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»Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Zeitgeistes« Erschienen am 9.9.2018

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Die katholische Kirche wird wieder von schweren Missbrauchsskandalen erschüttert. Tausende Kinder sollen sexuell missbraucht und die Taten vertuscht worden sein. Hinzu kommt die Anbiederung an den Zeitgeist. Die Predigten der Kirchenoberen unterscheiden sich kaum noch von Parteitagsreden bei den Grünen. Man verwechselt den Zeitgeist mit dem Heiligen Geist. Kurzum: Der Kirche geht der Glaube aus.

In zahlreichen Ländern sollen Tausende Kinder von Priestern sexuell missbraucht und die Taten jahrzehntelang systematisch vertuscht worden sein. Laut US-Staatsanwaltschaft hat der Vatikan davon gewusst. Allein in den USA sollen 300 namentlich genannte katholische Priester sich des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht haben. In geheimen kirchlichen Archiven sollen diese Verbrechen dokumentiert worden sein. Sie gelangten durch Zufall in die Hände des US-Staatsanwaltes, der über die Kirchenführer sagte: »Sie haben die Gemeindemitglieder am Sonntag belogen, die Öffentlichkeit belogen, die Täter vor der Öffentlichkeit geschützt, aber alles dokumentiert und es in Geheimarchive gelegt.«

Papst Franziskus will auf diesen Skandal (wörtlich) »mit Stille und Schweigen« antworten. Das klingt ein wenig armselig. Die gnadenlose Verfolgung, Verurteilung und Bestrafung aller Täter, Helfer und Helfershelfer wäre nebst Entschädigung aller Opfer die angemessenere Antwort. Das hat nämlich sein Vorgänger Papst Benedikt gemacht.

Der Skandal trifft die Amtskirche in einem sehr heiklen Moment: Denn der Kirche geht der Glaube aus. Das kommt von der Anbiederung an den Zeitgeist. Die Predigten der Kirchenvertreter unterscheiden sich heute kaum noch von Parteitagsreden der Grünen. Der christliche Glaube wird von der Amtskirche so gedeutet, dass er den Vorgaben der politisch-korrekten Erziehungsmedien entspricht. Kein Wort mehr von Spiritualität, Jenseits, Verdammnis, Schuld oder Wahrheit. An die Stelle des Glaubens ist eine diffuse »Gutmenschen-Gesinnung« getreten: Sündhaft handelt heute, wer die Massenzuwanderung aus Afrika nicht beklatscht, offene Grenzen ablehnt, das Gendern der Bibel kritisiert oder die Islamisierung Europas hinterfragt. Katholische -Bischöfe verteidigen aus falscher Toleranz sogar das Tragen der Burka. Kardinal Reinhard Marx – der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz – empörte sich maßlos darüber, dass die bayrische Staatsregierung das Kreuz in allen Behörden im Eingang aufgehängt hat. Denn das habe zu »Spaltung, Unruhe und Gegeneinander« geführt. Das muss man sich einmal vorstellen: Der Berater von Papst Franziskus – Kardinal Marx – empört sich darüber, dass das Kreuz aufgehängt wird, weil das zu viel an Unruhe bedeutet.

Die Kirchenvertreter sind längst Teil des flachen Establishments aus Politik, Medien, Schickeria und Kulturschaffenden geworden. Dompfarrer Faber war es nicht zu dumm, vor Weihnachten unter großem medialen Blitzlichtgewitter ein »Unterwäschegeschäft« in der Wiener Innenstadt zu segnen.

Wie singt Reinhard Mey in seinem Lied »Seid wachsam«: »Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm: Halt du sie dumm, – ich halt sie arm!«


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