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Das fünf Meter hohe Natursteingewölbe wurde nur von einer einsamen nackten Glühbirne beleuchtet, die ziemlich genau in der Mitte des quadratischen Raumes an einem Elektrokabel baumelte. Das Gebläse der Lüftung stieß in unregelmäßigen Intervallen Frischluft in das fensterlose Verlies und ließ dabei die Lichtquelle nervös hin und her tanzen.

In einer Ecke, unweit eines mobilen elektrischen Wärmelüfters, lag eine Matratze auf dem kalten Fliesenboden. Darauf stapelten sich ordentlich zusammengefaltete weiße Wolldecken und weiß bezogene Kissen. Der Heizlüfter war ausgeschaltet und klamme Kälte kroch in die Schlafunterlage.

Der Matratze gegenüber befand sich eine Duschkabine, links daneben eine Toilettenschüssel ohne Sichtschutz, rechts ein Waschbecken, darüber ein Spiegelschrank. Über einem Edelstahlrohr hingen fabrikneue weiße Frotteetücher in verschiedenen Größen. Auf einer Ablage standen ungeöffnete Produkte zur Körperpflege bereit: eine Zahnbürste, Zahnpasta, Duschcreme, ein Haarwaschmittel, eine Bodylotion. Schließlich gab es noch einen stabilen Metallstuhl ohne Armlehnen, dessen fröhliches, pinkfarbenes Polster das Sitzmöbel wie einen zufällig vorbeigekommenen Gast wirken ließ, dem das Motto der Veranstaltung nicht bekannt war.

Alles machte einen aufgeräumten, blitzsauberen Eindruck. Das dominierende Weiß wirkte allerdings bei längerer Betrachtung in seiner kalten Sterilität unheimlich und furchteinflößend. Diese Empfindung wurde von den klinisch weißen Wandkacheln und den glänzenden Bodenfliesen im selben Farbton verstärkt, die als Projektionsflächen für die Lichtspiele der dürftigen Beleuchtung dienten.

Auf der Matratze lag eine junge Frau, die sich schon eine Ewigkeit lang bemühte, ihre Umgebung zu vermessen. Man hatte sie wie ein Paket zusammengeschnürt. Die Arme waren verschränkt auf den Rücken gebunden, die Unterschenkel mit den Oberschenkeln verknotet. Ihr Mund verschloss ein Klebeband, dessen Verankerung im Nacken es ihr unmöglich machen sollte, die Knebelung zu entfernen. Dadurch war zudem die Beweglichkeit ihrer Halswirbelsäule empfindlich eingeschränkt und ihr Blickfeld minimiert, sodass sie zwischenzeitlich die Erkundung aufgegeben hatte.

Die Frau hatte keine Ahnung, wie lange sie schon gefangen gehalten wurde. Waren es erst ein paar Stunden oder war es schon ein Tag? Wie spät mochte es sein? War es Tag oder war die Nacht bereits angebrochen? Sie hatte nicht nur jedes Zeitgefühl verloren, sie konnte sich auch nicht mehr erinnern, wie sie an diesen Ort gekommen war. Man musste sie betäubt und mit Drogen ihre Erinnerung ausgelöscht haben. Sie wusste noch, wie sie am Morgen aufgestanden war, geduscht und danach gefrühstückt hatte. Was war anschließend passiert? Die letzten Stunden schienen wie in einem schwarzen Loch verschwunden zu sein und so versuchte die Frau, sich in der trostlosen Gegenwart zu orientieren. Sie war entführt worden. So viel stand fest. War es ein Einzeltäter? Kaum möglich, dachte sie. Die Aktion musste von einer Gruppe, die ihr Geschäft verstand, geplant und durchgeführt worden sein.

Wieder strich ihr Blick, so eingeschränkt es die Lage zuließ, durch das Gewölbe. Nirgendwo war ein Fenster, ein Lichtschacht oder dergleichen zu entdecken. Ihr Gefängnis schien sich unter der Erde zu befinden. Vielleicht ein alter Bunker oder ein Funktionsraum eines stillgelegten Bergwerks? Auf keinen Fall konnte es ein gewöhnlicher Keller sein, in dem üblicherweise das eine oder andere Geräusch der Außenwelt zu vernehmen war. Hier unten war nur das Rasseln der Lüftung zu hören, und wenn das Gebläse aussetzte, wurde es totenstill. Befand sie sich womöglich an einem abgeschiedenen Ort, fernab jeder Behausung, wo Menschen lebten, von deren Aufmerksamkeit ihr Leben und ihre Rettung abhängen konnte?

Nach einer weiteren Ewigkeit, in der sie vor sich hin dämmerte, glaubte sie, ein Geräusch gehört zu haben. War es ein Traum gewesen? Nein, es waren tatsächlich Schritte, die sich von außerhalb des Verlieses näherten. Ihr Herz schlug so stark, dass sie kaum noch atmen konnte. Mit aller Kraft veränderte sie ihre Körperlage, um die Kachelwand im Blick zu haben, aus deren Richtung der Hall der Schritte zu ihr drang. Dann sah sie den Türdrücker, der unscheinbar in eine Kachelfuge eingelassen war und der sich in diesem Moment behutsam nach unten bewegte.

Asian Princess

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