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Der Fall Martin Bigler

Joseph Ritter konnte nicht gerade behaupten, dass sein Besuch bei Staatsanwalt Max Knüsel im Bereich des Smalltalks einzuordnen gewesen wäre. Aufgrund der noch dünnen Beweislage in beiden Fällen – vor allem in Zusammenhang mit dem Ferrari, dessen Ausbrennen schon vier Tage zurücklag – nahm der Druck auf die Ermittlungsbehörden zu. Umso interessanter war das anschliessende Gespräch gegen 11:00 Uhr, im Beisein von Peter Kläy, mit Martin Bigler im Inselspital, der sich vom Schock des Vortages einigermassen erholt hatte und laut den Ärzten jetzt uneingeschränkt vernehmungsfähig war.

Bigler sass an einem Tisch in einem Einzelzimmer, sportlich-lässig gekleidet. Eine Pflegefachfrau war ebenfalls anwesend.

«Der Arzt meinte, ich könne spätestens nach dem Mittagessen nach Hause», sagte er als Erstes zu Ritter und Kläy, noch bevor sie sich richtig die Hand gedrückt hatten.

«Sie wissen, weshalb wir hier sind?»

«Ja, schon, ich denke wegen des Vorfalls von gestern, nicht wahr?»

«Dem ist so. Bevor wir auf Ihre Aussagen eingehen, möchte ich wissen, wer Sie sind. Gestatten Sie, dass ich während unseres Gespräches ein Tonband mitlaufen lasse und Peter Kläy, mein Kollege, sich mit am Gespräch beteiligt?»

Mit «Das wäre wirklich nett» übernahm Kläy die Wortführerschaft. «Übrigens meinte mein Kollege Ritter vorhin ein Aufnahmegerät, kein wirkliches Tonband …»

Nach dieser für ihn nicht gerade schmeichelhaften Feststellung schaute Ritter leicht säuerlich in Richtung Peter Kläy, anschliessend zur Pflegefachfrau hinüber und bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, dass sie sich anderen Aufgaben zuwenden könne. Die Krankenschwester verstand den Wink.

«Wenn Sie etwas brauchen, können Sie ganz einfach läuten.»

Martin Bigler war mit dem vorgeschlagenen Prozedere einverstanden.

Zu dritt sassen sie am kleinen Tisch im Zimmer des zehnten Stocks, mit einem Fenster in Richtung Schliern, Spiegel und Gurten, den Berner Hausberg, wobei die Sicht durch tief herunterhängende Wolken heute eingeschränkt war. Joseph Ritter und Peter Kläy sassen Martin Bigler gegenüber, auf dem Tisch stand das kleine Aufnahmegerät.

Mit «Herr Bigler, können wir damit beginnen, dass Sie uns zuerst Ihre privaten Verhältnisse schildern?» begann Ritter die Unterredung.

Martin Bigler war 48 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Töchter. Er war schätzungsweise 190 cm gross, bei vermuteten 85 Kilogramm Körpergewicht, hatte dunkelbraune kurze Haare und trug eine Brille mit schwarzer Fassung, die seinem Gesicht eine gewisse Strenge verlieh. Die Familie wohnte in einem Einfamilienhaus in Säriswil, in der Gemeinde Wohlen, nordwestlich von Bern. Susanne Bigler, 44 Jahre alt, arbeitete Teilzeit im Inselspital als Pflegefachfrau.

«Sie meinen hier in der Insel? Hatte sie gestern Dienst, als Sie eingeliefert wurden?»

Bigler bejahte die Frage von Joseph Ritter.

«Sie war gestern Nachmittag hier, allerdings arbeitet sie auf einer anderen Abteilung, auf der Plastischen Wiederherstellungschirurgie im Flügel F-Süd. Selbstverständlich habe ich sie sofort benachrichtigen lassen.»

Allerdings erfuhr Susanne Bigler vorläufig nur, dass sich ihr Mann in unmittelbarer Nähe eines Verbrechens befand, nicht aber die näheren Begleitumstände. «Sie war es übrigens, die vorhin hier war.»

«Fahren Sie fort, Herr Bigler, bitte», sagte Ritter, sich darüber wundernd, dass Bigler seine Frau nicht vorgestellt hatte.

Ihr Gesprächspartner, mit einem akademischen Abschluss als Jurist, arbeitete seit knapp zehn Jahren als Beamter in leitender Stellung in einem Bundesamt, das sich jedoch nicht unter der Zirkuskuppel im federalen Palais am Bundesplatz befand. Dort waren nur gewisse Parteisekretariate einzelner Departemente und die Bundeskanzlei zu finden. Biglers sportliche Figur liess sich leicht erklären, als er Ritter und Moser erzählte, dass er passionierter Triathlet war und auch leidenschaftlich gerne Tennis spielte. Vor zwei Jahren hätten seine Frau und er in einem bekannten Country- und Golfclub im Freiburgischen mit dem Golfen begonnen.

«Als Ausgleich zum Stress im Alltag», wie er präzisierend sagte. Gar nicht in dieses Bild der Reichen und Schönen zu passen vermochten seine Hände, die rund um die Fingernägel aufgekratzt waren und die Bigler während des Gesprächs pausenlos malträtierte.

Joseph Ritter übernahm daraufhin die Gesprächsführung.

«Herr Bigler, gestern haben Sie behauptet, es habe sich um einen Fehlschuss gehandelt. Wie war oder wie ist das zu verstehen?»

«Weil ich erpresst werde und mit dem Tod bedroht worden bin.»

«Wenn dem so ist, wieso haben Sie sich nicht an die Polizei gewandt?»

«Weil es Sie nichts angeht und einzig meine Sache ist, deshalb.»

«Herr Bigler, spätestens seit gestern Nachmittag ist es nicht mehr nur Ihre Sache. Wir hören.»

Martin Bigler seinerseits verspürte keine grosse Lust, sich weiter mit den beiden Beamten zu unterhalten. Er schien das Opfer auch nicht gesehen zu haben, zumindest nicht bewusst, weil er zum Zeitpunkt des Verbrechens mit seinem Smartphone beschäftigt war.

«Mir geht es besser, ich kann vermutlich nach dem Mittagessen schon nach Hause.»

«Das haben Sie uns bereits gesagt. Nur ist es so, Herr Bigler: Entweder erzählen Sie uns alles rund um diese Erpressung, hier und heute, unter uns, oder wir lassen Sie offiziell in den Ringhof vorladen. Immerhin steht das Tötungsdelikt von gestern offenbar in einem unmittelbaren Zusammenhang mit Ihnen, wie Sie ja selber sagen. Deshalb müssen wir von Amtes wegen Ermittlungen aufnehmen. Kennen Sie übrigens das Opfer, einen gewissen Arthur Aufdermauer?» «Aufdermauer? Nein, der Name sagt mir gar nichts.»

Bigler begann mit seiner Geschichte, erzählte sie aber nicht chronologisch, sondern in nicht zusammenhängenden Episoden, so wie sie ihm gerade in den Sinn kamen. Ritter und Moser konnten die einzelnen Mosaikteile dennoch zu einem Ganzen zusammenfügen. Es war eine wenig schmeichelhafte Geschichte, die sie da zu hören bekamen.

Mitte Mai des Vorjahres wurde Bigler an einen Polterabend eingeladen. Ein guter und betuchter Bekannter hatte sich mit seinen 50 Jahren zur allgemeinen Überraschung entschieden, doch noch den Hafen der Ehe anzulaufen. Gastgeber Robert Hofmann, CEO einer grossen ausländischen Fachmarktkette in der Schweiz, war in Gesellschaftskreisen der Hauptstadt gerne gesehen, nicht zuletzt wegen seiner attraktiven Braut, einer ehemaligen Kandidatin zur Wahl der Miss Schweiz, 18 Jahre jünger als Hofmann. Die beiden waren regelmässig auf den People-Seiten der einschlägigen Medien abgebildet, er in letzter Zeit als «begehrter Berner Bachelor». Insgesamt hatte Robert Hofmann an jenem Freitag ungefähr 50 Herren gegen 21:30 Uhr ins Restaurant Verdi eingeladen, zuunterst an der Gerechtigkeitsgasse, vis-à-vis des Hotels Belle Epoque. Dort hatten einzelne Teilnehmer infolge des zu erwartenden Alkoholkonsums vorsichtshalber gleich ein Zimmer für die Nacht reserviert.

Mehrere der anwesenden Herren – das ganze Altersspektrum zwischen 35 und 80 vertretend – kannte man ebenfalls aus den einschlägigen Klatschrubriken, vor allem aus der Gratiswochenzeitung «Berner Bär». Begonnen hatte der Polterabend vier Stunden zuvor, mit dem Foxtrail «Granit», einer Art moderner Schnitzeljagd quer durch die Stadt Bern. Anschliessend liess die bereits gut gelaunte Meute die Stadt an sich vorbeiziehen, im Oldtimer-Restaurant-Tram, Baujahr 1935, bevor man in zwei Keller eines der schönsten, weil geschmackvoll renovierten Restaurants in der Bundesstadt dislozierte, ins «Verdi».

Dort ging es hoch zu und her, jedes Klischee eines Junggesellenabschieds wurde zelebriert, auch mit drei nur leicht bekleideten Damen, die gleichzeitig aus drei übergrossen Torten stiegen. Überhaupt schien das Motto des Abends «Champagne!», «Girls!» und «Cigars!» gewesen zu sein, wobei die Cohibas und Montecristos aus Havanna auf offener Strasse geraucht wurden.


Einer der Kellerräume im Restaurant Verdi, wo der Polterabend von Robert Hofmann stattgefunden hatte.

«Wissen Sie, Herr Ritter, auch wenn das sonst nicht meine Welt ist, irgendwie wurde man im Laufe des Abends lockerer und zugänglicher.»

«Zugänglicher? Wie ist das denn zu verstehen?»

Wie sich herausstellte, waren unter den Gästen auch einige praktizierende und bekennende Schürzenjäger, die ihre diesbezüglichen Erfolgserlebnisse unverblümt ins Scheinwerferlicht stellten. «Den anderen überbieten» lautete dabei die Devise, obwohl einige der erzählten Intermezzi vom Wahrheitsgehalt höchst fragwürdig schienen, um es einmal diplomatisch auszudrücken. Über einen dieser Casanovas erzählte man sich, er würde wohl hemmungslos auch dem Tram Nummer 9 bis an den Guisanplatz in der Nähe des Stade de Suisse hinterherrennen, wäre es mit einer Schürze umwickelt.

«Irgendwann war plötzlich die Rede von sehr jungen Damen, die bereits in ihrem Alter giggerig7 auf echte Markenartikel von Louis Vuitton, Ed Hardy oder Dolce & Gabbana waren, die sie sich selber mit dem Taschengeld ihrer Eltern oder dem Ausbildungslohn nicht leisten konnten», erzählte Bigler weiter. «Einer der Anwesenden zeigte uns auch Fotos auf seinem Handy, verbunden mit der Aussicht, diese Teenager umgehend kennenlernen zu können, problemlos, diskret, in einem dafür geeigneten Hotel. Sie wissen schon, was ich meine …» «Wer war es, der die Fotos rumgezeigt hat?»

«Den Namen weiss ich leider nicht mehr …»

Die beiden Beamten nahmen Bigler diese Aussage nicht ab, liessen ihn aber für den Moment gewähren.

«Und da Sie – wie sagten Sie doch gleich? – ‹zugänglich› waren …»

«Ja, da habe ich diesen Gast gefragt, ob es denn möglich wäre, ein ganz bestimmtes Girl kennenzulernen, das mir besonders gefiel, weil sehr sexy auf dem Foto. Und sehr jung.»

Wie sich herausstellte, war das ohne Weiteres möglich, sogar noch in derselben Nacht, da die noch Minderjährige offenbar in der Region wohnte und mit dem Handy erreichbar war.

Der Gast habe ihm angeboten, sofort nachzufragen, ob das Mädchen während der Nacht noch frei sei. «Ich Idiot bin dann gegen Mitternacht zum nächsten Bancomaten gegangen und habe dort Geld abgehoben, laut Quittung um 00:09 Uhr.» «Wieviel?», wollte Kläy wissen.

«2000 Franken für die Liebesnacht, samt einem Hotelzimmer in der Stadt.»

«Im Belle Epoque?»

«Nein, in einem anderen Hotel, das offenbar dafür bekannt ist, dass man Zimmer quasi stundenweise mieten kann.»

Dass der edle Vermittler allenfalls ein Zuhälter der eleganteren Sorte für die obere Kaufkraftklasse hätte sein können, daran hatte Bigler nach eigenen Aussagen offenbar keinen Augenblick gedacht.

«Kunststück, das kennt man ja bei Männern unter Alkoholeinfluss, wenn dann das Gehirn ganz schnell nach unten rutscht, sämtliche Sicherungen durchbrennen und die Dame den Kunden im wahrsten Sinne des Wortes fest im Griff hat», dachte Ritter halblaut nach.

«Wie bitte?», kam die Frage von Martin Bigler.

«Nichts Wichtiges, fahren Sie fort.»

Gegen 01:00 Uhr, ungefähr eine Stunde nach dem Deal mit dem Vermittler, verabschiedete sich Bigler nach eigener Aussage vom Gastgeber, mit dem besten Dank für den tollen Abend, er gehe jetzt heim, weil er am nächsten Tag relativ früh aufstehen müsse, wegen eines Familientreffens. Bigler machte sich aber nicht auf den direkten Weg nach Säriswil, sondern zur angegebenen Hoteladresse. Der Vermittler habe ihm vorher gesagt, er brauche nur dreimal ganz kurz auf die Nachtglocke zu drücken, das Zimmer 24 sei reserviert und bereits zur Hälfte besetzt …

Und in der Tat: Nach dem dritten kurzen Drücken der Taste ging die Türe automatisch auf. Den Gang in den zweiten Stock hinauf nahm er, obwohl leicht schwankend, via Treppe in Angriff, fuhr nicht mit dem Lift, des Geräuschpegels wegen. Niemand sollte ihn bemerken. Als er die Türe zum Zimmer öffnete, hörte er leise Musik und sah im Licht einer Kerze die aufreizende Figur einer sehr jungen Frau auf dem Bett, nur halb zugedeckt.

«Schön, du hier, komm näher. Entspann dich …», sagte sie, in gebrochenem Deutsch, mit starkem Akzent.

Bigler erzählte davon, dass dann alles ziemlich schnell ging, dass die in Aussicht gestellten zwei Stunden lediglich die Maximaldauer des Aufenthaltes darstellten und er anderthalb Stunden davon nicht auskosten konnte. Nach seinem Orgasmus – dank geübter Massagetechnik – habe die junge Frau in ihrer Vuitton-Handtasche gewühlt und ihm kurz einen Ausweis gezeigt.

«Hier, schau Geburtsdatum, du soeben junges Mädchen gevögelt», sagte sie plötzlich in einem Jargon, der ihm zuwider war. «Wenn wieder Lust, sagen meinem Bekannten.»

Sekunden später stand das kleine Luder auf, mit einem Leintuch ihren Körper umhüllend. Nach einer kurzen Dusche zog sie ihre knallengen weissen Jeans, ein luftiges Top sowie schwarze Highheels an und verliess mit ihrer sündhaft schönen Figur und einem «Süsses Träume!» das Zimmer. Die Digitaluhr auf dem Nachttisch zeigte 01:51.

«Und wie hiess die Dame? Sie haben ja ihren Ausweis gesehen …», wollte Ritter wissen.

«Keine Ahnung, sie hatte wohl absichtlich ihren Daumen über den Namen gehalten, aber das Foto hat mit ihrem Aussehen übereingestimmt.»

Kläy und Ritter schauten sich an, keiner musste ein Wort sagen, denn sie wussten, was dem Visavis in diesem Moment durch den Kopf ging.

Bigler erzählte, was in den Tagen danach passierte. Am Montag bereits erhielt er einen Anruf auf seine Handynummer, Anrufer unbekannt. Der Mann teilte Bigler in zwei, drei kurzen Sätzen mit, er solle morgen Dienstag in seiner Post nach einem gelben Briefumschlag Ausschau halten, der an ihn mit «Persönlich» adressiert sei, und diesen sofort öffnen. Als Bigler nachfragen wollte, war die Verbindung bereits abgebrochen.

«Und? War das Couvert in Ihrer Post?»

Der Jurist bejahte.

«Und der Inhalt?»

«Einige ausgedruckte Fotos.»

«Und was war auf den Fotos zu sehen?»

Bigler musste zuerst tief durchatmen, die beiden Beamten ahnten, was jetzt folgen würde. Es stellte sich heraus, dass man Bigler eine Falle gestellt hatte. Aber wer? Auf einer der Aufnahmen, mit 00:55 Uhr gekennzeichnet, war die junge Frau, laut Aussagen Biglers, beim Betreten des Hotels zu sehen, 21 Minuten später Martin Bigler. Die Dame war auf einer dritten Aufnahme zu erkennen, wie sie um 01:52 Uhr das Hotel wieder verliess, Bigler eine knappe Viertelstunde später. Die Fotos waren von einem Zettel begleitet, der mit aus Zeitungen und Magazinen ausgeschnittenen Buchstaben vollgeklebt war: «Es gibt vom Hotel auch Innenaufnahmen, die deine Frau interessieren werden. Und die Sittenpolizei das Alter deiner Gespielin.»

Der Drohung waren Instruktionen beigelegt, in welchem Wortlaut ein Inserat auf der Seite «Treffpunkt» in der Unterrubrik «Einfach so» in der Berner Zeitung vom folgenden Samstag verfasst werden musste, um das Einverständnis Biglers zu einer einmaligen Zahlung zu signalisieren. Im Gegenzug würde er sämtliche vorhandenen Aufnahmen erhalten. Unterzeichnet war der Zettel mit «Jemand, der es gut mit dir meint». Da hatte sich also jemand stundenlang mit dem Ausschneiden von Buchstaben beschäftigt. Ein eher ungewöhnlicher Vorgang.

«Und was haben Sie gemacht?»

«Ich habe das Inserat aufgegeben, im vorgeschriebenen Wortlaut.»

«Und dann?»

Die Gereiztheit bei der Fragestellung war Ritter anzumerken, Kläy hingegen lehnte sich mit verschränkten Armen hinter dem Kopf zurück, so, als wisse er bereits, was jetzt folgen würde.

«Dann habe ich bezahlt. 20 000 Franken. Ich hatte telefonische Instruktionen erhalten.»

«Sie haben was!?»

«Ich habe bezahlt, ohne jemandem etwas zu sagen, die Polizei wollte ich nicht einschalten. Den Brief und die Fotos habe ich in den Schredder gesteckt, ich wollte kein Belastungsmaterial rumliegen haben. Aber die Erpressung geht weiter. Und die versprochenen restlichen Aufnahmen habe ich auch nie erhalten.»

«Jetzt brauche ich einen Schluck Wasser», sagte ein inzwischen sichtlich erzürnter Ritter. Er stand auf und griff nach der Literflasche Henniez und einem Glas, die beide auf dem fahrbaren Nachttisch neben dem Bett im Zimmer standen. «Das glaube ich jetzt aber nicht!», liess er Bigler wissen, wobei sein Zorn nicht zu überhören war und auch nicht zu übersehen, denn die ersten Tropfen aus der Flasche gerieten neben das Glas.

«Was hätten Sie denn an meiner Stelle gemacht, was?»

«Fällt Ihnen echt keine intelligentere Frage ein, Herr Bigler? Dreimal dürfen Sie raten. Nein, nur einmal!»

Bevor die Situation völlig ausser Kontrolle zu geraten drohte, unterbrach Peter Kläy die Redeschlacht. «Herr Bigler, haben Sie zufälligerweise Fotos vom Polterabend, irgendwo? Und wenn ja, mailen Sie sie mir bitte, hier ist meine Karte.» «Ja, drei, vier habe ich noch immer auf meinem Handy gespeichert. Es liegt auf dem Nachttisch.»

Mit diesen Worten stand nun auch Bigler auf, um auf den Nachttisch zuzugehen. Ritter ersparte ihm die paar Schritte, indem er das Smartphone vom Tisch nahm und es Bigler überreichte. Nach ein paar Augenblicken hatte Bigler die Fotos gefunden.

«Hier, sehen Sie selber.»

Kläy war auch aufgestanden, Ritter stand inzwischen direkt hinter ihm.

«Soso, die feine Herrengesellschaft, mit Promis und Möchtegern-Promis gespickt. Und schau mal, hier, J.R., wen haben wir denn hier?»

«Hoppla, Thomas Kowalski …»

«Herr Bigler, hat Ihnen Kowalski das Mädchen vermittelt?»

«Nein, das war nicht Koslowski …»

«Kowalski, nicht Koslowski, Herr Bigler …»

«Nein, das war er nicht, es war dieser hier», erwiderte Martin Bigler und zeigte mit dem Finger auf einen anderen Partygast.

7 scharf.

Fehlschuss

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