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Nummer 3: Am anderen Ufer

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Null Noch ein 0:0. Das ist der Ehre und der Huldigung fast schon zu viel. Also, wenn das so weitergeht.

Willi Etwas, was ich nicht garantieren kann.

Kartenkiste Arminius Kinder, können wir dann weitermachen?

Willi Ganz bestimmt nicht!

Null Aber ja doch. Mit dem größten Vergnügen.

Kartenkiste Arminius Sehr schön, dass ihr das einseht. Wir haben nämlich noch jede Menge vor uns.

Drum möchte ich auch keine weiteren Umschweife machen, sondern mich wieder an Sie wenden, geneigte Leserin.

Willi Beziehungsweise geneigter Leser. Nicht wahr?

Kartenkiste Arminius Ja, ja, schon gut. Zunächst noch ein Wort zu Helm Hops. Er ist nämlich in der Zwischenzeit aus seiner Markstein – Wohnung herausgekrabbelt. Er und Libell Libell. Auf ihren Liegestühlen haben sie sich begeben, wo sie noch ein klein wenig am sich Einrichten sind. Ein klein wenig am Verstellen der Rückenlehnen, das Aufsetzen ihrer Sonnenbrillen nicht zu vergessen. Ganz zu schweigen vom Einschenken von Himbeersaft. In Insekten gerechten Gläsern wohlgemerkt. Aus einer insektengerechten Karaffe. Und last but not least das Ordnen ihrer Unterlagen, in welchen all das gesammelt worden ist, was für ihr Erzählen gleich wichtig ist.

Im Übrigen ist die Verletzung an Helm Hops Fuß nicht so schlimm, wie man es zuerst befürchtete. Ja, doch, und gerade signalisiert er mir mit einem Daumen nach oben, dass alles soweit in Ordnung ist. Lediglich ein kleines Handicap, dass ihn aber nicht sonderlich behindern sollte.

Apropos Insektenzirkus. Gegen die er sich die Verletzung zugezogen hatte. Denn wenn mich meine Infos nicht restlos täuschen, hat er auch hierzu etwas vorbereitet. Etwas über den Insektenzirkus. Und zwar gemeinsam mit Lobby, dem Zitronenfalter.

Helm Hops Aber jetzt doch noch nicht.

Kartenkiste Arminius Ja, war mir jetzt auch klar irgendwie. Und da es darüber hinaus sowieso noch immer ein bisschen dauert, bis die beiden es sich in ihren Liegestühlen bequem gemacht haben, schauen wir zunächst auf das, was uns heute sonst noch erwartet.

Dazu brauchen wir nur einfach mal rüber blicken. Auf die andere Seite des Ufers. Jenseits des Holzstegs, wo sich eine uralte, schwarze Holzhütte befindet. Der Rest von dem Gelände ist allerdings frei und besteht aus großen und weiten Wiesen. Ein grünes Areal, das im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Naherholungsgebiet bezeichnet wird. Beziehungsweise im guten, alten Küchenlatein. Zum Grillen oder Sport treiben. Zum sich vergnügen oder einfach die Zeit vertreiben an einem schönen Fleckchen Erde. Hier bei uns im Wald.

Heute dient die Grünfläche da drüben allerdings mehr für unsere Party. Hierfür ist bereits ein Labyrinth, zwei Bühnen und ein großes Schachbrett errichtet worden. Da drüben, auf der anderen Seite des Flusses.

Das Labyrinth ist der Mittelpunkt unserer Party. Dort wo wir uns alle treffen werden. Aber erst nach getaner Arbeit. Wenn wir alle unsere Aufgaben erfüllt haben. So dass wir es gegenwärtig noch vernachlässigen können. Ruhigen Gewissens, auch, weil dort wirklich noch niemand ist.

Das sieht in den anderen Bereichen ganz anders aus. Am Schachbrett sieht man zum Beispiel die beiden Initiatoren für die anstehende Schachpartie, Dies sind keine Geringeren wie Erich Tolstoi und Leonid Zimmermann. Erich ist Inhaber eines Musikladens, Leonid Taxifahrer. Beide Russlanddeutsche. Und beide in der Vorstadt als ausgewiesene Dauerschachspieler bekannt. Wobei sie für ihre Leidenschaft zumeist im Ambiente der Hochkneipe ausleben. Die Kneipe natürlich auch in der Vorstadt. Welche nicht allzu weit entfernt von unserem Wald.

Doch heute einmal was ganz Anderes. Mit Sicherheit auch für die Beiden. Leider können wir sie momentan nicht befragen. Was es mit der Schachpartie auf sich hat. Auf der anderen Seite des Flusses. Nein, vors Mikrofon kriegen wir sie momentan wohl noch nicht. Beziehungsweise an die Funkgeräte. Zu sehr beschäftigt mit dem Ordnen der anderen Teilnehmer. Doch, doch, ganz offenbar ist dem so. Uns lumpen lassen wollen wir uns deshalb nicht. Und schauen solange mal, was es mit den beiden Bühnen auf sich hat.

Null Arminius, vielleicht zuerst auf die der drei Moritaten – Sänger.

Kartenkiste Arminius Wieso das denn jetzt unbedingt?

Null Ich glaub, weil die sich schon in Position gebracht haben.

Kartenkiste Arminius Ach, du denkst.

Null Ich denke gar nichts grundsätzlich. Hey, aber was ist mit dir, Arminius?

Kartenkiste Arminius Nichts. Ich finde nur, wenn du sowieso schon dabei bist.

Null Dann könnte ich auch mal einen Part übernehmen. Nicht wahr?

Kartenkiste Arminius Ich habe nichts gesagt.

Null Na gut, von mir aus. Macht mir auch nichts aus, habe nichts dagegen. Und es sind in der Tat insgesamt drei, die sich auf eine die Moritatenbühne positioniert haben. Einige Zuschauer davor zeugen ebenfalls davon, dass man hier in Kürze starten wird.

Mit einem Stock vor der Tafel - das ist die noch recht junge Emma Tisch. Fett kein Ausdruck bei ihr, nein, beileibe, Und in diesem Falle ist das Wort „beileibe“ wortwörtlich zu nehmen. Mit dem Stock wird sie auf die verschiedenen Bildermotive der Tafel zeigen.

Groß gewachsen und ebenfalls noch relativ jung ist der sogenannte „Grasende Carlos“. Sein Markenzeichen der schwarze Vollbart und das buschige, schwarze Haar, welches sein Haupt bedeckt. Eine Mähne gleichsam wie bei einem Löwen. Das Outfit das eines Fußballers: ein rotes Trikot und eine grüne, kurze Sporthose. Er ist für das Wegziehen der Seiten auf der Tafel zuständig. Nur um die nächste zum Vorschein zu bringen.

Auf dem Leierkasten wird der Dritte von ihnen für die musikalische Umrahmung sorgen. Dies ist Snuffie, die orangene Riesenmaus. Ungefähr die Größe eines Dackels. So, und das war es auch schon wieder von mir. Und damit nehme ich auch schon wieder Abstand von der Bühne, mein verehrtester Arminius.

Kartenkiste Arminius Während ich mich der anderen zuwende.

Null Eine kleine Theaterbühne.

Kartenkiste Arminius Ja, haargenau. Im Gegensatz zu den drei Moritaten- Sängern scheint man hier aber noch nicht hundertprozentig so weit zu sein. Ähnlich wie bei den Schachspielern. Nein, einfach noch nicht geordnet. Die Beteiligten wandeln noch ziemlich unkoordiniert über die Bühnenbretter.

Lediglich der Lehramtsanwärter Jürgen Anders steht vorne am Mikrofon bereits bereit.

Dazu muss man sagen, dass es sich nicht um ein Theater wie im klassischen Sinne handelt. Mehr um ein Sprechtheater, ohne größere Handlung. Mit überhaupt keiner Handlung, um ehrlich zu sein. Aber jetzt erstmal zu Jürgen. Also, hallo Jürgen. Hier ist Arminius, und ich hoffe, du kannst mich gut hören?

Jürgen Anders Ein weiterer Trauerakt. Bevor die Welt untergeht.

Kartenkiste Arminius Jürgen, bitte mir mal kurz zuhören. Es geht nämlich um Folgendes: ich habe soeben unserer Leserin nahegelegt, dass das, was ihr auf die Bretter bringen werdet, ein reines Sprechtheater ist. Beziehungsweise Leser.

Jürgen Anders Kann sein.

Kartenkiste Arminius Zusätzlich verbirgt sich hinter dem Ganzen noch ein kleines Rätsel. Oder ist dem nicht so?

Jürgen Anders Kann auch sein.

Kartenkiste Arminius Doch, doch, natürlich ist dem so. Und nach meinem Ermessen spricht überhaupt nichts dagegen, wenn du vorab mal verrätst, was es mit diesem kleinen Rätsel auf sich hat

Jürgen Anders Dann wäre es ja kein Rätsel mehr.

Kartenkiste Arminius Stimmt eigentlich auch wieder, da muss ich dir recht geben. Was allerdings auch richtig ist, dass ihr selber Hand angelegt habt, was das Verfassen des Textes angeht.

Jürgen Anders Kann sein.

Kartenkiste Arminius Doch, doch, habt ihr. Wie mir zugetragen worden ist. Verfasst mit einem deiner Schüler. Mit welchen du auch gleich auf der Bühne stehen wirst.

Jürgen Anders Schülerin.

Kartenkiste Arminius Also, wenn ein Lehrer mit seinen eigenen Schülern auftritt. Ich meine, was kann dann noch schiefgehen.

Jürgen Anders Lehramtsanwärter.

Kartenkiste Arminius Okay, Jürgen. Und vorerst vielen Dank für diese ersten Vorabinfos von euch. Und von eurem Sprechtheater. Und weiterhin viel Spaß mit deinen Schülern.

Jürgen Anders Spaß?

Kartenkiste Arminius Natürlich habt ihr Spaß da drüben. Doch, doch, da bin ich mir ziemlich sicher. Und dass ihr noch ein klein wenig an den letzten Feinabstimmungen zu feilen habt. Ein allerletzter Schliff sozusagen.

Jürgen Anders Was du nicht sagst.

Kartenkiste Arminius Was mir für Sie aber jetzt noch bleibt, liebe Leserin, lieber Leser, ist in der Tat dieses kleine Rätsel. Welches eben erwähnt. Nichts Weltbewegendes, nein, das wohl nicht gerade. Doch dessen Lösung wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten wollen. Und zwar im Anhang. Am Ende. Sonderlich schwierig ist es natürlich nicht gerade. Nein, überhaupt nicht schwierig, keine harte Nuss. Dies kleine Rätsel hinterfragt lediglich, was es mit den einzelnen Sätzen auf sich hat. Die in dem Sprechtheater auftauchen. Eigentlich zu ersehen, sobald die ersten Auftritte über die Bühne gegangen sind. Doch, doch, ganz bestimmt.

Null Arminius, nicht dass ich dich unterbrechen möchte.

Kartenkiste Arminius Ich war sowieso fertig.

Null Aber die andere Bühne.

Kartenkiste Arminius Ich weiß.

Null Die mit den Moritaten.

Kartenkiste Arminius Aber bitte vorsichtig beim Ziehen.

Null Bin ich doch.

Kartenkiste Arminius Ich glaub, ich kneif mir lieber mal die Augen zu.

Sechs Gläser für Amalie

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