Читать книгу Lexikon der Gewebe - Thomas Meyer zur Capellen - Страница 12
ОглавлениеBrokat, engl. = brocade; ital. broccato = Brokat, abgeleitet von frz. broché = Spindel, Nadel, broderie = Nadelarbeit, Stickerei; im 17. und 18. Jahrhundert bezeichnete man mit Brokat ein schweres, reich gemustertes Seidengewebe, das mit Gold- oder Silberfäden durchwirkt war. Heute werden reich gemusterte, schwere, aber auch relativ leichte Stoffe als Brokat bezeichnet, wenn sie ganz oder teilweise mit Metallfolienfäden (Mefo) belegt oder reich jacquardgemustert (vor 1800 wurden Zug- und Zampelstühle eingesetzt) mit einer großen Vielfarbigkeit gearbeitet sind (z. B. Taschenbrokate). Genau genommen entspricht die Bezeichnung „Brokat“ nicht der Webart, sondern weist auf ein ursprünglich brochiertes Gewebe hin. Brokat ist eine Handelsbezeichnung, die einen Materialzusatz erhält, z. B. Seidenbrokat. Billigbrokate findet man in jedem Kaufhaus bei Läufern, Untersetzern, Bügel- und Telefonbezügen. Nicht zu verwechseln mit → Gobelin.
Abb. 1: Jacquard-Brokat: Die Opulenz der Musterung und der goldene stickereiartige Effektschuss sind gut erkennbar.
Abb. 2: Brokat-Damast (groß); gut erkennbar: die Opulenz und die goldene Maske als Brokateffekt.
Abb. 3: Brokat-Damast (Detail); der Ife-Kopf ist in goldfarbenen Brokatgarnen gewebt. Die sehr dichte Kette (120 Fd/cm) dieses Stoffes gibt dem Dessin den milden Glanz und steht im Kontrast zur gelblichen, schussbetonten Bindung des Fonds.
Brokatelle, engl. = brocatelle; Handelsbezeichnung, die im Zusammenhang mit dem → Damast genannt werden sollte, da der Begriff eine stark plastische Wirkung beschreibt, die dadurch hervorgerufen wird, dass durch ein zweites Kett- und Schussfadensystem ein Doppel- oder Hohlgewebe entsteht.
Diese Gewebeart findet man erstmals um 1520. Die stark plastische Wirkung entsprach der Mode der damaligen Stilepoche. Es handelt sich um die Verkleinerungsform von → Brokat, womit man zum Ausdruck bringen wollte, dass die Brokatelle („kleiner Brokat“) nicht so anspruchsvoll, d. h. nicht so bunt und reich gemustert, war wie der Brokat.
Einsatz: Jacken, Kostüme, Heimtextilien.
Broken Twill, dtsch. = Kreuzköper (gebrochener Köper); der deutsche Begriff Kreuzköper ist im internationalen Textilbereich wenig geläufig. Die für den Bereich des „Jeans Look“ verwendete Konstruktion ist der 4-bindige Kettkreuzköper (s. Abbildungen S. 55).
Die Optik kann satinartig sein, aber die Ware neigt bei zu geringem Gewicht zur Schiebeanfälligkeit. Durch den Wechsel von Z- und S-Grat verhindert man den Drehbeineffekt (Twist) des konfektionierten Gewebes. Die Ware weist einen weichen Griff und eine sehr gute Strapazierfähigkeit auf.
Einsatz: Jacken, Hosen, Mäntel. → Kreuzköper, → Jeans.
BRT, Abk. für Bright Yarn (glänzendes Filamentgarn), gebräuchlich in Korea.
Brundtland, Gro Harlem, * 1939 in Baerum (Norwegen); ehemalige norwegische Ministerpräsidentin und Umweltministerin, von 1998 bis 2003 Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der → Brundtland-Bericht trägt ihren Namen, da sie 1987 den Vorsitz der Vereinten Nationen innehatte, → Nachhaltigkeit. Der Bericht ist auch unter dem Titel „Our Common Future“ bekannt.
Brundtland-Bericht,→ Nachhaltigkeit, → Brundtland, Gro Harlem.
Abb. 1: Broken Twill, rechte Warenseite, 10fach vergrößert, Kreuzköper 3/1
Abb. 2: Broken Twill (rechts), Kreuzköper 3/1; mit dieser Konstruktion wird eine satinähnliche Optik erreicht, mit einem weicheren Griff als eine klassische Köperbindung.
Abb. 3: Broken Twill, linke Warenseite, 10fach vergrößert, Kreuzköper 3/1
Abb. 4: Broken Twill (links), Kreuzköper 3/1, gut erkennbar: die Kreuzlage der blauen Kettfäden.
BSB, biochemischer Sauerstoffbedarf. Er wird in der Regel für fünf Tage angegeben (BSB 5). Er zeigt an, wie viel Sauerstoff beim Abbau der Schadstoffe des Abwassers durch Bakterien und Mikroorganismen verbraucht wird. Je höher der BSB5-Wert, desto größer ist die organische Verschmutzung.
BSCI, → Business Social Compliance Initiative.
BT-Cotton, genveränderter Baumwollsamen, BT = Bacillus thuringiensis, ein im Boden lebendes Bakterium, das als biologische Alternative zu Pestiziden verwendet wird.
BT-Cotton löst überwiegend in Indien seit 2003 beim Baumwollanbau große Probleme aus, da trotz seines Einsatzes weiterhin gespritzt werden muss und nach einmaligem Pflanzen die Schädlinge gegen BT resistent werden. Die Folge sind Missernten.
Produzent von BT-Cotton ist der amerikanische Konzern → Monsanto.
Buckskin, engl. buck = Bock, skin = Fell; eine Griff- und Bildbezeichnung für ein Woll- oder Halbwollgewebe in Köperbindung oder deren Ableitungen. Bei einer Wollzwirnkette wird für den Schuss teilweise Reißwolle, Baumwolle oder Viskosefasergarn verwendet. Die Ware wird einem Walkprozess unterzogen und dann ein- oder beidseitig geraut.
Einsatz: Anzüge, Mäntel; Hosenstoffe in preiswerten Qualitäten heißen auch → Cassinet oder → Tirtey.
Bügelarm, engl. = minimum iron; bei dieser Ausrüstung kann man das Textil auch ohne Bügeln tragen; durch leichtes Bügeln erhöht sich allerdings der Glätteeffekt. Dies ist bedingt durch den geringeren Einsatz von Kunstharzen; → Bügelfrei, → Pflegeleicht.
Bügelfrei, engl. = no iron; Textilien mit dieser Auszeichnung sind mit cellulosevernetzenden Kunstharzen oder einer Flüssigammoniak-Ausrüstung (FLA) versehen, sodass sie ca. dreißigmal faltenfrei und dimensionsstabil gewaschen werden können; → Bügelarm, → Pflegeleicht, → Sanfor.
Bundfutter, engl. = waist lining; überwiegend mit Streifen oder Rauten bedrucktes, schussatlasbindiges Baumwollgewebe, welches zum Abfüttern des Hosenbundes verwendet wird. Einstellung ca. 34 × 44 Fd/cm, Nm 70 × 60, Gewicht ca. 140 g/m2. Ausrüstung: Bedrucken, Appretieren, Kalandern. Bundfutter wird aufgrund der höheren Dehnbarkeit schräg zugeschnitten.
Burberry®, geschützter Markenname der gleichnamigen engl. Firma.
1. Klassischer Baumwoll-Gabardine, der aus einer Vollzwirnware hergestellt wird. → Gabardine.
Einsatz: Imprägnierte Mantelstoffe für Berufs- und Freizeitkleidung, ohne Imprägnierungen auch für Anzüge und Kostüme.
2. Mäntel aus feinem, reinwollenem Kammgarn, die imprägniert eine feine und teurere Wetterbekleidung darstellen als 1.
Business Social Compliance Initiative (BSCI), Vereinigung, die sich für faire Arbeitsbedingungen in den Lieferländern einsetzt. Das Ziel ist, die sozialverträglichen Produktionsbedingungen zu fördern, in Übereinstimmung mit den Konventionen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die die folgenden Normen aufgestellt hat:
– Einhaltung der gültigen Gesetze
– Versammlungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen
– Verbot jeglicher Diskriminierung
– Einhaltung der gesetzlichen Mindestlöhne und Bezahlung der Überstunden
– Festlegung der Höchstarbeitszeit auf 48 Stunden pro Woche und Begrenzung der Überstunden
– Klare Regeln und Verfahren für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
– Verbot von Kinderarbeit
– Verbot von Zwangsarbeit und Disziplinarmaßnahmen
Einhaltung der Mindestanforderungen für die Abfallbewirtschaftung, den Umgang mit Chemikalien und anderen gefährlichen Stoffen und deren Entsorgung. → Corporate Social Responsibility.
Byssus, engl. = byssus fabric; feinfädiges, poröses Hemdengewebe in Halbdreherbindung ohne aktuelle Bedeutung. Diese hochwertige Ware wurde in Kette und Schuss mit mercerisierten Makozwirnen gearbeitet und kam uni und bunt gemustert in den Handel.
Byssusseide (Muschelseide), engl. = byssus silk, shell silk, sea silk; zum Faden erstarrtes Sekret bestimmter Steckmuschelarten, auch Lana Penna, Pinna nobilis, Kammmuschel, Miesmuschel, von den Arabern auch Meereswolle genannt. Der sog. Byssusschopf, den die Muscheln ähnlich wie Insekten aus einer Spinndrüse ausscheiden, um sich damit am Meeresgrund zu verankern, besteht aus einer Vielzahl von 20–50 cm langen Fäden. Schon im Altertum bekannt, wurde diese Seide bis zum Ende des 19. Jh. in größerem Umfang gewonnen und zu hochwertiger Kleidung verarbeitet. Die Muscheln werden bis zu 90 cm groß. Die feinsten Muschelseidengewebe verarbeitete man in Indien und exportierte sie. Byssusseide hat fast die Festigkeit einer Bombyxseide; die daraus gefertigten Stoffe zeigen einen mondlichtähnlichen Glanz, besitzen einen weichen Griff und einen fließenden Fall. Monschauer Weber fertigten eines der letzten Textilien aus Byssusseide, das mit feinster Merinowolle gemischt war und der „Madame mère“, Napoleons Mutter, zum Geschenk gemacht wurde.
Unter dem Mikroskop kann man die beiden Seidenarten Bombyx und Byssus gut unterscheiden: Zuchtseide ist glatt, Muschelseide zeigt die leichte Wellenstruktur des Meeres, aus dem sie kommt. Byssusseide ist nicht mit Byssusleinen zu verwechseln, welches ein feines, schleierartiges Flachsgewebe war und z. B. für Mumienbinden verwendet wurde. Seit dem vermehrten Aufkommen indischer und persischer Baumwolle im 15. Jahrhundert wurde das feine Byssusleinen mehr und mehr verdrängt.
Einsatz: Kleider, Blusen, Handschuhe, Repräsentationsgewebe und Wandbespannungen.