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Preußen ein Polizeistaat?*

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Blicken wir nun auf das jetzige Preußen! Da gibt es auch eine Sonderstellung, da gibt es auch Dünkel und Übergriffe; aber es sind nicht die lustigen Streiche großer Männer, die sich wohl gar eine halbe Zustimmung zu erobern wissen, es sind die nackten, durch nichts entschuldigten Unverschämtheiten einer ebenso ruhm- wie rücksichtslosen Polizei.

Und was das Schlimmste ist, diese Polizei steht über dem Gesetz! Kein Ruhm, keine Bevorzugung hätte vorzeiten irgendwelchen Rechtsverletzer gegen die Hand des Gesetzes geschützt. Die Gesetze unsrer Tage dringen überall hin; nur vor dem Nimbus der Polizei schrecken sie zurück. Jeder Tag bringt neue Übergriffe, neue Rechtsverhöhnungen dieser heiliggesprochenen, unantastbaren Kaste, und vergeblich bettelt das Volk bei den vorgesetzten Behörden dieser staatsrettenden Grobiane um ein Fünkchen Recht.

Daß wir es sagen müssen; dies Recht- und Genugtuungfordern seitens der Demokratie ist zur Lächerlichkeit geworden. Die Handlanger der Polizei handeln in höchsten Aufträgen; wie mögen Übergriffe da gerügt werden, wo sie, vielleicht wohlüberlegt, angeordnet wurden.

Man will die Volkspartei aufs äußerste bringen, man will den Kampf und – wir zweifeln nicht – man wird ihn haben. Wer mag den Ausgang bestimmen! Wie er sich aber auch gestalten möge, wir wenden uns, in altpreußischem Stolz, mit Schmerz und Scham von einer Regierungsform ab, die, unsre Armee zu Polizeiknechten degradierend, an die Stelle eines militärisch organisierten Rechtsstaates das Schreckensregiment polizeilicher Willkür gesetzt hat.

1848, Auszug, SW XIX, S. 74

Alles ist Zufall

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