Читать книгу Lebenslänglich - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 10

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Kapitel 7

Nachdem Violett den Wagen in der Garage geparkt hatte, ging sie auf das Haus zu, mit den Worten: »Ihr wisst ja, was ihr zu tun habt!«, in Richtung von Tamora und Solveig.

»Ja, Mistress!«, kam es zugleich von ihren Begleiterinnen.

Tamora nahm die geheimnisvolle Einkaufstasche an sich, über deren Inhalt Solveig mehrfach gegrübelt hatte. »Also entweder müssen wir mehrere Male laufen oder Vio schickt uns Verstärkung.«

»Die Verstärkung ist schon da!«, rief ihnen Modesty vom Eingang der Garage aus zu. »Sieht aus, als wäre eure ›Shopping-Tour‹ sehr erfolgreich gewesen ... Und wie mir der Hausfunk zugeflüstert hat, willst du uns was leckeres Kochen, ›Solvi‹?«, sprach sie fröhlich weiter und nahm von dieser ein paar der großen Papiertüten entgegen.

»Klasse, wie schnell sich hier Informationen verbreiten«, bemerkte Solveig, die sich von der Fröhlichkeit der Südafrikanerin anstecken ließ. »Und ja, stimmt. Ich freu' mich schon drauf!«

»Na, mal sehen, wie lange das so bleibt ...«, stellte Tamora kryptisch fest, schließlich wusste sie sehr genau, wie schweißtreibend das Kochen für sie werden würde, und schmunzelte voller Vorfreude in sich hinein.

Modesty verstand die Anspielung nur zu gut und lachte still. Es ist schon fast gemein, unser Küken so ins Verderben laufen zu lassen … Aber diesen lustvollen Marathon haben wir ja alle schon hinter uns gebracht. Bin schon gespannt, wie sie das durchsteht! Sie kam nicht dazu weiter darüber nachzudenken, denn Tamora beendete ihr anlaufendes Kopfkino.

»Lasst uns erst einmal alles in die Küche und in den Salon bringen«, bestimmte diese gerade. Sie warf einen Blick in den vollen Kofferraum und lachte: »Wir werden wohl zweimal laufen müssen!«

*

»Wenn es dir recht ist, würde ich gern direkt in die Küche gehen und mit dem Kochen anfangen«, wandte Solveig sich an Violett. Sie war bereits dabei sich von ihrem Stuhl am gemeinsamen Esstisch zu erheben, als Tamora sie mit einer bestimmenden Geste davon abhielt.

»Warte bitte noch kurz, ›Solvi‹«, bat diese. Ein verspieltes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie fortfuhr: »Ich war so frei und habe noch etwas für dich besorgt: eine Uniform.«

Solveig sah sie fragend an. »Uniform?«

Tamora nickte. »Yep! Ich meine, wir alle wollen doch nicht, dass deine schönen Sachen beim Kochen schmutzig werden, oder?«

»Stimmt«, meinte Floré, der nicht entgangen war, dass ihre Herrin etwas ausheckte. »Was glaubst du wie schnell da mal Fett spritzt oder dergleichen.«

»Dergleichen ist gut«, kam es lachend von Courtney. »Wie oft musste ich schon hinter dir herwischen, weil dich die Tomaten mal wieder an Liebeskugeln erinnert haben oder dich eine Banane frech angegrinst hat!«

»Wenn überhaupt, läuft es mir dabei an den Beinen runter«, setzte Floré sich zu wehr.

»In die Strümpfe«, griente Kazumi.

»Genau«, nickte die Französin mit einem neckischen Schmunzeln. »Außerdem bin ich nicht du«, giftete sie in ›Cats‹ Richtung, die gerade herausfordernd mit einer Banane aus der Früchteschale spielte. »Du solltest nicht immer anderen beim Auslaufen zuschauen, sondern selbst Seefrau werden und die sieben Weltmeere besiegen!«

»Ist es jetzt gut ihr zwei!«, brachte Violett sich ein. »Wer hier wann ausläuft bestimme ja wohl immer noch ich! Und wenn hier jemand Weltmeere unter sich lässt, dann ist es …«

»Wag' es nicht!«, drohte Tamora nun mit dem Zeigefinger, sich an die Loge im Pariser Theater erinnernd.

»Dir ist schon klar, dass du dich damit gerade selbst genannt hast, oder?«, lachte Violett und gab ihr einen Kuss. »Vielleicht solltest du dich mal auf den Tisch legen, das Röckchen anlupfen und wir zeigen den beiden, was ein Meer ist?«

»Nur, wenn meine Herrin das ausdrücklich fordert«, lehnte Tamora ab und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Neuzugang der Villa.

»Ich kann mir doch eine Schürze umbinden, dann passiert schon nichts« Solveig deutete auf eine, die von ihrem Platz aus zu sehen war.

»Nee, kannst du nicht«, grinste Tamora keck und schaute in die Runde. »Du wirst dich gleich hier umziehen, während wir würfeln, wer heute den Abend bestimmen darf.«

»Hast du an die Würfel gedacht, ›Cat‹?« Violett lehnte sich etwa vor und sah zu ihr hinüber.

»Ja, die hab' ich hier.« Courtney erhob sich schnell von ihrem Platz, huschte zur Kommode und brachte auf dem Weg auch direkt die Spielkiste mit.

»Dann fang' mal an«, forderte Violett sie auf, »und anschließend einmal die Runde durch.«

Courtney setzte sich erst wieder und ließ die beiden Würfel über den Tisch rollen. »Acht«, seufzte sie vor sich hin. »Na ja, geht, aber groß sind meine Chancen damit wohl nicht.«

»Wie heißt es doch: … Glück in der Liebe, Pech im Spiel«, witzelte Floré stichelnd in ihre Richtung und warf Solveig einen vielsagenden Blick zu.

»Ja, … ja, … warte nur ab, du kleines Aas!«, reagierte ›Cat‹ mürrisch und versuchte zu scherzen: »Ich weiß, wo du deine Nylons hortest!«

»Ooh, nein! … Das tust du mir nicht an.« Hilfesuchend wanderte ihr Blick zu Tamora, die sie süffisant angrinste. »Na, das wäre doch grausam … Folter wäre das!« Als ihre Herrin immer noch nicht reagierte, fügte sie hinzu: »Die ist verboten! Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden, nicht wahr?«

»Na, dann sollte ich in deinem Fall künftig auf die Gerte verzichten, oder?«, neckte Tamora sie nun. »Nix mehr von wegen in den Käfig, ans Kreuz und fesseln … Nie wieder füßeln?! Wo Folter doch verboten ist, wie du sagst?!«

Floré starrte sie erschrocken an und schluckte heftig. »So habe ich das nicht gemeint«, versuchte sie zu erklären, aber als ihr nichts weiter dazu einfiel, klopfte sie schlicht mit der Hand auf den Tisch und meinte: »Das ist etwas ganz anderes!«

»Jedenfalls eine gute Idee, ›Cat‹«, mischte sich Violett mit einem teuflischen Grinsen ein. »Wer ist als nächstes dran? Modesty?!«

»Dann will ich mal schauen, ob ich Glück habe.« Die Südafrikanerin nahm die Würfel, schüttelte sie kurz in den Händen und ließ sie auf die Tischplatte fallen, wo sie wild herumsprangen, ehe sie liegenblieben. »Ach, nö … Nur eine sechs.« Sie sah zu Courtney hinüber. »Siehst du: Du bist noch im Rennen.«

Jetzt nahm sich Solveig die Würfel und versuchte ihr Glück. Gespannt wartete sie, bis die beiden liegen blieben.

»Na, zweimal eine eins ist nicht üppig«, grinste Kazumi.

»Ich sag's doch«, lachte Floré. »Glück in der Liebe, Pech im Spiel … Nehmt' es nicht so tragisch … Frische Liebe ist doch auch was … Nur aufpassen! Mein Großvater meinte immer, dass sei wie auf den Arsch zu fallen. Sie kommt plötzlich, meist ist man betrunken und anschließend tut einem der Schritt weh!«

»Und ich glaube, dass man gar nicht so viel machen muss, um kein Arschloch zu sein: Es reicht oft schon völlig aus, das Falsche nicht zu sagen!«, fauchte Courtney sie an.

Es war Violett, die sie mit einem Faustschlag auf den Tisch zur Räson brachte. »Es reicht jetzt!« Sie wandte sich an Floré. »Noch eine dusselige Bemerkung und es setzt was! In einer Minute hab' ich den Rohrstock in der Hand … Und glaub' mir, du wirst morgen nicht mehr sitzen können! Kapiert?« Dann richtete sie sich an ›Cat‹. »Für dich gilt das Gleiche!« Sie nahm sich die Würfel und legte eine Elf vor. Nachdem Tamora nur eine Neun würfelte, Kazumi eine fünf hinlegte und Floré eine zehn erreichte, stand fest, dass sie an diesem Abend die Siegerin war.

*

»Keine Angst!«, beschwichtigte Violett die Mädchen, die ihre Augen voller Neugierde auf sie gerichtet hatten. »Ich werde es heute mal nicht übertreiben, ... aber es wird auf jeden Fall ein lustiger Abend werden.« Sie gab Solveig ein Handzeichen. »Du kannst dich jetzt umziehen und ›Cat‹ …!«, sie sah auffordernd zu ihr hinüber, »Du hilfst ihr, wie besprochen.« Sie gab sich den Anschein, als wäre damit alles gesagt. Doch dann fügte sie für die beiden unvermittelt hinzu: »In unserer ›Toy Box‹ sind die Vibro-Eier.« Sie lächelte charmant. »Die dürft ihr euch vorab schon einmal gegenseitig einführen. Die ›R/C-Controller‹ legt ihr natürlich auf den Tisch.«

»Hihi«, grinste Floré, die heute sehr aus sich herausging. »Frei nach Abraham Lincoln: Die Hennen-Sklavin ist das geilste Geschöpf im Reich der Lust. Sie gackert, wenn das Ei sie fertigmacht!«

»Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und ›Chéries‹ Doofheit, aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher, Mrs. Einstein!«, konterte Courtney, die nicht nur einmal mit diesem lustvollen Spielzeug zu tun hatte und ahnte, wie erfüllend das gleich für sie und Solveig werden würde. Schon der Gedanke daran ließ sie lustvoll seufzen.

Solveig schaute etwas verwirrt drein. Sie hielt sich verbal zurück und dachte: Das sind doch nur zwei Spielzeuge. So schlimm wird es wohl nicht werden. Ihr Blick wanderte zu Tamora hinüber, die gerade die Einkaufstüte vor sich auf den Tisch stellte und sie auffordernd anlächelte. »Es wird Zeit, dass du dich umziehst, ›Solvi‹! Ich denke, alle sind sehr gespannt zu sehen, ob dir die Sachen stehen und auch passen.«

»Kann mir bitte jemand kurz helfen? … Das Kleid hinten …« Solveig hatte den Satz nicht beendet, als ihre Geliebte auch schon hinter ihr stand und half den Reißverschluss herunterzuziehen. »Danke!«, flüsterte sie ihr über die Schulter hinweg zu.

»Bist du eigentlich mit deinem Spiel fertig geworden, ›Kaz‹?«, erkundigte sich Violett bei Kazumi.

»Soll ich es holen, Mistress?« Die Asiatin ahnte, warum Violett nachgefragt hatte.

»Ja, das wäre schön!«

Kazumi deutete eine höfliche japanische Verbeugung an und entfernte sich schnellen Schrittes, um das Gewünschte zu bringen.

Zwar fühlte sich Solveig momentan nicht ganz in den Mittelpunkt gestellt – eben nicht, wie sie es bei dem letztlich sehr intimen Eingangsverhör empfunden hatte – doch ebenso von allen beobachtet. Insbesondere blieben ihr die begehrlichen, lüsternen Blicke Courtneys nicht verborgen. Als sie ihr Kleid ordentlich zusammenlegte und über ihre Stuhllehne hing, leerte Tamora die Einkaufstasche und schob ihr den Inhalt zu. Mit jedem Teil, dass zu ihr wanderte wurde sie sichtlich nervöser, was den anderen Mädchen ein sichtliches Vergnügen bereitete. Soll ich das tatsächlich beim Kochen tragen?, ging es ihr durch den Kopf. Sich rückversichernd schaute sie Tamora an, die es sich mit leicht gespreizten Beinen auf dem Schoß ihrer Verlobten bequem gemacht hatte, sich von dieser sanft streicheln ließ und sie nicht eine einzige Sekunde aus den Augen ließ.

»Nun mach' schon, ›Solvi‹!«, nickte sie ihr auffordernd zu, die heiße ›Lingerie‹ endlich anzuziehen, die sie für die Schwedin ausgewählt hatte.

Solveig betrachtete die Sachen eingehend. Vor ihr lag eine sehr aufwendig gearbeitete brustfreie Korsage mit je drei Strapsen für jedes Bein und Strumpf. Daneben lagen ein Slip Ouvert und kostbare Nylons. Sie öffnete den Deckel des Schuhkartons, in den sie bislang nicht geblickt hatte und fand ein Paar High Heels von ›Valentino‹ mit zwei Knöchelriemchen. Andächtig ließ sie ihre Finger über die Sachen gleiten.

»Wow!«, kam es Floré über die Lippen. »Das sieht ja heiß aus! Na los, ›Solvi‹«, feuerte sie die weißblonde Schwedin an, »das wollen wir jetzt aber wirklich alle mal an dir sehen!« Sie war von Tamoras Auswahl sichtlich begeistert.

Inzwischen kehrte Kazumi wieder an den Tisch zurück und stellte eine schlichte, unauffällige Pappbox vor sich ab. Ungewollt zog sie damit die Aufmerksamkeit der anderen auf sich.

»Was hast du denn da für uns mitgebracht?«, regte sich Modestys Neugierde.

»Nur ein Spiel, das Violett und ich entworfen haben«, erklärte sie, in der ihr sehr eigenen Bescheidenheit. »Es soll als kleine Ergänzung für unsere Spielabende dienen.« Sie nahm den Deckel herunter, legte ihn sorgsam beiseite und klappte das aus Holz gefertigte und von ihr liebevoll bemalte Spielbrett auseinander.

»Das sieht ja aus wie ein riesiges ›Ludo‹-Spiel[4]«, bemerkte Modesty.

»Aber diese schwarzen Felder habe ich noch nie auf dem Spielfeld gesehen.« Floré tippte mit dem Zeigefinger auf eines.

»Jedenfalls cool«, lobte Modesty das abgeänderte


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