Читать книгу Infiziert - Teri Terry - Страница 46
Оглавление»Wach auf. Bitte wach auf, Sharona.«
Mums Stimme ist durchdringend, aber ich bin total groggy, weil ich so wenig geschlafen habe. Und sofort überkommt mich ein freudiges Gefühl, wenn ich an den Grund denke. Ich bin wach geblieben, weil ich auf Kais Nachricht gewartet habe. Die kam dann auch: Liebste Shay, ich bin gut angekommen. Pass auf dich auf, Kai.
Und ich habe mich so gefreut, habe die Worte wieder und wieder gelesen, bis ich eingedöst bin.
»Shay?« Ich öffne ein Auge. Es ist noch dunkel. Und ist heute nicht Sonntag?
Hastig setze ich mich auf. »Was ist denn? Ist was passiert?«
Mum steht noch in den Klamotten von gestern in meiner Zimmertür. »Komm und schau dir die Nachrichten an. Irgendwas geschieht da auf den Shetlandinseln.« Aufgeschreckt durch den panischen Unterton in ihrer Stimme, reibe ich mir die Augen, ziehe einen Bademantel über und stolpere hinter ihr die Treppe hinunter zum Fernseher. Mums Bruder Davy wohnt mit seiner Frau und drei Kindern auf den Shetlandinseln.
Ich setze mich neben Mum aufs Sofa und kuschle mich an sie.
Die Bilder in den Nachrichten erinnern an einen Katastrophenfilm. Das kann doch nicht wahr sein! Ist es aber.
Meterhohe Flammen schießen in den Himmel. Selbst der Erdboden scheint zu brennen. Häuser stehen in Flammen, vor Shetlands Nachthimmel wird die gesamte Szenerie von einem gespenstisch roten Feuer erleuchtet. Ich nehme Mums Hand.
»Hast du angerufen?«
»Ich hab’s versucht. Das Telefonnetz ist tot. Davy geht auch nicht ans Handy.«
»Was ist passiert?«
Mum schüttelt ungläubig den Kopf. »Der Öl-Terminal in Sullom Voe ist explodiert. Das Feuer hat sich ausgebreitet. Keiner weiß warum. Oder sie sagen es nicht«, flüstert Mum mit tränenerstickter Stimme.
Den Rest der Nacht verfolgen wir die Berichterstattung. Ist es ein Terroranschlag? Oder ein schrecklicher Unfall? Die Reporter können nur mutmaßen. Man weiß, dass es eine gewaltige Explosion gegeben hat und dass Shetlands Ölvorräte – die per Schiff oder Pipeline von den Bohrinseln der Nordsee zum größten europäischen Öl-Terminal geliefert werden – in Flammen stehen. Sicherheitsvorkehrungen, die einzelne Abschnitte der Pipeline hätten abschotten sollen, haben versagt. Die Bohrinseln brennen ebenfalls.
Und das ungewöhnlich schöne trockene Wetter lässt alles wie Zunder entflammen. Selbst der Rasen hat Feuer gefangen. Die Insel verfügt nicht über die Kapazitäten, mit einer Katastrophe solchen Ausmaßes fertig zu werden. Evakuierung ist die einzige Möglichkeit.
Es ist bereits ein Notruf an umliegende Schiffe rausgegangen, die den Inselbewohnern zur Hilfe kommen sollen. Mum und ich kleben am Bildschirm, Stunde um Stunde. Als die Sonne aufgeht, hoffen wir noch immer, meinen Onkel und meine Tante mit den Kindern in ein Boot oder einen Hubschrauber steigen zu sehen. Fischerboote und Kähne in sämtlichen Größen – selbst ein Kreuzfahrtschiff – helfen, die Menschen zu evakuieren. Gebannt halten wir Ausschau.
Wir können sie nirgends entdecken.