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Der Mythos vom Paradies
ОглавлениеSich als getrennt von der innersten Natur der Dinge zu empfinden, ist der Kurzschluss, den es durch die Aromatherapie zu überbrücken gilt.
Der Mensch verkörpert den geistigen Aspekt in der Schöpfung. Er ist das einzige irdische Lebewesen, das als Dreiheit mit der Fähigkeit bewusster Wahrnehmung seiner selbst ausgestattet wurde. Der paradiesische Zustand der Einheit allen Lebens, wie er in Wahrheit besteht, sollte mittels dieser Fähigkeit in der Welt der Gegensätze erkannt und nach bester Kraft gelebt werden.
Die Schwierigkeit ist aber: Menschen können aus dem Paradies fallen und sogar vergessen, dass es existiert, oder naiv dem Dogma aufsitzen, nur der Tod führe dorthin. Die Probleme sind dann unübersehbar. Anstatt in respektvoller Form mit dem Leben umzugehen, das Ausdruck des innewohnenden Göttlichen ist, werden Habgier, Eitelkeit, Neid, Eifersucht, Überheblichkeit, Wut, Hass und dergleichen zu wichtigen Triebfedern des Handelns. Krieg und Ausbeutung, Umweltverschmutzung und Kriminalität bringen Tod und Zerstörung. Die Verirrung lässt die Menschheit an dem Ast des Lebensbaumes sägen, auf dem sie sitzt.
Dies kann nur Ausdruck des Sündenfalls sein, den hier die unbewusste Ausübung des freien Willens zur Folge hat. Der Fall aus dem Paradies kann als Verlust der inneren Verbundenheit mit der Schöpfung betrachtet werden.
Die so genannte Vertreibung aus dem Paradies erfolgt, psychologisch betrachtet, in frühester Kindheit, wenn auf Grund von Unerfahrenheit, Gefühlsblockaden und übernommenen Vorstellungen der eigenen Eltern, Mutter und Vater nicht angemessen auf die elementaren Bedürfnisse des neuen Erdenbürgers eingehen können. Eben noch war das Neugeborene in der sicheren Einheit getragen und geschützt und landet plötzlich in der Welt harter Entbehrungen. Es reagiert mit Ablehnung. Dabei wird der Grundstein einer mechanischen Abwehr gelegt, die sich im weiteren Verlauf des Lebens differenziert, aber in ihrer Mechanik tendenziell immer weiter verhärtet, wenn keine Bewusstseinsentwick-lung stattfindet. Den Gegebenheiten hilflos ausgeliefert zu sein, war die ursprüngliche negative Erfahrung. Die in der Folge entstandene Mechanik zielt darauf ab, den Schmerz der Entbehrung abzupuffern. Wer sein Dasein als Kleinkind als vollkommen unwichtig erfahren hat, weil es die Aufmerksamkeit liebender Eltern entbehren musste, der betrachtet die eigenen Bedürfnisse eben als bedeutungslos, um den Schmerz der Entbehrung zu vermeiden. Wo ich die Sehnsucht nicht zulasse, dort vermisse ich auch nichts.
Sich und seine Bedürfnisse als wichtig und wertvoll zu begreifen, ist jedoch ein unverzichtbares Element eines erfüllten Lebens, deshalb bedarf es einer bewussten Anstrengung, ein solches Abwehrmuster zu durchbrechen.
Eine andere mechanische Reaktion, zum Beispiel auf eingeschränkte Entfaltungsmöglichkeiten, kann auch Wut sein, die mich dann antreibt, mir meinen Teil zu erkämpfen und jede Schwäche zu vermeiden. In beiden Fällen sind es die äußeren Umstände, die eine Abwehrreaktion erzeugen, denen aber keine bewusste Entscheidung zugrunde liegt.
Indem er akzeptiert, selbst vollkommen von den äußeren Einflüssen der konkreten Welt abhängig zu sein, gibt der Mensch das Zepter des Schöpfertums aus der Hand. Die mechanisch entstandenen Denk- und Verhaltensmuster beschränken die Einflussmöglichkeiten auf den Verlauf des eigenen Lebens. Er kann ja doch nichts ändern, so denkt der Mensch, und ist damit der Konsequenz seines eigenen freien Willens auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Was er denkt, prägt seine Wirklichkeit, und was er will, geschieht. Dieser Wille ist auf das Engste mit dem Gefühl verbunden, das sich in dem, was es fühlt, nach teils ziemlich unsinnigen Vorgaben richtet, die von Eltern und Gesellschaft unreflektiert übernommen wurden. Normen, was falsch und richtig, schön oder hässlich ist, überlagern die tatsächliche Empfindung und Wahrnehmung. Was darf sein oder nicht sein? Was gehört dazu oder muss tunlichst vermieden werden? Unreflektierte Glaubenssätze haben den Kopf bis zum Rand gefüllt und halten das Gefühl an der Kandare. Das ist wahrlich kein paradiesischer Zustand.