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Kraft im großen Kreis des Lebens

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Meine Duftarbeit baut auf der Grundlage des Kreises auf, der sich wie eine Torte in bestimmte Sequenzen unterteilen lässt. In der Mitte ist ein Punkt, in dem alle Tortenstücke zusammenkommen. Von diesem Punkt geht alles aus.

Um die Bedeutung des Mittelpunktes als Sinnbild der inneren Einheit zu beschreiben und den Zusammenhang mit der Duftessenz abzuleiten, lade ich zu einem Spaziergang durch den historischen Garten der Kreissymbolik ein.

Die Astrologie ist ein seit mehr als dreitausend Jahre gültiges Konzept über den Aufbau und Ablauf unserer Zeit.


„Der Mensch blickt in den Kosmos“

Ein Lebenszyklus lässt sich am besten in Kreisform darstellen. Der Kreis bildet sich um einen Mittelpunkt herum, der als zentrale Ausgangsposition zu betrachten ist. In der Astrologie ist es der Mensch, der in den Kosmos schaut, um sich als Teil der lebendigen Schöpfung selbst begreifen zu können, die sich um ihn herum in alle vier Himmelsrichtungen erstreckt. Ausgehend von diesem essenziellen Punkt ist er der Schöpfer seiner eigenen Wirklichkeit, denn er besitzt das Potenzial, sich durch die eigene Kreativität in der Welt der Dinge zu verwirklichen. Man bezeichnet die Astrologie auch als „Königliche Kunst“, mit der Prozesse gedeutet und Phänomene erkannt werden können, die im Verlauf der sich entfaltenden Schöpfung auftreten. Die Astrologie dient als Landkarte auf der Reise durch die Welt der Erscheinungen.

Sie ist auch eine klassische Grundlage für die Interpretation von Duftcharakteren im Pflanzenreich. In der sich entfaltenden Pflanze spiegelt sich das ganze Wunder des Lebens. Man hat schon im alten Griechenland die Pflanzen mit Kräften assoziiert, die urbildlich hinter ihrer Erscheinung stehen. Seit dem klassischen Altertum wurden also die Qualitäten und Heilkräfte der Pflanzenwelt nach astrologisch-archetypischer Gewichtung definiert. Die Urbilder wurden von den Griechen und später den Römern als göttliche Autoritäten wie Mars und Merkur, Venus oder Jupiter personifiziert gesehen und bestimmte Pflanzen wurden mit ihnen assoziiert.

In der Astrologie werden sie als Herrscher bezeichnet und den zwölf Häusern zugeordnet. Naturphilosophisch gesehen entfaltet sich die Pflanzenwelt kontinuierlich im Jahreskreis und weist durch den urbildlichen Bezug auf eine Folge bestimmter Qualitäten hin, die zu einem gegebenen Zeitpunkt vorherrschen.

Nachdem der dunkelste Punkt im Jahresverlauf zwischen Tod und Neugeburt durchlaufen wurde, steht das Jahr im Zeichen „Fische“ (Neptun), wo die Lichtenergie aus tiefgründigem Wasser wieder zu steigen beginnt. Das Leben wirft sich in eine neue Runde der Erfahrung. Im Frühling erwachen die Lebensgeister und lassen die Energie mit Macht in die körperliche Verwirklichung drängen. Das ist die feurige Domäne des „Widder“ (Mars). Im erdigen „Stier“ (Venus) treibt die Pflanzenwelt ihre Wurzeln in den Boden, um sich fest am einmal eingenommenen Platz zu verankern. Im „Zwilling“ (Merkur) können sich dann luftige Beweglichkeit und Flexibilität entfalten, die prächtig blühend in die Partnerschaft drängen. Im wässrigen „Krebs“ (Mond) findet die Vereinigung und Befruchtung statt, um dann im feurigen „Löwen“ (Sonne) die Frucht auszubilden. Der Prozess der Reifung findet in der erdigen „Jungfrau“ (Merkur) statt und in der luftigen „Waage“ (Venus) wird die Saat in die Welt getragen. Das Saatkorn sinkt im wässrigen „Skorpion“ (Pluto) in die Erde, um seiner Bestimmung im feurigen „Schützen“ (Jupiter) entgegenzuträumen. Der erdige „Steinbock“ (Saturn) schützt den Rückzug in den tiefen Schlaf des Winters, bevor dann der luftige „Wassermann“ (Uranus) die Ahnung neuer Möglichkeiten des Lebens vorbereitet.

So spiegelt sich der Jahreszyklus mit seinen astrologischen Entsprechungen als ein geschlossener Lebenskreis im Reich der Pflanzen. Rhythmisch erfolgen die Entwicklungsschritte einer nach dem anderen, jeder zu seiner Zeit, und bilden einen kreisförmigen Reigen, in dem das Leben tanzt. Darin lässt sich die kosmologische Grundstruktur des Wachsens und Werdens erkennen, die als Bio-Strategie den Entwicklungsprozess der Natur vorantreibt.2

Wenn also der Zündfunke im Widder überspringt, um im Frühling die Welt explosionsartig zu erobern, dann finden wir im Duft des Rosmarin einen würdigen Vertreter der Urkraft des Feuers. Er steht für das Neue, das es zu erkämpfen gilt, und verkörpert die Energie des Sonnenaufgangs. Er weckt die Lebenskräfte und mobilisiert alle Reserven. Ein Feuerduft aus einer maritimen Pflanze, die man „Tau des Meeres“ nannte. Die anregende Kraft aus diesem Spannungsverhältnis von Feuer und Wasser ist in diesem Falle sprichwörtlich. Wir finden im Rosmarin also auch den Gegensatz von Leben und Tod. Er regt uns an, diesen Gegensatz zu überwinden und ist ein hervorragender Begleiter für den Übergang und die Verwandlung.

„Der feinstoffliche Kreis“

Das ätherische Öl der Bergamotte steht für das Element Luft am Punkt der stärksten Sonnenkraft, wenn die feinsten ätherischen Schwingungen das helle Licht des Sommers im Mitsommernachtstraum noch reflektieren.

Luftige Feen, Elfen und Kobolde feiern den Höhepunkt des Jahres und den Moment der Befruchtung in der Pflanzenwelt. Es gibt kaum einen Duft, der das Vertrauen in das Leben stärker unterstützt. Der Duft stärkt den inneren Beobachter, den Freiraum zu erkennen und zu nutzen. Es fördert ganz stark die Lichtaufnahmefähigkeit der Haut. Bergamotte entspricht der stärksten Lichtentfaltung am Mittag, wirkt antidepressiv und öffnet für das Licht. Durch erhöhte Wahrnehmung und Offenheit in alle Richtungen ist dieser Zeitpunkt des Jahresverlaufs typisch für das Luftelement.

Und dann der Herbst, mit seiner überfließenden Großzügigkeit, wie das Element Wasser. Geranium steht für dieses Element, das ausgleichend und harmonisierend wie kein anderes für Kontakt sorgt. Wie viel darf ich nehmen, wie viel geben? Die gesellschaftlichen Anliegen in Proportion zueinander zu setzen, ist die vornehmste Aufgabe dieses Duftes. Geranium vermittelt die Entspannung des Sonnenuntergangs am Abend, wenn die Dunkelheit kommt und das Bewusstsein die Ereignisse des Tages loslassen und seelisch verarbeiten möchte.

Winter ist, wenn sich das pflanzliche Leben in die Erde zurückzieht. Der Duft des Patchouli mit seinem erdigen Charakter besitzt die Schwere der Dunkelheit. In der Mitternacht verdichtet sich die Kraft der Erde. Patchouli ist ein Duft, der mit der Materie verbindet und in die Wurzeln drängt.

Jedes neue Jahr bringt neue Entwicklungen. Permanent passt sich die Pflanzenwelt an die gegebenen Verhältnisse an. Diese Anpassungsreaktion ist als elementar „strategisch“ zu bezeichnen, mit dem Ziel, optimale Voraussetzungen zum Überleben zu schaffen. Über ihren Duft tritt die Pflanze mit dem Umfeld in Kontakt. Demzufolge kann Duft als eine wesenhafte Ausdrucksform interpretiert werden.


„Im Reich der Wurzelkräfte“

Ob territoriale Durchsetzungskraft, Befruchtung oder die Verbreitung der Saat gefordert ist, immer wird uns ein Duft begegnen, der als Lock- oder Abwehrsignal eine wichtige Rolle spielt. Auch die Heilkraft der Pflanze spiegelt sich zumeist in dem Duft, der charakteristisch für einen bestimmten Zeitpunkt des Jahres ist.

So lassen sich im Pflanzenreich Ähnlichkeiten zur entsprechenden Qualität jedes Zeitpunkts finden. Diese bildhaften Interpretationen und die daraus folgende Zuordnung wird von Martin Henglein in seinem „achetypischen Duftkreis“ gelehrt.

Die Astrologie dient also dazu, aromatische Pflanzendüfte urbildlich zuzuordnen, um Wesenskräfte zu erkennen, die helfen können, die natürliche Ordnung wiederherzustellen und zu erhalten. Im Inneren dieses Kreises haben wir wieder die Essenz. Diesmal als Duftpotenzial, das Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen nimmt und aus dem Ruder gelaufene Prozesse regulieren kann.

Aromatherapie der Seele

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