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Mach mich schwanger

"Glauben Sie mir, ich habe alles versucht. Ich finde keine Putzfrau für vier Euro die Stunde. -- Nein, ich habe nicht in Polen inseriert. Ich meine, selbst wenn, wo sollte sie denn wohnen? -- Nein, Frau Hagenfeld, eine Waschküche ist als Wohnraum nicht angebracht. -- Ein Trockenspeicher auch nicht. -- Ich glaube Ihnen ja, dass früher alles besser war, aber … -- Wie Schwarzmarkt? -- Ach, eine Schwarze auf dem Markt … Ja, die gibt's freilich, aber selbst Afrodeutsche müssen trotz ihrer Hautfarbe vernünftig bezahlt werden. -- Ja, ich verstehe. Verbleiben wir doch so, ich schaue mich noch einmal ausgiebig nach einem Untermenschen um und sie überlegen sich derweil, ob Sie nicht vielleicht doch auf sechs Euro hochgehen können, okay? Ich rufe Sie dann an!"

So oder so ähnlich laufen meine Telefongespräche mit Eigentümern ab, Susanne. Es gibt einen Grund, warum ich Dir so gut wie nichts über den Beruf des Immobilienverwalters erzähle. Nein, eigentlich zwei. Erstens interessiert es Dich sowieso nicht, zweitens würde ich mit Sicherheit über meine Lamentation anfangen zu heulen.

Du hast mich mal gefragt, ob ich zufrieden bin und ich habe flüchtig mit einem "Ja" geantwortet, aber die Wahrheit ist, Susanne, dass ich meinen Beruf hasse. Ich verabscheue ihn und alles, was damit zusammenhängt: die Eigentümerversammlungen, die Eigentümer selbst, neue Mieter, die nur fordern. Ich hasse es, mich mit Installationsfirmen auseinandersetzen zu müssen, ich hasse Buchungen und die gottverdammte Computerarbeit, aber am allermeisten hasse ich SIE! Ulrike Kleinert! Deine Sandkastenfreundin und meine Chefin! Ich hasse es, dass ich ihr ewig dankbar sein muss, dass sie mich auf Deine Bitte hin eingestellt hat. Nicht nur, dass sie überhaupt nichts von Mitarbeiterführung versteht, sie hält sich auch noch für fair und umgänglich.

Nur, damit Du mal einen Einblick von den merkwürdigen Verhaltensweisen Deiner ehemaligen Sandkuchenbäckerkollegin bekommst: hier mein ach so toller Morgen bei der Immobilienverwaltung Kleinert.

Ich hatte gerade das unsägliche Gespräch mit Frau Hagenfeld beendet, als die Kleinert auch schon in ihrer mittelständigen Einfältigkeit von einem Maklertermin zurückkehrte. Ohne Umschweife steuerte sie auf meinen Schreibtisch zu. Ihr Blick gab unmissverständlich Ausdruck darüber, dass sie es auf mich abgesehen hatte. Herausfordernd baute sie sich deshalb neben meinem Schreibtisch auf. Ich, der sich seinen Becher gegriffen hatte, um sich einen Kaffee zu holen, blieb eingeschüchtert sitzen.

"Wo warst du, Jan, was?"

Ach ja, fast vergessen. Ich hasse auch die Art, wie sie mit mir spricht. Die Kleinert duzt uns alle, um eine heimelige Arbeitsatmosphäre zu erzeugen. Wir dürfen sie auch duzen. Aber niemand, bis auf die schleimende Monika vom Empfang, macht Gebrauch davon. Das hält die Kleinert aber keinesfalls davon ab, ihrerseits die Du-Form beizubehalten.

"Sag es mir bitte, du", versuchte die Kleinert es noch einmal. "Wo warst du, hm, wie?"

"Heute ging's bei mir wirklich drunter und drüber", sagte ich und hob entschuldigend die Achseln. "Ich hätte nicht mal annähernd pünktlich sein können."

"Das finde ich sehr bedauerlich, was, Jan?", sagte die Kleinert betroffen. "Wir waren verabredet, du, was? Ich habe mich darauf verlassen, dass du einiges über das Objekt sagen kannst, wie? Wie stand ich denn da, was? Wie ein Trottel stand ich da. Nicht eine Frage konnte ich dem Kunden konkret beantworten." Sie schüttelte den Kopf und rieb sich ob meiner Verantwortungslosigkeit den Nasenrücken. "Was war es denn diesmal?", fragte sie, ohne aufzublicken.

"Der Babysitter?", gab ich als mögliche Antwort.

"Hattest du schon letzte Woche dreimal, was? Vielleicht doch nicht lieber eine Alternative? Hm? Ist aber eigentlich auch egal. Wen interessieren schon Gründe? Das ist die gelbe Karte, Jan. Ist dir klar, ne? Drei Tage Kaffeeverbot, das weißt du, was?"

Ich nickte und stellte reumütig meinen Kaffeebecher in die Schublade.

"Du hast mich schwer enttäuscht, du, Jan. Denk mal drüber nach. Und wenn du reden willst, ne, ich bin in meinem Büro."

Für mich gab es da nichts zu reden. Es gab auch nichts zum drüber nachdenken. Es brauchte nicht viel, um vor der Kleinert, wie ein Trottel dazustehen. Das Kaffeeverbot, ausgesprochen vor versammelter Mannschaft, war schon harter Tobak. Sie wusste genau, dass der fehlende Kaffee am Arbeitsplatz uns allen wehtat, und dass jeder im Büro auf das Verbot mit Schadenfreude reagierte.

Erst vor einem halben Jahr hatte die Kleinert eine teure DeLonghi gekauft. Das Ding hatte einen eigenen Milchaufschäumer und brühte jede Art von Kaffee in Sekundenschnelle. Wir hatten uns so an die Maschine gewöhnt, dass sie durch nichts zu ersetzen war. Unsere Abhängigkeit berauschte die Kleinert in ihrem totalitären Machtgefüge. Sie liebte das Gefühl über andere zu herrschen und nutzte jene Macht natürlich gern und ausgiebig aus.

Hatte die Kleinert ihr Kaffeeverbot erst einmal ausgesprochen, war die einzige Möglichkeit, an einen Kaffee zu kommen, die Zweigstelle einer Versicherung, die unter uns werkelte. Diesen Kaffee durften wir aber nicht mit ins Büro nehmen. Sonst verlängerte sich das Nutzungsverbot für die DeLonghi.

Ich atmete tief durch, als die Kleinert endlich abhaute. Aber, o Wunder, da sie ja in keiner Situation ein Ende fand, kam sie noch einmal zurück, um ihrem Bedauern über mein unzuverlässiges Verhalten Nachdruck zu verleihen. "Wirklich, Jan, du, Mensch, du hast mich echt schwer enttäuscht." Mitfühlend legte sie mir die Hand auf die Schulter und ging traurig in ihr Büro.

Sie ist übrigens die Einzige, die ein Büro hat. Durch die Glasfront hat sie uneingeschränkten Blick auf uns und kann jeden unserer Schritte verfolgen. Dazu muss sie aber erst die Jalousie einfahren. Ich wusste, dass ich an diesem Tag im Fokus ihrer Beobachtungen stehen würde. Vor allem, als sie ein drittes Mal kam, um mir ein Päckchen auf den Schreibtisch zu stellen.

"Das wurde für dich abgegeben, was? Du ... achte doch bitte darauf, dass deine Privatpost auch bei dir zu Hause ausgeliefert wird, ja? Wie?"

"Mach ich. Und danke", aber da war sie schon verschwunden. Und diesmal endgültig.

Ich überlegte, von wem das Paket wohl sein könnte. Einen Absender gab es nicht, und anstelle eines Paketscheins, klebte dort ein Klebebildchen von Duplo, das Mesut Özil zeigte. Ich öffnete das Paket und brachte zwei Flaschen Radeberger zum Vorschein. An einer Flasche war eine Notiz geheftet: "Alles Gute zum Geburtstag. Guck mal aus dem Fenster!"

Unten auf dem Parkplatz stand ein gelber DHL-Lieferwagen, auf dessen Dach mein Freund Matze saß. Er jonglierte eine aufgeblasene Gummipuppe auf dem Schoß, der er mit einem Edding eine Nachricht auf den Po geschrieben hatte: "Nimm mich zum Vierzigsten!"

"Ich mache Mittag!", rief ich in die Runde, schnappte mir die zwei Flaschen Bier und stürmte aus dem Büro.

Ich hab's Dir nie erzählt, Susanne, aber Matze holt mich öfter, wenn auch nicht regelmäßig, zur Mittagspause ab. Anders als ich, ist er als Paketzusteller der DHL flexibler in seiner Arbeitszeit und kann deshalb seine Pause nehmen, wann immer er will. Wir fahren dann in ein nahegelegenes Waldstück am Rand der Stadt, wo ein ruhiger See uns mit Hilfe einer Flasche Bier entspannt. Es tut gut, den Stress der Immobilienverwaltung abzustreifen und sinnentleerte Gespräche mit Matze zu führen. Auf ihn kann und konnte ich mich stets verlassen. Er vergisst nie meinen Geburtstag.

"Du bist der Erste, der mir heute gratuliert", sagte ich und nahm einen großen Schluck aus der Flasche.

"Nicht mal Susanne?"

Ich schüttelte den Kopf. "War aber auch stressig heute Morgen. Unser Babysitter kam mal wieder zu spät.

"Ach ja ... Luise." Er lachte dreckig, wie nur Matze es konnte. "Stoß ihr doch mal kräftig Bescheid."

"Rede keinen Scheiß, Matze. Luise ist viel zu jung."

"Sie ist zwanzig!"

"Und ich bin vierzig. Das macht mich doppelt so alt."

"Schon, aber zwanzig Jahre weiter, verkürzt sich der Unterschied auf ein Drittel. Mensch, da kriegst du so ein Mädel frei Haus geliefert und gräbst sie nicht mal an? Ich wünschte, wir hätten auch eine Babysitterin wie Luise. Ich würde sie anbaggern. Du musst mal was riskieren in deinem Leben. Wo sind denn all unsere Träume geblieben, he? Mensch, früher haben wir nichts anbrennen lassen. Hatten wir die Möglichkeit, haben wir sie genutzt. Und jetzt? Jetzt benehmen wir uns, als sei unser Leben zu Ende. Nur, weil wir Familienväter sind. Nee, Jan, ich will schon noch was erleben. Einmal so richtig auf die Kacke hauen!"

"Ich dachte, zwischen dir und Iris läuft's gut."

"Tut's ja auch. Im Grunde zu gut."

Erst nach Matzes nächsten Satz wusste ich, was er meinte.

"Sie arbeitet wieder mal auf was Kleines hin. Ich weiß ja nicht, wer ihr wieder diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Vielleicht war es ihre Schwester, vielleicht die hundertste Wiederholung von Unsere kleine Farm oder Staffel eins der Waltons-DVD-Veröffentlichung - du weißt ja, dass sie auf diese heile Welt der Großfamilie steht. Jedenfalls hat sie vor zwei Wochen wieder damit angefangen. Wann immer sie meint, es ist die günstigste Zeit, muss ich ran. Sechs Kilo habe ich seitdem abgenommen, obwohl sie mich ständig mit irgendwelchen Proteinen füttert.

Aber irgendwas stimmt diesmal nicht, Jan. Diesmal ist es anders. Sie macht neuerdings Yoga und einmal die Woche latscht so ein komischer Kerl mit einem Ast durch die Bude, um irgendwelche Energiestörungen aufzuspüren. Aber das ist noch nicht alles. Madame macht jetzt auch Pilates. Sie sagt, das ist Wonne für ihren Beckenboden. Ich wusste nicht mal, dass sie sowas hat. Während Sie also ihren Beckenboden trainiert, trainieren meine Jungs meine Nerven. Komme ich von der Arbeit, muss ich mich um sie kümmern. Vier Jungs zwischen zwei und acht halten dich auf Trab,Jan, das kann ich dir flüstern. Ist Iris zu Hause, geht's gleich in die nächste Runde."

Er nahm einen Schluck aus seiner Flasche. "Das Schlimmste aber, das absolut schlimmste von allem … Das ist ihr furchtbares Geschrei beim Sex. Dauernd ruft sie sowas wie Jaaa! und Mach mich schwanger! Es darf nichts verloren gehen!

Wenn sie nicht so sehr damit beschäftigt wäre, aufzupassen, dass nichts rausläuft, würde sie bemerken, dass gar nichts reingelaufen ist. Ich meine, wie soll man bei Mach mich schwanger zum Abschuss kommen? Verstehst du? Es blockiert mich. Dieser Druck, den sie durch ihr Geschrei in mir aufbaut ... Zu wissen, dass die Kinder im Wohnzimmer mit Kopfhörern auf der Couch sitzen und Toy Story gucken ... Das alles macht mich fertig. Ich kriege zwar einen hoch, aber ansonsten ... Zum Glück habe ich das Vortäuschen perfektioniert."

Resigniert nahm er einen weiteren Schluck aus der Pulle. "Mein Gott, was würde ich darum geben, mal nicht wie ein Zuchtbulle behandelt zu werden. Ich möchte mal wieder mit einer Frau Sex haben, die MICH will! Und nicht mein Sperma. Weißt du, Jan, ich will überhaupt gar kein Kind mehr. Vier reichen völlig aus. Vier Jungs ... Was meinst du, was die die Bude auf den Kopf stellen. Mann, ich wünschte, Iris wäre so vernünftig wie deine Frau."

"Tja, dann würde das Problem durch mangelnden Sex gelöst."

"Du Glückspilz. Das wäre ja das Paradies auf Erden.“

"Verstehe mich nicht falsch", fuhr er fort. "Iris ist eine super Frau. Sie sieht immer noch gut aus. Aber wenn du nach zehn Jahren Ehe, immer noch dreimal am Tag Erbsensuppe löffeln musst, Mensch, Jan, dann freust du dich auch mal auf eine Fastenzeit."

"Vielleicht brauchst du einfach mal ein bisschen Abwechslung", schlussfolgerte ich. Männerprobleme ließen sich so einfach lösen. Ein bisschen Sex hier, ein bisschen Alkohol da ... Und schon sah die Welt nicht mehr so trostlos aus. "Glaub mir, das kann Wunder wirken."

"Du hast recht!" Matze schlug entschlossen mit der Faust aufs Lenkrad. "Das ist es! So und nicht anders. Ich sollte mal was Verrücktes tun. WIR sollten mal was Verrücktes tun, alter Freund. Dein Geburtstag ist dafür wie geschaffen. Lass uns in eine Stripbar gehen!"

"Bist du besoffen?"

"Es ist mein Ernst. Wir beide müssen mal ausbrechen. Ich, weil ich zu viel Sex habe, du, weil du zu wenig hast."

"Matze, ich gehe nicht in eine Stripbar. Erstmal ist das viel zu teuer und außerdem ist gleich meine Pause um. Die Kleinert ist eh nicht gut auf mich zu sprechen."

"Aber wir könnten es uns richtig gut gehen lassen. Ich zahl auch."

"Es geht wirklich nicht, Matze. Vielleicht ein andermal. Wenn wir frei haben. Und wenn wir nicht unbedingt so verzweifelt sind, dass wir wirklich Dummheiten machen könnten."

Enttäuschung machte sich auf Matzes Gesicht breit.

"Ja ... Vielleicht hast du recht", lenkte er schließlich ein. "Ich mit meiner Postuniform und du mit deinem Dauerständer ... Wir würden mit Sicherheit auffallen."

Hastig trank er den letzten Schluck Bier. Er warf die Flasche aus dem Fenster und startete den Motor. "Vielleicht sind wir einfach zu spät dran", sagte er und gab Gas.

Innerhalb der kurzen Fahrt zur Immobilienverwaltung Kleinert beruhigte sich Matze auffallend schnell. Er war kein Kind von Traurigkeit und nahm sein Schicksal stets so, wie es kam. Und als ich ihm auch noch von meiner Begegnung mit Valerie erzählte, war die Enttäuschung ob der Stripbar schnell vergessen.

Seit der achten Klasse, in der Mei Ling zu uns kam, eine auffallend hübsche Vietnamesin, auf die es Matze abgesehen hatte, stand er auf Asiatinnen. Irgendwie projizierte er alles Positive einer Beziehung in die Partnerschaft mit einer solchen und wünschte sich von daher nichts sehnlicher, als einmal die süße Frucht des fernen Ostens zu kosten. Matze selbst umschrieb das immer so blumig. Es war daher nicht verwunderlich, dass er mich nicht so ohne weiteres vor dem Bürogebäude absetzte, sondern mir zudem noch ein Versprechen abringen wollte. "Ich will, dass du mir das Mädel zeigst!", befahl er mir.

"Och bitte, Matze, sie ist verheiratet."

"Na und? Das bin ich auch. Hält mich das von irgendetwas ab? Außerdem hüpfe ich ja nicht gleich über sie drüber. Es würde mir schon reichen, wenn sie meinen Appetit anregt. Das würde mir die Kissenschlacht mit Iris ungemein erleichtern."

"Du hast sie nicht mehr alle", sagte ich, versprach ihm aber, sie beide einander vorzustellen, wenn sich die Gelegenheit ergeben würde.

"Dann hast du was gut bei mir." Er lächelte mir aufmunternd zu und brauste los, noch ehe ich die Tür geschlossen hatte.

Der Rest des Tages verlief ohne besondere Zwischenfälle. Die Kleinert ließ mich in Ruhe, dumme Anrufe von nervenden Eigentümern blieben aus und so hatte ich genug Zeit, liegengebliebene Korrespondenz zu bearbeiten. Erst gegen Ende meiner regulären Arbeitszeit kam die Kleinert aus ihrem Büro und zitierte mich zu sich.

Ich schloss die Tür hinter mir und setzte mich ihr gegenüber. Sie überprüfte gerade eine Nebenkostenabrechnung und ließ mich demonstrativ warten. Dann sagte sie, ohne aufzublicken: "Wo warst du denn den ganzen Tag, Jan, was, hm?"

Ich verstand die Frage nicht. "Draußen am Schreibtisch."

Die Kleinert nahm ihre Lesebrille ab und lehnte sich entspannt zurück. Trotz ihrer sechsunddreißig Jahre wirkte sie alt und ... Ja, wie soll ich sagen ... mütterlich. Genau. Sie war so unsexy wie Mutter Beimer. Immerhin hatte sie schöne Beine. Sie hatte sie übereinandergeschlagen, weshalb mir das auffiel. Ihr fiel auf, dass mir das auffiel, worauf sie ihren Rock ein wenig raffte, um mir eine ungehinderte Sicht auf ihre Oberschenkel zu ermöglichen. Anzüglich wippte sie mit dem übergeschlagenen Bein, was mich, wäre mir der Rest von der Kleinert erspart geblieben, durchaus gereizt hätte.

"Wir hatten doch eine Abmachung", sagte sie. "Wenn ich dir sage, du kannst jederzeit in mein Büro kommen und dich entschuldigen, dann erwarte ich auch, dass du in mein Büro kommst, hm, was?"

"Ach ..."

"Ich lasse mich nicht vorführen, mein lieber Jan, was? Du musst mir schon ein wenig entgegenkommen, so? Damit die Kollegen wissen, wer hier der Chef ist, was?"

"Natürlich", antwortete ich. "Beim nächsten Mal. Kann ich dann jetzt gehen?"

"Erst wirst du wieder gutmachen, dass du mich heute Morgen versetzt hast. Ich möchte, dass du Montag um zehn mit mir zusammen eine Wohnungsabnahme durchführst, ja? Der Horst ist dummerweise doppelt terminiert."

"Montag habe ich Urlaub. Meine Frau fährt für drei Tage auf Klassenfahrt."

"Es dauert höchstens eine Stunde, was? Danach gehen wir frühstücken. Und das hier … Das muss noch rasch gebucht werden." Sie legte mir ein paar Rechnungen vor die Nase.

"Eigentlich wollte ich heute pünktlich Feierabend machen, weil ..."

"Ich glaube, über Pünktlichkeit brauchen wir beide uns nicht zu unterhalten, was, Jan, du, hm?", machte die Kleinert, setzte die Brille auf und wandte sich wieder ihrer Nebenkostenabrechnung zu.

Wortlos stand ich auf. Es kochte in mir. Nicht nur, dass Du Deinen Friseurtermin nicht würdest einhalten können, nein, es sollte auch ein sehr langer Abend im Büro werden. Und das ohne Kaffee. Aber was machte das schon ... Es war nur ein weiterer Grund, meinen Job zu hassen.

Doofenschwur

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