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Elchin Guseinow und Karl-Heinz Becker. Montag, 29. Januar.

Die Medien hatten an diesem Montag, 29. Januar in ihrer bekannten Art vom Leichenfund berichtet, die einen auf der Titelseite, andere wiederum im Lokalteil. Immerhin: Grosse Spekulationen rund um die Tatumstände gab es keine.

«Gibt es Erkenntnisse für unsere Infowand?», wollte Joseph Ritter wissen. Es war 7.05 Uhr, zehn Minuten zuvor hatte sich das Team im Ringhof eingefunden. Regula und Elias hatten es sich in letzter Zeit zur Gewohnheit gemacht, Gipfeli von Beck Glatz an der Mittelstrasse mitzubringen, der Chef seinerseits betreute die Nespressomaschine und war für genügend Kapseln besorgt. Für die morgendliche Verpflegung gab es eine Kaffeekasse, aus der auch die Gipfeli bezahlt wurden, als Finanzminister amtete Stephan Moser.

«Ja, ein koreanischer Tourist hat vermutlich die Tat mitgehört. Er kommt in einer …»

«Moment mal, was heisst… mitgehört, Stephan?», fragte Ritter nach, Moser erklärte den Sachverhalt. Ritter schrieb Stichworte dazu auf die Infowand.

«Danke. Was wolltest du noch sagen?»

«Herr Kim kommt in ungefähr einer halben Stunde vorbei, damit wir seine Aussagen protokollieren können. Der Polizeiposten in Hinterkappelen ist ja nicht immer besetzt, nur Montag und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr. Oder nach Vereinbarung.»

Ritter wollte gerade mit Fragen zu weiteren neuen Erkenntnissen – die es bekanntlich noch nicht gab – weiterfahren, als sich sein Galaxy S9 mit dem AC/DC-Song meldete. Sehr rasch war klar, dass es um ein wichtiges Gespräch ging, setze sich Ritter doch an sein Pult, schrieb mit, wiederholte nur Stichworte. Sein Team unterhielt sich in dieser Zeit im Flüsterton. Nach knapp fünf Minuten bedankte sich Ritter bei einem «Herr Rindlisbacher» für seinen Anruf und bat ihn, «noch heute Nachmittag zwischen 16 und 18 Uhr beim Polizeiposten Hinterkappelen vorbeizugehen und seine Angaben protokollieren zu lassen. Ich werde die Kollegen informieren.»

«Strix aluco sei Dank», erklärte er den drei Anwesenden.

«Hä?» Moser sprach aus, was Wälchli und Brunner ebenfalls auf den Lippen lag.

«Das ist der lateinische Ausdruck für den Waldkauz. Ein Ornithologe ist Fan des Waldkauzes.»

«Sehr schön für ihn. Und was hat das mit uns zu tun?»

«Stephan, dieser Lukas Rindlisbacher wohnt im obersten Stockwerk des Hochhauses Kappelenring 13. Und von dort aus beobachtet er unter anderem das Verhalten eines Waldkauzes.»

Noch immer verstand das Team nur Bahnhof, sodass der Chef Klartext sprach. Lukas Rindlisbacher hatte heute Morgen in der «Berner Zeitung» den Aufruf der Polizei nach möglichen Zeugen gelesen. Ihm kam dabei eine Beobachtung des vergangenen Sonntags, 21. Januar in den Sinn. Rindlisbacher fiel nämlich seit längerem das veränderte Verhalten eines Waldkauzes auf, der seine Nahrung immer öfter im nachts beleuchteten Kappelenring suchte, um anschliessend in den Wald zurückzufliegen. Rindlisbacher verfolgte diese Gewohnheit auch am letzten Sonntagabend, unmittelbar nach Ende des «Tatort» aus Münster mit Rechtsmediziner Professor Boerne, seiner Assistentin Alberich und Hauptkommissar Thiel. Dies war auch der Grund, weshalb er den Zeitrahmen seiner Beobachtung genau eingrenzen konnte, nämlich zwischen 21.40 und 22.00 Uhr, als Rindlisbacher die News auf TeleBärn verfolgte. Rindlisbacher sagte aus, dass er mit seinem Infrarotfernrohr in der Gegend des Bootshauses Personen gesehen habe, drei Gestalten, vermutlich Männer.

«Und? Haben sie jemanden zum Ufer getragen?», wollte Elias Brunner wissen.

«Mehr hat er nicht beobachtet.»

«Weil der Vogel seinen Vogel verfolgt hat, seinen Strix-weiss-nicht was?» «Nein, weil seine Frau ihn vom Balkon geholt hat, er würde sich sonst erkälten.»

«Super, liebe Frau Rindlisbacher, grossartig! Sie haben uns damit sehr geholfen!», rief Moser ironisch.

Eine Erkenntnis indes gab es: Der Fundort der Leiche eine Woche später spielte am Abend des Sonntags, 21. Januar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine zentrale Rolle beim Verbrechen. Just im Moment dieser Erkenntnis klopfte es an der Türe. Es war Claudia Lüthi, Mitarbeiterin im Ringhof, Herrn Kim samt Gattin im Schlepptau.

Ritter bedankte sich bei Claudia Lüthi und begrüsste Herrn und Frau Kim, stellte der guten Ordnung halber alle Mitglieder des Teams vor, obwohl Herr Kim die Kollegen Moser und Brunner bereits kannte. Der Leiter des Dezernats Leib und Leben führte das Gespräch gleich selber, bat Herrn Kim «zuhanden des Protokolls» seine gestrigen Aussagen zu wiederholen, dabei sei jedes Detail wichtig.

Mitten im Gespräch klopfte es an der Türe, wiederum war es Claudia Lüthi, die sich mit entschuldigenden Worten an den Koreaner richtete. «Herr Kim, Sie haben Ihren Wagen ungünstig parkiert, eine unserer Patrouillen kann nicht ausfahren.» Herr Kim machte sich sofort auf den Weg, um das Auto umzuparkieren. Unterwegs fragte er die durchaus Englisch sprechende Claudia Lüthi, weshalb sie wisse, dass es sein Fahrzeug sei.

«Herr Kim, wir sind hier bei der Polizei…», lachte Lüthi. Sie verschwieg dabei den Umstand, dass der Seat ein SH-Kennzeichen hatte, ein untrügliches Zeichen für Mietwagen, ähnlich wie bei AI.

Fünf Minuten später kam Herr Kim zurück. Er entschuldigte sich für sein Versehen. In der Zwischenzeit hatte Joseph Ritter Frau Kim einige Tipps für Sehenswürdigkeiten auf dem Weg nach Montreux gegeben: La Maison du Gruyère und das Musée HR Giger in Gruyères, La Maison Cailler in Broc. Frau Kim gab sich entzückt, zumal Ritter erwähnte, dass er selber drei Jahre in Korea verbracht hatte, als Sicherheitsberater bei den US-Streitkräften, genauer gesagt bei der Luftwaffe der United States Airforce USAF. Noch bevor Ritter Herr Kim weiter befragen konnte, wurde Herr Kim von dieser Neuigkeit durch Frau Kim ins Bild gesetzt; zur grossen Freude beider, zumal Ritter noch einige Sätze Koreanisch sprach.

Herr Kim wiederholte im Ringhof genau jene Aussagen, die er gestern schon gemacht hatte. Diese deckten sich durchaus mit den Beobachtungen von Vogelbeobachter Erich Rindlisbacher. Herr Kim unterschrieb das Protokoll, worauf Ritter ihn und Frau Kim gegen 7.50 Uhr zum Ausgang begleitete. Regula Wälchli vervollständigte währenddessen die Angaben auf der Plexi-Infowand, auch als Vorbereitung auf die Infositzung von 8.00 Uhr mit Kommunikationskollegin Ursula Meister und den beiden Herren des KTD. Getreu der Redewendung «Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt» klopfte völlig unerwartet Veronika Schuler an die Türe. Ungewohnt deshalb, weil die Rechtsmedizinerin ihre Erkenntnisse normalerweise per Telefon mitteilte. Einige Augenblicke später kehrte Ritter ins Büro zurück, sich demonstrativ die Augen reibend, als er Veronika Schuler erblickte.

«Wow! Ich hoffe, das ist kein schlechtes Zeichen, dich hier zu sehen. Darf ich ehrlich zu dir sein: Veronika, du siehst übermüdet aus.»

«Ich bin auch ehrlich mir dir, J. R., ich komme direkt aus dem Institut, habe durchgearbeitet und lege mich nachher aufs Ohr. Aber ich habe Neuigkeiten. Den KTD habe ich vor einer Stunde informiert. Gut möglich, dass Iutschiin und Schöre später weitere News haben.»

«Danke, Veronika. Ich schlage vor, dass wir uns ins Sitzungszimmer verziehen, der KTD und die Kommunikation kommen jeden Moment. Geht ihr alle schon mal vor, ich komme mit dem Flipchart nach.»

Etwas hatte sich im Laufe der Zeit(en) nicht verändert: Alle zur Sitzung aufgebotenen Verantwortlichen erschienen auch heute pünktlich. Bei diesem Treffen ging es nicht nur um neue Erkenntnisse im Fall Wohlensee, sondern um die Vorbereitung zur grossen Inforunde um 14.00 Uhr, mit dem Staatser, mit Polizeikommandant Christian Grossenbacher und mit der zweiten Kommunikationsfachfrau, Gabriela Künzi. Es war unschwer zu erraten, wer sofort das Wort erhielt. Joseph Ritter wollte nämlich bewusst die Aussagen von Herrn Kim und Lukas Rindlisbacher zurückhalten und sie erst nach den Ausführungen der Rechtsmedizin bekannt geben. Er war gespannt, ob sich die bisher beobachteten Ereignisse am Abend des Sonntags, 21. Januar mit den Aussagen von Veronika Schuler deckten.

«Ich falle sogleich mit der Türe ins Haus», begann Schuler nun, «unser Toter heisst Elchin Guseinow. Er stammt ursprünglich aus Tomlija, der Hauptstadt von Uralistan. Seine DNA ist in der internationalen Datenbank gespeichert. Ich denke, dass der KTD euch weitere Informationen zu diesem Guseinow geben kann, weshalb ich mich auf meine Erkenntnisse bei der Virtopsy und der zusätzlich durchgeführten Autopsie beschränke.» Als Virtopsy, fuhr Schuler fort, werde ein forensisch-medizinisches Verfahren bezeichnet, das einen Grossteil der herkömmlichen Obduktionen (Autopsien, Leichenöffnungen) durch ein minimalinvasives Vorgehen ersetzen solle. Initiiert worden sei das Forschungsprojekt mit dem Namen Virtopsy Ende des vergangenen Jahrhunderts unter der Leitung von Richard Dirnhofer am Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern.

«Ehrlich gesagt, ich habe gestaunt, dass man Guseinow überhaupt erschiessen musste», sagte Veronika Schuler zur Verwunderung der Anwesenden. «Er war bis zum Rand hin voll mit Kokain und einem eigentlichen Medikamentencocktail, vor allem Anapolon, das primär in Bodybuilderkreisen verwendet wird. Ich behaupte, ein Ross hätte das alles nicht überlebt.» Veronika Schuler erklärte daraufhin die Wirkung von Anapolon.

«Anapolon ist eines der stärksten und effektivsten Steroide. Es kann zu extremen Kraft- und Massezunahmen in kürzester Zeit kommen. Eine Zunahme des Körpergewichts von fünf bis sieben Kilogramm in sehr kurzer Zeit ist keine Seltenheit. Dabei kommt es zu einer erheblichen Wassereinlagerung, die den Muskelumfang schnell erhöht. Durch Anapolon wird auch Wasser in den Gelenke eingelagert, was ein nicht unerheblicher Faktor für die enorme Kraftzunahme ist und zum anderen auch ein schmerzfreies Training trotz Gelenkproblemen ermöglicht. Anapolon vermehrt die Zahl der roten Blutkörperchen, wodurch der Muskel mehr Sauerstoff aufnehmen kann. Dadurch wird dieser ausdauernder und leistungsfähiger. Der Steroid-Pump tritt durch Anapolon schnell ein und vermittelt während des Trainings ein gutes und angenehmes Gefühl. Eine ausreichende Dosierung liegt bei ein bis zwei Milligramm pro Kilo Körpergewicht täglich. Da Anapolon sehr schnell einem Anpassungseffekt unterliegt, empfiehlt es sich, die Einnahmedauer von fünf bis sechs Wochen nicht zu überschreiten. Anapolon ist kein Steroid für Anfänger und sollte erst von Athleten mit einem gewissen Entwicklungsstand genommen werden.

Anapolon ist auch eines der schädlichsten Steroide. Nebenwirkungen: Schlaflosigkeit, Nierenfunktionsstörungen, Magenschmerzen, erhöhte Leberwerte, Durchfall, Gelbsucht, Erhöhung des Blutdruckes, starke Akne, Haarausfall, Kopfschmerzen, Potenzstörungen, Übelkeit, Erbrechen, sehr toxisch für die Leber», schloss Schuler und fuhr gleich fort: «Erschossen wurde er mit einer 9-mm-Pistole, der KTD hat das Geschoss zur Untersuchung erhalten. Schöre, habt ihr bereits ein Ergebnis?»

«Ja, aber wir fassen erst nach deinen Erkenntnissen zusammen.»

«Der Schusskanal, schräg von unten nach oben, und Schmauchspuren an der Leiche lassen den Schluss zu, dass der Mörder weiter unten in der Böschung stand als das Opfer. Verschiedene Kratzspuren deuten darauf hin, dass der Ermordete danach die Böschung hinuntergefallen ist.»

«Was ist mir den Narben, die du gestern erwähnt hast?»

«Nur nicht so hastig, J. R., alles schön der Reihe nach. Also ja, Guseinow hatte verschiedene medizinische Eingriffe nach Verletzungen. Gut möglich, dass er in frühen Jahren Sportler war, seinen Körper hat er aber vernichtet. Guseinow war 189 Zentimeter gross und 138 Kilo schwer. Sein Gesicht dürfte zu Lebzeiten nicht viel anders als gestern ausgesehen haben. Einige Narben stammen übrigens nicht von Skalpellen. Sie wurden auch nicht medizinisch behandelt, stammten vermutlich von einem Pfuscher nach handgreiflichen Auseinandersetzungen. Das gilt auch für die eine oder andere Stümperei bei den Tattoos. Ich habe noch selten einen derart malträtierten Körper gesehen. Überhaupt und man verzeihe mir jetzt den unprofessionellen Ausdruck: Dieser Typ ist für mich der Inbegriff eines Kotzbrockens.»

Beim konkreten Todeszeitpunkt musste die Pathologin passen, zu sehr hatten ihr die meteorologischen Umstände ins Handwerk gepfuscht.

«Veronika, wir haben berechtigten Grund zur Annahme, dass der KB…» «Sorry, wenn ich dich unterbreche, J. R., der KB?»

«KB, Abkürzung von Kotzbrocken…», entgegnete Ritter, worauf allenthalben Gelächter ausbrach, «… dass der KB am Sonntagabend, 21. Januar zu Tode gekommen ist. Würdest du da widersprechen?»

«Nein, J. R., das ist sehr gut möglich. Wie kommt ihr darauf?», fragte Schuler und wurde umgehend kurz mit den Aussagen der Herren Kim und Rindlisbacher aufdatiert.

«Ich erspare euch weitere Details, die kriminaltechnisch nicht von Belang sind, sie stehen dann in meinem schriftlichen Bericht. Eine Überraschung habe ich für euch aber noch parat…»

«Nun mach es nicht so spannend, Frau Rechtsmedizinerin.»

«J. R., auf der linken Handinnenfläche konnte ich eine Telefonnummer entziffern, die von blossem Auge nicht mehr als solche zu erkennen ist. Und hiermit verabschiede ich mich von euch», sagte Veronika Schuler mit Schalk in den Augen. Doch die Pathologin beliebte nicht zu scherzen, im Gegenteil, sie stand auf und verliess ohne weiteren Kommentar – aber mit der rechten Hand ein V-Zeichen zeigend und einem breiten Grinsen den Raum –, während Ritter nach Luft schnappte.

«Das kannst du jetzt aber mit uns nicht machen! Was hat es mit dieser Telefonnummer auf sich? Verooonika!», schrie er ihr förmlich nach, durch die inzwischen bereits geschlossene Türe. Die übrigen Anwesenden schienen den Oscar-würdigen Auftritt des Chefs sichtlich zu geniessen, denn letztmals hatte man ihn vor drei Jahren ähnlich aufgewühlt erlebt, als er sich ebenfalls während einer Sitzung bewusst wurde, dass seine Eselsbrücke für Familiennamen nicht funktionierte und er Imobersteg mit Aufdermauer verwechselt hatte.

Kellerhals bereitete dem laufenden Spektakel ein Ende. «J. R., cool down. Alles Weitere kommt von uns, auch wem die Telefonnummer gehört.» Damit gab sich Ritter zufrieden, nicht ohne mit einem süffisanten Lächeln darauf hinzuweisen, dass Frau Schuler eine nette Retourkutsche zugute hatte.

«Also denn, Schöre. Vorher noch eine Frage: Wie kann eine Kugel, wenn aus kurzer Distanz abgefeuert, im Körper stecken bleiben?»

«Das versucht Veronika herauszufinden, das kann mit Schalldämpfer durchaus vorkommen. Es gäbe aber noch die Möglichkeit der vollen PET-Wasserflasche, die man sozusagen vor den Lauf steckt und die sowohl den Schall dämpft als auch das Projektil abbremst.»

«Jaja, habe ich auch schon gehört, ein bisschen sehr theoretisch, findest du nicht?»

«Da gebe ich dir recht, J. R.. Weil weder Herr Kim noch dieser Lukas Rindlisbacher einen Schuss gehört haben, gehen wir von einem ganz normalen Schalldämpfer aus. Jetzt aber zur Vergangenheit des Herrn Guseinow aus Uralistan. Da gab es doch vor einigen Jahren diesen gigantischen Dopingskandal, von dem Sportlerinnen und Sportler aus Russland und aus Uralistan betroffen waren.»

«Oh ja, ich erinnere mich», erklärte Ritter, der sich beruhigt hatte und sich im Stuhl zurücklehnte, «Guseinow war als Sportminister doch der eigentliche Drahtzieher dieses Staatsdopings in Uralistan. Im Gegensatz zu seinem russischen Kollegen hielt aber kein Präsident die schützende Hand über ihn, er verbrachte einige Zeit im Zuchthaus. Wie aber kommt dieser KB nach Bern?»

Eigentlich wäre jetzt vorgesehen gewesen, eine kurze Pause einzulegen, die aber aufgrund der «Telefonnummer-Bombe» verschoben wurde. Es war Eugen Binggeli vergönnt, der Runde das Geheimnis zu verraten. Die Nummer gehörte zu einer Wohnung am Kappelenring 7, in der laut der verantwortlichen Liegenschaftsverwaltung ein Karl-Heinz Becker gemeldet war, deutscher Staatsangehöriger, mit der Berufsbezeichnung «Spitzensportler» vermerkt. Erste Erkundigungen bei der Einwohnerkontrolle Wohlen – Hinterkappelen war Teil dieser flächenmässig grossen Gemeinde mit knapp 10 000 Einwohnern – hatten zu Beginn allerdings zu Unklarheiten geführt, weil der Wohlener Beamte weder Namen noch Adresse bestätigen mochte. Die beiden KTD-Leute hatten jedoch in der kurzen Zeit, die ihnen am frühen Morgen zur Verfügung stand, herausgefunden, dass die Bundespolizei Fedpol in die Niederlassung des Karl-Heinz Becker involviert war.

«Und was heisst das, Iutschiin?»

«Dass Herr Becker vielleicht gar nicht Herr Becker heisst.» «Zeugenschutzprogramm?»

«J. R., genau das ging Schöre und mir auch durch den Kopf.»

«Wie auch immer, ich weiss nichts davon, checke das aber mit Fedpol. Moser und Brunner, ab nach Hinterkappelen, subito! Stephan, in welcher Nummer wohnst du eigentlich?»

«8, das heisst aber nicht, dass ich Tür an Tür zu 7 wohne, die Nummerierung im Kappelenring ist das grösste Chaos, das man sich vorstellen kann. Viele ältere Bewohner sind froh, überhaupt wieder nach Hause zu finden. Hausnummer 52 befindet sich beispielsweise vor der 38 und so weiter. Keine Sau kommt draus, wie hier nummeriert wurde… Gäste, die erstmals zu mir finden, fluchen zuerst eine Runde. Aber das war ja nicht dein Anliegen. Elias, komm, wir machen uns auf den Weg. Wir melden uns.»

«Notfalls direkt in die Inforunde.»

«Deal.»

«Moment noch, ihr beiden!», schaltete sich Kellerhals dazwischen, «die ballistischen Untersuchungen haben ergeben, dass KB mit einer Walther P99 erschossen wurde, Und haltet euch fest: Mit dieser Waffe wurde bereits einmal ein Mord begangen, in Tomlija, der Hauptstadt Uralistans, Täter bis heute unbekannt.»

Kellerhals erzählte auch davon, dass man im untersten Teil der Böschung an einem Ast Faserspuren sichergestellt habe, die genauer untersucht würden, sie hätten jedoch die gleiche blaue Farbe wie die Daunenjacke des Toten.

Mit dieser Enthüllung hatte der KTD definitiv sein Pulver verschossen. Die Kollegen Moser und Brunner machten sich deshalb auf den Weg an den Wohlensee, Ursula Meister in Richtung Polizeikaserne Waisenhausplatz, Binggeli und Kellerhals zogen sich vorerst in ihr Reich zurück, sodass Ritter und Wälchli allein im Sitzungszimmer zurückblieben.

«J. R., Idee: Weil dieser Karl-Heinz Becker angeblich Spitzensportler ist – Magglingen ist ja nicht weit entfernt. Ich habe eine Kollegin dort oben beim Bundesamt für Sport, ich könnte mich vor Ort einmal umhören, ob dieser Karl-Heinz Becker beim Baspo bekannt ist.»

«Guter Vorschlag, Regula. Nun, ich könnte jetzt jammern, dass ihr mich für die Sitzung um 14.00 Uhr allein zurücklasst, aber damit kann ich umgehen. Nein, Spass beiseite, mach dich auf den Weg, vielleicht erfährst du ja Neuigkeiten, die du mir umgehend in die Sitzung telefonieren kannst.» «Mache ich. Vorher hätte ich aber noch einen Wunsch, weil du in Sachen Doping auf dem Laufenden bist und wir möglicherweise in diesem Dunstkreis ermitteln müssen, ich aber keine grosse Ahnung habe. Seit wann spricht man eigentlich in einer breiten Öffentlichkeit von Doping?»

«Mal sehen, ob ich das in geraffter Form sagen kann. Dann aber ab nach Magglingen, verstanden?»

«Verstanden.»

Ritter erzählte, dass es in den sechziger Jahren die Schwestern Tamara und Irina Press aus der Sowjetunion gab, höchst erfolgreiche Leichtathletinnen – nicht nur in den Kraftdisziplinen Kugelstossen und Diskus –, denen nachgesagt wurde, sie würden sich jeden Morgen rasieren (Rufname «The Press-Brothers»), weil sie für Frauen derart monströse Muskeln hatten. Ähnliches habe auch für Jarmila Kratochvilova aus der ehemaligen CSSR gegolten, seit 1983 (!) noch immer Inhaberin des 800-Meter-Weltrekords und, in der neueren Zeit, für Caster Semenya aus Südafrika. Zumindest bei den drei Erstgenannten sei klar: Da sei der oftmals launischen Natur zusätzlich nachgeholfen worden.

«Überhaupt stand die Leichtathletik im Fokus, nicht bloss der Radsport, wenn auch meist erst Jahre nach Veranstaltungen», fuhr Ritter fort. So soll laut einem Bericht der ARD das Internationale Olympische Komitee IOK und die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada auffällige Nachkontrollen der Sommerspiele von 2008 bei jamaikanischen Sprintern auf Clenbuterol nicht weiterverfolgt haben. Dieses Präparat – mit Verwendung in der Tierzucht – sei bereits der bildhübschen DDR-Sprinterin Kathrin Krabbe zum Verhängnis geworden.

Erstmals sei Doping im Sport vermutlich 1967 ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt, als der Engländer Tom Simpson bei der Tour de France in der Sommerhitze auf dem Weg zur Spitze des Mont Ventoux tot vom Rad fiel. In seinem Blut fanden die Ärzte später einen verhängnisvollen Drogenmix. Seither, so Ritter, habe der Radsport nie aufgehört, Doping-Schlagzeilen zu liefern. Namen wie Jan Ullrich, Lance Armstrong, Marco Pantani oder Floyd Landis hätten die zweifelhafte Ehre, das Doping-Tableau zu zieren. Nicht zu vergessen das gesamte Festina-Team, welches 1998 von der Grande Boucle, der Tour de France, ausgeschlossen wurde. Ganz abgesehen davon seien auch mehrere bekannte Schweizer Radrennfahrer wegen Dopingmissbrauchs im Laufe der Jahre vom Sattel geholt worden.

«Aber ich schätze, dass bereits zu Zeiten von Kübler und Kobelt mehr als nur Bschüssig-Teigwaren am Vorabend oder Gly-Coramin während des Rennens zur Stärkung eingenommen wurden, denn es gab bereits damals wundersame Chügeli, die den Fahrern zusätzlichen Schub gaben.»

Unglaublich, aber wahr: Zu jener Zeit sei es nicht unüblich gewesen, dass der eine oder andere Fahrer vor Beginn eines Aufstiegs zur Etappenankunft kurz vom Rad stieg und ein Bistro aufsuchte, wo bereits Rotwein und Cognac bereitgestanden hätten, von Teamverantwortlichen organisiert oder weil die Beizer aus den Vorjahren wussten, was bei den Pédaleurs de la Route gefragt war.

«Ein ehemaliger Tour-de-France-Profi hat mir einmal erzählt, wie das zumindest noch vor ein paar Jahren ging. Er fragte mich, ob ich denn so naiv sei, zu glauben, man könne in der Gluthitze nacheinander und in einer einzigen Etappe die drei Pässe Tourmalet, Aspin und Aubisque lediglich mit Reiskuchen, Bananen und isotonischen Getränken bewältigen…»

«Wie wurde nachgeholfen? Mit versteckten elektrischen Trethilfen, wie auch schon entdeckt?»

«Regula, der Mann erklärte mir, auch bei Spitzenathleten würden die Muskeln einmal zu übersäuern beginnen und Krämpfe hervorrufen. Und das einen Tag nach dem anderen. Also pumpt man sich mit Schmerzmitteln voll, um den Körper zu überlisten, was durchaus auch beim Bieler 100-Kilometer-Lauf und beim Jungfrau-Marathon vorkommt, wie ich von einem Bekannten weiss, der das heute noch selber praktiziert, um Schmerzen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Im Boxsport kam es schon mal vor, dass man sich Schlangengift spritzte, um gegen schmerzhafte Schläge unempfindlich zu werden.» Ritter zählte auf: «Genotropin, DHEA, Clenbuterol, Stanozolol, Meldonium, Nandrolon, Oxandrolon, Primobolan, Hexarelin oder Dianabol heissen nur einige wenige jener Präparate, mit denen einem aufnahmebereiten Körper nachgeholfen wurde, auch mit Ephedrin, EPO, HGH, Cortison, Testosteron, Insulin, Kokain, THC oder Morphin. Alle Anwendungsbereiche wurden damit anvisiert: Vermehrung der roten Blutkörperchen, Wachstumsbeschleunigung oder -hemmung, Muskelzuwachs, kürzere Regenerationszeiten, Maximierung der Schmerzgrenze, Entzündungshemmer, Erhöhung der Risikobereitschaft. Das gesamte Programm. Mit Hydrochlorothiazid liessen sich Dopingsubstanzen zudem verschleiern, vorausgesetzt, das Medikament wurde so eingesetzt, dass es selber nicht nachweisbar war.»

In neue Bereiche der Leistungsförderung liess nun die Gen-Forschung vorstossen. So, dass die Athleten gemäss einem Bericht in der «Berner Zeitung» schneller laufen, weiter werfen oder mehr Gewichte stemmen können als ihre normalen Konkurrenten. Dass solche Superathleten existieren, befürchtete bereits 2016 die Welt-Doping-Agentur Wada. «Wir wissen, dass Forscher immer wieder von Athleten und Coaches wegen genetischer Methoden zur Leistungssteigerung angefragt werden, die jedoch seit 2002 verboten sind», liess sich damals Olivier Rabin, wissenschaftlicher Direktor bei der Wada zitieren.

Im Visier von Gendoping stehen laut dem «BZ»-Bericht sogenannte Sportgene, welche eine Rolle bei Ausdauer, Kraft oder Schnelligkeit spielen. Dazu zähle etwa das Gen für Erythropoetin, kurz EPO. Die körpereigene Substanz kurble die Bildung von roten Blutkörperchen an und verbessere so die Sauerstoffaufnahme. Würde man eine zusätzliche Kopie des EPO-Gens in den Körper einschleusen, würde dieser mehr EPO bilden. Das führe zum selben Resultat wie die Einnahme von EPO-Präparaten, welche häufig von Sportlern dazu missbraucht würden, um die Ausdauer zu steigern. Ein anderes Ziel von Gen-Doping, so die Journalistin Claudia Hoffmann im besagten «BZ»-Artikel, könnte Myostatin sein, das beim Muskelaufbau eine Rolle spielt. Es blockiere übermässiges Muskelwachstum. Würde man nun dieses Myostatin-Gen gezielt ausschalten, wäre die Blockade aufgehoben, und die Muskeln könnten uneingeschränkt wachsen.

«Kugelstösser, Hammer- und Diskuswerfer lassen grüssen. Von Bodybuildern ganz zu schweigen», stellte Regula Wälchli fest.

«Merkwürdig nur», entgegnete Ritter, «dass Snus, ein Nikotinkonzentrat, das Zähne und Zahnfleisch schädigt, abhängig macht, und in vielen Ländern verboten ist, nicht auf der Dopingliste steht, obwohl es nicht bloss von Eishockeycracks eingerieben wird, sondern bereits von Junioren, um die Aggressivität zu steigern. Die Wada hat Snus immerhin auf der Watchlist … Über Doping wurden schon ganze Bücher geschrieben, auch, dass sogar bei Brieftauben gedopt wird, damit sie bei Wettbewerben schneller nach Hause fliegen und zum Teil wie Steine vom Himmel fallen. So, und jetzt ab nach Magglingen!»

Interessant in Zusammenhang mit den Brieftauben sei übrigens auch der Umstand, fügte der Chef noch an, dass in letzter Zeit vermehrt Tiere nicht mehr nach Hause fänden, was vermutlich auf den Umstand zurückzuführen sei, dass ihr «Navigationssystem» von den Strahlen der heutigen Technik beeinflusst und ausser Betrieb gesetzt werde: «Telekommunikationsunternehmen nehmen das, wenn überhaupt, nur ungern zur Kenntnis.»

Vor ihrem Abgang zu neuen Befragungen konnte sich Regula Wälchli eine abschliessende Bemerkung à la Stephan Moser nicht verkneifen und brachte damit ihren Chef zum Schmunzeln: «Was regt sich die Menschheit denn derart über Doping im Spitzensport auf? Das alles gab es doch schon viel früher, denken wir nur an Asterix und Obelix, mit dem Zaubertrank des Druiden. Mit diesem uralten Red Bull räumten die beiden bereits an Olympischen Spielen der Antike ab, zum Missfallen der Römer …»

Regula Wälchli traf bereits um 13.00 Uhr in Magglingen ein, nachdem sie sich bei ihrer ehemaligen Schulkollegin Janine angemeldet hatte. Die Begrüssung der beiden Frauen, die sich seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatten, war entsprechend herzlich. Janine fiel der brandneue Ring auf, den Regula seit vier Tagen trug. Es folgte während ungefähr einer Viertelstunde der nicht nur bei Frauen beliebte Smalltalk über frühere Zeiten.

«Aber deswegen bist du ja nicht hier, Regula», sagte Janine nun. «Worum geht es genau?»

«Wir ermitteln in einem Mordfall und da könnte ein gewisser Karl-Heinz Becker eine Rolle spielen. Deutscher, möglicherweise ehemaliger Spitzensportler. Weil in der Agglomeration Bern wohnhaft, läge es auf der Hand, dass er hier trainiert hat. Sagt dir der Name etwas?»

«Karl-Heinz Becker, sagst du? Nimm doch dort drüben Platz, ich lasse schnell einmal den Computer für uns arbeiten, er checkt die unzähligen Listen schneller durch als wir beide.»

Die Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM ist Teil des Bundesamts für Sport Baspo, bietet Aus- und Weiterbildungen in den Bereichen Sport und Sportwissenschaften an, bis hin zu einer Vertiefung im Bereich Spitzensportmanagement, Masterstudiengang Spitzensport und Spitzensportförderung in der Armee inklusive.


Das «Ende der Welt», ein Trainingscampus der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen.

«Sag einmal, Janine, im Buch über die ehemalige Spitzenturnerin Ariella Kaeslin kommt Magglingen, entschuldige den Ausdruck, arschflach raus. Wie stellt ihr euch dazu, das ist ja ein GAU.»

«Ich verstehe nicht ganz, was du meinst.»

«Janine, auch wenn ich leicht blond bin, so ganz doof bin ich nicht.» «Niemand hat das behauptet!»

«Also gut, wie geht das Baspo denn mit Passagen um wie: ‹Es gab Momente, in denen sich Ariella wehrte. Aber sonst bedeutete Magglingen das Brechen eines Menschen. Jedes Training in Magglingen liess Erinnerungen an die Kindheit verblassen, bis nichts mehr übrig war, nur Ratlosigkeit und die Frage, wie es so weit hatte kommen können.› Oder: ‹Der Trainer sagte, wenn du tot umfallen würdest, könnte ich dennoch gut zu Abend essen gehen.› Oder: ‹Es gab Turnerinnen, die Magglingen verliessen, weil sie wollten oder mussten – und danach mit Essstörungen oder Magersucht kämpften. Aber der Verband sah vor allem, dass die Resultate besser waren als beim Amtsantritt des neuen Trainers.›»

«Nicht vergessen, Regula, alle erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler haben harte Zeiten hinter sich, anders geht es nicht. Und verdienen zum Schluss eine ganze Menge Geld. Nebst Ruhm und Ehre.»

«Janine, das war nicht meine Frage.»

«Also, Regula: Ariella Kaeslin hat ausschliesslich im Leistungszentrum des Schweizerischen Turnverbandes STV trainiert, das sich in Magglingen befindet. Der Betrieb dieses Leistungszentrums liegt in der Verantwortung des STV. Das Baspo kann nicht beurteilen, ob und inwieweit die Vorwürfe Ariella Kaeslins gegen ihre Trainer zutreffen. Fakt ist, dass der Spitzensport auch im Kunstturnen sehr viel von jenen abverlangt, die an die Spitze wollen. Ob dieser Einsatz geleistet werden soll, müssen Sportlerinnen und Sportler – mit Unterstützung ihres persönlichen Umfelds – selber entscheiden.» (Anm. d. Verf.: Diese Aussage des Baspo liegt dem Autor schriftlich vor.)

Regula Wälchli hatte nicht vor, ihre Beziehung zu Janine wegen einer ihr nicht persönlich bekannten Kunstturnerin aufs Spiel zu setzen, weshalb man sich wieder auf Karl-Heinz Becker konzentrierte, der sich Sekunden später als «schwarzes Loch» herausstellte, weil er in keiner Liste zu finden war. Die Baspo-Frau nutzte danach die Gelegenheit, ihrer ehemaligen Schulkameradin das weitläufige Gelände der Hochschule in allen Einzelheiten zu zeigen. Die Art und Weise, wie sie während des Rundgangs Regula Wälchli Fragen zur Person von Karl-Heinz Becker stellte, verstärkte bei der Kriminalbeamtin das Gefühl, dass Janine vielleicht doch mehr wusste, als sie ausgesagt hatte. Zudem konnte die Ermittlerin, angeblich aus Gründen des Datenschutzes und ohne Beschluss der Staatsanwaltschaft, die Listen selber nicht einsehen. Schliesslich musste sich Wälchli jedoch eingestehen, dass wohl alles nur Zufall war oder ihrem persönlichen Vorstellungsbereich entsprang, sodass sie sich nach dem Rundgang von Janine verabschiedete. Dennoch: Die Lektüre des Buchs über Ariella Kaeslin kratzte arg an der Fassade von Magglingen.

Regula Wälchli dachte auch nicht daran, sich in eine Diskussion ganz anderer Dimension einzulassen. Ein ehemaliger Schweizer Kunstturner, 169 Zentimeter gross, hatte ihr nämlich Interessantes erzählt: Bei einer späteren Rückenmarkuntersuchung zu Beginn der Achtzigerjahre – in keinem Zusammenhang mit dem Sport – sei ihm von den Ärzten mündlich mitgeteilt worden, dass man bei ihm Spuren von Wachstumshemmern gefunden habe. Regula Wälchli, sich bewusst, dass es im Kunstturnen von Vorteil ist, eher klein gewachsen zu sein, fragte ihn, wie das möglich sei. «Ich weiss es nicht, man hat uns nie etwas gesagt, wir mussten als Jugendliche einzig regelmässig Vitamine schlucken, die man uns verabreicht hat.» (Anm. d. Verf.: Die Aussagen des Betroffenen wurden dem Autor gegenüber persönlich gemacht. Offizielle Stellungnahme von Thomas Greutmann, Ressortchef Kommunikation und Medienchef beim Schweizerischen Turnverband STV zuhanden des Autors: «In der Schweiz sind meines Wissens keine solchen Vorkommnisse bekannt.»)

Wohlensee

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