Читать книгу Lexikon der Gewebe - Thomas Meyer zur Capellen - Страница 11
ОглавлениеNach jüngsten Schätzungen des International Cotton Advisory Committee (ICAC), Washington, DC/USA, wird die Weltbaumwollproduktion in der Saison 2011/12 um 8 % auf 26,9 Mio. t ansteigen – die größte Ernte seit 2004/05. Die größten Steigerungen werden in China mit voraussichtlich 13 % auf 7,2 Mio. t erwartet, Indien mit + 9 % auf 6,0 Mio. t und in Pakistan mit + 19 % auf 2,3 Mio. t. Der Baumwollverbrauch wird für 2011/12 auf 24,7 Mio. t geschätzt; ein Zuwachs um 1,5 % gegenüber der Vorsaison. Der Baumwollverbrauch wird durch die zunehmende Verfügbarkeit von Baumwolle gefördert, jedoch durch die immer noch recht hohen Baumwollpreise und den Wettbewerb mit der Chemiefaser gebremst werden. Die größten Verbrauchsländer sind China mit 9,7 Mio. t, Indien mit 4,5 Mio. t und Pakistan mit 2,2 Mio. t jährlich.
Der durchschnittliche Baumwollertrag beträgt je nach Anbauland zwischen 300 und 1.700 kg/ha. (Aus 1 kg Baumwolle gewinnt man ca. 300 g Fasern.) Im Vergleich beläuft sich der Leinenertrag (Flachs) auf 1.300–1.700 kg/ha und der Hanfertrag auf 2.500–3.300 kg/ha. Einsatz der Baumwolle:
– Verspinnbare Baumwollfasern: Bekleidung: Oberbekleidung für Sport, Freizeit und Beruf, mit Ausrüstung auch für Regen- und Spezialkleidung, Unterwäsche, Strümpfe, Accessoires. Heimtextilien: Bett- und Tischwäsche, Hand- und Badetücher, Teppiche, Läufer, Bodenbeläge, Deko-, Gardinen- und Möbelstoffe, Wandtapeten. Medizinische Verwendung: Mull und medizinische Watte. Industrie: Gummi-, Schuh- und lederverarbeitende Industrie und Polierscheiben. Weitere Verwendung: Planen, Zelte, Markisenstoffe, Segel, Netze, Säcke, Isolier- und Klebeband, Industriewatte, Polstervlies, Staubfilter, Tücher jeglicher Art, Handstrickgarne, Industriezwirne
Abb. 1: Faserquerschnitt Baumwolle, nierenförmig
Abb. 2: Baumwollfaser 2.000fach vergrößerte Längsansicht, korkenzieherartige Verdrehung der Faser (Aufnahme mit Raster-Elektronenmikroskop „Stereoscan“)
– Rohlinters: Rohverarbeitung: Matratzenvliese, Polstermaterial, Filze. Cellulose-Reinverarbeitung (chemisch umgewandelte Reinlinters): Cupro (früher bekannt unter dem Begriff Kupferkunstseide), Hohlfasern für die Dialyse, Acetat, Triacetat, z. T. Viskosefasern, Viskosewursthaut, Cellulose-Acetat für Spritzgussartikel, Fotofilme, Lacke. Faserige Cellulose: feine Druck- und Briefpapiere, Banknoten und Dokumentenpapiere, Künstlerpapiere, Labor- und diagnostische Papiere, Vliese
– Baumwollsamen: raffiniertes Öl: Margarine, Backfett, Salat- und Speisemayonnaise. Raffinierrückstände: Seife, Pharmazeutika, Kosmetika, Fettsäuren, Gummi und Kunststoffe, Insektizide, Imprägnierungen, Beschichtung von Leder, Papier und Textilien. Ölkuchen: Schrot, Viehfutter und Dünger
– Samenschalen: Viehfutter, Dünger, Verpackungen und Kleie sowie synthetisches Gummi.
Quelle: www.baumwollboerse.de
Baumwollrohgewebe,→ Grey cotton,→ Nessel.
Bazin,→ Basin.
Bedford Cord, benannt nach der engl. Stadt Bedford, einer Industriestadt in der Nähe von London; engl. Bezeichnung für einen Cord, ein Flachgewebe in Hohlschuss- oder Cordbindung. Überwiegend wird dieses Cordgewebe als Stückfärber mit Pflegeleichtausrüstung angeboten. Nicht verwechseln mit → Cordsamt.
Einsatz: Reit- und Arbeitshosen, Sportanzüge, Modevarianten in DOB und HAKA als leichte Blusen- und Hemdenstoffe.
Behördentuch (Lieferungstuch), engl. = civilian uniforms, military cloth; alle tuchartigen Qualitäten für Behörden, Polizei, Bahn, Bundeswehr usw. Je nach Einsatz gibt es genaue Vorschriften und Qualitätsrichtlinien, welche auch eng kalkuliert werden. Sehr oft sind es Mischungen aus Streichgarn und Kammgarn, überwiegend aus Wolle, aber auch immer häufiger mit Polyesteranteilen (Pflege, Gewicht, Preis) versetzt; → Trikotgewebe, → Trikotine, → Gabardine.
Beiderwand, engl. = tied double cloth, two-sided stuff; ein aus dem Gebrauch gekommenes, typisch ländliches Doppelgewebe in Leinwandbindung, das ausschließlich in zwei Farben gewebt wurde. Die Wahl der Farben war vom Anlass abhängig, z. B. rotweißes Gewebe für die Hochzeit, schwarzweißes zur Trauer. Stark verbreitet war das in Dänemark auch als „Bettgardinen“ bezeichnete Gewebe im deutsch- und dänischsprachigen Schleswig-Holstein des 17. und 18. Jahrhundert, aber es findet bereits im 14. Jahrhundert in Westfalen Erwähnung. Als Garne wurden Leinen und Wolle verwendet. Das Gewebe besteht aus einer Grund- und einer Bindekette, im Aufbau gleicht es einem Doppelgewebe. Das Verhältnis von Kette und Schuss ist bei der klassischen Beiderwand 4:1. Das Muster ist ein freies Doppelgewebe, während die zwei Gewebelagen des Grundes durch regelmäßige Abbindungen verbunden sind. Dadurch entsteht auf der Rückseite ein Negativbild mit den charakteristischen Vertikalrippen. Die Motive sind z. T. sehr schlicht, z. T. aber auch von der Reichhaltigkeit der Damaste (floral, figürlich, geometrisch) beeinflusst, jedoch in der Ausführung einfacher, bedingt durch die verwendeten groben Garne. Noch Anfang des 20. Jahrhundert war Beiderwand auch ein typisches Gewebe für grobe, halbwollene Rockstoffe der Bauersfrauen und Mägde.
Einsatz: Bettvorhänge, Dielenausschmückung, Trachten, Röcke und Schürzen.
Literatur: Vokabular der Textiltechniken Deutsch, Centre International d’Étude des Textiles Anciens (C. I. E. T. A.) 34, Rue de la Charité 2e, 1971.
Bekleidungssystem, engl. = clothing system; Abstimmung der kombinierten Kleidungsstücke unter Berücksichtigung der spezifischen Eigenschaften der Materialien, orientiert am Kenntnisstand der Textilchemie, Bekleidungsphysiologie, Textiltechnik und der Schnitt- und Fertigungstechnik. Beispiel für ein optimales Bekleidungssystem:
1. Funktionsunterwäsche als leitende Schicht: Sie wird direkt auf der Haut getragen und besteht aus Funktionsfasern (z. B. Polypropylen), die im Gegensatz zur Baumwolle keine Feuchtigkeit speichern, sondern die Feuchtigkeit von der Haut weg zur nächsten Schicht transportieren.
2. Die Zwischenschicht bezeichnet man als Isolationsschicht; sie wird über der leitenden Schicht getragen. Sie kann aus verschiedenen Materialien bestehen, wobei synthetische Fasern (z. B. Polyestervlies) in modernen Bekleidungssystemen bevorzugt werden, da ihre Isolationsfähigkeit auch im nassen Zustand weitgehend erhalten bleibt und sie zudem bis zu viermal schneller trocknen als Baumwolle.
3. Die Außenschicht ist die schützende Schicht. Sie wird je nach Wetterbedingung über der leitenden und/oder über der isolierenden Schicht getragen und entscheidet über das Wohlbefinden des Trägers. Nasse Bekleidung beschleunigt den Wärmeverlust und führt damit zu einem unangenehmen Tragegefühl. Dies kann man durch eine wind- und wasserdichte Außenschicht und ein hohes Maß an → Wasserdampfdurchlässigkeit (Atmungsaktivität) gegen einen Hitzestau verhindern.
Quelle: Gore-Tex®-Technologie, Putzbrunn.
Belima X, Markenname einer speziellen Mikrofaser von Kanebo Ltd., Japan; → Belseta®. Schon 1977 begann die Markteinführung von Belima mit dem Lederimitat → Belleseime®. Es ist ein Matrixfibrillentyp (Bikomponentengarn aus 70 % Polyester und 30 % Polyamid) mit einem Zahnrad- oder Orangenprofil. Aus dieser Mikrofaser entstand eine Produktpalette von großer Vielseitigkeit in gewebter und Nonwovens-Ausführung.
Einsatz: Bekleidung (Indoor/Outdoor), Möbelstoffe, Accessoires.
Abb.: Belima X: Ultrafeine Mikrofaser aus 30 % Polyamid (Matrix) und 70 % Polyester (dreieckige Fibrillen)
Belleseime®, Raulederimitat aus Mikrofasern der Firma Kanebo Ltd., Japan. Die Spezialfaser nennt sich → Belima X, ein ultrafeines Bikomponentengarn aus einem sog. Matrixfibrillensystem (Belima X, Abb.). Belleseime® besteht aus 68 % Polyester, 20 % Polyamid und nur 12 % Polyurethan und wird als Webware wie → Belseta® hergestellt. Durch das spezielle Ausrüstungsverfahren erhält man eine weiche, geschmeidige Ware mit guter Elastizität. Belleseime® kann auf normalen Nähmaschinen verarbeitet werden und ist durch den geringen Anteil an PU reinigungsbeständiger. Belleseime® gibt es in zwei Ausführungen: Belleseime® und das superleichte Belleseime® SL. Eine weitere, sehr leichte Qualität, die zur Produktpalette gehört, ist → Savina®.
Einsatz: Jacken, Mäntel, Kostüme, Hosen und Möbelstoffe.
Belseta®, Markenname für eine Gruppe von funktionellen Geweben aus ultrafeinen Mikrofilamenten (→ Belima X) von Kanebo, Tokio (Japan). Vertriebsgesellschaft J. L. de Ball, Nettetal (D). Der hohe Wasserwiderstand (ca. 700–1.000 mm) wird durch die starke Schrumpfausrüstung erreicht; hierbei wird der PES-Anteil von der PA-Komponente getrennt, wodurch hochfeine Einzelfilamente (0,09 dtex) entstehen. Die Wasserdampfdurchlässigkeit ist mit über 3.200 g/m2 in 24 Std. sehr gut und unterstützt im Wesentlichen den guten Tragekomfort.
Durch die Verdichtung ist die Gewebestruktur nicht mehr zu erkennen, es entsteht eine sehr feine und elegante Optik, mit sehr angenehmem Griff und hoher Geschmeidigkeit. Die Innenseite braucht nicht beschichtet oder laminiert zu werden, eine wasserabweisende Ausrüstung macht das Produkt resistent gegen leichten Regen und Schneefall. Belseta kann von Hand oder in der Waschmaschine gewaschen sowie chemisch gereinigt werden, Flecken sind mit lauwarmem Wasser, gegebenenfalls mit Feinwaschmittel, zu entfernen. Knitterfalten werden mit dem Dampfbügeleisen (120 °C, Stufe 1) und Bügeltuch beseitigt.
Einsatz: Active Sportswear: Tennis, Golf, Bergsteigen, Ski usw. ; modische Oberbekleidung: Mäntel, Hosen, Sakkos; Accessoires: Schuhe, Hüte, Taschen; Bettwaren, Daunendecken u. a.
Weitere Varianten:
Belseta de Luxe: Gemisch aus Belima X mit 50 % Seide. Verbindet die Vorteile der ultrafeinen Mikrotype mit der natürlichen Geschmeidigkeit und dem Glanz von Zuchtseide.
Einsatz: DOB; Mäntel, Jacken, Kostüme, Hosen.
Belseta Hightech: In Uni als auch mit geprägter Oberflächenstruktur wie Pepita, Fischgrat, mit Metallic- oder Perlmuttoberfläche. Mit bis zu 140 g/m2 besonders leicht und übertrifft mit einer Wassersäule bis 1.000 mm (wasserabweisend) alle bisher bekannten Funktionen. Gehört jedoch mit dem edlen Glanz und der Geschmeidigkeit zu den Stoffen für die elegante Mode. Belseta PS „BI-Color“: Artikel mit zart changierenden Pastelltönen, von sportiv bis elegant, vom Blouson bis zum Mantel. Ideal als Farbergänzung zu den Uni-Varianten. Belseta SL: Wird in verschiedenen Varianten angeboten: geschmirgelt, glatt mit Shantung-Optik oder gecrasht, besonders leicht: 70–100 g/m2. Ideal für den modischen und legeren Bekleidungsstil.
Quelle: Girmes, J. L. de Ball, Nettetal und Atmungsaktive Wunderstoffe, Diplomarbeit, M. Meincke, FHS-Hamburg.
Belseta® PS, Lederimitation, eine Variation von → Belseta®, wird geschmirgelt oder „gepeacht“ (PS steht für peach skin = Pfirsichhaut). Die Ware wird weich, geschmeidig, aber etwas schmutzanfälliger. Dieses Mikrogewebe wiegt nur 130 g/m2 und kommt damit dem Wunsch der Kunden nach Komfortverhalten und Leichtigkeit von Bekleidung nach. Die technischen und bekleidungsphysiologischen Eigenschaften entsprechen Belseta.
Einsatz: Sportswear und Indoor, Jacken, Mäntel, Blousons, aber auch Kostüme und Röcke.
Bengal, ind. Baumwollsorte, die nur regional gehandelt wird (→ Baumwolle). Sie gehört zu den gröbsten und kurzstapeligsten Baumwollsorten. Da sie oft wachstumsgeschädigt ist, ist die aus ihr hergestellte Ware problematisch in der Veredlung, nimmt Farbe nur unregelmäßig an und ist schlecht waschbar.
Einsatz: Einlagen, Schulterpolster und Füllungen.
Bengaline, engl. = bengaline, heavy poplin; der Name leitet sich von der im Nordosten Indiens liegenden Landschaft Bengalen ab. Ein kräftiger popelineartiger Seiden- oder Chemiefasertaft, bei dem sich durch das Einstellungsverhältnis von Kette und Schuss (z. B. 56 × 22 Fd/cm) eine stärkere Querrippung ergibt. Ursprünglich aus Bengalen stammend und aus reiner Seide gefertigt, wird Bengaline abgewandelt als Halbseidenripsgewebe (Kette: Grège, Schuss: Wollkammgarn). Wird er als Rips bezeichnet, sollte eine echte Ripsbindung vorliegen. Erkennen kann man dies gut an der flachen Rippe. Falscher Rips hingegen hat eine feste halbrunde Rippe und wird mit der Leinwandbindung konstruiert (Bindungsbeispiele → Rips).
Einsatz: Der Bengaline wird für Moirés, als Kleider- oder Besatzstoff verwendet.
Berufsbekleidung, engl. = industrial clothing, professional clothing; wird aus widerstandsfähigen Gewebetypen gefertigt, die auf starke Beanspruchung im Gebrauch ausgelegt sind.
Voraussetzungen dafür sind:
– feste Gewebekonstruktion (Haltbarkeit)
– sehr gute Farbechtheit (Kochbeständigkeit)
– Dimensionsstabilität (→ Sanfor, maximal 1 % Einlauf)
– passende Colorierung
Klassische Berufsbekleidungsgewebe sind Schilfleinen (etwas aus der Mode), Kadett, Regatta, Pepita (→ Bäckerkaro und → Metzgersatin). Bei den Bindungen überwiegen Leinwand, Köper, Whipcord, Trikot, Hohlschuss für Cord und Cordsamtbindungen. Heute werden den veränderten Ansprüchen gemäß passende Bekleidungstextilien in Mischungen (65 % PES, 35 % CO) oder Gewebe aus 100 % PES angeboten. Diese Gewebe sowie Hightech-Vliese (→ Tyvek®) werden unter Berücksichtigung hygienischer, bekleidungsphysiologischer und entsorgungstechnischer Gesichtspunkte entwickelt.
Beschichten,→ Coating.
Bett-Damast,→ Damast Unterpunkt 2.
Bettleinwand,→ Stößelleinen.
Bettstout,→ engl. = bedstout; Stout.
Beuchen,→ engl. = kier boiling, scouring; scouring steht auch allgemein für reinigen oder entfetten. Alkalisches Abkochen von Baumwollgeweben unter Druck (1–4 bar) zwecks Befreiung von natürlichen Verunreinigungen und zur Verbesserung der Netzfähigkeit.
Das Beuchen wird in allen Verarbeitungsstufen eingesetzt. Statt Seifen werden überwiegend seifenartige synthetische Produkte verwendet, wie z. B. Fettalkoholsulfate, Fettsäurekondensate.
BF, Abk. für Buffing, steht eigentlich für Schleifen oder Polieren, gemeint ist aber eine geraute und geschmirgelte Ware mit einem soften Griff. Im deutschen Sprachraum ist für diese Ausrüstung die Abk. PS (→ Peach Skin) üblich.
Biber, engl. = beaver; das Gewebe wird nach dem weichen Fell des Bibers benannt. Gehört wie → Molton und → Kalmuck zu den gerauten Gewebetypen und ist die leichteste Ausführung in dieser Gruppe. Das Gewebe wird in Leinwand oder Köper und einseitig (Hemdbiber) oder beidseitig geraut (Betttuchbiber) angeboten. Geliefert wird die Ware in Weiß, Blau oder Rosé, seltener garnfarbig. Betttuchbiber wird auch bedruckt. Der Rauflor ist wirr, das Bindungsbild aber oft noch zu erkennen. In der Kette setzt man Watergarne ein, im Schuss weich gedrehte Mulegarne, denn geraut wird nur der voluminöse Schuss. Einstellung: 18 × 14 Fd/cm, Nm 40/10 (Köperbindung); 17 × 9 Fd/cm, Nm 40/10 (Leinwandbindung).
Bikomponentenfaser, engl. = bicomponent fiber; Chemiefaser (Filament), die aus zwei verschiedenen (chemisch/physikalisch) Polymeren besteht. Ihr Aufbau kann unterschiedlich sein, z. B. SS-Typen (Seite an Seite), Kern-Mantel-Typen und Matrix-Fibrillen-Typen. Durch ihr unterschiedliches Krumpfverhalten bei der Wärmebehandlung entsteht eine Kräuselung (chemisch-thermisch) der Faser, die im Textil teilweise → Elastan ersetzen kann. Bikomponentenfasern sind seit den 1970er Jahren bekannt, jedoch lange Zeit wenig verwendet worden. Heute wächst ihre Bedeutung z. B. im Jeans-Sektor stark an. → XFIT, → Lycra T400.
Literatur: P.-A. Koch; S. Houis; F. Schreiber; T. Gries: Faserstoff-Tabellen nach P.-A. Koch: Bikomponentenfasern (deutsch/englisch), Shaker, Aachen, 2008.
Abb. 1: Biko-Polyester
Abb. 2: Biko-Polyester
Abb. 3: Biko-Polyester
Bilateral, lat. = zweiseitig; beispielsweise ist die Struktur der Merino-Wollfaser bilateral in Form zweier Halbzylinder, dem sog. Orthocortex und dem Paracortex; → Wolle.
Billardfilz, engl. = billard felt; irrtümliche → Bezeichnung für → Billardtuch, da es sich bei diesem Produkt um ein Gewebe und nicht um einen Filz handelt.
Billardtuch, engl. = billard cloth; speziell als Spieltuch entwickelt, ist es ein klassisches Wollgewebe in Köperbindung. Das Gewebe ist in der Kette sehr dicht eingestellt, sodass ein feiner, erhabener Steilgrat, ein sogenannter Gabardine, entsteht. Das Billardtuch wird irrtümlich auch als Billardfilz bezeichnet. Außer reiner Schurwolle werden auch Mischungen 70 % WO und 30 % PA und neuerdings für sehr hohe Beanspruchung auch Wolle mit Kevlar® angeboten.
Hersteller: www.filzfabrik-fulda.de und www.neufilz.de.
Billroth-Batist, engl. = cerecloth; Name nach dem dt. Chirurgen Dr. Theodor Billroth (1829–1894), der neue Operationstechniken einführte. Es ist ein wasserdichter, leinwandbindiger, einfacher Baumwollbatist in gelblich-roter Farbe. Er enthält eine Leinölimprägnierung mit anschließender Glättebehandlung durch den Kalander.
Einsatz: medizinische Verbände (daher auch die Bezeichnung „Verbandbatist“).
Bimsstein, ahd. = bumis, lat. = pumex (Lava), engl. = pumice stone; ein mit Wasserdampf, Chlor, Schwefelwasserstoff, Kohlendioxid u. a. angereichertes Eruptivgestein von sehr hoher Leichtigkeit. Das spezifische Gewicht liegt bei ca. 2,4 bis 0,3 g/cm3 (das spez. Gewicht von Wasser liegt bei 1 g/cm3). Dieses teils scharfkantige, porendurchsetzte Material ist überwiegend grau bis weiß. Das geringe Gewicht ist auch der Grund, warum Bimssteine für das sogenannte Stonewashed-Verfahren für → Jeans Verwendung finden. Jährlicher Abbau ca. 12 Mio. Tonnen. Vorkommen in Mexiko, Ungarn, auf den Liparischen Inseln, aber auch im Laacher See und im Neuwieder Becken.
Bindepunkt, engl. = crossing-point, interlacing-point; Bindungspunkt, Verkreuzungsstelle zwischen einem Kett- und einem Schussfaden.
Abb. 1: Bindepunkt, Kettfadenhochgang. Der Kettfaden liegt über dem Schussfaden.
Abb. 2: Bindepunkt, Kettfadentiefgang. Der Kettfaden liegt unter dem Schussfaden.
Bindung, engl. = weave, cross weave; Gewebebindung; rechtwinklige Fadenverkreuzung von Kett- und Schussgarnen; dabei liegt der Kettfaden entweder über (Kettfadenhochgang) oder unter dem Schussfaden (Kettfadentiefgang); → Bindungsrapport.
Bindungskrepp, engl. = crepe weave; → Kreppgewebe Unterpunkt 2.
Bindungskurzzeichen, Konstruktionsangaben für Gewebegrundbindungen und deren einfache Ableitungen, wobei Buchstaben-Zahlen-Kombinationen oder nach der neueren DIN Zahlenkombinationen (DIN 61101-2) jeden einzelnen Schritt beschreiben. Diese neuen Kurzzeichen sind international verständlich und in der Datenverarbeitung einfacher zu handhaben.
Folgende Grundbindungen werden mit den Bindungskurzzeichen dargestellt: Leinwand, Köper, Atlas. Aus diesen Grundbindungen können alle anderen abgeleitet werden.
Die alten Kurzzeichen, bestehend aus Buchstaben-Zahlen-Kombinationen, sollen, da sie international noch im Gebrauch sind, kurz erklärt werden: Für die Leinwandbindung steht „L“, für die Köperbindung steht „K“ und für die Atlasbindung „A“. Die Hebung und Senkung wird durch einen Bruchstrich gekennzeichnet. Die Bindungen sehen wie folgt aus: Beispiel Leinwand:
Die Addition beider Zahlen ergibt den Höhenrapport 2. Das „L“ steht aber auch für die Versatzart, im dargestellten Fall ein Vollversatz (schachbrettartig).
Die Versatzzahl ist, wenn sie nicht angegeben wird, immer 1 und wird bei Köper nur explizit genannt, wenn sie größer ist, z. B. 2.
Beispiel Atlas:
2 ist die Versatzzahl. Der Höhenrapport ist 5 (4 + 1).
Wird eine längere Bindung dargestellt, z. B.
so folgt immer der Hebung eine Senkung: zwei Hebungen, drei Senkungen, vier Hebungen, eine Senkung, fünf Hebungen, zwei Senkungen.
Bei der neueren DIN besteht der Schlüssel oder Code aus vier, durch Bindestriche voneinander getrennten Teilen.
Beispiel Leinwandbindung:
10-0101-01-00
Die erste Zahl (Bsp: 10) stellt symbolisch die Bindungsart dar, hier Leinwand = 1. Die 0 bedeutet, dass die Bindungspatrone mit einer Ketthebung beginnt (Kästchen wird ausgezeichnet). Wird die 0 durch eine 1 ersetzt, also 11, beginnt die Bindung mit einer Kettsenkung (Kästchen wird leer gelassen).
Die zweite Zahl (Bsp: 0101) bedeutet 01 Ketthebung und 01 Kettsenkung. Gezeichnet (patroniert) wird immer von links unten nach oben, dem Vertikalverlauf eines Kettfadens entsprechend. Aus der Addition dieser Zahlen ergibt sich immer die Höhe des Bindungsrapports.
Die dritte Zahl (Bsp: 01) zeigt die Fädigkeit an, d. h. wie viele gleichbindende Kettfäden nebeneinanderliegen. Entsprechend der Bindung kann diese endlos variiert werden. Wird z. B. stattdessen 04 angegeben, bedeutet das, dass vier Fäden gleichbinden, d. h. deckungsgleich gezeichnet werden. Die letzte Zahl (Bsp: 00) ist die Versatz- oder Steigungszahl, wobei 00 keinen Versatz bedeutet, sondern dass der zweite Kettfaden entgegengesetzt (schachbrettartig) bindet.
Beispiel Köperbindungen:
20-0301-01-01
Die 20 steht symbolisch für Köper, 0301 heißt drei Ketthebungen und eine Kettsenkung, 01 ist die oben erklärte Einfädigkeit und der letzte Teil, die 01, steht für die Versatzzahl. Sie beschreibt, um wie viele Schussfäden die Ketthebung und -senkung vom ersten Kettfaden nach oben versetzt wird; im vorliegenden Beispiel ist diese Versetzung eine „treppenartige“ um eine „Stufe“.
Beispiel Atlasbindungen:
30-0401-01-02
Die 30 steht für Atlas, die restlichen Zahlenbedeutungen wie in linker Textspalte erklärt. Eine praktische Anwendung dieser Kurzzeichen wird zu Beginn dieses Lexikons unter „Patronendarstellungen“ aufgezeigt.
Bindungspatrone, engl. = weave design; → Patrone.
Bindungsrapport, engl. = pattern repeat, rapport; kleinste, in sich geschlossene Bindungseinheit, die sich fortwährend in Kett- und Schussrichtung wiederholt (Abb. S. 46, oben).
Biobaumwolle, engl. = bio cotton, → kbA-Baumwolle; die Grundregeln für den Anbau von Biobaumwolle werden nicht immer eingehalten; die Bezeichnung ist oft eher Teil der Marketingstrategie und dient der Verkaufsförderung und Imageverbesserung der Textilkonzerne. Der Begriff Bio (= Leben) bezieht sich streng genommen nur auf den pestizidfreien Anbau der Baumwolle, nicht aber auf die weitere Produktionskette bis hin zum Verbraucher. Exakte Vorgaben gibt es z. B. bei→ kbA-Baumwolle.
Die Erntemenge von Biobaumwolle lag 2012 bei ca. 0,5 % (100.000 Tonnen). Diese Baumwolle stammt zu ca. 40 % aus der Türkei, zu 32 % aus Indien, es folgen China mit 7,7 %, Peru mit 3,5 % und Uganda mit 3,1 %. Die größten Abnehmer sind zurzeit Walmart, Woolworth, Coop Schweiz und C&A. Die hier aufgeführten Mengen, Prozentsätze und Abnehmer müssen aber regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert werden.
Köper 20-0201-01-02
Abb.: Köper 20-0301-01-03
Biokryl,→ Antibakterielle Ausrüstung.
Bionic Finish ECO, dieser Name bezeichnet eine wasserabweisende Ausrüstung, die teilweise oder ganz ohne Fluorcarbonharz Verwendung findet. → Dendrimere.
Quelle: Rudolf Group, Rudolf GmbH, Geretsried, Deutschland.
Bionik, eine Wortschöpfung aus den Begriffen Biologie und Technik. Bezeichnet ein Forschungsgebiet, bei dem die Vorbilder der Biologie mit der Technik eine Symbiose bilden. Ein typisches Beispiel auf dem Textilsektor sind der „Haihaut-Effekt“ bei Badeanzügen und der Lotus-Effekt. Hier sorgen nanofeine Strukturen auf der Textiloberfläche dafür, dass Wasser und Schmutzpartikel nicht haften bleiben, sondern abperlen.
Biophyl (PES); auf Maisbasis hergestelltes, polyesterähnliches Polymer der Firma Advansa. Das auf Erdöl basierende Glykol wurde bei Biophyl durch Bio-PDO ersetzt. PDO entsteht aus Maissaccharose (Zucker). Das gewonnene Textilmaterial ist erneuerbar und verringert die Abhängigkeit vom Erdöl, das zur Herstellung des klassischen Polyesters benötigt wird. Gegenüber Polyamid werden bei der Produktion dieses Polymers bis zu 30–40 % weniger Energie verbraucht und 50–60 % weniger Treibhausgase freigesetzt. Weitere Einsparungen ergeben sich im Färbe- und Ausrüstungsverfahren (geringere Temperatur und kürzere Prozessverfahren). Artikel aus Biophyl sind pflegeleicht, haben eine sehr angenehme Haptik und Taktilität sowie ein sehr gutes Rückerholungsvermögen. Im Jeansbereich werden Mischungen aus 55 % Baumwolle, 30 % Biophyl und 15 % Polyester eingesetzt. Weitere Einsatzbereiche: Bademoden und hochwertige Wäscheartikel.
Quelle: www.advansa.com
Biozid, griech., lat. = lebenstötend; Substanzen, die Organismen abtöten.
BISFA, Abk. für „Bureau International pour la Standardisation des Fibres Artificielles“. Sie befasst sich mit international einheitlichen Liefer- und Prüfvorschriften für alle ihr angeschlossenen Chemiefaserproduzenten.
Black Watch, ursprünglich der Military → Tartan, das Muster der 42nd Black Watch Royal Highlanders; heute auch als Bezeichnung für Karos mit ähnlicher Farbgebung (Schwarz, Marine, Dunkelgrün), ein Begriff im DOB- und HAKA-Bereich. Früher in Schottland meist aus feinem Streichgarn hergestellt, wird Black Watch, wie fast alle Tartans, heute in der Regel aus Kamm- oder Streichgarn in Köperbindung gewebt, selten in Tuchbindung.
Blaudruck, engl. = blue printing, indigo printing; der traditionelle Blaudruck kam Ende des 17. Jahrhundert durch den regen Fernosthandel über England und Holland nach Deutschland. Die Einfuhr und Verwendung des Naturfarbstoffs Indigo, der eine wesentlich bessere Färbequalität ermöglichte, führte zur Verdrängung des einheimischen Färberwaid. Klassische Blaudruckgrundwaren sind der leinwandbindige Cretonne oder kräftige Leinengewebe, die früher als Schürzen- und Kleiderstoffe verwendet wurden. Es werden tiefblaue Indigofärbungen erzielt, denn das Muster wird mit einer Reservepaste (früher Papp genannt) mittels einem Model auf den Stoff gedruckt (Reservedruck). Die Farbe entsteht durch Reduktion und Oxidation. Im eigentlichen Sinn ist also der Blaudruck gar kein Druck, sondern eine Färbung, denn die Figuren bleiben weiß (Reservedruck), und der Fond wird blau. Der Reichtum der Blaudrucker war mit der Vielzahl ihrer Druckmodel verbunden.
In Deutschland gibt es noch einige Blaudruckereien (z. B. in Scheeßel und Moringen-Fredesloh), die aber im Gegensatz zum 18. und 19. Jahrhundert keine volkswirtschaftliche Bedeutung mehr haben. Der echte Indigo wird seit Erfindung des künstlichen Indigos 1897 (Küpenfarbstoff) kaum noch verwendet (aber z. B. zum besonderen Anlass der „Geburtstagsjeans Levis vintage 501“). Heute werden Blaudrucke auch durch die Ätzdrucktechnik imitiert.
Literatur: P.-A. Koch; G. Satlow: Großes Textil-Lexikon, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1965. H.-J. Goerschel: Blaudruck, ein altes Handwerk, Mobile, Aurich, 1979.
Blei, → Gifte/Toxine.
Bleichen, engl. = to bleach, to brighten; dieser Veredlungsvorgang hat die Aufgabe, die beim Abkochen oder Beuchen nicht entfernbaren Begleitstoffe der Baumwolle, wie Pektine, Eiweißverbindungen, Fette und Wachse, zu entfernen oder deren Eigenfarbe zu nehmen. Bei Chemiefasern wird durch das Bleichen z. B. ein hoher Weißgrad für reinweiße Artikel erreicht und bei gefärbten Textilien werden die Farbtöne abgemildert, ohne sie dabei in ihren Eigenschaften negativ zu beeinflussen.
Die Chlorbleiche ist eine Oxidationsbleiche. Das bleichende Element ist nicht das Chlor, sondern der frei werdende Sauerstoff (Natriumhypochlorit = Chlorbleichlauge, NaCIO, und Natriumchlorit, NaCIO2).
Konzentrierte Chlorflotten haben eine höhere Bleichgeschwindigkeit als verdünnte. Wenn die Temperatur über 35 °C liegt und dann um 10 °C erhöht wird, wird dabei die Bleichgeschwindigkeit verdoppelt; zugleich nehmen die Faserschädigungen zu und der Chlorverbrauch erhöht sich. Der beste Temperaturbereich zum Bleichen liegt bei 20 °C. Die stärksten Schäden treten im Neutralbereich (pH 7) auf; der vorteilhafteste Bleicheffekt wird bei pH 9–10 erzielt (→ pH-Wert). Soll nicht voll gebleicht werden, empfiehlt sich die Kaltbleiche.
Einem Vergilben und Faserschäden beugt man durch eine anschließende Neutralisation vor. Bei richtiger Anwendung ruft die Chlorbleiche kaum Faserschädigungen hervor, ist außerdem preiswert und eignet sich gut für Mischgewebe, z. B. aus Baumwolle und Polyester. Sie führt jedoch zu einer beträchtlichen Gas- und Geruchsentwicklung, zu Korrosionsschäden an den Maschinen und zu Abwasserproblemen.
Die Sauerstoffbleiche oder Wasserstoffperoxidbleiche, kurz Peroxidbleiche genannt (mit H2O2), wird normalerweise im alkalischen Bereich durchgeführt, da im sauren Bereich die Bleichwirkung sehr gering ist. Das Bleichen beginnt in langen Flotten bei 40–50 °C und wird langsam auf 80–90 °C gesteigert. Der beste pH-Wert liegt bei 10,5–12. Im Neutralbereich entsteht Sauerstoff, der starke Faserschädigungen hervorruft. Damit beim Trocknen keine Alkalirückstände auftreten, die ein späteres Vergilben und eine Faserschädigung zur Folge hätten, wird z. B. mit Ameisensäure neutralisiert. Vorteile dieses Bleichverfahrens sind eine gute Reinigung des Gewebes und ein beständiges Weiß.
Die Kaliumpermanganat- oder Permanganatbleiche wird aufgrund hoher Kosten und einer schwierigen Handhabung nur selten angewandt. Sie eignet sich für Tussahseide, Stone-washed-Artikel und Jeans. Im alkalischen Bereich entwickelt sich Braunstein, der in einem zweiten Bad durch Natriumbisulfit neutralisiert werden muss, um ein Vergilben und eine Faserschädigung zu vermeiden.
Eine Vollbleiche, bei der in einer ersten Stufe mit Chlor und in einer zweiten Stufe mit Peroxid gebleicht wird, wird auch als „aktive Sauerstoffbleiche“ bezeichnet. Eine reine Chlorbleiche hat ein gelbstichiges Weiß und einen strohigen Griff zur Folge, eine reine Peroxidbleiche führt zu einem beständigeren Vollweiß und einem weichen Griff.
Literatur: M. Peter; H.-K. Rouette: Grundlagen der Textilveredlung, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 1989.
Bleichen von PES und PA, Polyester, dessen ursprüngliche Farbe gräulich ist, wird entweder mit Titandioxid belegt und weiß ausgesponnen oder es werden Sauerstoffbleichen vorgenommen. Dabei wird entweder das Material ein- bis zweimal peroxidgebleicht oder es wird eine Chloritbleiche angewandt, bei der nicht das Chlor, sondern der frei werdende Sauerstoff die Faser bleicht.
PA 6 und PA 6.6 werden reinweiß ausgesponnen, später aber nach Bedarf mit Wasserstoffperoxid gebleicht.
Mischgewebe aus Polyester bzw. Polyamiden und Baumwolle können sehr gut mit Peroxid gebleicht werden, wobei bei beiden Fasergattungen ein fast identischer Weißton entsteht. Farbveränderungen treten mit der Zeit zuerst bei der Baumwolle auf, Polyamid weist eine höhere Beständigkeit auf. Um hohe Weißspitzen zu erreichen, wird der optische Aufheller eingesetzt.
Färbungen werden bei Polyamid überwiegend mit Säurefarbstoffen durchgeführt, bei Polyester verwendet man Dispersionsfarbstoffe. PA 6 nimmt den Farbstoff intensiver auf als PA 6.6.
Blockkaro, engl. = plaid; typische Musterung, die sich von den klassischen → Farbeffekten wie Hahnentritt, Vichy und Pepitakaros (Pepita) absetzt. Der Schär- und Schussrapport umfasst eine größere Zahl von gleichfarbigen Fäden, sodass man ab 3 cm großen Karos vom Blockkaro spricht. Die Flächen sind meist quadratisch angelegt. Pepita z. B. ist sehr klein kariert, die Größe der Karos liegt bei ca. 5 mm. Überwiegend werden zwei, manchmal drei Farben für die Musterung eingesetzt, sodass eine klare Farbigkeit entsteht. → Gingham.
Einsatz: Kleider, Jacken, Hemden, Heimtextilien, hier vor allem Tischdecken.
Blue Denim,→ Denim,→ Jeans.
Blue Jeans,→ Jeans.
bluesign®-Standard, ein weltweiter, unabhängiger Industriestandard, der Ressourcenproduktivität fördert mit den Zielen, der Umwelt, der Gesundheit und der Sicherheit während der ganzen Produktionskette Rechnung zu tragen, jedoch ohne Verzicht auf Funktionalität, Qualität oder Design und technologischen Fortschritt.
Der bluesign-Standard passt sich durch konstante Forschung und vernetzte Know-how-Vermittlung dynamisch dem Stand der Technik an. Ebenso bietet dieser Standard an, dass, bei gleichen sortenreinen Ausgangsmaterialien, das fertige Produkt am Ende seines Lebenszyklus in seinen Kreislauf zurückgeführt wird (Recycling und kein Downcycling). bluesign-Partner sind z. B. Marks & Spencer und Eschler.
Info: www.bluesign-tech.com
Blumensamt, engl. = floral velvet; etwas offener, sehr kurzfloriger Viskosesamt, der zur Herstellung künstlicher Blumen verwendet wird. Darüber hinaus ist Blumensamt auch zu Dekorationszwecken und für experimentelle Arbeiten sehr gut einsetzbar. Es handelt sich hierbei nicht um einen Samt mit floraler Musterung. Der Name weist lediglich auf seinen Verwendungszweck hin. Samtqualitäten: → Velours.
Blusenserge, engl. = blouse twill; ein im Wollbereich interessanter, leichter Gewebetyp, ein 3-bindiger Kettköper aus sehr feinen, garngefärbten Kammgarnen (Sirospun). Bei der Herstellung von Blusenserge (→ Serge) handelt es sich um ein Spezialverfahren, mit dem auch die reinwollenen Cool-Wool-Gewebe hergestellt werden.
Trotz Superwash-Ausrüstung gehört der Artikel zu den kostengünstigen Blusengeweben. Er kann bei 30–40 °C in der Maschine gewaschen werden.
Bombyx mori, Zuchtseidenspinner; → Seide.
Bondings, engl. bond = verbinden, verkleben; textile Flächen, die mittels eines Klebers oder Thermoplasten zusammengefügt wurden (z. B. Oberstoff, Futterstoff oder Vliese). Es wird dadurch eine Verstärkung des Textils erreicht, die die Verarbeitung und die Trageeigenschaften verbessert. → Laminieren, → Kaschieren.
Borkenkrepp, engl. = bark crêpe, tree bark crêpe; Borkencrêpe, Artikel aus Seide, Chemiefasern oder Baumwolle, auch Baumrindenkrepp, Narben- oder Rindenkrepp genannt, der Längsfalten in baumrindenähnlicher Struktur aufweist, die auf die Materialzusammensetzung oder die Ausrüstung zurückzuführen sind oder bei schwereren Geweben auf die Bindungstechnik. Man unterscheidet zwischen der Gaufrierveredlung, eine Borkenprägung mittels Präge- oder Gaufrierwalzen, dem Gaufrieren mit Waschechtprägung (Everglaze), materialbedingten Borkeneffekten und Rinden- oder Längsfalteneffekten durch die Bindung.
Leinwandbindige Gewebe in Borkenmusterungen entstehen durch den Einsatz von Normalgarnen in der Kette und Kreppgarnen im Schuss, und zwar in einer Drehrichtung (Z oder S). Beim Wechsel von einem Z-Garn und einem S-Garn entsteht eine gleichmäßig narbige Oberfläche nach dem Krepponieren. Stärker, d. h. borkenähnlicher, erscheint das Muster nach der Nassbehandlung, wenn das Garn mit nur einer Drehrichtung verwendet wird. Gleichmäßige Rindenmusterungen erhält man durch den Gaufrierkalander vor dem Krepponieren. In der Nassbehandlung – auch bei Dampf – springt die Ware in die vorgeprägten Figuren. Einstellungsbeispiel: 34 × 30 Fd/cm, Nm 120 × 100. Der Borkenkrepp, der durch das Gaufrieren entsteht, ist unter den Kreppgeweben der einfachste Typus; → Kreppgewebe.
Bosci, engl. = bosci; → Javanese.
Bouclé, engl. = bouclé, bouclé fabric, frz. bouclé = gelockt, bucklig; Gewebe mit unruhiger Oberfläche, die durch Kräuselzwirne (2- bis 3-stufig) hervorgerufen wird. Der Bouclé zeigt Knoten und auch kleine Schlingen, die größer sind als beim → Frotté, jedoch kleiner als beim → Loopzwirn. Verwendet werden Kamm- und Streichgarne aus Natur- und Chemiefasern. Bei feinen Kammgarnartikeln können die Knoten fast verdeckt sein; die Ware zeichnet sich aber durch einen kräftigen Griff aus. Bei hochwertigen Bouclés besteht der Knoten- oder Schlingenfaden aus Mohair, Alpaka o. Ä., wodurch die Ware einen schönen Glanz erhält. Man unterscheidet zwischen groben und feinen Bouclés, deren Bindungsgrundlage überwiegend Leinwand oder kleinrapportige Bindungen wie Krepp ist. Bouclé gehört trotz seiner lebendigen Oberfläche zu den kahlappretierten Stoffen (s. Abb. unten). Der Griff (Haptik) ist je nach Ausrüstung rau bis hart, heute auch vielfach weich. Bei seiner relativ offenen Einstellung und entsprechenden Effektzwirnen hat das Gewebe eine gute Knitterresistenz und eignet sich sehr gut für Tageskleider, Kostüme, Mäntel und Röcke. Als Winterstoff wird Bouclé verstärkt oder als Doppelgewebe mit Bindekette/Bindeschuss hergestellt. Aufgrund seiner kleinen Schlingen ist er relativ zieheranfällig. Loopstoffe ähneln Bouclé, sind aber mit einer größeren Schlinge versehen. Aufgrund der relativ hohen Preise von Effektzwirnen setzt man das Material nicht vollständig, sondern nur im Verhältnis 1:2 oder 1:3 in Kette und Schuss bzw. nur in Kette oder nur im Schuss ein. Bouclé-Imitationen werden ohne Schlingenzwirne gewebt und bekommen lediglich durch die Kreppbindung ihre unruhige Oberfläche. Bouclé wird ebenso für bestimmte Teppichkonstruktionen und getuftete Teppichböden verwendet.
Einsatz: DOB, HAKA und Heimtextilien.
Literatur: D. C. Buurman: Lexikon der textilen Raumausstattung, Buch-Verlag Buurman KG, Bad Salzuflen, 1996.
Abb.: Bouclé (Detail); deutlich erkennbar: die „wellenartig“ gekräuselte Oberfläche.
Bouclé mit Flammenoptik, engl. = bouclé flake yarn fabric; klare Gewebebilder aus Bouclézwirnen werden häufig mit einem → Flammé kombiniert, um einen belebenden Effekt zu erzeugen.
Bouclézwirn, engl. = bouclé twisted yarn; Effektzwirne mit Knoten oder kleinen Schlingen. Der dickere Zier- oder Effektfaden läuft beim Vorzwirnen schlingenartig verdichtet auf eine Anzahl von Grundfäden (1–4) und wird beim Zurückzwirnen in seinem Effekt befestigt.
Bougram, engl. = buckram; feines aber stark appretiertes leinwandbindiges Gewebe, welches im Bekleidungsbereich als Einlage zur Verstärkung der Oberware dient, → Einlagestoff.
Bouillon, engl. = bullion; auch Kantille, Schraubendrähte aus sehr fein ausgezogenen Metalldrähten, die im Gegensatz zum → Lahn rund sind. Der Querschnitt kann sowohl rund als auch polygonal sein. Wenn der Draht auf eine kantig geschliffene Nadel gewickelt wird, spricht man von „Krausbouillon“.
Bourette (Flockseide), engl. = bourette, waste silk, frz. bourre = Woll- oder Füllhaar, Noppen- oder Knotenseide; dieser Seidentyp wird beim Kämmen der Schappeseide (→ Schappeseidengewebe) gewonnen. Sie wird auch unter dem Namen „Seidenshoddy“ geführt. Die Faser ist kurzstapelig (unter 60 mm), relativ grob und mit Verunreinigungen versehen. Im Streichgarnverfahren werden daraus gröbere Garne hergestellt. Gewebe aus Bourette werden als Handelsnamen mit der gleichen Bezeichnung geführt. Bourettegewebe sind leicht grob oder knotig, unregelmäßig in der Struktur und erinnern an Frotté. Das Gewebe besitzt gute Elastizitätseigenschaften, ist also kaum knitteranfällig. Der Griff ist rau, jedoch durch die Streichgarne gleichzeitig weich. Bourette hat ein höheres Wärmeisolationsvermögen als Schappe. Gewebt wird überwiegend in Leinwandbindung, seltener in Panama, Rips oder Fischgrat. Indische Bourettegewebe sind schwerer und gröber (Gewicht ca. 180 g/m2), chinesische Typen sind leichter (Gewicht ca. 150 g/m2), feiner und haben kaum Verunreinigungen. Die Farben variieren von ecru bis hin zu gelblichen und grauen Tönen. Bourettegarne gibt es in der Feinheit von ca. Nm 6 bis 24 (Streichgarne). → Schappeseide.
Einsatz: Hemden, Kleider, Jacken, Pullover, Kostüme und leichte Decken.
Boutonné, frz. bouton = Knopf; 1. Noppengewebe, welches mit Knoten- und Noppenzwirnen in einfachen Grundbindungen gewebt wird. Die knospen- oder knopfartigen Erhöhungen führen zu dieser Bezeichnung. Der Stoff hat eine leicht raue Oberfläche mit einer interessanten Struktur.
Einsatz: Tageskleider und Kostüme.
2. Zusatzbezeichnung für erhabene Punktmusterungen (z. B. im Flockdruck oder bei Cloquétypen).
Abb. 1: Boyau
Abb. 2: Boyau
Abb. 3: Boyau
Boyau, engl. = boyau, frz. boyau = Schlauch, Darm, Darmsaite; manchmal auch „Boyeau“, Hohlschusskonstruktion aus Seide oder Chemiefasern (glänzend), bei der die Schüsse auf der rechten Warenseite flottieren (im Gegensatz zum verwandten Cotelé, bei dem die Hohlschüsse auf der linken Seite flottieren). Es ist eine einkettig einschüssige Ware, bei der auf jeden Hohlschuss ein leinwandbindiger Schusseintrag folgt. Hohlschuss und Leinwand arbeiten versetzt, sodass das Bild abgesetzte Längsstreifen zeigt (Abb. 1). Wenn die Bindung durch Leinwand- oder Ripsstreifen unterbrochen wird, treten die Hohlschussstreifen noch plastischer hervor (Abb. 2). Wichtig sind hier eine hohe Schussdichte und eine geringere Ketteinstellung; deshalb ist Boyau ein relativ teures Gewebe. Der Boyau kann aber auch als Bildbezeichnung für leinwand- oder taftbindige Gewebe mit aufgelegten Satin- oder Ripsstreifen (Rayés) verstanden werden. Diese Gewebe sind preisgünstiger, da hier mit einer höheren Kett- als Schussdichte gearbeitet wird. Im Englischen versteht man unter „boyau“ auch einen hochgedrehten Zwirn aus Baumwolle.
Einsatz: typische Möbel- und Repräsentationsstoffe des Empire, Kleider, Dekostoffe (Abb. 3).
Breitfärben, engl. = open-width dyeing; Stückfärbeverfahren (→ Stückfärben), bei dem im Gegensatz zum → Strangfärben die Ware in breiter Form gefärbt wird, z. B. im → Klotzverfahren auf dem → Foulard oder im Jigger, einer Kurzflottenfärbemaschine.
Broché, engl. = broché, frz. broche = Spindel, Brosche, Nadel; ital. broccare = durchwirken; Broché ist ein einkettig-einschüssiges Gewebe mit einem zusätzlichen Muster- oder Figurschuss zum Grundgewebe. Der Musterfaden wird nur in einer Figur hin- und hergeführt und ist mit dem Grundgewebe fest verbunden. Hierfür ist eine besondere Brochierlade notwendig, die nach jedem Grundschuss vor das Riet geklappt wird, damit die kleinen Spulen den Brochierschuss eintragen können. Die mustermäßige Aushebung wird über die Jacquardmaschine gesteuert (→ Brokat). In Schussrichtung erzeugt das Gewebe den Eindruck eines Stickereieffekts. Es ist fest, da der Schuss über die ganze Figur geführt wird. Der sog. „Sprengfaden“ (von einer Figur zur anderen laufend) wird nach dem Weben abgeschnitten. Man unterscheidet den einseitigen Broché (Abb. 1) und den beidseitigen Broché (Abb. 2). Dieses sehr teure Verfahren wird heute relativ selten verwendet und ist durch den sog. → Lancé découpé ersetzt worden. Auch die Bezeichnung „Faux Broché“ weist auf einen Lancé découpé hin (vgl. Abb. 3 und 4).
Einsatz: Wäsche, Dekoartikel, Tischdecken und Abendkleider.
Abb. 1: Einseitiger Broché: Der Brochéfaden liegt nur auf der rechten Warenseite.
Abb. 2: Beidseitiger Broché: Der Brochéfaden liegt auf beiden Seiten des Gewebes.
Abb. 3: Einseitiger Broché: Der Schussfaden wird über das ganze Dessin hin- und hergeführt, ohne abgeschnitten zu werden. Es entsteht eine sehr feste Einbindung.
Abb. 4: Lancé découpé: Der Schussfaden wird abgeschnitten. Die Festigkeit wird über eine doppelte Leinwandkontur erreicht; trotzdem sehr zieheranfällig.