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Der Prozess der Lebensentfaltung

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Der Lebenskreis lässt sich auch in der Symbolik des Rades nachvollziehen. Das Rad gilt als das Ur-Prinzip der Bewegung. Schauen wir uns ein klassisches Rad einmal genauer an. Die einzelnen Sequenzen der äußeren Bereifung in ihrer Verbindung zur Nabe werden durch die Speichen hergestellt.


„Die Fortbewegung“

Die Kraft geht von der Nabe aus und diese ist über die einzelnen Speichen mit dem äußeren Umfang des Rades verbunden. Je fester diese Verbindung ist, desto sicherer bringt das Rad das Fahrzeug ans Ziel der Reise. Das Rad dreht sich um sich selbst und erfährt dabei unterschiedliche Belastung in den einzelnen Feldern der Bereifung. Die Antriebskraft, als das Potenzial der Fortbewegung, wirkt über das Zentrum des Rades und ist somit als essenziell für das Vorankommen zu bezeichnen. Essenz drückt sich in diesem Prozess aus.

Auch der Buddhismus weist auf das „Rad des Lebens“ und die sich immer wiederholende Folge von Tod und Neugeburt hin. Der Sinn liegt in dem Wandlungsprozess, der innerhalb eines Kreislaufs stattfinden kann. Es gibt ein Element des Weiterkommens, das davon abhängt, wie unbeirrbar der Blick von der eigenen Mitte her ausgerichtet wird. Aus der eigenen Mitte zu leben, heißt, mit dem tiefen Sinn seines Lebens verbunden zu sein.

Alle diese kosmologischen Modelle setzen voraus, dass wir als Menschen eine Wahl haben. Wenn der Sinn des Lebens in einem Prozess der Erfahrung begründet ist, dann tun wir gut daran, die umfassende Möglichkeit der freien Willensentscheidung zu nutzen, indem wir vom Herzen her die Verbindung zum Essenziellen in uns bewusst herstellen, um im Sinn des Lebens zu reifen und Weisheit zu erlangen.

Ein altes Märchen unbekannter Herkunft erzählt von den Göttern, die zu entscheiden hatten, wo sie die größte Kraft des Universums verstecken sollten, damit der Mensch sie nicht finden könne, bevor er reif dazu sei, sie verantwortungsbewusst zu gebrauchen.

Ein Gott schlug vor, sie auf der Spitze des höchsten Berges zu verstecken, aber sie erkannten, dass der Mensch den höchsten Berg ersteigen und die größte Kraft des Universums finden würde, bevor er reif dazu sei.

Ein anderer Gott sagte: „Lasst uns diese Kraft auf dem Grund des Meeres verstecken.“ Aber wieder erkannten sie, dass der Mensch auch diese Region erforschen und die größte Kraft des Universums finden würde, bevor er reif dazu sei.

Schließlich sagte der weiseste Gott: „Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die größte Kraft des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird niemals dort danach suchen, bevor er reif genug ist, den Weg nach Innen zu gehen.“

Und so versteckten die Götter die größte Kraft des Universums im Menschen selbst, und dort ist sie noch immer und wartet darauf, dass wir sie in Besitz nehmen und weisen Gebrauch von ihr machen.

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Sich dem Rhythmus in der Natur anzuvertrauen, heißt Kontakt zum Universum als Ausdruck göttlicher Einheit aufzubauen und daraus die Kraft zu beziehen, die heil und ganz werden lässt. Diese „Göttliche Einheit“ ist vielleicht am besten mit dem Bild zu verdeutlichen, dass alle Gegebenheiten der physischen Welt Ausdruck des ewig EINEN sind, das sich in der sichtbaren Welt der Vielheit spiegelt. Aus dem EINEN ergießt sich ein unermesslicher Strom von Möglichkeiten, sich selbst zu erfahren, in die Vielschichtigkeit des Lebens.

„Vision der Schöpfung“

Pedro de Souza bringt in „Die große Verklärungsrede Christi“ ein wundervolles Gleichnis für die Gegenwart des Göttlichen:

Es war einmal ein Fisch. Der Fisch ist im Wasser und merkt es nicht. Jetzt schwimmt er überall hin und sucht Wasser, denn von anderen Fischen hatte er gehört, dass Wasser für sein Leben wichtig sei. Wir Menschen leben in Gott wie der Fisch im Wasser.

Der neo-platonische Philosoph Plotin (205 – 270) lehrte: „Alles Seiende geht als Emanation (lat.: Ausfluss) aus dem Einen hervor“.

Die moderne Physik hat einen Nullpunkt für die Erschaffung der Welt definiert.

Mit dem Urknall ist man an der Grenze der erforschbaren Welt angelangt und alle physikalischen Gesetze verlieren an diesem Punkt ihre Gültigkeit. Dahinter vermutet Stephen Hawking3 einen Zustand, der wissenschaftlich als „Singularität“ bezeichnet wird. Übersetzt man es mit „die Einheit“ und setzt diesen Begriff mit Gott gleich, so verschmilzt die wissenschaftliche Definition der Schöpfungsgeschichte mit einer uralten Analogie aus der Vorstellungswelt der Sufis:

„GOTT wollte sich selbst erfahren

und stülpte sein Inneres nach außen.“

Einer Blüte gleich entfaltet sich die Schöpfung aus sich selbst heraus von innen nach außen. Wie ein Stein, der ins Wasser fällt und kreisförmige Wellen erzeugt, deren Stärke langsam abnimmt, je weiter sie sich vom Mittelpunkt entfernen. So manifestiert sich die Schöpfung aus dem Nichts und erfährt sich selbst abnehmend, je weiter sie sich vom auslösenden Ursprung entfernt. Stellen wir uns den Geist als das Weltmeer vor, dann wäre die Seele ein individuelles Gewässer, in das zu einem bestimmten Moment der Stein des individuellen Daseins fällt und die Wellen auslöst, die als individuelle Persönlichkeit für einen gegebenen Zeitraum erscheinen.

Wenn wir einen bestimmten Duft riechen, dann kann es sein, dass wir uns in der tiefsten Seele berührt fühlen und mit einer Welt verbunden, die außerhalb von Zeit und Raum besteht. Offenbar sind Düfte wie Agenten der Mutter Erde, die einen ganz besonderen Zugang zum Bereich der Ewigkeit möglich machen. Es ist, als würde dieser Kontakt an eine essenzielle Qualität erinnern, die jenseits der Grenzen dieses Lebens besteht.

Schauen wir uns das Leben an, wie es sich in der Natur entfaltet. Wir können erkennen, wie alles in Zyklen abläuft. Ebbe und Flut sind zwei Aspekte derselben Kraft, die sich in ihrer Dualität gegenseitig bedingen. So wie der Tag auf die Nacht folgt, so folgt der Sommer dem Winter und das Aufwachen dem Einschlafen. Auch Leben und Tod spiegeln dieses kosmische Gesetz. Der Ablauf zwischen Geburt und Tod begründet einen Zyklus. Spannend wird es durch die Möglichkeit, etwas verändern zu können. Wandel macht es möglich, dass Leben sich permanent weiterentwickelt.

Diese Wandlungsfähigkeit wird von einer energetischen Spannung begleitet, die wir Lebensenergie nennen können. Sie erzeugt das Brodeln der alchemistischen Suppe im „Hermetischen Gefäß“4, der Gebärmutter des Lebens. In dieser Spannung kommt die essenzielle Kraft zum Ausdruck, die sich der Polarität bedient, um sich selbst zu erfahren. Mutter Erde bietet den fruchtbaren Boden, auf dem sich die Kräfte eng ineinander verwoben zum Tanz des Lebens zusammenfinden, wo das Alte aufgelöst und das Neue gebildet wird.

Wenn man Düfte als Geschenk der Mutter Erde betrachtet und wie einen Schlüssel zu diesem metaphysischen Raum der Wandlungen versteht, dann ist ihre Anwendung in Form eines Zyklus zur Steigerung der Lebensenergie sehr plausibel.

Für den Menschen hängt die Lebensenergie ganz wesentlich davon ab, wie bewusst die eigene Erfahrung erlebt wird. Düfte bewusst wahrzunehmen macht wach und offen für feine Assoziationen und hilft, die Zeichen am Wegesrand sowie die inneren Zusammenhänge der Geschehnisse deutlicher wahrnehmen zu können. Es erhöht die Lebensfreude, zu spüren, wie viel man selbst mit allen Begegnungen und Ereignissen seiner Lebensreise zu tun hat. Zu erkennen, wie sehr man in die natürlichen Prozesse eingebunden ist, lässt ein tiefes Vertrauen entstehen. Daraus resultiert das Gefühl, vom Leben getragen und Teil des Einen zu sein. Das wirkt sich harmonisierend auf die Lebensenergie aus und führt zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Dasein und dem der Mitwesen.

Aromatherapie der Seele

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