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Wie man aus fremden Sprachen übersetzt
(Einige praktische Ratschläge)

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Übersetzt man aus fremden Sprachen, empfiehlt es sich, stets das Original zur Hand zu haben. Denn hat man das nicht, können sich bestimmte Abweichungen ergeben. Besonders nicht ganz richtige Übertragungen von gewissen Daten, Ortsangaben oder Personennamen. Die übersetzte Literatur wird davon natürlich weder besser noch schlechter, sind doch diese Dinge eher Hintergrund, Zugabe, Verzierung. Dennoch kann es deswegen große Unannehmlichkeiten geben. Gewiss findet sich so ein aufgeblasener Federfuchser und pedantischer Flohknacker, der schickt dann an die passende Stelle ein Briefchen, voll von galligen, von böser Ironie getränkten Bemerkungen. Es war mir neu, lesen wir da, dass der Name Fizgerald in die litauische Sprache als »Toni« transliteriert wird (obwohl »Toni« gewiss schöner klingt, sicher wäre auch der Autor selbst damit einverstanden). Oder: Der Übersetzer verlegt die Handlung aus irgendeinem Grund nach Europa, ins Erzgebirge, obwohl Fizgerald, dem Übersetzer zufolge »Toni« eigentlich »in the Rockies« jagt, also in den Rocky Mountains (als wäre nicht die Jagd selbst das Wichtigste, und deren meisterhaft übertragene Anspannung). Und schließlich: Wozu Daten des Autors, wenn sich der Übersetzer einen Teufel darum schert?

So ein Brief also wird das sein, obwohl Sie alles getan haben, was ein Buch zu einem Buch macht. Einen Esel wird der sie nennen, obwohl klar ist, wer der wirkliche Esel ist. Deshalb ist es eine der Bedingungen des Übersetzens, das Original in Griffweite liegen zu haben und hin und wieder einen Blick hineinzuwerfen.[1]

Eine gesonderte Betrachtung erfordern die sogenannten Klassiker. Das ist die Literatur, welche in diverse Lehrprogramme Eingang findet. Klassiker zu übersetzen ist deshalb so kompliziert, weil es nicht wenige gibt, die selbige im Original gelesen haben. Und schon meldet sich irgendein Gelehrter, einer von denen, die nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen, der wird dann auch Ihre Übersetzung in die Hand nehmen, und jeder hat dann seine Meinung. Ich hätte das so gemacht, hört man, ich habe mir das anders vorgestellt, man müsse dem Autor Ehre erweisen (mein Gott, als ob der Autor sein Onkel oder Cousin wäre). Alle diese Sachen nerven, halten sie auf, Sie gehen ihrer Inspiration verlustig und erleben ein Fiasko.

Ähnliches muss in Hinsicht auf die Übersetzung moderner Autoren gesagt werden. Denn das ist die Domäne sogenannter Snobs, und die sind noch schlimmer als die zuvor erwähnten Gelehrten. Diese Leute wissen wirklich nicht, was Erbarmen heißt. Sie können ihre vergötzten Meisterwerke in ihrer Muttersprache die ganze Tonleiter hoch- und wieder heruntersingen, sie in aller Großartigkeit neu erstehen lassen, dennoch wird das nichts weiter sein als eine »kraftlose Bemühung«, ein »blasses Abbild des Mondes im Wasser«, »ziemlicher Pfusch« usw.

Fazit: Ein nüchtern denkender Mensch, dem seine Gesundheit lieb ist, wird daher sowohl um Klassiker als auch um moderne Autoren von Rang einen Bogen machen. Er wird sich Bücher vornehmen, die gut in die Tasche passen, deren Verfasser in der Regel nicht mehr als zweihundert Wörter verwenden, darunter solche wie Bodyguard, Miss Philipina, Mercedes SL, Villa mit Swimmingpool, Colt usw. Leute, die solche Druckerzeugnisse vor dem Einschlafen lesen, werden Ihnen nur dankbar sein. Ein solides Honorar wird sich auf Ihrem Konto finden (Auflage! Was sind dagegen die von Klassikern und modernen Autoren). Sie werden satt und zufrieden leben – Grundstück, Žiguli, Palangra.[2]

Frohes Schaffen also.

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