Читать книгу Infiziert - Teri Terry - Страница 49

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Das ist also Aberdeen.

Erst wandere ich ein wenig im Hafenviertel umher. Eine Karawane aus Krankenwagen kommt mit heulenden Sirenen angerast. Ärzte und Schwestern müssen entscheiden, wer zuerst abtransportiert wird. Doch anders als die Leute im unterirdischen Labor wirken sie, als wollten sie den Menschen wirklich helfen.

Ich habe die Nase voll von den Schmerzen und dem Geschrei, von den Kranken und den Sterbenden. Ich will einfach nur weg. Aus dem Labor erkenne ich niemanden hier, aber wie auch, wenn sie immer Schutzanzüge getragen haben? Dr. 1 könnte überall und jeder sein. Wenn er in der Menge untertauchen will, bräuchte er bloß seinen Gang zu verstellen, und schon könnte er unbemerkt an mir vorbeilaufen. Es bringt nichts, hier noch weiter herumzulungern.

Ich werde mir einfach die Stadt ansehen.

Es gibt viele große beeindruckende Gebäude aus weißem oder cremefarbenem Stein. Die Sonne steht tief am Himmel und die Häuser glitzern im Sonnenlicht wie mit silbernem Feenstaub bedeckt.

Ich laufe durch Straßen mit Läden und Restaurants. Kann man auch hungrig sein, wenn man nicht essen kann? Offenbar. Ich beobachte die Leute beim Essen in den Cafés und wünschte, ich könnte mal probieren. Sie würden mich ja nicht sehen. Ich stelle mir vor, wie ich ihnen was vom Teller stibitze, koste und es behalte, wenn es mir schmeckt. Aber natürlich kann ich nichts in die Hand nehmen.

In einer Pizzeria sitzt die perfekte Familie. Bilderbuch-Mum, Dad und vier Kinder, angefangen vom Baby bis zu einem Jungen in meinem Alter. Ich setze mich zu ihnen an den Tisch und tue so, als ob es meine Eltern und meine Geschwister wären.

Aber es fühlt sich nicht echt an, jedenfalls nicht lange. Allmählich wird es dunkel und ich gehe. Bei diesen Leuten, die schick im Restaurant sitzen und sich fröhlich unterhalten, fühle ich mich nicht wohl. Ich verdrücke mich in dunklere Gassen.

Unter einer Brücke trinken Jungs reihum aus einer Flasche. Ein Mädchen ist auch dabei. Als sie die Flasche bekommt und würgt, lachen alle.

Hier fühle ich mich wohler, bleibe eine Weile.

Was soll ich als Nächstes tun? Ich kann überall hin, mir alles ansehen. Niemand kann mich aufhalten. Die Leute sehen mich ja nicht einmal. Nur dieser Mann auf der Insel, der im Sterben lag, wusste, dass ich da war.

Dennoch muss ich es noch einmal ausprobieren. Ich fuchtle dem Mädchen mit der Hand vorm Gesicht herum. Keine Reaktion. Ihr Kopf fällt zur Seite, sie kann kaum noch gerade sitzen. Einer der Jungs stützt sie, legt ihr den Arm um die Schulter. Das Mädchen wird immer betrunkener. Füllen die Jungs sie etwa ab?

Der Junge neben ihr küsst sie. Jetzt reicht es mir. Das geht zu weit.

Aufhören!, brülle ich, so laut ich kann. Und er hört auf, sieht sich verstört um. Seine Freunde lachen ihn aus, nun grapscht ein anderer nach dem Mädchen, zieht sie zu sich.

Wilde Wut packt mich. Ich stürze mich auf den Jungen, in ihn hinein.

Die anderen Jungs springen schreiend auf, laufen davon, das Mädchen stolpert hinterher.

Hitze. Flammen.

Der Junge schreit. Flammen brechen aus ihm hervor, er brennt überall gleichzeitig.

Taumelnd will er sich noch zum Wasser retten, aber zu spät.

Er stürzt.

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