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Was mein Aktenkoffer mit einer schöneren Welt zu tun hat

Ich glaube, dass jeder von uns die Welt verändern kann.

Dafür brauchen wir keine große Bewegung zu gründen.

Die erste und wichtigste Veränderung beginnt in unserer eigenen, kleinen Welt.

Meinem Aktenkoffer aus Leder habe ich den Namen »My little world« gegeben, »Meine kleine Welt« also. So war ich schon als Kind. Ich habe immer eine Tasche, einen kleinen Koffer oder einen anderen Behälter gehabt, in dem ich mir eine Art kleine Welt aus den Dingen gebaut habe, die darin aufgehoben waren.

Der Koffer, den ich derzeit verwende, ist über neunzig Jahre alt und hat einer der ersten selbstständigen Krankenschwestern Englands gehört, die für ihre Emanzipiertheit bekannt war. Das habe ich alles erst recherchiert, nachdem ich den Koffer in einem Antiquitätengeschäft gefunden und gekauft hatte. Anhand der Buchstabenkombination, die darauf eingraviert war, bin ich dann im Internet auf die Vorgeschichte meines Köfferchens gestoßen.

Der Koffer ist stabil, aber sehr handlich. Das Leder hat diese herrliche Patina. Ich habe in diesem Koffer alles dabei, was ich für meine Geschichten- und Schreibwelt benötige, damit ich es immer mit mir herumtragen kann. Mein Notizbuch, einen ganz besonderen Stift, ein iPad oder meinen kleinen, dünnen Laptop sowie ein eigenes Säckchen, in das ich meine Schlüssel gebe, damit sie beim Tragen des Koffers nicht hin- und herscheppern und etwas zerkratzen.

Ich habe auch ein persönliches Erinnerungsstück in meinem Koffer, das mir sehr viel bedeutet.

Alles, was in meinem Koffer steckt, bedeutet mir wirklich etwas und hat dort seinen festen Platz.

Natürlich gebe ich auch Unterlagen hinein, die ich an diesem Tag brauche. Oder Kataloge und Schriftstücke, die ich bekommen habe. Mein Handy hat darin Platz, sowie ein Ladegerät, falls meinem Handy oder dem iPad der Saft ausgeht.

Alles, was sich in meinem Koffer befindet, hat Qualität. Das bedeutet nicht, dass alles darin wahnsinnig teuer ist, darum geht es mir überhaupt nicht. Aber ich will, dass gut gearbeitete, mit Liebe hergestellte Gegenstände mit mir unterwegs sind und mein unmittelbares Umfeld bilden.

Die Gegenstände in meinem Koffer sind genau die, die ich gerne darin haben möchte, und sie sind so angeordnet, wie ich sie gerne haben möchte. Das fühlt sich gut für mich an.

Ich bin viel unterwegs. Wenn ich im Zug oder im Flugzeug sitze, ist dieser kleine Koffer mein Schreibtisch. Ich kann ihn auf meinen Schoß legen und auf dem iPad oder einem kleinen Laptop darauf arbeiten. Außerdem habe ich immer einen kleinen Proviant in meinem Köfferchen, falls ich unterwegs oder bei der Arbeit Hunger bekomme.

Mit einem Wort: Es ist alles darin so eingerichtet, dass ich über eine kleine Welt verfüge, die zu mir gehört und die ich überallhin mitnehmen kann. Es ist eine Welt, in der ich mich zu Hause und sicher fühle.

Es gibt Leute, die all ihre Kraft darin investieren, die Welt als Ganzes zu verändern. Dann gibt es Leute, die sich für einzelne Themen, die ihnen wichtig sind, irrsinnig stark engagieren. Es gibt sogar Leute, die kämpfen und ihr Leben riskieren, um sich für eine gute Sache einzusetzen. Sie alle bewundere ich.

Zugleich gibt es aber auch sehr viele Leute, die sagen: »Was soll ich in dieser Welt mit meinen Taten schon für einen Unterschied machen?«

Darauf sage ich: Wir können etwas verändern, wenn wir unsere eigene kleine Welt schaffen. So wie ich meinen Koffer ausgewählt und für mich gestaltet habe, so kann ich auch mein Leben rund um mich gestalten. Das hängt nicht davon ab, ob ich in einem großen Haus, einer kleinen Wohnung oder einem winzigen Zimmer wohne. Es geht darum, dass ich meine unmittelbare Umgebung so einrichten kann, dass sie das ausstrahlt, was ich mir für die ganze Welt wünsche. Ich kann in diesem meinem unmittelbaren Umfeld eine Atmosphäre kreieren, die auf andere ausstrahlt. Dafür braucht es nicht viel Geld. Außer natürlich, wenn jemand sagt: »Für mein Wohlbefinden müssen alle Dinge, die mir gehören, mit Blattgold belegt sein.« Dann hat er Pech gehabt, wenn er nicht zufällig so viel Geld verdient, dass er sich das leisten kann. Aber selbst dann sollte er sich überlegen, ob seine Prioritäten die richtigen sind.

Auch in meinem Verhalten kann ich die kleine Welt, die sich in einem Radius von vielleicht hundert Metern rund um mich abspielt, so beeinflussen, dass sie so aussieht, wie ich sie mir vorstelle.

Diese Einstellung kann sich in tausend Kleinigkeiten ausdrücken, zum Beispiel in der Ansage auf der Mobilbox meines Handys. Meine eigene Mobilbox sagt: »Guten Tag. Wenn Sie mir etwas besonders Erfreuliches mitzuteilen haben, sprechen Sie jetzt, sonst legen Sie bitte wieder auf.«

Natürlich lacht jeder zunächst einmal darüber. Aber meiner Erfahrung nach dränge ich damit doch jeden dazu, die Nachricht, die er mir hinterlassen möchte, positiv zu formulieren. Die Leute tun das dann auch.

Natürlich betrifft das auch die Art und Weise, wie ich mich kleide, und auch dafür ist nicht viel Geld nötig. Viel wichtiger ist es, Kleidung zu finden, die mir beim Tragen ein wirklich gutes Gefühl gibt, in der ich den Eindruck habe, ich selbst zu sein, und das durch die Kleidung auch nach außen zu transportieren.

Warum ich glaube, dass das alles so wichtig ist? Weil ich überzeugt davon bin, dass es eine ungeheure Strahlkraft hat.

Ja, wir können die Welt verändern.

Und zwar am einfachsten, indem wir unsere kleine, persönliche Welt in allen Aspekten so gestalten, dass es eine Welt ist, in der wir uns sehr wohl fühlen und in die andere gerne zu Besuch kommen.

»Bei dir ist es aber schön … Immer wenn ich dich sehe, fühle ich mich wohl, weil …« Das sind Formulierungen, an denen wir erkennen können, dass unsere kleine Welt auf andere eine positive Wirkung ausübt.

Die Menschen, die mit uns in Kontakt treten, tragen diese Schwingungen weiter wie die Ameisen einen aufgenommenen Duftstoff. Vielleicht überlegen sie sich sogar: Eigentlich möchte ich das auch so machen, eigentlich würde ich auch gerne so leben. Oder es bringt mich auf die Idee, wie ich das gerne für mich hätte. Schon bildet sich wieder eine Zelle, deren Wirkung wieder auf viele andere Menschen ausstrahlen kann. Wie die Waben in einem Bienenstock kann so etwas entstehen, das größer und größer wird und schließlich eine spürbar positive Wirkung auf die gar nicht so kleine Welt ausübt, die wir alle gemeinsam haben.

Muss das immer so große Kreise ziehen? Nein, muss es nicht. Es reicht auch schon, wenn nur wir selber mit unserer kleinen Welt Freude haben, auch das ist schon viel. Es ist auf jeden Fall besser, als so zu leben, wie wir es eigentlich nicht wollen, an uns herumzumäkeln und gleichzeitig noch unglücklich zu sein im Wissen, auf den großen Weltlauf keinen Einfluss nehmen zu können.

»Wenn du die Welt verändern willst, verändere dich selbst«, das hat schon Mahatma Gandhi gesagt. Das mindert überhaupt nicht den Respekt für die Menschen, die es sich zum Ziel setzen, die Welt möglichst direkt und sofort zu verändern, große Bewegungen in die Welt zu setzen. Aber auch sie fangen oft bei sich selbst an. Sie machen sich zu einem Beispiel, das andere inspiriert. Daraus springt der Funke auf so viele andere über.

Wichtig:

Die kleine Welt, die ich meine, ist keine Flucht ins Private oder neues Biedermeier. Es geht darum, bei euch selbst ANZUFANGEN und nicht daran zu verzweifeln, dass ihr an der großen, weiten Welt und »der Gesellschaft« nichts ändern könnt.

Noch wichtiger:

Am Bau seiner kleinen Welt zu arbeiten, heißt auch nicht, neurotisch darauf zu achten, dass alles perfekt ist, um es anderen präsentieren zu können. Es geht darum, euch eine Umgebung aufzubauen, die Kraft und ein gutes Lebensgefühl gibt. Diese Freude, das Wohlbehagen und eure Leidenschaft dabei, strahlt heller als tausend Theorien.

Ein Leuchtfeuer an eigener Lebensfreude zu schaffen, indem wir uns unsere kleine Welt bauen, ist die beste Möglichkeit, die wir haben, auf andere positiv einzuwirken. Und es macht auch noch glücklich.



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