Читать книгу M.A.G.I.K. (1). Die Prinzessin ist los - tanja Voosen - Страница 8

Kapitel 4

Оглавление

Romina ging nicht normal die Treppe runter, sondern stolzierte wie ein sterbender Schwan Stufe für Stufe hinab. Dabei machte sie mehrmals kleine Pausen und sah sich um. Was sollte das? Sie waren hier doch nicht bei einer Parade, wo man Augenkontakt mit dem Fußvolk suchte! Zumal es hier rein gar nichts zu sehen gab.

Im Wohnzimmer knickste Romina vor Neles Papa, ehe Nele sie aufs Sofa bugsierte und sich neben sie setzte. Das empörte Schnaufen von Prinzessin Pupsegal ignorierte sie. »Ich möchte jetzt wissen, was los ist, Papa. Was soll das Theater? Wo bist du gewesen? Wieso ist sie hier? Wer zum Kuckuck ist sie?«

Bei der Erwähnung des Wortes »Kuckuck« bückte sich Romina und schlug die Hände überm Kopf zusammen, als erwarte sie einen Angriff von oben. »O weh!«

Nele runzelte die Stirn. Nicht mal ihre Oma sagte so was wie »O weh«.

»Hast du irgendeine Vogelphobie?«, fragte Nele sie.

»In Marabel, wo Romina herkommt, werden einige Tiere als Spione eingesetzt«, erklärte ihr Papa. »Aber hier besteht keinerlei Gefahr für dich, Romina.«

Tiere als Spione? Wo gab’s denn so was?

Romina blickte sich verunsichert um. »Sind Sie da sicher, Agent Wolf?«

»Ich habe dir doch gesagt, dass du mich Konrad nennen kannst – und ja, ich bin mir sicher.«

Nele beobachtete Romina von der Seite. Meinte sie dieses ganze Gehabe ernst? Oder war das eine schauspielerische Glanzleistung? Sie griff nach ihrer Saftschorle und trank ein paar Schluck. Romina, die das gesehen hatte, machte es Nele nach – nur dass sie den kleinen Finger dabei abspreizte wie bei einer Teestunde der Queen.

»Schmeckt’s dir nicht?«, fragte Nele, weil Romina nur am Saft nippte.

Diese verschluckte sich sogleich, hustete, und als sie hastig ihr Glas abstellen wollte, stieß sie es um und der Inhalt verteilte sich über den Tisch.

»Das tut mir fürchterlich leid!«, sagte Romina, machte aber keine Anstalten, sich zu bewegen und irgendetwas aufzuwischen. Nele wollte schon aufstehen, da deutete ihr Papa zum Durchgang zur Küche. »Könntest du einen Lappen aus der Küche holen? Die sind direkt unter der Spüle.« Zu ihrer Verwunderung sah er Romina dabei an.

Die schien kurz nachzudenken, ob das nicht unter ihrer Würde war oder so was, setzte dann ein höfliches Lächeln auf und verließ schweigend das Wohnzimmer.

»Ist sie wirklich so oder spielt sie das?«, platzte es aus Nele heraus.

»Sie wurde so erzogen«, antwortete ihr Papa und sah sie mit einer Dringlichkeit an, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Nele setzte sich kerzengerade hin.

»Sie behauptet, sie wäre eine Prinzessin … stimmt das?«

»Ich fange mal vorne an«, sagte ihr Papa. »Meine letzte Mission war sehr schwierig und alles, was ich dir darüber erzähle, muss bitte unter uns bleiben. Okay?«

Nele zögerte kurz, dann nickte sie. Er sprach sonst nie über seinen Job …

Natürlich wusste sie ein wenig, aber eben nicht besonders viel. Früher hatte Nele gequengelt und gebettelt, er möge ihr mehr über M.A.G.I.K. erzählen, sie in die Geheimnisse einweihen, die er beschützte, aber da war ihr Papa stets schweigsam wie ein Grab gewesen. Das hier war ihre Chance, mehr zu erfahren.

Vor Aufregung zupfte Nele an ihrem Shirt herum. »Wie schwierig?«

»Es gibt ein kleines magisches Land namens Marabel«, begann er zu erzählen. »Die Königsfamilie Wynter regiert seit Generationen dort und wird vom Volk geschätzt und verehrt. Bereits vor einigen Monaten wurden M.A.G.I.K. jedoch Unruhen gemeldet. Es gab Gerüchte über eine große Gefahr für die Königsfamilie und so wurden einige Agenten dort postiert. Es gibt eine Organisation, welche an Macht gewinnt und die Familie Wynter nicht länger auf dem Thron sehen möchte.«

»Aha«, sagte Nele. »Romina ist also eine echte Prinzessin, krass.«

Ihr Papa wurde einen Augenblick sehr nachdenklich, ehe er fortfuhr. »Ja, Romina ist eine Prinzessin von Marabel und die Dritte in der Thronfolge. Ihre ältere Schwester Ariella soll Ende des Jahres gekrönt werden. Aufgrund eines Zwischenfalls musste M.A.G.I.K. die Königsfamilie aber außer Landes schaffen.«

Nele schluckte schwer. Das klang nach einer üblen Geschichte …

»Und wieso ist Romina bei uns?«, fragte Nele beklommen.

Sie hatte ein ganz komisches Bauchgefühl. M.A.G.I.K. – die Magische Allianz des großen internationalen Katastrophenschutzprogramms – war der Grund, wieso Nele bei vielen Momenten ihres Lebens eine Papa-Lücke hatte. Das ging von einsamen Wochenenden über Schulfeste ohne ihn bis hin zu verpassten Fußballspielen. Viele dieser Momente hatten ihr im Herzen wehgetan, denn statt bei ihr war er irgendwo auf der Welt gewesen, um anderen Menschen zu helfen und diese zu beschützen.

Doch niemals hatte er seine »Arbeit« mit nach Hause gebracht.

»Sie wird eine Weile bei uns untertauchen«, antwortete ihr Papa. »Alles musste sehr schnell gehen und der Notfallplan hat nicht komplett funktioniert …« Er unterbrach sich, als habe er Angst, Nele zu viel zu verraten. »Andere M.A.G.I.K.-Agenten haben den Rest von Rominas Familie an verschiedene, geheime Orte gebracht. Dass sie hierbleibt, wird nicht von Dauer sein, ist aber notwendig.«

Ihr wurde kurz ganz schummrig. Jetzt war nicht mal mehr ihr eigenes Zuhause ein sicherer Platz für ihren Papa und sie … M.A.G.I.K. hatte ihr das weggenommen.

»Nele?«, fragte ihr Papa vorsichtig. »Es tut mir leid, dass ich das für uns entschieden habe. Ich schwöre dir, es ging nicht anders und ich wollte nicht …«

»Sie bleibt nicht für immer?«, unterbrach Nele ihn.

»Nur für eine Weile. Mit einer Tarnidentität.«

Ihr Papa setzte sich neben Nele und legte den Arm um sie. »Romina ist Teil des Schutzprogramms von M.A.G.I.K. und ich habe geschworen, sie zu beschützen. Ich weiß, dass das unerwartet ist – und es wird bestimmt nicht ganz einfach werden. Ich hoffe, ich kann auf dich zählen. Was meinst du?«

»Sie ist also echt in Gefahr?«, wisperte Nele.

Plötzlich drang ein lauter Knall aus der Küche und Romina Cassandra Eleanor Wynter, die Möchtegernprinzessin, die tatsächlich eine war, gab einen schrillen Schrei von sich.

M.A.G.I.K. (1). Die Prinzessin ist los

Подняться наверх