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Ein erstes Fazit, bevor es richtig losgeht

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Bereits das II. Vatikanische Konzil bietet ein recht ambivalentes Bild, in dem sich jene zwei Zugänge zum Thema Frau abzeichnen, die fortan immer stärker voneinander unterschieden und schließlich beinahe einander gegenübergestellt werden. Zum einen gibt es ein klares Bekenntnis zur Gleichberechtigung der Frau in ihrem Streben nach Teilnahme am öffentlichen Leben als Teil der Menschenwürde. Zum anderen aber ist die Frau nur mitgemeinter Teil der Ehe und dort letztlich auf ihr Geschlecht reduziert.

All die „heißen Eisen“ rund um das Thema Frau und Kirche, wie sie heute sattsam bekannt sind und von den Realistinnen unter „bis auf Weiteres nicht verhandelbar“ abgelegt wurden, gibt es während des II. Vatikanischen Konzils noch nicht im Wahrnehmungshorizont der Konzilsväter, aber auch eines großen Teils der Gesellschaft. Wenn die Frauenfrage für Karl Marx – und in seinem Gefolge die Genossen in Europa – ein Nebenwiderspruch ist, dann ist sie für die Konzilsväter bestenfalls ein Nebenschauplatz in der Auseinandersetzung mit den kommunistischen Hauptwidersprüchen von Klassengesellschaft und Verteilungsgerechtigkeit – vielleicht schwach reflektiert in Sätzen wie jenen über die wilde Ehe und freie Liebe.

Dennoch oder gerade deshalb beginnt mit dem II. Vatikanum und den Ausführungen über Ehe und Familie in Gaudium et spes die (post)moderne Problemgeschichte von Frau und Kirche. Gerade diese Pastoralkonstitution, sonst zu Recht viel gepriesen für eine grundlegende Auseinandersetzung mit der damaligen „Welt von heute“, wie das Leitmotiv des Konzils lautete, und in manchen Bereichen sicher ein Meilenstein im Verständnis des Verhältnisses zwischen Gottesvolk und Lehramt, schreibt ein Bild von Ehe fest, das wenige Jahre später der Welt des neuen Heute nicht mehr standhält, aber gerade durch den hohen Grad der Theologisierung und Spiritualisierung der Ehe in Verbindung mit dem Festhalten an zentralen vorkonziliaren Rechtsbegriffen ein schwieriges Vermächtnis darstellt. Die Ehe als einzig legitimer Ort nicht nur von Sexualität, sondern auch der Frau im gesellschaftlichen Leben wird am Konzil in einem Ausmaß festgeschrieben, das weit über den gesellschaftlichen Konsens dieser Zeit hinausgeht. Wer sich der Ehe verweigert, verweigert sich der Teilhabe am göttlichen Heilsplan, und wer die Ehe beendet, sprich sich scheiden lässt, nimmt Gott einen Ort in der Welt, diesen Eindruck muss man und vor allem frau nach der Lektüre gewinnen, denn der Aufbruch aus der Ehe als einzig legitimer Lebensform neben dem gottgeweihten Ordensleben wird wenige Jahre später Frauensache. Und spätestens dann werden die Frauen Thema für die Kirche, wenn sie erkennen müssen, dass die in Pacem in terris versprochene gleichberechtigte Teilnahme an der Öffentlichkeit sich nicht unbedingt mit dem traditionellen Geschlechterrollenbild in Gaudium et spes verträgt und erst recht, wenn Öffentlichkeit auch heißt, dass sie die von Männern gemachten Gesetze und deren Moral infrage stellen. Der Graben zwischen dem Anspruch allgemeiner Menschenwürde und einem besonderen Wesen „Frau“ beginnt immer größer und sichtbarer zu werden. Die „Störungen des Gleichgewichts in der heutigen Welt“, wie sie bereits einleitend im 8. Kapitel für alle Lebensbereiche und auch für die Beziehung von Mann und Frau konstatiert werden, sind nur erste Vorzeichen für eine größere Gewichtsverschiebung. Ob die Welt vor 1965 im Allgemeinen und in Sachen Frauen im Gleichgewicht war, ist eine andere Frage, die sich zum Teil wohl bei einem nostalgischen Kinonachmittag selbst beantwortet.

Mit der Eloge auf Ehe und Familie in einer vermeintlich modernen, theologischen Sprache werden die Weichen gestellt für alle weiteren Texte, in denen es um all jene Frauen geht, die von diesem Ideal aus Sicht kirchlicher Männer abweichen. Und noch etwas beginnt sich abzuzeichnen: Wenn von Ehe und Familie die Rede ist, geht es immer auch um Normen zur Sexualität. Aus diesen Normen zur Sexualität werden nur drei Jahre später Normen zur weiblichen Sexualität. Jede kirchliche Rede über Frauen ist auch männliche Rede über Sex, vor allem aber Rede über Ordnung und Unordnung. Denn mit 1968 ist die Welt endgültig in Unordnung und die Welt der Männer, die sich so redlich bemüht hatten, modern über Ehe und Familie zu sprechen, erst recht.

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