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Fasnet in den Zeiten von Corona

Aus gegebenem Anlass gilt es, über das Schicksal der Fasnet in pandemischen, respektive pandämonischen Zeiten zu räsonieren, sozusagen visionär und visionärrisch. Wir erinnern uns nur ungern an jene grässlichen Tage, als das ARD-Extra gleich nach der Tagesschau eher schon ein ARD-Normal war. Aber machen wir uns nichts vor: Eine Krankheit wie Covid-19 kann jederzeit überall wieder aufflammen, sogar in Irslingen, bzw. mutieren (zu Covid-20 – komisch, irgendwie scheinen die immer ein Jahr hinterherzuhinken – gibt es vielleicht irgendwann mal ein Upgrade?) Wie haben wir uns eine Fasnet unter verschärften Sicherungsbedingungen vorzustellen? Immerhin, das sollte man nie vergessen, feiern die Narren ja ehrenamtlich.

Fasnetszeit ist immer auch Erkältungszeit – diese Doppelbelastung macht eine verlässliche Diagnose schwierig und bringt uns zur nächsten Frage. Wenn ich unentwegt in meine Armbeuge schnoddere, nimmt dann nicht das Kleidle Schaden, besonders bei Weißnarren?

Daher: Virtuelle Fasnet – keine ganz schlechte Idee an besonders frostigen Tagen. Das Narrenbuch im Tablet.

– Sind Schantle überhaupt systemrelevant?

– Können Narrenzünfte unter einen Rettungsschirm

schlupfen? Soforthilfe Corona für Maskenschnitzer?

Oder Reinigungen?

– Müssen Fanfarenzüge zu jeder vollen Stunde desinfiziert werden?

– Soll man Ordner serienmäßig mit Fieberthermometern ausstatten?

– Wären Drive-By-Umzüge nicht sinnvoller?

(Früher: Autokorso)

– Marshall-Plan für Unterhaltungskapellen – genügt hier

ein Tony-Marshall-Plan? Können professionelle Fasnachter mit Roberto-Blanco-Schecks bezahlt werden?

– Wie ist das mit dem Sicherheitsabstand bei Alleinunterhaltern?

– Bietet Überschminken schon einen probaten Schutz?

(Eher nicht.)

– Maske über die Larve oder genügt selbige an sich?

Maskenbälle – sind die sicher?

– Wie kann ich mich als Virologe verkleiden?

– Muss man den Mundschutz beim Trinken abnehmen?

(Bei griechischem Kaffee wäre das sogar ein Vorteil.)

– Polonaise mit Einmalhandschuhen?

– Wie passt Schunkeln ins Hygienekonzept –

und ist das überhaupt noch zeitgemäß?

– Schmotziger per Videokonferenz?

– Drive-In-Besen – eine Alternative?

– Wo kann man Herdenimmunität beantragen?

Wer ist der verantwortliche Hirte – doch hoffentlich

nicht Michael Hirte?! (Wieso hat Herdenimmunität

eigentlich nichts mit sog. „Schwarmintelligenz“ zu tun?)

– Dichtestress bei Umzügen – wie geht man damit um?

(Zur Not entscheidet der Videobeweis).

In diesem Zusammenhang: Aufsagen mit Megaphon? In vielen Gemeinden kann man die Leute mit einer Saubloder auf Abstand halten. (Notfalls auch mit einer Schere.) Was, wo nicht? Zwei Fragen hierzu: Wieso fällt die saublöde Saubloder nicht unter das Kriegswaffenkontrollrecht und stimmt es, dass dank einer Intervention der UNESCO wieder Schlachtabfälle an der Fasnet verwendet werden dürfen?

Auch diese Fragen müssen gestattet sein bzgl. des öffentlichen Nahverkehrs sowie der sexuellen Bestätigung am Arbeitsplatz – wie wird das geregelt? Sex mit 1,5 Metern Abstand, welche Möglichkeiten tun sich da auf? Fernbestäubung? Was ist mit Händewaschen: Vorher? Nachher? Oder sogar während? Zwei Drittel der Coronapatienten sagen aus, dass sie nichts mehr riechen oder schmecken. Nun, bei manchen Anlässen kann das sogar hilfreich sein, sozusagen als Coronakollateralnutzen. Wenn zwei Personen nicht riechen können, dass sie sich nicht riechen können, verbessert das womöglich die Gewaltstatistik.

Viele Schnapsbrenner haben während der Krise von der Alkohol- auf Desinfektionsmittelproduktion umgestellt: Bevor die Fasnet dadurch auf dem Trockenen landet – muss da der Gesetzgeber nicht einen Riegel vorschieben? Der weißrussische Diktator Lukaschenko hatte in den schlimmsten Tagen eine hervorragende Idee: „Nutzt den Wodka nicht nur zum Händewaschen. Die innere Anwendung von vierzig bis fünfzig Gramm reinem Alkohol täglich wird das Virus töten!“

Lässt sich das auch auf unsere Verhältnisse übertragen? (In Tadschikistan haben im gleichen Zeitraum die Preise für Knoblauch und Zitronen stark angezogen, weil die angeblich gegen das Virus schützen.)

Kann die Gastronomie nicht rund um die Uhr öffnen? Dann würde sich der Andrang besser verteilen. Außerdem heißt es ja wohl: Viren brauchen einen Wirt.

Bleiben Saitenwürste erschwinglich, wenn sich neuerdings sogar Schlachthöfe an die Hygieneregeln halten müssen?

Droht eine Neuauflage von Covid, halten es alle Coronarren und Coronärrinnen besser mit einem Satz von Ovid: „Nec tempora perde precando“, auf Deutsch: „Verliere keine Zeit mit Beten!“ Folglich sollte man aus der allseits beliebten Kehrwoche eine Vorkehrwoche machen, auch länger, wenn’s denn sein muss. Wie sagt man so schön?

„Be prepared!“ – sei zubereitet.

Das kleine Narrcoticum

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