Читать книгу Irgendwas, irgendwie, irgendwo - Teodoras Cetrauskas - Страница 5
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Es gibt Wörter, die haben mehrere oder selbst ein Dutzend Bedeutungen. Und dennoch finden sich in unserer Sprache keine anderen Wortchampions, die praktisch eine unbegrenzte Zahl von Bedeutungen in sich aufnehmen und in jeden beliebigen Kontext passen wie die obengenannten.
I
Die Sonne ging früher auf an diesem Morgen und schien irgendwie anders. So auch der Wind: Suuuuuuubt, dann nichts, Suuuuuuuuubt, dann wieder Stille. Irgendwas erinnerte da an den Wellengang des Meeres. Die Bäume, von dieser seltsamen Sonne angestrahlt, sahen ebenfalls unalltäglich aus, nicht grün, eher goldfarben. Selbst die Sperlinge vergaßen ihre Herkunft und zirpten nicht, sondern trällerten nie Gehörtes – tschir viliiiiiii tschir viiiiiiiiii und so weiter. Die Katzen hingegen wirkten eher apathisch. Eine sibirische ließ sich sogar von einem Köter hinterm Ohr kraulen.
»Nein, nein und nochmals nein«, dachte Andrius, »an solch einem Tag, an dem die Sonne früher aufgeht und irgendwie anders scheint, der Wind so ungewöhnlich bläst, die Spatzen nie Gehörtes trällern, Hunde und Katze den Ausnahmezustand proben – da kann man irgendwie nicht mehr leben wie früher. Man darf es nicht! Man muss irgendwo hingehen und irgendwas tun.«
II
Das Buch eines bisher unbekannten Autors nimmt man stets irgendwie ergriffen zur Hand. Was wird es enthalten? Findet sich darin irgendwas, das zu sagen erlaubt, hier sei ein Schritt nach vorn getan worden? Oder ist man resigniert, weil man nichts findet, das irgendwie geistig bereichert, und man ärgerlich abwinkt: Ach, wieder so ein Unsinn. Die Unruhe verstärkt sich, nachdem man die erste Erzählung der Sammlung gelesen hat. In »Die Schönheit« etwa schildert der Autor irgendwie völlig neu die innere Welt eines sechzehn- bis achtzehnjährigen Mädchens. Die Heldin ist irgendwie naiv und beängstigend erwachsen zugleich. Der Held der Erzählung »Der Wüstling« wiederum, er ist irgendwo um die Fünfzig, erweist sich als ein Mensch, der zu spät begriffen hat, dass er ein Mann ist. Seine Gestalt steht irgendwie im Gegensatz zur »Schönheit«, ist gleichsam deren Antipode. Man könnte noch mehr Erzählungen dieses Bandes anführen, die irgendwie den Themenkreis unserer Literatur erweitern und ergänzen. Davon gibt es in der Sammlung nicht wenige. Aber es finden sich auch solche, die irgendwas Bekanntes, ja Abgedroschenes wiederholen. So ist die Hauptfigur der Erzählung »Ein unglücklicher Mensch« seit Jahren vergeblich hinter einem Regal her. Als ob der seine Bücher nicht irgendwo anders hinpacken könnte. Solche gleichsam »dingbesessenen« und daher nicht vollwertigen Mitglieder unserer Gesellschaft finden wir noch häufiger bei diesem Autor. Das ist kein Vorwurf, nur ein freundschaftlicher Hinweis, dass seine Dichtung noch nicht jene Grenze überschritten hat, wo man keine Fehler mehr macht. Abschließend wünsche ich ihm weitere schöpferische Erfolge, und sicher spreche ich im Namen der Mehrheit seiner Leser, wenn ich betone, dass diese Art Literatur gewissermaßen erwartet und irgendwie für Wert befunden wird.
III
Genossen, wir sind heute zusammengekommen, um die Ergebnisse des vergangenen Jahres auszuwerten und zugleich einiges in Bezug auf die fernere Tätigkeit unserer Einrichtung zu beschließen. Fassen wir die Resultate des vergangenen Jahres zusammen, dann muss gesagt werden, dass es Abteilungen gibt, die irgendwie effektiver arbeiten als andere, eine bessere Einstellung erkennen lassen, die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit besser begreifen. Das führte zu gewissen Resultaten, diese Abteilungen sind irgendwie führend, überholen andere. Wir schätzen diese Mitarbeiter und bemühen uns, sie nach Kräften zu fördern. Sie alle werden, wie der Wandzeitung zu entnehmen ist, eingestuft, ihnen ist irgendeine Prämie sicher. Aber es gibt natürlich auch Abteilungen und Mitarbeiter, die nicht so effektiv arbeiten, nicht die erforderliche Einstellung besitzen, weniger die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit begreifen. Das spiegelt sich in den Arbeitsresultaten wider. Diese Abteilungen sind also zurückgeblieben und nicht führend. Meiner Meinung nach muss alles dafür getan werden, dass jene zurückgebliebenen Abteilungen die vorangehenden irgendwie aufzuholen versuchen. Aber auch die Letztgenannten sollten nicht bei dem Erreichten stehen bleiben, nicht nachlassen. Dann wird in unserer Einrichtung eine Bewegung einsetzen, die uns irgendwie vorwärts bringt.
Ich beende hiermit meine Ausführungen. Wenn jemand etwas dazu zu sagen hat, möge er sich an den Versammlungsleiter wenden. Aber ich bitte darum, konkret und sachlich zu sprechen, damit sich ein irgendwie greifbarer Nutzen ergibt. Und nicht nur um des Redens willen geredet wird, was, wie ihr selbst versteht, pure Zeitverschwendung wäre.