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Teil II Zweierlei Liebesbindung

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Am Anfang war Sexualität ein Gen-Austausch zwischen gleich gestalteten und gleich befähigten Einzellern. Chemisches Erkennen von Artgenossen durch Pheromone (Sexuallockstoffe) oder wechselseitige Haftvorrichtungen sind erste Zellstrukturen einer Evolution zu sexuell unterschiedlichen Individuen derselben Spezies: Die Haken und Ösen der ursprünglich gleichen Einzeller vereinfachen sich zu Haken bei den einen und Ösen bei den anderen; Pheromon-Sendern bei den einen und dazu passenden -Empfängern bei den anderen. Wobei dahingestellt bleiben muss, ob Haken als männlich gelten sollen und Ösen als weiblich oder umgekehrt! Senden von Sexuallockstoffen als weiblich und deren Empfang als männlich?

Sehr viele Spezies vollziehen ihre Sexualität nicht zugleich mit Vermehrung und Erzeugung einer neuen Generation, sondern zusätzlich als genetische Vermischung zweier Artgenossen, eingestreut zwischen regelmäßige asexuelle Fortpflanzungen. Die bereits erwähnten Einzeller, z.B. Pantoffeltierchen legen sich gelegentlich nebeneinander und tauschen halbierte Zellkerne aus über eine eigens dafür hergestellte Gallertbrcke aus Zellplasma zwischen ihren beiden Körpern. Ihre Vermehrung geschieht die meiste Zeit durch einfache Zellteilung als körperliche Verdoppelung von Zelle und sämtlichen Genen. Asexuell. Immer wenn ein Tier über eine bestimmte Größe hinaus gewachsen ist, spaltet sich sein Körper mitten durch und die Chromosomen des Zellkerns längs, also mitotisch in zwei gleiche Teile. Dabei entstehen genetisch identische Nachkommen, die natürliche Klons eines Elternindividuums sind. Jedes einzelne Lebewesen kann sich mittels derlei asexueller Fortpflanzung ausbreiten. In geometrischer Reihe, welche je länger sie wird, umso sprunghafter, schubweise expandiert. Solche unsterblichen Einzeller-Klons erhöhen durch gelegentliche Sexualität die genetische Variationsbreite ihrer Nachkommen. Über ihre zufällige Mutationsrate hinaus. Sie erzeugen in sexuellen Neukombinationen ihrer Gene erbliche Varianten jenseits ihrer bisherigen Erbanlagen und möglicherweise verbesserte Genotypen. Meist um sich Veränderungen in ihren Umgebungsbedingungen schneller anzupassen, beispielsweise zum Überwintern.

Insofern Sexualität eigentlich nur eine Biotechnik zur Neukombination der Gene von jeweils zwei Individuen ist, erscheinen die mühsamen und gefährlichen Paarungen höherer Wirbeltiere Partnersuche, Imponierverhalten, Rivalenkämpfe für jede einzige ihrer Vermehrungen, allzu aufwändig, regelrecht verschwenderisch an Lebenszeit und Energie. Insbesondere wenn man bedenkt, dass auch noch die meisten männlichen Säugetiere völlig leer ausgehen: all die Hengste, Hirsche, Bullen, die niemals eine Herde erobern, keinerlei sexuelle Verbindung erreichen, keine Nachkommen erzeugen und daher auch kaum Liebesbindungen empfinden.

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