Читать книгу Lexikon der Gewebe - Thomas Meyer zur Capellen - Страница 9
ОглавлениеAsbest, engl., griech. asbestos = unvergänglich, unauslöschbar. Natürliches Mineral, das mit seiner Feinststruktur an vielen Stellen der Erde in die Erdkruste eingebunden ist. Asbest galt als Wunderfaser, da sie sehr hitzebeständig ist, eine hohe Isolationsfähigkeit hat, sehr säureresistent, elastisch und zugfest ist. Typische Einsatzgebiete: Rohre, Wellpappen, Pflanzkübel, Fassadenverkleidungen, Brandschutzplatten, Fugenmaterial usw. Asbesthaltige Produkte sind nicht leicht zu erkennen. Typische Merkmale: nicht brennbar und verkohlen nicht, an den Bruchstellen sieht es meist faserig-wollig aus. Die Farbe ist weiß bis grau, manchmal ins Bläuliche gehend. Die Haptik ist fettig, ohne dass die Haut fettig wird. Freigesetzte Asbestfasern können in die Lunge gelangen und rufen Asbestose hervor. Heute ist Asbest in vielen Ländern verboten. Das größte Problem ist seine Entsorgung.
Literatur: W. E. Höper: Asbest in der Moderne. Industrielle Produktion, Verarbeitung, Verbot, Substitution und Entsorgung, Waxmann Verlag, Münster/New York, 2008.
Ashmouni (Ashmuni), langstapelige ägyptische Baumwollsorte, ist als → Mako- und → Jumelbaumwolle bekannt geworden und heute nur noch historisch von Interesse; → Baumwolle.
ASTM, Abkürzung für American Society for Testing and Materials = Gesellschaft für Werkstoffprüfung; definiert Prüfungen für Funktionsmaterialien wie Membranen, Lederimitate und Mikrogewebe, wie z. B. → Gore-Tex®, → Sympatex®, → Techtex™.
Astrachan, Webpelz, nach der gleichnamigen Stadt in Russland benannt, auch als Eisblumenplüsch bezeichnet. Der Astrachan wird als Ruten- oder Doppelplüschware hergestellt. Grundgewebe dieser Pelzimitation ist meist Baumwolle, der Flor kann aus Mohair, Seide, aber auch Viskose sein. Um die typische Optik zu erhalten, wird das Florgewebe „astrachiert“, d. h., die Flordecke wird gekocht, geknautscht und gedämpft; → Krimmer.
Einsatz: Mäntel, Jacken, DOB und HAKA.
Astrachin, → Astrakin (siehe Abb. 1, 2, S. 237).
Astrakin, engl. = bonded crimped fabric; ist als unechter Cloqué einzustufen, da hier die stark blasigen Muster nicht wie beim echten Cloqué durch die Webtechnik eines Doppelgewebes hergestellt werden, sondern durch das Zusammenkleben zweier Gewebelagen (daher auch Klebecloqué). Die Oberware wird aus Normalfäden (Normaldrehung) gewebt. Materialien sind je nach Verwendung Seide, Chemiefasern, Wolle usw. Das untere Gewebe besteht aus einer Crêpe-Georgette-Ware, Kette und Schuss aus Kreppgarn, 2 Z- und 2 S-Drehungen, geschärt oder geschossen. Die Optik des Astrakin richtet sich nach der mustermäßigen Bedruckung (z. B. durch den Rotationsfilmdruck). Nach dem spannungslosen Trocknen wird die Ware in heißem Wasser mit Seife und Soda krepponiert. Auch andere Ausrüstungsvarianten sind möglich. Das Kreppgewebe springt ein, und die Oberware muss den Schrumpf zwangsläufig mitmachen. So entstehen blasenförmige Figuren, die nicht immer so haltbar sind wie der echte → Cloqué, da sich der Kleber lösen kann.
Einsatz: DOB, z. B. Kleider, Blusen, Kostüme, sowie Dekoartikel.
Äterna, lat. aeterna = Ewigkeit; der Begriff weist auf die Gebrauchstüchtigkeit hin und war eine klassische Bezeichnung für gutes Bettlakengewebe in Leinwandbindung. Vereinzelt verwendete man auch noch den Ausdruck „Bettlaken zur Mitte verstärkt“. Die Kettfäden – meist Zwirne – nehmen von beiden Webkanten gerechnet in bestimmten Abständen zur Warenmitte hin an Fadendichte zu. Diese strapazierfähige Ware ist in seiner Fadenfeinheit und der Bindungskonstruktion (Leinwand) dem → Dowlas ähnlich. Als Materialien wurden Reinleinen, Halbleinen und Fasermischungen aus 80 % Baumwolle und 20 % Viskose verwendet. Um eine gute Haltbarkeit zu gewährleisten, wurden in der Kette Zwirne und im Schuss Garne eingesetzt.
Atlas, engl. = atlas, sateen, satin, arab. atlas = kühl, glatt; Gewebetypen, die immer atlasbindig gewebt werden. Meistens wird der 5-bindige Kettatlas verwendet. Die Ketteinstellung ist fast immer doppelt so dicht wie die Schussfadenanzahl pro Zentimeter. Atlasgewebe zeigen eine glatte, strukturlose und gleichmäßige Oberfläche. Der Griff ist weich, geschmeidig und der Fall sehr elegant. Die Optik ist bindungstechnisch bedingt, da der Atlas keine sich berührenden Bindungspunkte hat. Je größer die Flottierungen (8-, 10-, 12-bindiger Atlas) sind, desto dichter muss die Wareneinstellung sein. Die Folgen einer zu geringen Einstellung wären schlechtes Verarbeitungsverhalten und eine geringe Schiebefestigkeit. Der Griff ist einstellungs- und faserbedingt. Der Begriff Atlas allein sagt nichts über die Materialzusammensetzung aus und ist daher meistens näher bezeichnet, z. B. als Seidensatin, Polyestersatin, Acetatsatin, Baumwollatlas/-satin, Wollatlas usw. (→ Satin). Einstellungstechnisch ist der Atlas sehr breit gefächert, in der Kette von ca. 40–120 Fd/cm und im Schuss von ca. 25–60 Fd/cm. Das Gewicht liegt bei reinseidenen Qualitäten zwischen 30 und 60 g/m2. Wenn man laufende Meter (lfm) berechnet, muss auf die Warenbreite 86–150 cm geachtet werden. Bei Chemiefasern (ohne Mikrofilamente) rechnet man mit dem doppelten Gewicht. Ein klassisches Gewicht für einen Baumwollsatin liegt bei ca. 120 g/m2. Einstellungsbeispiel: Fd/cm in Kette und Schuss 50 × 31, Nm 68 × 68 in Kette und Schuss. Der Schussatlas wird überwiegend für robuste, stärkere Gewebekonstruktionen verwendet, z. B. Möbelstoffe, Taschenfutter. Eine Ausnahme bildet u. a. der Crêpe-Satin.
Abb. 1: Kettatlas 5-bindig (Flechtbild und Patrone)
Abb. 2: Schussatlas 5-bindig (Flechtbild und Patrone)
Abb. 3: Deutlich sichtbar ist hier die hohe Kettfadendichte des Atlasgewebes (hier 100 % Baumwolle) (30-0401-01-02)
Abb. 4: Atlasbindung (Detail); seitlich gut zu erkennen, dass der Kettfaden über 4 Schussfäden flottiert und der danebenliegende Kettfaden die Steigungszahl 2 hat (30-0401-01-02).
Atlasgewebe mit geringem Glanz werden meist für Tageskleider und Blusen verwendet, stark glänzende Satins für Abendkleider, Tops, Kostüme etc. Je nach Gewicht und Optik gibt es noch spezielle Gewebebezeichnungen: Kettatlas wie → Duchesse, → Liberty, → Messaline, → Merveilleux, → Foulardine, → Satinella und Schussatlastypen wie → Moleskin, → Zanella und → Crêpe-Satin.
Atlasbindung (Satinbindung), engl. = satin; Grundbindung, bei der die Bindepunkte gleichmäßig über den Rapport verteilt sind und sich gegenseitig nicht berühren. Die kleinste Atlasbindung ist 5-bindig.
Atmungsaktivität (Atmungsfähigkeit), engl. = breathability; → Wasserdampfdurchlässigkeit.
ATY, Abk. für Aero Textured Yarn, in Korea gebräuchliche Bezeichnung für ein lufttexturiertes Garn, bekannt auch unter dem Namen → Taslan; sehr zugfest und von hoher Abriebfestigkeit.
Ätzdruck, engl. = discharge printing; Drucktechnik (→ Druckerei), bei der die vorher gefärbte Ware bedruckt und mittels einer Ätzpaste die Fondfarbe mustermäßig herausgeätzt wird, sodass die weiße Grundware wieder zum Vorschein kommt (Weißätze). Setzt man der Ätze noch ätzbeständige Farbstoffe (Illuminationsfarbstoffe) hinzu, entsteht eine sog. Buntätze. Weiß- und Buntätzen werden überwiegend für kleinere, nicht zu stark den Fond bedeckende Dessins verwendet. Buntätzen sind an der gestochen klaren Form und auf der rechten Seite häufig an den sehr feinen weißen Konturen um das Dessin herum zu erkennen. Auf der linken Warenseite lassen sich in den Figuren meist Reste der Fondfarbe finden. Eine klassische Buntätze kann man mit ätzbarem Reaktivfarbstoff (Fond) vornehmen und mit einer Küpenätze bedrucken. Die Fondfarbe muss allerdings lagerfähig sein und darf keinen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden. Des Weiteren darf das Ätzreduktionsmittel nicht zu lange zwischenlagern (bis zum Dämpfprozess), da sonst der Luftsauerstoff eine Reduktion der Ätze verhindert.
Ätzsamt, → Ausbrenner, → Velours dévorant.
Ätzsatin, engl. = burnt-out satin; → Crêpe reversible.
Ätzspitze, engl. = burnt-out lace; Imitation der alten → Nadelspitze. Sie wurde erstmalig von den Gebrüdern Wetter in St. Gallen hergestellt; → Luftspitze.
Aufdruck (Direktdruck), engl. = direct printing, application printing; → Druckerei Unterpunkt A.
Ausbrenner (Dévoré), engl. = burnt-out fabric, frz. dévorer = verzehren; Transparent- oder Halbtransparentgewebe → wie Batist, → Georgette oder → Voile. Je nach Verwendung weisen sie einen fließenden Fall und weichen Griff auf. Jacquardähnliche Optiken werden z. B. durch folgende Materialzusammensetzung erzielt: fasergesponnene Mischung aus CO und PES oder CV und PES. Eine andere Variante ist das Schären von einem Faden PES und einem Faden CO im Schuss. Ein Garn wird dabei mit weicher, das zweite mit Kreppdrehung gesponnen. Die dritte Möglichkeit besteht in der Verwendung von Corespun-Garnen. Weitere Materialkombinationen für eine Ausbrennerware sind PES mit CA, PES mit WO oder CV mit CA.
Abb. 1: Das Gewebe wird partiell vom Baumwollschuss abgedeckt, der transparente Teil zeigt die offene, taftbindige (Filament-)Grundkonstruktion.
Abb. 2: Die Halbtransparenz des Ausbrenners ist gut sichtbar (10fach vergrößert).
Abb. 3: Hier sieht man deutlich die Polyesterfilamentgarne in Kette und Schuss und das teilweise „ausgebrannte“ Baumwollfasergarn (150fach vergrößert).
Ausbrenner werden als Raschelware und Strickware angeboten. In der Veredlung bedruckt man das Gewebe mit Chemikalien, die Cellulose-Anteile (z. B. Viskose) werden chemisch zersetzt, d. h. verbrannt, während die synthetischen Chemiefaseranteile (z. B. Polyester) erhalten bleiben. Das mit Ätzpaste bedruckte Gewebe wird im Ofen bei 150 °C ca. 1–2 min getrocknet und anschließend kalt ausgespült, um den Cellulose-Anteil zu entfernen. Man erhält eine halbtransparente Ware, die im Dekobe reich auch als „Inbetween“ bekannt ist. → Velours dévorant.
Einsatz: Kleider, Hosen, Strumpfhosen, Jacken, Dekostoffe, Accessoires.
Literatur: M. Peter; H.-K. Rouette: Grundlagen der Textilveredlung, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 1989.
Ausziehverfahren, engl. = exhaust dyeing; Färbeverfahren, bei dem der Farbstoff aus der Färbeflotte auf den Faserstoff aufzieht (Ausziehen des Farbstoffs aus der Färbeflotte), → Färberei. Ein weiteres Färbeverfahren ist das → Klotzfärben. Beim Ausziehverfahren und beim Klotzen unterscheidet man in der Verfahrenstechnik kontinuierliche und diskontinuierliche Verfahren. Typisch für den diskontinuierlichen Prozess sind die zeitlich nacheinander ablaufenden Verfahrensschritte, während bei kontinuierlichen Verfahren die einzelnen Verfahrensschritte zeitgleich stattfinden.
Quelle: TVI-Verband e.V., 2005.
Avivage, engl. = finish, finishing, frz. aviver = beleben; wird schon in der Flocke oder – wie bei Chemiefasern – nach dem Ausspinnen vorgenommen, um in der Verarbeitung die notwendige Glätte, Weichheit und bei Chemiefasern die antistatische Wirkung zu gewährleisten (Spinn-Avivage). Nach dem Färben erhalten die Garne/Fäden eine weitere Avivage, die auf die geforderten Eigenschaften abgestimmt wird. Die Avivagen bestehen überwiegend aus grenzflächenaktiven Substanzen wie Fetten und Ölen. Da hierbei auch ökologische und humanökologische Probleme entstehen können (z. B. Abbaubarkeit, Krankheitsauslöser), sucht man nach alternativen Möglichkeiten.
Axminster-Teppich, engl. = Axminster carpet; nach der im Südwesten Englands (Grafschaft Devon) gelegenen Stadt Axminster benannter gewebter Chenilleteppich, bei dem das Effektmaterial Chenille den sog. Flor bildet. Dieser Teppich gehört zu den Veloursteppichen und wurde in der gleichnamigen Stadt schon 1755 produziert. In Deutschland (Olsnitz im Vogtland) ist diese Ware um 1880 gewebt worden.
Azofarbstoffe, frz. azot = Stickstoff; wichtigste Gruppe der synthetischen (Teer) Farbstoffe. Die Azo-Gruppe (-N=N-) liegt in den meisten Farbstoffgruppen vor (s. u.), außer bei Küpen- oder Schwefelfarbstoffen. Sie ist als Chromophor entscheidend für die Farbigkeit verantwortlich. Man sollte aber die Azogruppen nicht mit der oft genannten Gefährlichkeit der Azofarbstoffe gleichsetzen, die sich abspaltende, freisetzbare Acrylaminkomponenten enthalten. Diese haben ein kanzerogenes Potenzial.
Folgende bekannte Farbstoffe sind Azofarbstoffe:
– Säurefarbstoffe
– Entwicklungsfarbstoffe
– Direktfarbstoffe
– Metallkomplexfarbstoffe
– Reaktivfarbstoffe
– Pigmente
Es sind aber Farben, die brillante Töne zu günstigen Preisen bieten. Nicht nur für Einfärbungen natürlicher und synthetischer Fasern werden Azo-Farben verwendet, sondern auch für Papier, Leder, Kunststoffe, Mineralöl und Wachs, wie auch für Lebensmittel und Kosmetika.
Literatur: H.-K. Rouette: Handbuch Textilveredlung, Band 1, Farbstoffe für Baumwolle, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 2006.