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Die Prophezeiung und das endgültige Urteil in Berlin (S. 80–109)

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Gegen diese Entscheidung erhebt der Eingreifen des Kurfürsten von BrandenburgKurfürst von Brandenburg Protest; er verlangt die Auslieferung des Kohlhaas »als brandenburgische[r] Untertan« (S. 80) nach Berlin; eine Vollstreckung des in Sachsen »ausgesprochenen Todesurteils« würde »eine Verletzung des Völkerrechts« (S. 81) bedeuten. Der Kurfürst von Sachsen fügt sich, wendet sich aber gleichzeitig an die »Majestät des Kaisers zu Wien« und legt nahe, Kohlhaas wegen Landfriedensbruch »bei dem Hofgericht zu Berlin […] durch einen Rechtsankläger zur Rechenschaft zu ziehen« (S. 82).

Zufällig begegnet der sächsische Begegnung mit dem Kurfürsten von SachsenKurfürst dem Kohlhaas noch einmal, als die fürstliche Jagdgesellschaft genau dort übernachtet, wo der Gefangenentransport, der Kohlhaas von Dresden nach Berlin überstellen soll, Station macht. Spät am Abend suchen der Kurfürst, eine Dame seiner Begleitung und einige Junker aus einer Laune heraus den Inhaftierten auf. Dabei bemerkt der sächsische Kurfürst »eine kleine bleierne Die Bedeutung der KapselKapsel« (S. 85), die Kohlhaas vom Hals herabhängt. Augenblicklich erinnert er sich, dass in dieser Kapsel die Prophezeiung einer »Zigeunerin« (S. 87) verborgen ist, die ihn und sein Kurfürstentum betrifft, aber nicht ihm, sondern einem unbeteiligten Zuschauer ausgehändigt wurde. In der Folge unternimmt der Kurfürst alles nur Mögliche, um in den Besitz dieser Kapsel zu kommen. Er bietet Kohlhaas sogar »Freiheit und Leben« (S. 89) im Tausch für die Kapsel an. Kohlhaas aber, der erfährt, welche Bedeutung diese und der darin enthaltene Zettel für den Fürsten hat, lehnt das Angebot ab. Er erkennt, welche Macht ihm selbst durch den Besitz der Kapsel gegeben ist. Auge in Auge mit dem Kurfürsten würde er, wenn er dazu Gelegenheit hätte, sagen: »du kannst mich auf das Schafott bringen, ich aber kann dir wehtun, und ich will’s!« (S. 90).

In Berlin wird Kohlhaas »in ein ritterliches Gefängnis« (S. 99) gebracht, wo er mit seinen fünf Kindern auf den Der Prozess in BerlinProzess wartet. Dabei erfährt er am Ende die Genugtuung, dass ihm die von den »Leuten des Junkers dickgefüttert[en]« und »mit ihren Hufen stampfenden Rappen« (S. 107) zugeführt werden und der Junker Wenzel zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. So geschieht Kohlhaas in seiner ureigenen Sache Gerechtigkeit für KohlhaasRecht« (S. 107). Dagegen wird er wegen Verletzung des öffentlichen, kaiserlichen Landfriedens »verurteilt […] mit dem Schwerte vom Leben zum Tode gebracht zu werden« (S. 99). Ehe er sein Haupt auf das Schafott legt, nimmt er jenen Zettel aus der bleiernen Kapsel, steckt ihn in den Mund und verschlingt ihn zum Entsetzen des Kurfürsten von Sachsen, der sich als unerkannter Zuschauer in der Menge befindet.

Michael Kohlhaas von Heinrich von Kleist: Reclam Lektüreschlüssel XL

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