, doch statt zu meckern, sagte sie leise: »Vielen Dank, Nele.«

Nele hatte das Gefühl, dass Romy damit nicht nur die Klamotten meinte.

Zwanzig Minuten später saßen alle gemeinsam in der Küche. Nele aß ihre Pfannkuchen mit extra Schokostückchen, die superlecker waren, und merkte, wie ihre Stimmung gleich besser wurde. Es war lange her, dass sie mit ihrem Papa am Wochenende zusammen gefrühstückt hatte, und das war trotz Romy echt schön.

Sie blickte zu Romy, die ihr Essen sorgsam begutachtete, ehe sie ein winziges Stück abschnitt, um dann endlos lange darauf herumzukauen. Bestimmt so ’ne olle Prinzessinnenregel: Iss so langsam, bis alle anderen am Tisch einschlafen.

»Diese Pfannkuchen schmecken richtig magisch«, sagte Nele und sah unschuldig Romy an. »Ich frage mich, wie das Essen so bei euch ist.«

Sofort ging ihr Papa dazwischen. »Weißt du, was wirklich magisch wäre? Schöne Wochenendpläne. Ihr könntet doch gemeinsam was unternehmen.«

»Schade, ich muss mein Zimmer aufräumen«, erwiderte Nele.

»Du räumst nie dein Zimmer auf«, sagte ihr Papa skeptisch.

Nele sah ihren Papa nicht an. »Dinge verändern sich«, murmelte sie und legte ihr Besteck weg. »Nach dem Umdekorieren kommt eben das Aufräumen. Das wird ’ne Weile dauern.«

Dass Nele gestern schon aufgeräumt hatte, musste er ja nicht wissen.

Neben ihr hörte Romy auf zu essen und machte sich ganz klein auf ihrem Stuhl.

»Soso«, meinte ihr Papa. »Möchtest du nicht lieber ins Einkaufszentrum?«

Nele tat weiter völlig uninteressiert, aber genau wie Romy hatte auch sie beim Wort »Einkaufszentrum« die Ohren gespitzt. Das lag in der Nachbarstadt und Nele durfte normalerweise nie allein dorthin fahren. Sie war bisher nur mit Luis und seiner älteren Schwester Valentina dort gewesen, aber das hatte echt Spaß gemacht.

Doch ein Ausflug mit Romy? Das konnte nicht gut ausgehen …

»Das klingt so spannend!«, begeisterte sich Romy für die Idee. Sie sah Nele bittend an. »Da finde ich bestimmt auch Sachen für mich, die richtig passen, und du …«

»… du findest bestimmt auch was Tolles. Da gibt’s jetzt ein neues Sportgeschäft«, beendete Neles Papa den Satz. »Führ Romy doch ein bisschen rum, das tut euch sicher gut.«

Nele war sich sicher, dass Romy hatte sagen wollen: Du musst deine Lumpen nicht mit mir teilen, du armes Ding. Sie musste zugeben, das klang schon verlockend. Romy würde jedenfalls nichts mehr von ihren Sachen kaputt machen …

Und das Sportgeschäft! Wie cool wäre das? Ihr Papa kannte sie zu gut.

»Das ist voll die Bestechung«, protestierte Nele, musste aber grinsen, weil ihr Papa sie schon längst weichgeklopft hatte. »War das irgendwo ein Eltern-Tipp?«

»Im Magazin für verzweifelte Väter«, scherzte ihr Papa. »Klappt’s denn?«

Nele tat so, als müsse sie überlegen. Ihr Papa begann, albern mit den Händen zu wackeln. »Ohhh«, machte er. »Es bleibt spannend. Wie wird sie sich entscheiden? Du könntest sonst auch gerne das Bad putzen, den Rasen mähen und, und, und.«

Romy sah erwartungsvoll zwischen den beiden hin und her.

»Du bist doof«, sagte Nele zu ihrem Papa. »Dann lieber ins Einkaufszentrum!«

Er zwinkerte Nele zu. »Dachte ich es mir doch.«

»Glitzertastisch!«, rief Romy freudig.

M.A.G.I.K. (1). Die Prinzessin ist los

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