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Rose

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Ich schlenderte an den Boxen entlang, während ich auf Tante Eileen wartete. Ein paar der Pferde kannte ich noch, aber die meisten Tiere hatten vor zehn Jahren noch nicht hier gestanden. Auf der einen Seite der Stallgasse waren noch immer Irish Hunter untergebracht, aber in den Boxen auf der anderen standen schlanke Vollblüter, die im Gegensatz zu den massigen Jagdpferden sehr nervös wirkten und sich unruhig im Kreis drehten.

Sie taten mir leid. Diese Pferde waren geboren, um zu rennen. Eine große Weide hätte ihnen besser gelegen als die Enge hier. Das galt allerdings auch für die Hunter. Seltsam, dass alle im Stall standen. Früher waren die Pferde um diese Jahreszeit tagsüber auf den Koppeln gewesen.

Ich streichelte einer großen braunen Stute über die weichen Nüstern und lächelte, als sie gegen meine Finger schnaubte und sanft dagegen stupste.

Ein junger Bursche führte ein englisches Vollblut am Halfter und hatte ziemlich zu kämpfen, weil das Tier ständig mit dem Kopf schlug, den gesamten Körper unter Spannung, als wollte es jeden Moment auf und davon laufen. Auch diesen Jungen kannte ich nicht. Als ich hier weggegangen war, hatte er vermutlich noch die Grundschule besucht. Verlegen blickte er zur Seite und tippte sich an seine Baskenmütze.

„Ich bin Rose“, sagte ich und hielt ihm meine Hand entgegen. Er starrte darauf, als wüsste er nicht, was er damit anfangen sollte, aber vielleicht ergriff er sie auch nur deshalb nicht, weil er mit zwei Händen den Führstrick umklammern musste, damit der Hengst sich nicht losriss.

„Mick“, antwortete er einsilbig.

„Freut mich, dich kennenzulernen, Mick“, erwiderte ich und hielt an meiner Freundlichkeit fest in der Hoffnung, ihm damit die Unsicherheit zu nehmen. „Arbeitest du hier im Stall? Dann werden wir uns künftig nämlich öfter sehen, ich wohne jetzt wieder hier.“

Er gab nur ein unverständliches Murmeln von sich und blickte ebenso nervös wie das Pferd von einer Seite zur anderen. Gerne hätte ich ihn nach Jeff gefragt, der früher hier als Stallmeister gearbeitet hatte, aber ich spürte, wie unwohl er sich gerade in seiner Haut fühlte, und hoffte bloß, dass es nicht an mir als Person lag. Ich entschied mich, ihn nicht länger aufzuhalten, wofür er augenscheinlich dankbar war, so schnell wie er das Weite suchte.

„Na wenn das nicht die kleine Rose ist“, erklang just in diesem Moment eine bärige Stimme hinter mir.

Mit einem Strahlen im Gesicht wirbelte ich zu dem Sprecher herum. Als könnte er Gedanken lesen, denn der Neuankömmling war kein Geringerer als Jeff. Er musste inzwischen über fünfzig sein, und die Bartstoppeln in seinem Gesicht waren deutlich grau geworden. Dennoch breitete er die Arme aus und drehte sich einmal mit mir um die eigene Achse.

Nachdem er mich wieder auf die Füße gestellt hatte, blickte er ungeniert an mir herab und wieder hinauf. Was ich bei vielen Männern als unhöflich empfunden hätte, machte mir bei ihm nicht das Geringste aus. Er kannte mich, seit ich das Licht der Welt erblickt hatte, und würde immer mein großer Pferdeonkel bleiben.

„Alle Achtung. Bist ja ne richtige Lady geworden“, meinte er anerkennend und pfiff durch die Zähne.

„Danke. Hier scheint sich aber auch einiges verändert zu haben.“ Ich wies auf die Vollblüter und Jeff winkte ab.

„Rausgeschmissenes Geld. Aber meins is es ja nicht. Die Gäule sind lahmer als die Schafe vom alten Wiggins.“

Überrascht hob ich die Brauen. Auch wenn mein Onkel schon angedeutet hatte, dass Eileens Vollblüter eher als Letzte denn als Erste die Ziellinie überquerten, machte es mich nachdenklich, Jeff so schlecht von ihnen sprechen zu hören. Nie hatte ich erlebt, dass er hart oder gar ungerecht zu einem Pferd gewesen wäre. Er liebte sie alle und kannte jede ihrer Eigenarten. Diese Resignation in seiner Stimme zu hören gefiel mir nicht, weil das kein gutes Bild von den Tieren malte.

Hinter Jeff tauchte plötzlich ein schwarz-weißer Hund auf und entlockte mir einen überraschten Aufschrei. „Ist das Wobble?“, fragte ich.

„Aye“, bestätigte Jeff. „Der alte Flohsack ist inzwischen stocktaub, aber er begleitet mich immer noch überallhin.“

Der Border Collie war Jeffs ganzer Stolz gewesen. Er musste fünfzehn oder sechszehn Jahre alt sein. Ich hätte nie damit gerechnet, dass er noch lebte. Als ich mich auf den Boden hockte, kam er sofort mit wedelndem Schwanz zu mir und ließ sich den ergrauten Kopf kraulen. Dabei schloss er genüsslich die Augen, die vom Alter bereits trüb geworden waren.

„Hat dich sofort wiedererkannt, der Bursche“, stellte Jeff fest und kicherte zufrieden.

Die Tür zur alten Sattelkammer öffnete sich und Jeff verstummte augenblicklich. Ein Blick von Tante Eileen genügte, und der Stallmeister trollte sich mitsamt Wobble, was mir einen kleinen Stich versetzte. Dass meine Tante gegenüber dem Personal mit harter Hand auftrat, hatte sich offenbar nicht geändert. Neben Eileen kam ein Mann, etwa Anfang dreißig in Reithosen und eng anliegendem Shirt, aus dem Raum und musterte mich mit kühlem Blick. Auch ihn hatte ich hier noch nie gesehen, und allmählich drängte sich mir der Verdacht auf, dass sich in Withurst Hall mehr verändert hatte als gedacht.

„Heath, wir sehen uns dann morgen wieder. Seien Sie bitte pünktlich auf der Bahn“, sagte Eileen schroff.

Im Gegensatz zu Onkel Robin hatte sie sich kaum verändert. Die sechsundfünfzig Jahre sah man ihr jedenfalls nicht an. Wer sie nicht kannte, hätte sie auf höchstens Anfang vierzig geschätzt. Ihr Haar war noch immer satt schwarz, ihre Haltung aufrecht und ihre Haut jugendlich frisch, auch wenn da vermutlich auf die eine oder andere Weise nachgeholfen worden war. Sie besaß nach wie vor eine tadellose Figur, die in den Reithosen aus feinstem Wildleder und der recht eng geschnittenen Bluse gut zur Geltung kam. Selbst im Stall achtete sie penibel auf ihr Äußeres, heute genau wie früher.

„Wir werden Secret und Destiny trainieren. Ich will, dass beide bis zum Rennen fit sind, da können wir uns keine Nachlässigkeiten mehr leisten.“

„Jawohl, Mrs McBain. Sie sind der Boss.“ Der Blick des Mannes war lodernd, fast schon zornig, während Eileen ihn triumphierend anlächelte. Erst als er genau wie Jeff verschwunden war, wandte sie sich mir zu.

„Wer ist das?“, wollte ich wissen.

„Das ist Heath. Heath Summer. Er ist mein Bereiter für die Rennpferde und inzwischen auch mein Trainer, nachdem ich den vorherigen leider entlassen musste.“ Sie verdrehte die Augen. „Absolut keine Ahnung von Pferden und von durchdachten Trainingsplänen erst recht nicht. Es war seine Schuld, dass wir bei den Rennen zu schlecht abgeschnitten haben. Aber Heath macht seine Sache bisher ziemlich gut, seitdem Jack ihm nicht mehr reinreden kann. Ich glaube, es war ein guter Deal, ihn praktisch zusammen mit zwei Jährlingen eingekauft zu haben.“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, wartete offenbar, dass ich etwas dazu sagte, aber ich hätte nicht gewusst, was. Es bedrückte mich, dass meine Tante über einen Menschen sprach, als wäre er ein lohnenswertes Objekt, das sie günstig erstanden hatte.

„Onkel Robin hat schon erwähnt, dass du dich jetzt auf Rennpferde konzentrierst“, bemerkte ich ausweichend. „Ich bin … überrascht.“

„Ja.“ Sie lachte gekünstelt. „Das sieht man dir auch an.“

„Was ist mit den Huntern?“

Eileen blickte die Stallgasse entlang, doch ihre Miene zeigte Gleichgültigkeit. „Wie du siehst, stehen sie noch immer hier. Ich reite natürlich auch noch hin und wieder Jagden. Aber Rennpferde sind lukrativer. Und schöner. Außerdem“, fügte sie mit verschwörerischer Miene hinzu, „lernt man auf der Rennbahn sehr interessante und vor allem einflussreiche Leute kennen.“ Sie hakte sich bei mir unter und führte mich aus dem Stall hinaus, als könnte sie nicht schnell genug hier wegkommen. Dabei hatte sie früher häufig den halben Tag im Stall, auf der Reitbahn oder auf der Jagdstrecke im Gelände zugebracht. Sie hasste jede andere Art von Sport, aber mit dem Reiten hielt sie sich fit. Was sie wohl jetzt tat, um sich diese Figur zu erhalten, wenn es nicht mehr das Reiten war?

„Weißt du, jetzt, wo du wieder hier bist, sind solche Kontakte besonders wichtig“, ergänzte sie, und ich runzelte verwirrt die Stirn, weil ich ihr nicht so ganz folgen konnte.

„Oh, sind sie das?“

„Aber ja. Ich meine, schau dich an, du bist jetzt erwachsen und wirst das hier bald übernehmen. Da ist es schon wichtig, dass dein künftiger Ehemann aus den richtigen Kreisen stammt.“

Ihre Worte waren wie ein kalter Guss. Ich schluckte und hatte das Gefühl, als würde die Luft um mich herum knapper. „Moment mal, das meinst du jetzt aber nicht so, wie du es gesagt hast, oder? Ich … ich weiß zwar, dass von mir erwartet wird, mich in absehbarer Zeit zu verloben, aber das hat doch sicher noch ein bisschen Zeit.“ Vor allem war ich nicht bereit, mich auf eine arrangierte Ehe einzulassen, wir lebten schließlich nicht mehr im Mittelalter. Wenn ich schon heiraten sollte, würde ich mir meinen Mann selbst aussuchen.

Meine Tante machte ein ebenso ratloses wie pikiertes Gesicht. „Na ja, allzu lange warten sollten wir wohl nicht. Du bist schließlich keine zwanzig mehr. Wenn du Withurst Hall übernehmen willst, brauchst du einen passenden Mann an deiner Seite, und es gehört zu unserer Pflicht, die infrage kommenden Kandidaten genau zu prüfen. Zu deinem eigenen Besten. Darum haben dein Onkel und ich uns bereits einige genauer betrachtet. Aber keine Sorge, ich denke, ich weiß ganz genau, welche Art von Traumprinz dir vorschwebt. Und ich glaube, ich habe da schon den richtigen Kandidaten.“

Ich war einfach zu perplex, um zu antworten, weil das nun doch viel schneller kam, als ich es mir vorgestellt hatte. Meine einzige Hoffnung war, dass das gerade nur so endgültig klang. Onkel Robin hatte das Thema vorhin komischerweise mit keinem Wort erwähnt.

„Sein Name ist Richard Mountraw. Er wird einmal die Kiltweberei seiner Eltern erben. Die beste in Edinburgh, wenn nicht gar in ganz Schottland. Wir haben uns auf der Rennbahn kennengelernt, aber dort sind die beiden wirklich nur gelegentlich. Ich weiß, Robin hat auch noch ein paar andere junge Männer ins Auge gefasst, aber ich finde schon, du solltest nicht nur aufgrund von Familienstammbäumen und Traditionen heiraten, sondern auch einen Gewinn in deinem zukünftigen Mann sehen.“ Die Worte sprudelten aus ihr hervor, ohne dass sie einmal Atem holte. Dabei schien sie nicht im Ansatz zu bemerken, wie mir mit jeder Sekunde weiter die Gesichtszüge entglitten. Ich kam mir vor wie auf einem türkischen Basar, wo mir jemand partout seine Ware aufschwatzen wollte.

Nein, ich wollte und ich würde mich nicht derart überrumpeln lassen. Alles mit Ruhe und zu seiner Zeit. Zunächst hatte ich völlig andere Pläne als die Suche nach einem Ehemann, egal ob Traumprinz oder nicht, denn ich musste mich erst einmal wieder hier zurechtfinden, mich mit meinem künftigen Erbe auseinandersetzen. Danach konnte ich mir vielleicht Gedanken um meinen Zukünftigen machen. „Stopp!“, sagte ich entschieden und blieb stehen. „Eure Bemühungen in allen Ehren, aber das geht mir zu schnell, das ist mir zu früh und es ist vor allem die völlig falsche Methode.“

Eileen blinzelte ein paar Mal ungläubig und verzog dann beleidigt ihre perfekt geschminkten Lippen. „Aber Liebes, was bist du denn gleich so ablehnend? Es geht doch erst mal nur darum, dass du ein paar vielversprechende junge Gentlemen kennenlernst. Die Entscheidung triffst selbstverständlich du allein“, versicherte sie, und ich wollte schon aufatmen, als sie mit einem koketten Grinsen doch noch einen nachsetzte. „Aber wer weiß, vielleicht verliebst du dich schneller, als du denkst.“ Sofort streichelte sie mir beschwichtigend über die Wange, aber ich drehte den Kopf weg, weil diese Tüddelei mir unangenehm war und noch dazu unehrlich wirkte. Dabei entdeckte ich den Bereiter, der im alten Gästehaus verschwand.

Tante Eileen räusperte sich verlegen. „Ich habe Heath dort untergebracht, damit er ständig verfügbar ist. Er hätte sonst jedes Mal von Aberdeen hierherkommen müssen, das fand ich äußerst unpraktisch.“

„Ist das wirklich nötig, dass er hier wohnt? Ich meine, du hättest ihm doch auch eine Wohnung in Inverurie suchen können, wo er nach Feierabend hinfährt. Nachts wird er wohl kaum mit den Pferden trainieren.“

Sie zuckte gleichmütig die Achseln. „Er berät mich in allem, was mit dem Rennsport und den Pferden zu tun hat. Da ist es mir einfach lieber, er ist vor Ort, falls ich Fragen habe oder etwas klären muss. Nimm es mir nicht übel, aber das geht dich einfach nichts an. Es ist allein meine Sache. Robin hatte nichts dagegen. Der alte Kasten stand sowieso seit drei Jahren leer.“

Allzu häufig war das Gästehaus auch früher nicht benutzt worden, aber doch hin und wieder, wenn Freunde aus England oder den Lowlands zu Besuch waren. Dass es mehrere Jahre gar nicht mehr bewohnt worden war, wunderte mich, und ich fragte mich insgeheim, wie viele Überraschungen dieser erste Tag noch für mich bereithalten würde.

„Dein Onkel und ich haben jedenfalls einen kleinen Willkommensball zu deiner Heimkehr organisiert.“ Man hörte Eileen bei diesem spontanen Themenwechsel an, dass sie nicht bereit war, länger über diesen Heath zu sprechen. „Es werden unglaublich wichtige Leute da sein“, beeilte sie sich zu sagen. „Geschäftspartner von Robin und ein paar gute Freunde von mir. Natürlich auch ein paar potenzielle Kandidaten, die du dir schon mal anschauen solltest.“

Ich räusperte mich peinlich berührt. „Also eigentlich … wollte ich erst mal ankommen. Nach mehr als zehn Jahren …“

„Aber natürlich“, stimmte Eileen überschwänglich zu. „Genau darum geht es doch. Du sollst hier ankommen und gleich wieder in der Gesellschaft Fuß fassen. Glaub mir, das können wir nicht schnell genug vorantreiben. Gute Kontakte sind das A und O. Es hat sich ja so viel verändert. Wenn ich dir erzähle, wer alles geheiratet hat.“ Sie senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. „Und teils sogar schon wieder geschieden wurde.“

Auf dem Weg zurück zum Herrenhaus zählte sie munter die Gästeliste auf, von der mir nicht die Hälfte der Namen etwas sagte. Am Fuß der Treppe blieb Eileen plötzlich abrupt stehen und wandte sich mit erschrockenem Gesichtsausdruck zu mir um. „Du liebe Güte, dabei fällt mir ein … was sollst du denn nur anziehen? Ich fürchte, ich habe völlig unterschätzt, wie sehr du dich verändert hast. Deine alten Kleider passen wohl kaum noch. Außerdem sind sie längst aus der Mode. Und die Feier ist schon morgen, aber ich habe überhaupt keine Zeit, um mit dir nach Edinburgh zu fahren und dich neu einzukleiden. Oje!“

„Ach, mach dir da keine Sorgen.“ Ich winkte ab. „Ich habe genügend passende Outfits aus den Staaten mitgebracht.“ Ich rang mir ein Lächeln ab, obwohl allein die Vorstellung, einen ganzen Abend lang Small Talk mit wildfremden Leuten halten und einen regelrechten Spießrutenlauf zwischen einem Dutzend Bewerber absolvieren zu müssen, mir Übelkeit verursachte. Wie sollte ich das schaffen? Ich war fix und fertig, wollte schlafen, mich ausruhen und dann ganz langsam wieder in den Alltag starten. Dieser Abend würde mich überfordern, das wusste ich jetzt schon. So schnell überwand niemand einen Jetlag, von dem Gefühlschaos in meinem Inneren ganz zu schweigen, weil mir so vieles fremd und neu erschien, während andere Dinge mich mit einer Flut von Erinnerungen schier überrollten. Aber natürlich würde ich meine Zieheltern nicht hängen lassen. Irgendwie würde das Fest vorübergehen. „Ich habe einen Hosenanzug in Dunkelblau, der ist sehr schick und klassisch. Ich glaube, das wäre genau das richtige …“

„Nein, nein, nein“, wiegelte Eileen sofort ab. „Das geht gar nicht. Du kennst doch deinen Onkel. Bei so einer Feierlichkeit muss alles stimmen. Insbesondere die Garderobe der Gastgeber.“ Sie rollte die Augen. „Aber keine Sorge, wir finden bestimmt etwas in meinem Kleiderschrank, was sowohl hübsch als auch traditionsbewusst ist und dir passt. Wir haben ja in etwa die gleiche Figur.“ Sie betrachtete mich mit zur Seite geneigtem Kopf, und ein wehmütiger Ausdruck legte sich auf ihre Züge. „Du bist deiner Mutter unglaublich ähnlich, weißt du das?“

Ich hatte von meinen Eltern nur ein paar Fotografien, mehr war mir nicht geblieben. Meine Erinnerungen waren lange verblasst, weil ich einfach noch zu klein gewesen war, als sie starben. Womöglich auch eine Spätfolge der Amnesie, die nach dem Unfall eingesetzt hatte. Aber dennoch wusste ich genau, was Eileen meinte. Wenn ich mich im Spiegel betrachtete und daneben ein Foto meiner Mutter legte, war die Ähnlichkeit in der Tat frappierend.

„Ich lasse dir von Margie ein paar Sachen auf dein Zimmer bringen“, unterbrach Eileen meine Gedanken. „Nach dem Dinner können wir dann gemeinsam beratschlagen, welches Kleid du morgen anziehen wirst.“

Mit einem Seufzen fügte ich mich. Was blieb mir auch anderes übrig. Es war sowieso alles bereits geplant und organisiert. Solange ich bloß ein Mitspracherecht bei der Kleiderauswahl hatte, würde sich schon etwas finden lassen, in dem ich mich auch wohlfühlte.

Der Herbst des Falken

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