Читать книгу 30 Minuten An Krisen und Konflikten wachsen - Thomas Lorenz - Страница 10
1.1Situationsanalyse
ОглавлениеKrisen, Konflikte, Konfrontationen – das klingt konzeptionell und ist sicher eine nette Alliteration. Für uns ist es mehr: Es ist die Möglichkeit, als negativ empfundenen Situationen eine inhaltliche oder semantische Bedeutung zu geben. „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, heißt es in einer Redewendung. Wenn ich beschreiben kann, was da gerade abläuft, fällt es mir meist leichter, damit bewusster und verständnisvoller umzugehen. Das mag im ersten Moment nicht immer direkt den sich aus der Situation ergebenden Schmerz nehmen, entzieht aber dem Schmerz die Chance, uns einzunehmen. Wir werden im Folgenden die Begriffe „Krise“, „Konflikt“ und „Konfrontation“ definieren und Ihnen Ansätze zeigen, wie Sie mit Begleitung, Deeskalation und/oder persönlichem Wachstum bewusster damit umgehen können. Dabei sind uns zwei Überlegungen wichtig:
Erstens sind wir mit unseren Ausführungen im Bereich alltäglicher, also nicht im Bereich therapeutischer oder pathologischer Situationen unterwegs. Zweitens lassen sich diese alltäglichen Situationen unterscheiden in solche, deren Eintritt bedingt beeinflussbar ist wie Umzug, Heirat oder Jobwechsel, und solche, die nicht beinflussbar sind, etwa Wendepunkte wie Pubertät, Krankheit oder der Verlust eines Angehörigen. Beide gehören zu unserem Leben.
Solange wir in diesen Situationen über praktikable Ordnungsmuster verfügen, scheint es, als hätten wir den Alltag im Griff. Krisenstimmung kommt auf, wenn es nicht so läuft wie vorhergesehen.
Als Krise bezeichnen wir den Zustand, bei dem herkömmliche, bisherige Verhaltensmuster nicht weiterhelfen, nicht mehr nützlich erscheinen, um eine gewünschte (neue) Ordnung zu schaffen. Es ist eine Situation, in der wir auf kein brauchbares Ordnungsmuster zurückgreifen können.
Wenn also das Nichtfunktionieren herkömmlicher Mittel die Krise ausmacht, ergibt es wenig Sinn, eine solche Situation mit ebendiesen alten Mitteln lösen zu wollen. Krisen sind Einladungen, in denen wir herkömmliche Verhaltensmuster hinterfragen und durch „kreative Zustände“ ersetzen können. Nicht die Vermeidung von Krisen ist unser Ziel, sondern die Annahme oder Identifikation mit der Situation.
Wir möchten auch einige Inhalte, für Sie vielleicht ungewohnt, neu ordnen. Dies soll Ihnen helfen, sich die in den unterschiedlichsten Prozessen stattfindende Vielfalt bewusst verfügbar und veränderbar zu machen. Dies hilft Ihnen, Ihr Umfeld zu verstehen und sich schon dadurch handlungskompetenter zu erleben.
Krise ist eine Situation, in der herkömmliche Verhaltensmuster nicht mehr weiterhelfen. Es ergibt daher keinen Sinn, diese weiter zu nutzen. Gefordert ist vielmehr, diese Muster zu hinterfragen und durch andere zu ersetzen. Nicht Resignation, sondern Kreativität ist gefragt. |