Читать книгу Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe - T.D. Amrein - Страница 9

6. Kapitel

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Willhelm Dornbach saß im Zug nach Osnabrück. Auf dem Weg zu Hartmut Schulz, einem alten Kameraden.

Von ihm hatte Dornbach damals kurz vor Kriegsende die ersten falschen Pässe gekauft. Nur als Vorsichtsmaßnahme, für eine unerwartete, plötzlich notwendige Flucht. Schulz lieferte auch später zuverlässig weiter, wenn die Pässe „abgelaufen“ waren. Allerdings nur, wenn man persönlich bei ihm erschien.

Schulz war nur wenig älter als Dornbach. Deshalb konnte er davon ausgehen, auch ihn noch lebendig anzutreffen.

Zusammen dürften sie damals zu den Jüngsten gehört haben, die es im 3. Reich noch zu selbständig tätigen Agenten gebracht hatten.

Hartmut hatte stets betont, dass ihm nichts passieren würde. Er behauptete, nach dem Krieg auch einige Zeit für die Besatzer gearbeitet zu haben.

Dornbach hielt das für Unfug. Aber egal. Hauptsache, er erhielt von ihm die Dokumente, die er brauchte.

Sie waren natürlich längst nicht die Einzigen gewesen, die im Land geblieben waren. Jedoch hatte die Zeit, langsam aber stetig, die Mitglieder ihrer verschworenen Gemeinschaft reduziert.

Im direkten Auftrag des Reichssicherheitshauptamtes beaufsichtigten sie, sogenannte Lagertransporte. Getarnt als normale Reichsbahnangestellte.

Im Umkreis von Novak und Eichmann, ihren Vorgesetzten, wurde niemals in der Öffentlichkeit über die Arbeit gesprochen. Und die ständige Geheimhaltung hatte es mit sich gebracht, dass ihre Klarnamen, Dornbach und Schulz, nirgends auftauchten.

Auf jeden Fall hatte sich bis dahin, niemand um ihre Vergangenheit gekümmert. Dornbach blieb jedoch, im Gegensatz zu Schulz, wachsam. Denn es gab immer noch Zeugen, die ihn verraten konnten. Juden, die die Lager überlebt hatten.

Dornbach bekleidete keine öffentlichen Ämter oder übernahm irgendeinen Vorsitz in Vereinen. Selbst wenn er eingeladen wurde, ging er nur selten hin. Zu groß die Angst, er könnte von jemandem erkannt werden.

Von den vielen, die er in die Hölle begleitet hatte, dürften die meisten bereits nach kurzer Zeit tot gewesen sein. Aber zu Ende des Krieges wurden doch einige befreit. Vor denen musste er sich zeitlebens in Acht nehmen. Er wollte gerne in der Heimat bleiben und nahm es in Kauf, sich nie ganz frei bewegen zu können.

Außerdem hatte er stets sorgfältig darauf geachtet, dass keine Fotos von ihm existierten.

***

Für diese Reise hatte er eine doppelte Postkarte vorbereitet, wie sie unter Kameraden immer noch üblich war. Mit einem unverfänglichen Gruß auf der Rückseite. Dazwischen, im verklebten Teil, die eigentliche Nachricht. „Hartmut, ich sitze heute um zwölf auf der Bank im Park. Triff mich, wenn du kannst.“

Um welchen Park es sich handelte, wusste der Adressat natürlich. Dornbach würde sich an mehreren Tagen um diese Zeit dort aufhalten, falls Schulz nicht kommen konnte.

Wenn die Nachricht in falsche Hände geraten sollte, konnte man mit den Zeitangaben wenig anfangen. Auch gestern war einmal heute gewesen.

Dornbach würde die Karte selbst in den Briefkasten werfen, ohne Briefmarke. Damit wusste der Empfänger, dass er bereits vor Ort war.

Alles funktionierte seit vielen Jahren genauso, wie sie es einmal gelernt hatten. Dornbach suchte sich ein kleines Hotel in der Stadt. Gleich am nächsten Morgen wollte er die Karte einwerfen. Er reiste natürlich jetzt unter seinem neuen Namen, Jens Müller. Aber in Deutschland musste er seinen Pass nirgends zeigen. Die Hotels zahlte er immer im Voraus. Bisher hatte er keinerlei Schwierigkeiten gehabt.

In aller Frühe spazierte er am Haus von Schulz vorbei. Niemand zu sehen, wie er das erhofft hatte. Beruhigt las er den vertrauten Namen, als er die Karte in den Kasten legte.

Gutgelaunt kehrte er in sein Zimmer zurück. Als er später zum Frühstück erschien, deutete nichts darauf hin, dass er schon einen Spaziergang hinter sich gebracht hatte.

Gegen Mittag schlenderte er in den kleinen Park, wo er sich wie angekündigt, auf einer Bank niederließ.

Genau um zwölf erhielt er Gesellschaft. „Gehen wir ein Stück?“, fragte Hartmut Schulz leise.

Wortlos stand Dornbach auf. Langsam schlenderten sie auf den nahegelegenen Wald zu. „Wie geht’s dir?“, fragte er schließlich.

Hartmut nickte. „Ich bin ganz zufrieden. Seit acht Jahren bin ich jetzt in Rente. Meine Frau ist auch noch gesund, was will ich mehr?“

„Das höre ich gern!“, gab Dornbach zurück.

„Und du? Bist du in Schwierigkeiten?“

„Hast du nichts davon gehört? Man hat mir Kokain untergeschoben. Ich glaube, der Mossad ist hinter mir her. Ich musste meinen Abgang inszenieren.“

„Davon weiß ich nichts. Ich lese schon lange keine Zeitungen mehr, die schreiben ja doch nur Mist“, brummte Schulz.

„Ich brauche eine neue Identität“, sagte Dornbach. „Hast du die Verbindung noch?“

„Ja, natürlich. Aber ich habe dir doch Pässe besorgt? Hast du die nicht mehr?“

„Die sind fürs Ausland gedacht. Aber wenn mich der Mossad sucht, muss ich in Deutschland bleiben. Nur, hier hilft mir ein Pass allein wenig. Ich brauche auch einen Führerschein und eine Geburtsurkunde. Kannst du das besorgen?“

„Hm, dann brauchst du eine komplette Geschichte. Das wird teuer. Hast du Geld?“

Dornbach drückte ihm ein Kuvert in die Hand. „Da hast du zwanzigtausend Mark. Wenn es nicht reicht, zahle ich den Rest nach. Geld habe ich genug. Ich brauche absolut saubere Papiere. Egal, wenn sie noch mehr kosten. Im Umschlag findest du übrigens auch aktuelle Passbilder von mir.“

Schulz steckte das Kuvert in seinen Mantel. „Wie erreiche ich dich, wenn alles fertig ist?“

„In genau zwei Wochen bin ich wieder hier im Park. Dann sehen wir uns“, antwortete Dornbach.

„In Ordnung. Mach’s gut, Willhelm.

„Du auch“, gab Dornbach zurück. Er war sehr zufrieden. Nicht auszudenken, wenn der Fälscher inzwischen gestorben gewesen wäre. Wie hätte er einen Neuen zu finden sollen? Jetzt konnte er sicher sein, an beste Dokumente zu kommen, mit denen er in Deutschland leben konnte.

Das Schwierigste ist schon geschafft. Jetzt kann ich mir einen Alterssitz suchen, dachte er gutgelaunt.

Er hatte eine Gegend im Schwarzwald im Visier. Dort kannte er einsam gelegene Ferienhäuser. Darunter auch solche, die man im Winter bewohnen konnte. Im Schwarzwald war man vor Neugierigen schon allein durch die abgelegene Gegend ziemlich sicher. Er dachte auch daran, sich wieder Hunde zuzulegen. Dann wäre er nicht ganz allein, und außerdem würden ihm die Viecher das Pack vom Leibe halten.

Nach ein oder zwei Jahren würde ohnehin keiner mehr nach ihm suchen. Die Leute vergessen schnell. Der Wirbel, den sein „Tod“ verursacht hatte, würde schon bald niemanden mehr interessieren. Dann konnte er wieder reisen. Auch ins Ausland. Vielleicht kaufe ich mir ein kleineres Schiff, das ich allein führen kann, überlegte er weiter. Damit könnte er auch wieder zum Angeln fahren, wenn er wollte, oder ganz einfach auf Flüssen und Kanälen in ganz Europa unterwegs sein.

***

Wie ausgemacht, saß Dornbach zwei Wochen später wieder auf der gleichen Bank im Park.

Hartmut Schulz gesellte sich zu ihm.

„Hast du etwas Brauchbares bekommen?“, fragte Dornbach.

„Ja, du hast Glück. Ein Mann etwa in deinem Alter. Er lebt in Südamerika mit einer Tochter. Mit zwanzig ist er ausgewandert. Aber seit ein paar Jahren ist er durch einen Unfall schwerbehindert. Er wird von seiner Tochter gepflegt. Sie ist damit einverstanden, seine Identität zu verkaufen.

Er kann ohnehin nicht mehr sprechen, lebt nur noch in seiner eigenen Welt. Sobald er stirbt, wird er still und leise begraben. Die Behörden werden nichts davon erfahren. Solange er lebt, verlangt sie zehntausend Mark im Jahr. Seine Medikamente kosten viel Geld. Danach, reichen ihr zweitausend zum Leben.

Das Konto findest du in den Unterlagen. Solange du zahlst, wird sie schweigen. Sie ist arm.

Du bekommst seinen letzten Pass mit deinem Foto. Ein Ausreisestempel ist auch drin.

Die Geburtsurkunde und sogar seinen echten Führerschein habe ich dir dazugelegt. Natürlich mit deinem Foto. Den argentinischen Lappen kannst du ganz einfach gegen einen deutschen umtauschen.

Beim Pass musst du anders vorgehen. Kurz bevor er abläuft, musst du ihn als verloren melden. Mit der Geburtsurkunde kannst du dann einen Neuen verlangen.

Mit diesen Dokumenten kannst du als Rückkehrer überall in Deutschland leben. Du hast dein Geld im Ausland verdient und willst jetzt die alten Tage in der Heimat verbringen.

Die wichtigsten Daten habe ich dir aufgeschrieben. Aber weil er so jung ausgewandert ist, musst du gar nicht viel lernen. Er war nicht mal in der Wehrmacht. Schloss nur die Schule hier ab und verzog sich gleich danach ins Ausland.“

Dornbach wusste nicht sofort, was er davon halten sollte. „Was ist, wenn mich diese Frau erpressen will?“

„Da musst du dir keine Sorgen machen. Sie ist froh um jeden Pfennig. Für sie ist das eine gute Rente. Und sie weiß, dass sie in Lebensgefahr gerät, wenn sie sich nicht an die Abmachung hält.“

Dornbach gab sich damit zufrieden. Seinen alten Kameraden konnte er vertrauen. „Brauchst du noch Geld?“, fragte er.

„Nein“, antwortete Schulz. „Zehn hat die Tochter bekommen, ich habe mir meine Kosten erstattet und den Rest hat der Fälscher genommen. Du musst erst in einem Jahr wieder zahlen.“

Dornbach nahm den dicken Umschlag an sich und stand auf. „Ich danke dir Hartmut. Mach’s gut.“

„Du auch“, antwortete Schulz. Er blieb noch ein wenig sitzen, damit sich der Kamerad, ohne aufzufallen, entfernen konnte.

Erst im Hotel öffnete Dornbach das Kuvert, um endlich seinen neuen Namen zu erfahren. Heinrich Winkler, stand in den Papieren. Dornbach lächelte zufrieden. Bloß nichts Fremdländisches. Das hätte er nur schwer ertragen.

Aber Winkler klang gut. Damit beginnt wieder ein neues Leben, dachte Dornbach.

Rasch lernte er die Daten zu seinem Namen auswendig. Danach weichte er das Blatt im Waschbecken des Bades ein, bis er es zu kleinen Flocken zerreiben konnte. Das Papier hier im Hotel zu verbrennen, kam natürlich nicht in Frage.

Er besaß jetzt immer noch einen Pass, den er noch nie verwendet hatte. Falls er doch wieder fliehen musste, konnte er mit ihm reisen.

Derjenige, der auf den Namen Jens Müller lautete, hatte er verbrannt, sobald er in Deutschland angekommen war. Die norwegische Fluggesellschaft hatte selbstverständlich einen Pass für den Flug verlangt, das war von Anfang an klar gewesen. Etwaige Nachforschungen nach der Person Jens Müller, würden einfach ins Leere führen, wenn er danach nie wieder irgendwo auftauchte.

Dornbach war es gewohnt, alles in einer Art zu planen, dass er stets über einen zweiten Ausweg verfügte. Das hatte sich bewährt und wirkte ungemein beruhigend.

***

Kommissar Reuter hatte sich die Passagierlisten aus Norwegen besorgt. Tatsächlich fand er einen Jens Müller, der einen Flug nach Zürich gebucht und angetreten hatte. Dort verlor sich die Spur. Von Zürich abgeflogen, war niemand mit diesem Namen. Daraus schloss der Kommissar auf drei Möglichkeiten.

Erstens: Dornbach alias Müller war anders weitergereist. Vielleicht ein Stück mit der Bahn oder mit dem Bus, um den Anschluss zu verwischen. Reuter würde die Flughäfen in der Umgebung auf diesen Namen überprüfen müssen.

Zweitens: Es konnte sein, dass er den Namen gewechselt hatte. Wenn er über weitere, gefälschte Dokumente verfügte. Oder als letzte Möglichkeit: Er ist noch hier. Natürlich nicht in Zürich. Einen Weg nach Deutschland ohne Grenzkontrolle würde ein Mann wie Dornbach auf jeden Fall finden.

Jedoch konnte sich Reuter das kaum vorstellen. Dornbach musste jederzeit damit rechnen, von jemandem erkannt zu werden. Über seinen Tod war in allen Zeitungen groß berichtet worden.

Allerdings ohne Bild, fiel Reuter ein. Trotzdem. Wo sollte er sich verstecken. Seine Bekannten hielten ihn für tot. Seine Söhne waren ohne Skrupel über ihn hergefallen. Die würden ihm nicht helfen.

Der Kommissar beschloss, Dornbachs Witwe aufzusuchen. Wenn sie etwas wusste, dann würde er das merken.

Reuter verließ sich da auf seine Erfahrung. Mit einem belanglosen Gespräch konnte er die Dame aufs Glatteis führen. Ihm genügte ein kleiner Widerspruch. Dann hakte er gnadenlos ein.

Also erschien er unangemeldet bei der Villa Dornbach. Sie sollte sich überhaupt nicht vorbereiten können.

Er stand außen am Tor, die Hunde knurrten ihn von innen kampflustig an. Da zu versuchen durchzugehen, wäre mehr als leichtsinnig gewesen.

Damit verflog der Überraschungseffekt. Erst nach einiger Zeit sperrte der Gärtner die Hunde ein und Reuter konnte seinen Besuch beginnen.

Gisela Dornbach empfing ihn im Salon, wie es sich für bessere Leute gehört. Sie zeigte keine verdächtige Reaktion, sondern begrüßte Reuter förmlich.

Dieser drückte sein Beileid aus, erkundigte sich nach ihrem Befinden, und ob sie in der Lage sei, einige Auskünfte zu geben.

Gisela Dornbach nickte. „Fragen Sie, Herr Kommissar.“

Reuter begann gleich mit einer konkreten Frage: „Hegen Sie einen Verdacht, wer ihrem Mann eine Bombe in sein Schiff gelegt haben könnte?“

„Was sollte ich Ihnen dazu sagen, Herr Kommissar?“, antwortete sie. „Sicher hat mein Mann Feinde gehabt. Er war nicht zimperlich, wenn es um Geschäfte ging. Das lässt sich nicht bestreiten.

Aber unsere Jacht blieb immer bewacht. Die Crew stand jederzeit zur Verfügung. Niemand konnte da so einfach eine Bombe hineinlegen.

Die Mannschaft ist vollzählig mit ihm gestorben, von ihnen kann es kaum einer gewesen sein.

Aber wenn Sie mich fragen: Es wäre viel einfacher gewesen, ihm etwas ins Flugzeug zu stecken. Er flog immer allein, die Maschine steht leicht zugänglich auf dem Flugplatz. Wer würde den Tod von so vielen Menschen verantworten, wenn es nicht notwendig ist. Ich glaube an ein Unglück, auch wenn die Untersuchung etwas anderes ergeben sollte.“

Reuter versuchte, den ersten Schlag zu landen. „Was halten Sie davon, dass Ihr Mann noch leben könnte?“

Sie sah ihn nur kurz an. „Wie kommen Sie darauf, Herr Kommissar?“

Kein Erschrecken, sie blieb genauso kühl wie vorher. Reuter fühlte, dass er sie nicht überrumpeln konnte.

„Es gibt jemanden, der ihn gesehen haben will“, fuhr er trotzdem fort.

„Daran glaube ich nicht“, antwortete sie kalt. „Jemand der sich wichtigmachen will. Sie glauben gar nicht, wie viele Journalisten mir diese Frage schon gestellt haben. Alle sind sie nur auf eine tolle Story aus. Die Wahrheit spielt da keine Rolle.“

Reuter gab sich Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Diese aufdringlichen Zeitungsfritzen hatten seine schöne Strategie kaputt gemacht. Wenn sie schon danach gefragt wurde, konnte er sie natürlich nicht mehr überraschen. Er beschloss, seine weiteren Fragen vorläufig für sich zu behalten.

Er war immer noch genau so schlau wie zuvor. Sein letztes Pulver wollte er deshalb nicht auch noch sinnlos vergeuden. Deshalb beendete er das Gespräch so rasch wie möglich und fuhr zurück in sein Büro.

***

Gisela Dornbach hatte sich zuerst erleichtert gefühlt, als die Nachricht vom Tod ihres Mannes eingetroffen war. Mit der Zeit begann sie jedoch zu zweifeln. So wie sie ihren Mann kannte, traute sie ihm doch zu, das Ganze inszeniert zu haben.

Deshalb änderte sie vorläufig nichts. Sie blieb in der Villa. Im Moment hatte sie wenigstens ein Stück weit ihre Freiheit zurückgewonnen.

Natürlich behielt sie ihren Verdacht für sich. Wenn er wirklich noch lebte und erfahren sollte, dass sie das für möglich hielt, konnte er ihr immer noch etwas antun lassen.

Das jetzt auch der Kommissar noch mit einem Zeugen auftauchte, bestärkte ihre Befürchtung noch. Dass sie von Reportern schon danach gefragt wurde, hatte sie erfunden. Hoffentlich taucht er trotzdem nie mehr auf, dachte sie verzweifelt.

***

Bereits auf der Rückfahrt von Osnabrück entwickelte Dornbach einen Plan, wie er die gekaufte Lebensgeschichte ausfüllen konnte. Er kam als reicher Auswanderer zurück und wollte seinen Lebensabend in der Heimat verbringen, das blieb die Ausgangslage.

Erben hatte er keine, also konnte er der Gemeinde, in der er lebte, sein ganzes Vermögen vermachen, wenn er wollte.

Dafür durfte er volle Diskretion verlangen und auch mit den Steuern sollte eine gute Lösung möglich sein. Die würden ihm kaum unangenehme Fragen stellen. Denn er konnte ja jederzeit umziehen.

Und wenn das nicht klappen sollte, kann ich immer noch in die Schweiz gehen, dachte er. Dort konnte man sich in einer Gemeinde leicht einkaufen, das wusste er sicher. Vorerst stand dies jedoch höchstens als Druckmittel im Raum.

Sein Ziel lag in Deutschland. Hier kannte er bestimmte Orte, aus denen er einen auswählen wollte.

Am Anfang des Krieges hatte es auch zu seinen Aufgaben gehört, Bauplätze für Privatbunker zu suchen. In denen hohe Parteimitglieder ihre Familien unterbringen konnten, falls der Feind einmal Luftangriffe auf deutschem Gebiet fliegen sollte. Dabei handelte es sich zu dieser Zeit natürlich nur um Planspiele gelangweilter Herrenmenschen. Wie wichtig musste eine Person sein, der das Reich einen eigenen Luftschutzraum zubilligte. In ruhigen Gegenden, so wie der Berghof des Führers.

Dass die Wege zu den Bunkern viel zu weit und eine adäquate Versorgung kaum möglich war, zeigte sich erst, als die Bomben tatsächlich fielen.

Der größte Teil dieser Räume wurde nie gebraucht. Und ein beträchtlicher Teil vermutlich auch nie entdeckt. Oft lagen die Eingänge unter einem unscheinbaren Schachtdeckel, der schon im nächsten Herbst unter gefallenem Laub verschwand.

Dornbach hatte sich eine Liste ausgedacht. Standorte, die in Frage kamen und die er in der nächsten Zeit aufsuchen wollte.

Alle diese Bunker, denen sein Interesse galt, lagen an einsamen Stellen. Jedoch nie sehr weit von einem Weiler oder einem kleinen Dorf entfernt. Wenn er ein Haus an einem solchen Platz kaufen konnte, hätte er ein sicheres Versteck für den Notfall gleichsam umsonst dabei.

Zuerst musste er sich jedoch einen Mietwagen besorgen. Ohne festen Wohnsitz die einzige Möglichkeit, ein eigenes Fahrzeug zu führen. Dann konnte er mit der Suche beginnen.

***

Erich Merz wohnte seit gut zwei Wochen im Hotel, in dem er sich vor der Welt vergraben hatte. Er hatte das Zimmer kaum verlassen. Die ganze Zeit zu viel getrunken und sogar das Rauchen angefangen.

Langsam dämmerte ihm, dass er auf diese Weise nicht weitermachen konnte. Ich sollte nach Hause fahren, dachte er immer wieder. Aber er schob es jedes Mal auf den nächsten oder übernächsten Tag.

Genauso oft überlegte er, wie er die Krise aus eigener Kraft überwinden könnte. Stets endeten die ersten paar positiven Gedanken in der gleichen Schlaufe. Ich brauche eine Aufgabe. Etwas das ich gerne tue, wovon ich am Abend müde bin. Wie oft hatte er sich vorgestellt, wie schön das Leben sein würde, wenn er einmal nicht mehr arbeiten musste. Dann konnte er machen, was er wollte.

Und jetzt, wo es so weit war, kam er sich völlig nutzlos vor. Das Nichtstun ging ihm an die Nieren, ließ sich kaum Aushalten. Er konnte nicht aufhören, zu grübeln. Was wäre passiert, wenn er nicht gesucht hätte? Wahrscheinlich gar nichts. Nur alle noch am Leben. Das einzige Ergebnis meiner ausgezeichnet vorbereiteten, superteuren Recherchen, die für Gerechtigkeit sorgen sollten: Tote. Und es geht nicht nur um Fritz und Mendel.

Dornbach ist vermutlich nur wegen mir abgetaucht. Damit bin ich auch am Tod seiner gesamten Mannschaft schuld. Das fand Merz dann doch zu viel, deshalb versuchte er, diesen Gedanken von sich zu schieben.

Aber in seinem Innern fraß sich Stück für Stück die Gewissheit ein, dass es genauso gewesen war.

Das nahm ihm die Lebenskraft, die er jetzt dringend gebraucht hätte.

Nur die Jagd nach Dornbach hielt ihn noch am Leben. Er spielte mit dem Gedanken, ein Ende zu machen. Aber nicht bevor Dornbach hinter Gittern sitzt. Oder noch besser, tatsächlich tot ist, dachte er grimmig.

Hatte der Kommissar doch Recht? Er brauchte einen Psychiater.

Schlimm fand Merz auch, dass er mit niemandem über seine Sorgen sprechen konnte. Wem sollte er sich anvertrauen. Er wusste keinen Ausweg. Also trank er noch mehr, um alles zu vergessen.

***

Am nächsten Morgen fand ihn ein Zimmermädchen leblos auf dem Boden liegend. Der Notarzt stellte eine massive Alkoholvergiftung fest.

Merz wurde in eine Klinik gefahren, wo er schließlich wieder zu sich kam. „Wo bin ich?“, fragte er die Schwester, die sich über ihn beugte.

„Im Krankenhaus“, antwortete sie. „Wir mussten Ihren Magen auspumpen, Sie hatten viel zu viel getrunken.“

Merz versuchte, sich zu erinnern. Aber ihm fehlte ein großes Stück. Er war in ein Hotel gezogen. Danach verschwamm die Erinnerung. Was er dort und wie lange gemacht hatte, davon wusste er fast nichts mehr.

Er hatte einen furchtbaren Geschmack im Mund. Alle Glieder wogen schwer. Er fühlte sich schwach.

„Kann ich was trinken?“, bat er die Schwester.

„Ja, aber wir haben hier nur Tee. Etwas anderes ist auch nicht ideal für Sie.“

Merz war noch zu belämmert, um die Antwort richtig zu verstehen. Dass sie ihn für einen Alkoholiker hielt, darauf wäre er nie gekommen. Gierig trank er den braunen Tee, der kaum Zucker enthielt. Egal wie fade das Zeug schmeckte, Hauptsache, in seinem Mund veränderte es das Aroma.

Langsam begann sein Gehirn wieder zu arbeiten. „Wie lange bin ich schon hier?“, fragte er.

„Seit gestern“, antwortete die Schwester. „Wir haben Ihre Frau verständigt. Sie muss jeden Moment hier eintreffen.“ Merz freute sich überhaupt nicht über den Bescheid. Was um alles in der Welt, sollte er ihr sagen?

Sie dachte doch, dass er in Norwegen angelte. Und jetzt lag er in Frankfurt in einem Spital, als Folge von zu viel Alkohol. Krampfhaft begann er zu überlegen, was er als Erklärung verwenden wollte. Aber dazu war es schon zu spät. Die Tür zu seinem Krankenzimmer quietschte leise, die atemlose Cécile hastete an sein Bett. „Du bist wach, Gott sei Dank! Sie haben mir so Angst gemacht. Du wirst vielleicht nie mehr aufwachen, haben sie mir gesagt!“

Sie begann zu weinen. Merz schämte sich, er konnte überhaupt nichts sagen. Stattdessen nahm er sie in den Arm und streichelte mit der Hand über ihr Haar.

Cécile war vollkommen überwältigt von ihren Gefühlen. Deshalb stellte sie keine Fragen.

Erst nach einigen Minuten konnte sie wieder sprechen. „Ich wusste, dass mit dir etwas nicht stimmt. Seit Opa gestorben ist, machst du dir dein Leben schwer. Warum sagst du niemandem, was dich bedrückt?

Dass du mit Trinken angefangen hast, habe ich nicht einmal gemerkt. Ich war so beschäftigt, dass ich dich völlig vernachlässigt habe. Damit ist jetzt Schluss. Wir werden viel mehr Zeit zusammen verbringen, dann wird alles besser.“

Inzwischen war auch ein Arzt erschienen. Mit ernster Miene tastete er nach Puls von Merz. „Wie fühlen Sie sich?“, fragte er schließlich.

„Etwas müde“, antwortete Merz.

Wie viel trinken Sie normalerweise pro Tag?“

Merz wurde langsam sauer. Alle hielten ihn hier offenbar für einen Säufer. „Ich trinke eigentlich überhaupt nicht!“, verteidigte er sich.

Der Arzt zog die Brauen hoch. „Sie müssen ehrlich sein. Sonst können wir Ihnen nicht helfen!“

Das war zu viel für Merz. Er fuhr hoch, um den Arzt am Kragen zu packen.

Ein starker Schwindel ließ ihn gleich wieder in die Kissen zurücksinken. Dann besann er sich. In kurzen Worten schilderte er, was er in Norwegen erlebt hatte. Die Leiche im Wasser. Die Träume davon. Das wollte er mit Alkohol aus seinem Kopf vertreiben.

Der Arzt empfahl ihm eine psychologisch unterstützte Entwöhnungstherapie. Er würde noch ein bis zwei Tage hierbleiben müssen. Dann solle er nach Hause fahren. Am besten direkt in ein Sanatorium, wo man ihm bestimmt helfen könne.

Merz wehrte sich nicht mehr gegen eine Behandlung. Er sah ein, dass er allein mit seinen Problemen nicht mehr fertig werden konnte.

***

Also ließ Merz alles mit sich geschehen, was ihm empfohlen wurde. Viel anderes blieb ihm auch nicht übrig. Cécile sorgte sich rührende um ihn, so dass er sich bald wie ein kleines Kind vorkam. Jetzt wollte sie ihn bemuttern. Und so schnell, würde sich das nicht mehr legen.

Mehrmals täglich besuchte sie ihn. Seine Therapie fand ganz am Rand von Zürich statt. Die Klinik lag am Fuß eines bewaldeten Hügels. Hinter dem Gebäude standen die Bäume in einem kleinen Park, der bald in den ganz normalen Wald überging. Ideal für einsame, besinnliche Spaziergänge.

Cécile versuchte, ihm eine Arbeit in ihrer Immobilienverwaltung schmackhaft zu machen. „Du könntest dich um Umbauten und Modernisierungen kümmern. Damit kannst du etwas Neues, etwas Konkretes schaffen. Das würde dir gut tun, glaube mir.“

Merz reagierte wenig begeistert. „Ich habe doch keine Ahnung von Baustellen. Ich stehe doch nur wie ein Idiot da, wenn mich jemand etwas fragt.“

Sie ließ nicht locker. „Dafür haben wir Architekten. Die bereiten alles vor. Du musst nur die Pläne ansehen. Da und dort kannst du ein paar Kleinigkeiten ändern, wenn du willst. Schon nur, um die Handwerker auf Trab zu halten. Ich mache das auch so, und ich verstehe auch nichts davon. Aber in der kurzen Zeit habe ich einiges gelernt. So schwer ist das nicht.“

Mit der Zeit begann er doch zu überlegen. Warum nicht einmal einen Versuch wagen. Außerdem würde sie dann Ruhe geben. Er wusste, sie wollte einfach nur ihren Erich zurückhaben. So wie er früher gewesen war. Ein unbekümmerter Mann, zwar ein wenig unzuverlässig aber meistens fröhlich.

Über seine wahren Probleme hatte er ihr immer noch nichts erzählt. Er ließ sie im Glauben, dass er krank sei.

Sie war in letzter Zeit so nett zu ihm, wie schon lange nicht mehr. Weshalb sollte er das ändern wollen? Er ließ sich treiben, wie er es eigentlich am liebsten hatte.

Und die Behandlung zeigte langsam Erfolg, auch wenn er nur den Teil seiner Erlebnisse in Norwegen erzählt hatte.

Die Vergangenheit seines Opas. Den Zusammenhang mit dem Tod von Fritz und Mendel, sowie mit Dornbachs Mannschaft, das alles behielt er für sich.

***

Nach einem Monat wurde er entlassen. Natürlich war er freiwillig im Sanatorium gewesen. Aber Cécile hatte darauf bestanden, erst zu gehen, wenn die Ärzte es für richtig hielten. Seinen Zustand nahm sie hin, wie eine Krankheit, die man nicht heilen kann. Aber sie war davon überzeugt, wenn er erst einmal etwas gebaut hat, dann kann er darauf stolz sein. Das würde ihm helfen.

So kam er zu seinem ersten Arbeitstag ins Büro. Gespannt darauf, was er zu tun hatte. Und tatsächlich fand er es interessant.

Cécile hatte ihm alles bereitgelegt. Er konnte die Pläne in Ruhe studieren, bevor er mit dem Architekten zusammentraf. Danach fuhren sie gemeinsam auf die Baustelle, wo Merz das Objekt auch in der Realität ansehen konnte. Er schien ein gewisses Talent zu haben, zwischen Plänen auf Papier und echten Gebäuden, schnell den Zusammenhang zu finden. In den nächsten Wochen erlebte er zum ersten Mal hautnah mit, wie ein altes Haus umgebaut wurde.

Er hatte immer zwei linke Hände gehabt. Merz hätte sich niemals für einen Beruf entschieden, in dem es auf Geschicklichkeit ankam. Schon in der Schule war er ständig ausgelacht worden, wenn sie etwas anfertigten. Die anderen hatten schöne Holzteile zustande gebracht. Merz war trotz intensiver Hilfe nie ein Stück wirklich richtig gelungen.

Hier brauchte er nur zu sagen, wie etwas gebaut werden sollte. Die Ausführung wurde durch die Handwerker erledigt.

Merz hatte sofort großen Spaß an dieser Arbeit. Wie unglaublich stolz er war, als die ersten Wohnungen bezogen werden konnten, an denen er mitgewirkt hatte.

Seine bisherige Unlust etwas zu tun, verkehrte sich ins Gegenteil. Cécile musste ihn manchmal richtiggehend aus dem Büro schleppen, weil er noch weitermachen wollte. Selbst wenn es schon Nacht geworden war, gab er nur ungern nach.

Er hatte offenbar seinen Traumberuf gefunden. Er dachte kaum noch an Dornbach und verlebte glückliche Monate, bis die ersten, größeren Schwierigkeiten auftauchten.

Seine Maßlosigkeit, immer mehr Projekte gleichzeitig erledigen zu wollen, führte schließlich zu einem undurchschaubaren Chaos, das ihn wieder an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte.

Mitten in einer Besprechung mit fassungslosen Architekten und aufgeregten Bauleitern, schmiss er die Unterlagen auf den Tisch und verließ den Raum.

Seiner verdutzten Sekretärin erklärte er nur noch, dass sie die Versammlung auflösen und alle wegschicken solle. Er würde ab sofort nicht mehr zur Verfügung stehen.

Einige Tage vergrub er sich zu Hause, dann versuchte er es mit Waldspaziergängen. Auch dieses hielt nur kurze Zeit. Er fühlte sich völlig unnütz. Nichts kann ich richtig. Ich bin ein totaler Versager, das ging ihm dauernd durch den Kopf.

Mit allen möglichen Dingen versuchte er, ein Hobby zu finden. Briefmarken, Modellbau. Ein Boot auf dem Zürichsee, das ihm wenigstens endlich die Bootsprüfung ermöglichte. Eines der wenigen Erfolgserlebnisse, die er hatte. Aber trotzdem blieb sein Leben leer.

Cécile versuchte zwar, ihn wieder in sein Büro zu bringen. Er könnte noch einmal von vorne anfangen, sagte sie, was er jedoch kategorisch ablehnte.

Schließlich fand sie sich damit ab. Insgeheim hoffte sie, dass er nach einiger Zeit von selbst zurückfinden würde.

***

Auch Dornbach war inzwischen zur Ruhe gekommen. Er hatte ein geeignetes Haus gefunden. Die Gemeinde vermietete es ihm auf Lebenszeit.

Er hatte rasch durchblicken lassen, dass sie sein Vermögen erben konnten, wenn es ihm in der Gemeinde gefiel. Das wirkte wie ein goldener Schlüssel. Dornbach musste kaum lästige Formulare ausfüllen oder Fragen beantworten.

Die Gemeinden im Schwarzwald waren nicht auf Rosen gebettet. So ein Vermächtnis wollten sie sich nicht entgehen lassen. Dornbach hatte als Einziges, äußerste Diskretion verlangt. Daran hielten sich die Verantwortlichen gern. Auch sie hatten wenig Interesse daran, sich irgendwo rechtfertigen zu müssen.

Einen jungen deutschen Schäferhund hatte sich Dornbach gekauft. Dessen Erziehung nahm viel Zeit in Anspruch. Den Haushalt führte ihm eine alleinstehende Frau aus dem Dorf.

Erst im nächsten Frühling wollte Dornbach wieder einmal zum Angeln oder überhaupt in den Urlaub fahren. Den ganzen Winter verbrachte er in seinem Ferienhaus. Stundenlang ging er spazieren, immer mit dem Hund an der Seite. Wie er sich gewünscht hatte, traf er selten jemanden an. Und wenn, knurrte sein Hund so bedrohlich, dass ihn niemand in ein Gespräch verwickeln wollte.

Nur die Haushälterin duldete der Hund im Haus. Dornbach hatte ihm absoluten Gehorsam beigebracht. So wie er sich die Menschen um sich gewünscht hätte. Das Tier war sein bester Kamerad geworden. Wenn nötig würde es sein Leben ohne zu zögern, für ihn opfern. Dies beeindruckte Dornbach tief.

***

Kommissar Reuter war mit seinen Ermittlungen keinen Schritt weitergekommen. Die Zielfahndung hatte nichts ergeben. Alles verlief im Sand.

Er gelangte langsam zum Schluss, dass Dornbach ins Ausland geflohen sein musste. Wahrscheinlich schon bevor sie ihn gesucht hatten.

Trotz internationaler Fahndung. Nirgends war ein Jens Müller aufgetaucht, auf den die Beschreibung passte.

Natürlich fand sich dieser Name nicht gerade selten. Des Öfteren wurde jemand gemeldet. Doch immer handelte es sich um eine andere Person.

Reuter hatte sich bereits einige Male bei Urlaubern entschuldigen müssen, die unnötig aufgehalten worden waren. Inzwischen ließ er sich immer sofort die Passnummer melden, wenn sie nicht stimmte, konnte die Person ohne weitere Kontrolle weiterreisen.

Der Kommissar fand sich damit ab, dass er ihn nicht mehr finden würde. In knapp zwei Jahren gehe ich in Pension, dann sollen sich andere damit herumschlagen, sagte er zu sich. Auch von Merz hatte er lange nichts mehr gehört. Er wunderte sich zwar, dass der nie nachfragte. Aber Reuter hatte natürlich auch noch andere Fälle zu bearbeiten.

Horst Pohl war angeklagt wegen fahrlässiger Tötung. Seine Anwälte hatten auf starken Alkoholeinfluss plädiert. Reuter konnte seine Theorie nicht schlüssig beweisen. Pohl würde mit ein paar Jahren davonkommen.

An solche Dinge hatte sich Reuter mit der Zeit gewöhnen müssen. Er mochte sich darüber nicht mehr aufregen.

Alles ging seinen gewohnten Gang, wie immer. Ich kann nicht die ganze Welt verändern, sagte sich der Kommissar.

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