Читать книгу 30 Minuten An Krisen und Konflikten wachsen - Thomas Lorenz - Страница 6
Vorwort
ОглавлениеÜber eigene Krisen zu sprechen, fällt schwer. Es könnte Unreife, Schwäche, Erfolglosigkeit signalisieren. Über Krisen anderer zu reden, fällt leicht; es weist von sich weg, tut einem oft gut, verschafft Gehör und Zuwendung. In der Erinnerung erleben wir souverän gemeisterte Krisen als Zeichen eigener Erfahrung und Stärke. Sie signalisieren Authentizität, Persönlichkeit, Ich-Stärke. Dies gilt selbst dann, wenn uns andere dabei zur Seite standen.
Das Buch wendet sich an alle, die sich eigenen Krisen stellen oder Menschen in Krisen begleiten wollen. Dabei sollte der Umgang mit Krisen bei Betroffenen wie Begleitern nicht an Nichtwissen scheitern. Es empfiehlt sich daher, in Grundbegriffe einzusteigen, als bekannt Geltendes noch einmal aufzuarbeiten, zu ordnen und zu gewichten.
Dafür brauchen wir in diesem Buch das Rad nicht völlig neu zu erfinden. Manchmal reicht es schon aus, wenn man sich in einer konkreten Krise daran erinnert, dass jemand schon einmal das Rad erfunden hat. So werden Sie auf den nächsten Seiten manchen Gedanken finden, den Sie schon einmal bei anderen Autoren gelesen haben. Ihr Gehirn freut sich, wenn es auf Bekanntes zurückgreifen kann. Die für uns interessantesten Bücher finden Sie als Literaturtipp am Ende des Buches. Es lohnt sich, darin vertiefend zu lesen – allerdings nicht nur 30 Minuten!
Wir werden einige Inhalte, für Sie vielleicht ungewohnt, neu ordnen und anders benennen. Dies hilft, Inhalte klarer gegeneinander abzugrenzen, sie so leichter zu verstehen und sich selbst dadurch handlungskompetenter zu erleben.
Es werden Ihnen oft mehr Fragen als Antworten begegnen. Krisen- und Konfliktmanagement braucht Geduld, Nachsicht, Ausdauer, Stehvermögen. Legen Sie von den von uns ausgewählten Angeboten – nachdem Sie diese reflektiert haben – nur die in Ihren „Einkaufswagen“, von denen Sie glauben, dass sie zu Ihnen passen.
Uns geht es auch darum, dass Sie weniger erfolgreiche Kriseninterventionen nicht als Versagen werten, sondern vorübergehend mit Gefühlen von Ohnmacht und möglicher Schuld umgehen können und dennoch am Ende an ebendiesen Krisen und Konflikten wachsen – auch wenn Sie nicht immer alles bekommen, was Sie sich wünschen.
In Abgrenzung zu manchen therapeutischen Krisen- und Konfliktinterventionen geht es uns nicht um eine zurückschauende Ergründung und Aufdeckung vermeintlicher Wahrheiten oder Deutungen eines Krisengeschehens – um das Warum. Es geht uns darum, Bedingungen, Strukturen und Werkzeuge als Fakt zu begreifen und mit dem Blick in die Zukunft letztlich neu zu gestalten.
Dr. Helmut Mühlbauer, unserem Partner der Seefelder Seminare, sowie Angelika Höcker, unserer Koautorin in dieser Reihe, danken wir für viele Anregungen.
Ihre
Thomas Lorenz und Stefan Oppitz